und keiner geht hin von der Community – eine Art Erweiterung dieses Beitrags.

Hin und wieder hört man gerüchteweise, oder auch halb konkret, was Blogvermarkter ihren Kunden versprechen. Gerade, wenn es um die Vermarktung von bekannteren Bloggern geht, wird gerne mit der Skalierbarkeit und Mitnahmeeffekten argumentiert. Das geht in etwa so: Wenn der XY bei Euch schreibt, kommen sicher viele seiner Fans mit und bilden einen soliden Grundstock, auf dem ihr aufbauen könnt. Der Blogger hat es schon mal aus eigener Kraft geschafft, und wenn ihr eure Marketingkraft und Leserschaft dazu tut, wird das ganz gross, dann rocken wir den Markt. Dass die das dann auch wirklich glauben, sieht man an der Pressearbeit, die Holtzbrinck dem bislang weitgehend unbeachteten, Blogger mit 200 Euro abspeisenden Netzwerk “Germanblogs” angedeihen lässt.

Abgesehen davon, dass da sicher ein vielfaches des Bloggerhautgeldes in die Pressearbeit des “Marktführers” fliesst, ist es mal nicht uninteressant zu überprüfen, ob es tatsächlich klappt, mit dem Erfolg bei der Ãœbernahme von Blogger und – hoffentlich – auch seiner Leserschaft. Bei Germanblogs bietet sich der durch die Klowände zu unsterblichem Ruhm gekommene Jens Scholz an. Dieses Blog läuft mit einigen meinungsstarken Texten recht gut und komm bei fast jedem Beitrag auf 5 bis 10 Kommentare, manchmal aber auch ein paar Dutzend – kurz, bei Jens Scholz auf dem Blog ist was los, der kann schreiben, und seine Leserschaft schätzt und honoriert das auch – bei jensscholz.com. Gleichzeitig schreibt Jens Scholz auch bei Germanblogs bei deren “Gamesblog” über Computerspiele. Auch durchaus meinungsstark und nicht unkontrovers. Wird aber so gut wie kaum kommentiert. Wo ist denn da die Community hin, die beim Hauptblog so gern mitgeredet hat?

Wie es auch nicht geht, sieht man bei denen, die für eine Handvoll Euro einen Opel bewegen. Den vier drei Bloggern und einem beleidigten Leberwurtdingsschreiber wurde nicht nur ein Mittel zur Selbstdiskriminierung Fortbewegung und eine Debatte über Glaubwürdigkeit vor die Tür gestellt, sondern auch noch eine zentrale Schnittstelle für ihre Tätigkeit, das Astra.blogg. Eigentlich müsste das Ding recht gross sein, laufen dort doch Blogs (und ein beleidigtes Leberwurstding) mit konservativ geschätzten 5.000 echten Lesern zusammen. Netterweise legt einer der Blogger, Don Dahlmann, seine Referrer offen – und da kann man lesen, wie viele Leser pro Artikel über das von allen befeuerte Zentralblog kommen. So um die 60. Von denen man aber sicher noch einiges an beteiligten Profis und Beobachter abziehen muss, um auf die realen Zahlen zu kommen. OK, lassen wir es 50 sein – nur 50 Mantschgerl von potentiell 5000? Das ist ein Prozent, die von den teilnehmenden Blogs auf Astra.blogg rübergewandert sind und sich durchgeklickt haben. 1 Prozent ist nicht viel, ein Prozent ist eigentlich ein Debakel. Ist aber kein Einzelfall: Wer sich mal den Photowettbewerb mit sage und schreibe 13 teilnehmenden Bildern auf 3 zu gewinnende Dogicams anschaut, dürfte begreifen, dass es definitiv nicht geklappt hat mit der Partizipation der Blogcommunity. Und das, obwohl die Opelblogger bei ihren Freunden mitunter durchaus sowas wie Vetrauen und Bewunderung geniessen, bishin zum organisierten Mob gegen kritische Stimmen. Andere für Freunde niedermachen ist wohl immer noch beliebter, als sich vor einen Marketingkarren spannen zu lassen.

