Eine der beliebten, oft erzählten Tresenstories der Blogosphäre ist die Geschichte rund um den amerikanischen Moderator Dan Rather – genannt Rathergate – der ein Dokument über George Bush präsentierte und von einem Aufschrei mehrheitlich rechter amerikanischer Blogs belehrt wurde, dass er mit einer Fälschung hantiert hatte. Was dann zu seinem Niedergang beitrug. Jedenfalls war das für die Medien ein gefundenes Fressen, Blogger durften auch auf die Wahlveranstaltungen, und weil der US-Wahlkamof ansonsten eher eine politikbefreite Zone vorhersehbarer Phrasen ist, gaben die Blogger immer eine gute Story her. Sie machten zwar keine dollen Interviews, berichteten nicht aus den Bordellen nach den Parteitagen und ihre Beiträge sind heute längst vergessen, aber angeblich hat die US-Wahl Blogger gross raus gebracht.

Wie auch immer, Bundeskanzler Schröder erwischte die hiesige Blogosphäre mit der Neuwahlankündigung ziemlich auf dem falschen Fuss. Niemand hatte damit gerechnet, und jetzt mussten in Windeseile die passenden Blogs für die passenden Themen her. Neben den unbeholfenen Versuchen der Parteien, das Thema irgendwie selbst zu machen – Klogriff inclusive – gab es auch mehr oder weniger gut besuchte überparteiliche Blogs, die mehr oder weniger sinnvoll mit Autoren bestückt waren: Wahlblog.de, neuwahl05.de, lautgeben.de, bundestagswahlblog.de, wahlen2005.blogspot.com, election.de, wahltagebuch.de – mal ehrlich, wann hat denn jemand das letzte Mal dort hingeschaut? Vermutlich mehr Leute als bei den kläglichen Versuchen von AOL, Focus, Handelsblatt oder Tagesschau, ebenfalls an diesem Rad zu drehen.

Es gab bei den Wahlen wohl tatsächlich einen gewissen Peak. Bei meinem damals recht politischen Blog schwoll der Leserstrom zur Wahl um ca. 50% an, um sich danach auf ein Niveau knapp über der Zahlen vor der heissen Phase des Wahlkampfs einzupendeln. Sieht man sich die versickerten Kommentarstränge der Wahlblogs an, muss bei denen ziemlich die Luft raus sein. Thema vorbei, Blog tot. Die Wahl hat keinen zum Star gemacht, keines der Wahlblogs hat den Schub mitgenommen, um sich auch nur ansatzweise zur Ergänzung oder gar zum Mitspieler der traditionellen Medien zu entwickeln. Was angesichts der meisten Leistungen in den Wahlblogs, offen gesagt, nicht wirklich zu bedauern ist. Denn irgendwelche besonderen Aspekte, die die Medien übersehen hätten, konnten auch die Wahlblogs, egal ob aus der Blogosphäre entstanden oder von den Medien gewurschtelt, kaum bringen. Es war ein netter Versuch, manche Leute hatten ihren Spass, das warŽs aber auch schon.