Don Dahlmann, Felix Schwenzel, Lyssa, all ihr Notebooktester und Produktmitnehmer, ihr Firmendankesager und natürlich auch das persönliche Umfeld derselben, das sich inzwischen als Schalldämpfer der Kritiker begreift oder als mobile Sondereingreiftruppe, wenn mal wieder einer mault – ein Vorschlag.

Das Problem, das ich mit Euch habe – und in fact, ich habe da wirklich ein Problem – liegt nicht unbedingt daran, dass Ihr Euch für sowas hergebt. Da draussen gibt es hunderte von sog. Business Bloggern und Blogberatrn, die mir und so ziemlich allen vollkommen egal sind. Was die verzapfen, ist grossenteils eine bewusste Propagierung von Verhaltensweisen, die Ihr eigentlich für Euch ablehnt. Keiner von Euch sagt: Ich mache jetzt Viral Marketing, ich mache word2mouth, ich bewerbe das Produkt für diese oder jene Leistung, ich erhoffe mir diesen Posten. Ihr sagt: Ich blogge, das macht mir Spass, schaut mal da rüber, ist halt so, wieso denn nicht, ist doch nett, wenn mal ein bischen was rumkommt, ist ein Experiment, ich verstehe gar nicht, was ihr habt, und bitte kritisiert konstruktiv. Sprich, Ihr wollt das beste aus beiden Welten, den freien Blogurwald, weil ihr da herkommt, und das Fressen aus dem Marketingstreichelzoo, weil es so simpel ist. Das wäre noch nicht mal ein Problem, wenn es denn im Urwald nicht so falsch und verlogen rüberkommen würde. Das Problem ist nicht, dass Ihr es tut, das Problem ist, dass Ihr eine offensichtliche Entwicklung negiert. Und dass man plötzlich aufpassen muss, wer da vor einem steht: Der Werber? Der gekaufte Schreiber? Der Consultant? Der Politikberater? Einer, der sich beim aufkommenden Buzz etwas erhofft? Jemand, der sich aus anderen Gründen wiederum für diese Gruppe ins Zeug wirft? Oder doch wieder der Blogger von nebenan? Das kann man nie wissen, und Ihr schafft es ja auch, diese Rollen innerhalb von einem Satz zu verändern.

Daher kommt – meines Erachtens – diese Abstossungsreaktion auf beiden Seiten. Was für Euch ein Experiment ist, ein kleiner Weg, eine Gelegenheit, ist es draussen nicht mehr. Daher die kommen die Brüche, und es gehört, mit Verlaub, schon eine Menge Borniertheit und Verleugnung dazu, an dieser Stelle organisiertes Mobtum zu unterstellen. Die meisten von Euch kennen das ja. So sind Blogs, mal nett und mal fies, Ihr habt jahrelang mitgemacht, und jetzt wundert Ihr Euch, wenn Ihr plötzlich nicht mehr die umjubelten Stars seid, die alle toll finden, sondern eher komische Zwitterwesen, die für einen Opel und 1200 Euro Entschädigung es so weit treiben, dass jemand sein Blog vernageln muss.

Deshalb ein – schon einige Male geäusserter, jetzt auch schriftlicher – Vorschlag. Macht einen Problogger-Verband auf. Es gibt dafür gute Gründe:

1. könnt Ihr Euch über Vergütungen austauschen, ein Kartell gründen und die Preise anheben. Springer zum Beispiel wird bald ankopfen, Microsoft MSN auch und Yahoo ziemlich sicher. Da ist es gut, wenn auf der anderen Seite kein Dumping passiert.

2. seid Ihr für Interessierte aus der Wirtschaft problemlos zu lokalisieren. Man spart sich das Entdärmen, wenn man den Falschen fragt.

3. könnt Ihr Euch die Aufträge zuschubsen und müsst nicht mit Konkurrenz rechnen.

4. und wenn wir ehrlich sind, gibt es dieses Netzwerk schon heute in weiten Teilen der fraglichen Blogs. Verkettet die kleinen Netze, macht es erkennbar, und erspart Euch vielleicht die Abhängigkeiten von Blogvermarktern, die den grossen Kuchen bekommen, deren Krümel bei Euch landen.

5. könnt Ihr Eure heute noch privat organisierten Hilfstruppen konzentriert in Schlachten schicken – und sich sage Euch, das wird ein Renner, denn noch lieber als ein Lobgesang ist der Wirtschaft ein mundtoter Kritiker. Wir hatten das hier ja schon, diese Leute, die auf ihren privaten Blogs gehetzt haben und woanders dann für die kritisierte Firma warben – das ist unschön, das fällt auf, das muss nicht sein.

OK, Punkt 5 war böse, sorry, ist aber heute schon teilweise Realität. Im Ernst: Es bringt Euch nur Vorteile. Klebt ein Icon auf Euer Blog und auf die Problogger-Beiträge, wenn Ihr es unbedingt auf Euren Blogs machen müsst. Sagt klar, wo Ihr steht, vielleicht klappt es dann auch wieder mit dem Vertrauen.

Aber versucht nicht, den Urwald marktkompatibel zu machen, indem ihr drüben fresst und hier alles zuscheisst. Aus zwei Gründen: Erstens wird da immer jemand sein, der Euch dafür mal so rund macht, dass es Euch an Transparency International erinnern wird. Von Opel über Notebooks, den Cokecontainer bishin zu Politiker-PR merkt man, wenn man etwas feinfühlig ist, die nachlassende Toleranz des Urwalds. Mit “Argumenten” wie Neid kommt Ihr da nicht weiter. Zweitens solltet Ihr bedenken, dass es ganz schnell vorbei sein kann mit dem Bloghype. Blogs sind zu klein, Blogs haben allein stehend keien Breitenwirkung, Blogs sind wie Treibsand, aber nicht der Stein der Weisen im Mediengeschäft. Es kann gut sein, dass die Euch einfach durchkauen und ganz schnell wieder ausspucken. Zurück in den Urwald. Es liegt an Euch, ob Ihr dann mehr Umfeld haben wollt als die anderen Ausgespuckten. Oder ob ihr dann den Platz bekommt, an dem Ihr die Erde verbrannt habt.