Inzwischen gibt es in Deutschland Leute, die sich als Profiblogger bezeichnen – manche mit Grund, manche aus Gründen der PR, aber es gibt sie. Und es gibt Firmen und Medienhäuser, die etwas für das Bloggen bezahlen.

Neben aktuell diskutierten Leistungen wie Bloggen (und freiwilliges bei Kritikern spammen) für ein paar Nächte in einer Brause-WG, eventuell einem Fussballticket und mit fragwürdigen Regeln gibt es auch mitunter echtes Geld: Da sind die 1200 Euro Aufwandsentschädigung für das Rumgurken mit schlecht beleumundeten Autos einer Krisenfirma, oder die Möglichkeit, sich für ein 300-Euro-Stipendium zu bewerben.

Wenig Geld, wenig Werte, keine Frage. das ganze bewegt sich im Rahmen eher schlechter Marketingdeals wie Strassenbefragungen, und weit unterhalb der Judaslöhne für das Andrehen von Versicherungen an ahnungslose Omas. Aber – im Vergleich zu den klassischen Medien ist es noch gut bezahlt.

Nehmen wir nur mal die gerade an den Start gegangenen TAZ-Blogs. Die Blogs der alternativen Tageszeitung sehen nicht nur scheisse aus und sind ähnlich abartig zu bedienen wie der Blogmüll, den die “Freundin” ins Netz kippt, sondern lesen sich ein klein wenig, hm, unengagiert. Kann daran liegen, dass die Autoren eben nicht zu megageilen Promotouren mit Luxushotel und Cabriofahren dürfen, wie die Freundin. Statt dessen bekommen sie Geld, und zwar so wenig, dass man sich wünscht, der Laden möchte mitte für immer das dumme Maul halten, wenn es um Ausbeutung geht: 50 Euro beträgt dem Vernehmen nach die Aufwandsentschädigung für manche TAZ-Blogger.

Aber wenigstens schreiben sie für eine ordentliche Zeitung. Holtzbrinck ist angeblich bei seinem lowcost Content Projekt “Gernanblogs”, aus dem manche ebenfalls ihren Pro-Status ableiten, weitaus spendabler: 200 Euro, raunt es aus den virtuellen Gängen zwischen den beteiligten Home Offices, fliessen da im Monat für Blogs, die jetzt nicht wirklich auf reges Interesse stossen. Das ist viermal mehr als bei der TAZ, und manche, heisst es aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen, sexen den kargen Lohn auch noch durch Journalistenprivilegien (Presseausweis, Rezensionseemplare, Einladungen, etc.) auf – also gewissermassen das Beste aus beiden Welten mitnehmen. Nicht zu verachten! Immerhin ist es echtes Geld, und es hört sich doch prima an, wenn man beim Netwörken sagen kann: “Hey, ich mache paid blogging, ich habŽs nicht nötig, es umsonst zu tun.” Und so kriegen beide Seiten, was sie wollen: Blöde Medienhäuser bekommen beschissene Blogs, die schlampig und ahnungslos hingeschmiert werden oder aus dem RSS-Reader zusammengesaugt sind, und die Pro-Blogger bekommen einen gerechten Lohn und die Chance, sich entsprechend zu promoten.

Wer also eine richtige Arbeit will, sollte beim momentanen Stand der Dinge entweder 5 solche Blogs parallel machen, die Tonne als “Blogberater” rausstellen, solange die Medien und Firmen nicht begriffen haben, was ihnen da angedreht wird -oder, wie wäre es mal mit richtiger Arbeit?