Es ging hier schon ein paar Mal um Nokias neues Buzzword Lifeblog, diese blogähnliche Kombination von Computer und handy. In diesem Fall: Dem neuen Nokia 7610. Das heisst, beinahe wäre es nicht mehr darum gegangen, als ich diese Pressemitteilung über Nokias Ideen zur Lifeblog-Präsentation auf der Photokina in Hamburg las:

Im exklusiven Rahmenprogramm der vom Hamburger Unternehmen Preview Event & Communication veranstalteten Photokina-PreView wirkt u.a. der Star-Figaro Gerhard Meir mit. Der Promi-Friseur wird mit seinen Models kommen und persönlich “Hand anlegen”.

Das dürfte für die aktuellen Blogger in etwa so zielgruppenspezifisch sein wie gegrilltes Skunk beim Barbecue. Und für die anvisierte chichi-Zielgruppe ist Bloggen wiederum Computer an sich schon wieder bäh, weil man kann ihn ja nicht offen wie die Elle Decoration und Business Vogue rumliegen lassen. Nokia führt damit vor, dass es ihnen wirklich nur um das Buzzword geht, frei von Anspruch und Qualitätskriterien.

Obwohl es demzufolge schon fast rufschädigend ist, sich mit dem Handy eines heissluftföhnenden Promi-Lockenwicklers sehen zu lassen, habe ich mir heute mal eines dieser neuen Nokias zu Gemüte geführt. Oder besser gesagt, versucht, es mir zu Gemüte zu führen. Mein Gemüt hat gelitten. Es fing schon damit an, dass ich eine SIM-Card einsetzen wollte. Meine Card begleitete mich vier Jahre lang treu durch drei Handies unterschiedlicher Hersteller. Es gab nie ein Problem. Das Nokia wollte die Karte nicht erkennen. Keine SIM-Card, sagte das Display, obwohl ich sie nach der fummligen Entriegelung der Rückseite richtig eingesetzt hatte. Unter dem Akku, wo auch die Speicherkarte versteckt ist – aber das ist ein anderes Kapitel.

Letztlich stellte sich dann heraus, dass das Gehäuse offensichtlich den Akku nicht stark genug auf die SIM-Card drückt, weshalb die keinen Kontakt bekommt. Um das Ding zum Laufen zu bekommen, musste ich ein gefaltetes Papier zwischen Akku und SIM-Card stecken. Genau 4 mal gefaltet im übrigen, denn bei einer Lage Papier verlor das Nokia bei jeder schnellleren Bewegung den Kontakt zur Karte. Nun liegt hier kein popliges Siemens Xelibri aus dem Ramsch, sondern ein Spitzenmodell, das ganz bewusst an Journalisten zum Testen gegeben wird. Peinlich, das. Die Chichi-Zielgruppe sehe ich schon mit hochrotem Kopf in den Shops stehen und den Verkäufer zur Schnecke machen, weil Melanie und Anja ihr wegen diesem Ding nichts von den tollen Sonderangeboten bei Escada erzählen konnten. Nicht alle sind so unkompliziert wie _Lu und Emily.

Erste Erkenntnis in Bezug aufs Lifebloggen: Ohne SIM-Card geht das Ding nicht, noch nicht mal als Kamera oder für Notizen. Ohne SIM kein Lifeblog. Warum eigentlich nicht, Nokia?