Womit wir bei den hier als “multiple spam community” aufgefallenen Insassen der Brause-WG sind, die es ja auch nicht gern sehen, wenn man ihre Rolle hinterfragt – im Ernst, wir hatten hier schon oft Trollaufläufe, aber diesmal brach alle Rekorde. Ob sich Coca Cola solche bisweilen unter falscher Identität marodierende oder ihre Freunde losschickende PR-Pleitiers wünscht, kann man dahinstellen, schliesslich bevorzugt der Laden in Europa, im Gegensatz zu den Todesschwadronen in Südamerika gegen Gewerkschaftler, eher eine Politik des offenen Dialogs mit Kritikern.

Der Cokecontainer enthält – zumindest vorrübergehend – immerhin eine Bloggerin wie Lyssa, die es in ihrem eigenen Blog ohne Probleme auf Dutzende sehr freundlicher Kommentare bringt, wenn die Software funktioniert. Lyssa blogt schon lange, entsprechend treu und anhänglich ist das bei ihr schreibende Publikum. Bei Lyssas Lounge. Schaut man sich dagegen das – eher sporadisch gefüllte – Brauseblog an, schankt die Zahl der Kommentare meist zwischen 0 und 10, wobei die Kommentatoren eben nicht ihre normalen Fans sind, sondern fast ausschliesslich Insassen des Containers. Ãœberhaupt wird der gesamte Laden fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit kommentiert, oft auch mit hirnloser, wenige Worte umfassende Bejubelung (Great! Fantastic!) der Insassen füreinander. Von aussen kommt so gut wie nichts, die WG ist, was die Communitybildung im Netz angeht, eine Veranstaltung für Teilnehmer und ihre Kumpels. Was so sicher nicht erhofft wurde, schliesslich sollte man mit denen da draussen football speaken. Oder so.

Das Ausmass der Nichtwanderung der Blogcommunities sieht man, wenn man die Eventmarketingbemühungen des Brausegast- und Opelbloggers MC Winkel anschaut: Partizipativ sollten sich seine Leser und die eines anderen Bloggers in einem T-Shirt-Contest im Cokecontainer wiederfinden. Gepostet wurde der Contest auf allen drei Blogs, und das Ergebnis zur Stunde ist: 3 Kommentare beim Marketingcommunityblog der Fettmacher, 25 und 10 bei den Initiatoren – und das, obwohl beide auf das Brauseblog verlinkt haben.

Was in etwa bedeutet: Auch bekanntere Blogger mit vielen Lesern bewegen ihre Leser nicht oder nur sehr begrenzt dazu, zu kommerziellen Projekten rüberzuwandern. Warum das so ist, selbst wenn werbende Blogger mitunter nur das kritische Bewusstsein eines gekochten Meerschweinchens haben und mutmasslich jeden Marketingdreck mitmachen würden, solange es irgendwas umsonst gibt, das – müssen andere erklären. Blogberater, zum Beispiel. Gibt es ja in Hülle und Fülle an jeder virtuellen Strassenecke, kriegt man inzwischen wohl auch für ein Ticket und eine kleine Aufwandsentschädigung. Das heisst, sie könnten einen Erklärungsversuch machen, wenn sie das kleine Problem bei der Communitybildung überhaupt eingestehen. Was aber leider oft im Web2.0-totalvernetz-Rausch untergeht. Ich dagegen möchte nur mal auf etwas hinweisen, was bislang im Bereich Blogs so nicht geschildert wurde. Neu ist dieses verhalten übrigens nicht, es gibt ganz ähnlich üble Erfahrungen aus dem Bereich der Communities, die in der New Economy entwickelt und später dann zusammengefasst, totvermarktet und aufgegeben wurden.

Aber wozu aus alten Fehleinschätzungen lernen, wenn die neuen so schön bunt sind?