Momentan gehen Blogger und Medien dazu über, unter ihre Beiträge eine Liste mit kleinen Knöpfen zu setzen, die es den Lesern erlauben, die Geschichten bei Bookmarkseiten wie Digg, Reddit und Yigg einzutragen. Die Hoffnung, die sich damit verbindet: Andere finden auf diesen Seiten den Beitrag, lesen ihn, bewerten ihn positiv, und somit steigt er bei dieser Gruppe im Ansehen, kommt dort auf die erste Seite – und dann fallen hunderttausende, vielleicht sogar Millionen Nutzer ein, was wiederum gut für das Werbegeschäft der Medien ist.

Bislang galten solche Systeme als eine der möglichen Antworten auf die Frage nach der Zukunft der Medien im Internet. Damit verbinden sich auch schöne Hoffnungen der “Schwarrmintelligenz”, die das Gute nach oben bringt und als soziales Netzwerk die Relevanz von Themen bestimmt. Solche Phantasien mögen auch Holtzbrinck bewogen haben, sich beim Trackbacks spammenden Dienst “Webnews” einzukaufen. Und dennoch sind andere Medienhäuser inzwischen so vernagelt, dass sie derartigen parasitären Schwachsinn auch noch fördern, in der Hoffnung, damit ihren kleinen Platz an der Web2.0-Sonne zu erhalten.

Jetzt hat die Wired-Reprterin Analee Newitz mit 450 US-Dollar mal ausprobiert, wie das mit dem Bestechen von Digg-Usern geht. Dafür gibt es inzwischen eine Art Firma, die das Pushen eines Beitrags für Geld organisiert. Und obwohl manche Nutzer ihren Zweifel an der Wertigkeit eines schnell zusammengeschusterten Blogs hatten, geschah das:

Despite their doubts, Diggers kept digging my blog. There’s a perverse incentive here: Diggers who vote early on stories that become wildly popular become more “reputable” in the Digg system. If you’re trying to move up the Digg ranks, it’s in your best interest to vote on anything that looks like it’s gaining popularity. And my blog, with its flurry of paid votes, fit the pattern.

When I woke up in the morning, my story had been awarded the “became popular” tag and had 121 diggs. U/S had done what it promised: The company had helped me buy my way into Digg popularity, and my site traffic had gone way up — overnight, I’d been hammered with so many hits that the diggers had to set up a mirror.

Dass die Geschichte am Ende von den Usern doch gekickt wurde, mag man als Hoffnung wahrnehmen. Im Kern aber bestätigt das meine Vorbehalte: Weitgehend anonyme, kaum kontrollierbare Systeme sind höchst anfällig für solche Geschaftsmodelle, die zusätzlich “soziale Strukturen” gezielt für sich instrumentalisieren. Was spräche dagegen, irgendwo in China 50 Leute vor den Rechner zu setzen, die sich dann bei derartigen Seiten zu führenden Mitarbeitern hocharbeiten und ihren Einfluss an die Kunden verkaufen? Soziale Netzwerke ohne Sozialkontrolle kippen schnell in asoziales Verhalten ab. Bei den Blogs kann ich einen gekauften Schleichwerber wenigstens noch direkt ansprechen; er hängt dann persönlich drin. Aber bei Datenmonstern wie Digg und ihren Millionen Nutzern wird es immer welche geben, die verdeckt ihr Business auf Kosten des Ganzen betreiben können.