Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn man die Studentencommunity StudiVZ als Vorzeigeprojekt für Web2.0 herumreicht. An StudiVZ kann man prima zeigen, was das real xistierende Web2.0 bedeutet: Domaingrabbing, ein Chef, der öffentlich Frauen abfilmt , die das offensichtlich nicht wollen, Nachbau anderer Leute Software, luftige Markenrechtsnummern, eine Software, die so beta ist, dass sie fast schon im Stealth Mode daherkommt, weil viele erst gar nicht reinkommen, ohne eine fehlermeldung zu sehen. Kurz: StudiVZ macht so ziemlich alles, was im gängigen Geschäftsbetrieb Partner zum Kotzen über die Kloschüssel treiben würde. Und noch einiges mehr. Trotzdem hat der Laden Venture Capital im angeblich zweistelligen Millionenbereich durch die Brüder Samwer und Holtzbrinck Ventures erhalten – auch wenn Chef Dariani öffentlich auf 25.000 Euro Schulden hinweist und sonst nicht gern über Geld redet.

Aber Geld braucht es auch nicht, um eine Idee an die User zu bringen. Wie sowas versucht wurde, kann man bei Jetzt.de betrachten, dem Jugendnetzwerk der Süddeutschen Zeitung. Dort hat sich am 22.6.2006 ein “ABrown” angemeldet. ABrown (lustiger Name, mir kommt bei sowas sofort eine bräunliche Adissoziation) hat kein Interesse, an den üblichen Jetzt.de-Clubs teilzunehmen. Alles, was der braune Ado ABrown macht, ist: Um 16.28 Uhr eine recht frische Pressemitteilung von StudiVZ fast 1:1 inclusive der holprigen pseudodeutschen Sprache in sein Tagebuch reinstellen, und hinzu zu fügen:

“Wie findet ihr das neue Netzwerk?”

Um die ganze, ungeschminkte Wahrheit zu sagen, müsste ich vorher mit meinem Anwalt reden. Nachdem das der einzige Eintrag von ABrown war, er nie mehr zurückkehrte und auch sonst nicht mehr in Erscheinung trat, würde ich zumindest sagen, ich finde, dass hier jemand in einem Fakeaccount Schleichwerbung für StudiVZ macht. Und natürlich auf die AGBs scheisst. So geht das, im Web2.0. Schämt Euch, Ihr Fakeblogger. Was da sonst wohl noch rauskommt?

Wir werden sehen.