ist nichts, worauf ich nach meinen Erfahrungen viel geben würde. Die sog. Solidarität ist ein Mythos aus alten Blogtagen, als es eine kleine Schar von Bloggern gab, die sich von aussen zumindest kritisch beäugt fühlte. Ich denke, der Höhepunkt der Solidaritätsbewegung war erreicht, als Transparency International gegen Moni vorgehen wollte, das sog. Moni-Gate. Da kamen tatsächlich einige Leute zusammen mit dem Entschluss, “denen” mal zu zeigen, was eine Harke ist. Das war der Höhepunkt, der grösste Erfolg, aber auch ein Wendepunkt.

Es gab ungefähr zur gleichen Zeit eine Gruppe von Bloggern auf der eher rechten Seite des politischen Spektrums, die eine Idee in Bezug auf mich hatten, die juristisch nicht sonderlich durchdacht war. Und über den Umweg ins Titelschutzrecht böse ins Auge hätte gehen können, wenn sie es tatsächlich getan hätten. Aus ein paar ausgetauschten Bedrohungen heraus kamen wir ins Gespräch, ich wies auf ein paar kleine Probleme hin, ich bin ja gar nicht so – und dann war da auf der anderen Seite ein Scharfmacher, der dem Initiator der Idee sagte: Fechte das aus. Ich fragte zurück, wer sich denn dann an den anstehenden Kosten beteiligen wollte – und so kamen wir dann sehr schnell zu einer Einigung. So ist das mit der Solidarität.

Die weitere Bilanz ist allenfalls durchwachsen: Im Fall des Saftblogs gab es eine Lösung, aber auch einen erbärmlichen Wichtigtuer, der sich profilieren wollte. Im Fall Unister blieb ein sehr schlechter Nachgeschmack wegen einer Instrumentalisierung von Solidarität, und im Bereich der Bildrechte lernen Blogger leider gerade auf die harte Tour, dass auch viel Zuspruch nicht viel bringt, wenn die Rechtslage eindeutig ist.

Was ich in den letzten Jahren gelernt habe: Blogger sind sehr schnell dabei, mal einen lauten Kommentar abzusetzen. Blogger sind mitunter bereit, sich an eine Horde dranzuhängen. Nur sehr wenige Blogger sind in solchen Fällen aber bereit und gleichzeitig fähig, den ganzen Weg zu gehen und sich in eine Problemstellung zu verbeissen. Und es ist kein Geheimnis, dass die Entwicklungen der letzten anderthalb Jahre dazu geführt haben, dass es manche spontane Bündnisse kaum mehr geben wird. Dazu ist das, was man als Blogosphäre bezeichnet, viel zu weit entwickelt, oder anders gesagt, auseinandergedriftet.

Ich mache mir jetzt sicher keine Freunde, aber sollte es mal einen Blogger geben, der einen “Test”-Auftrag von Trigami bekommt und sich dann wegen des deutschen Wettbewerbsrechtes und unzureichender Kennzeichnung des Beitrags Schwierigkeiten einfängt, kann man als Mitblogger praktisch nichts tun – das ist angesichts des komplexen Rechtsbegietes weit ausserhalb unserer Sphäre. Wenn jemand ein “Photoblog” mit Bildern füllt, die anschliessend als Werbung die Rechte Dritter verletzen, weil sich damit die Rechtsgrundlage ändert, muss er selbst wissen, was er tut. Mir wäre es zu riskant. Ich erkläre mich gern mit Bloggern solidarisch, deren Recht auf freie Meinungsäusserung angegriffen wird. Aber nicht zwingend mit Bloggern, die sich bei der Ausübung eines Geschäfts in Ermangelung von Hirn und Sachverstand Probleme einhandeln. Ungekehrt fallen mir eine Menge Namen von Bloggern ein, die sich kaputtlachen würden, wenn ich eine Abmahnung bekäme. Genauso, wie ich mich freuen würde, wenn einer Leute wie die Macher diverser rechter Hassblogs zur Verantwortung ziehen würde. Und auch im aktuellen Fall mit meiner Beteiligung sind die Reaktionen jetzt nicht unbedingt ein Beweis für weitreichende Nibelungentreue zum Betroffenen. Vorsichtig gesagt.

Es gibt einfach nicht “die Solidarität der Blogger”. Das ist die Realität.

Insofern sind institutionalisierte Lösungen wirklich zu empfehlen, ganz gleich, ob in Art einer Versicherung oder einem Anwalt, von dem man weiss, dass er versiert ist (keine Werbung, aber ich denke, man weiss, wen ich meine). Solidarität ist prima, wichtig, und für das Opfer die nötige Stütze, um sowas durchzustehen. Aber man sollte sich besser nicht darauf verlassen, dass sie immer und von jedem zu jeder Gelegenheit kommt. Meines Erachtens hat es wegen der schieren Menge der Abmahnungen schon länger eine Art Abstumpfungseffekt gegeben. Das durch eine effektive Organiastion aufzufangen, halte ich für eine wirklich sinnvolle Form der Professionalisierung der Blogosphäre, die damit konsequent und nachhaltig nach draussen signalisaiert, dass keiner allein ist.

Ein klassisches Sautreiben mit anschliessendem Schlachtfest kann man ja immer noch veranstalten. Und sei es nur als Historienspektakel einer guten, alten Zeit.