Aus für BusinessNews: Und wieder helfen Blogs bei Holtzbrinck nicht weiter.
Ach ja, Holtzbrinck: Millionen für das neue Geschäftsfeld StudiVZ raushauen, aber noch nicht mal das Kerngeschäft Print können – jetzt wird nach dem Ende des ersten, hier wegen Urheberrechtsfragen in die Kritik gekommenen Tabloid-Versuch “News Frankfurt” auch der teilweise Nachfolger “BusinessNews” eingestellt. Beide Zeitungen hatten nicht nur in Klaus Madzia den gleichen “Hoffnungsträger” als Chefredakteur und viel Beifall aus der Chefetage, sondern auch wenig erbauliche Konditionen für die Mitarbeiter, egal ob zuerst in Frankfurt oder später in Berlin. Soviel also zum Thema “iPod-Generation” – auch als Gratiszeitung war offensichtlich für die veranstaltende Holtzbrinck-Tochter Verlagsgruppe Handelsblatt nichts zu holen.
Bleibt nur die Frage: Wie geht es eigentlich mit dem Startup Germanblogs aus dem Hause Holtzbrinck weiter? Germanblogs wollte doch qualitativ hochwertige Blogs produzieren, fand für die real existierenden Inhalte meines Wissens nur einen Abnehmer, der zu-fäl-lig im gleichen, grossen Medienkonzern ist: BusinessNews. Nach der Entmitarbeiterungsaktion im Rahmen nicht mehr prall gefüllter Kassen ein weiterer Schlag für die sog. Experten von Germanblogs.
Ich frage mich, wann sie es endlich lernen: Bloggen wird nichts, wenn es nicht gerne und mit Liebe gemacht wird. Bloggen kann man nicht einfach mal so, und Bloginhalte in der Zeitung oder auf der Website bringen nichts, wenn sie nicht besser sind als der Rest. Und selbst dann zieht ein Medium Blogs noch runter. Man kann sich nicht ein paar Experten erfinden und die dann so bloggen lassen, dass es einer Zeitung was hilft. Das alles geht nicht. Genausowenig wie das Verwursten guter Inhalte einer seriösen Zeitung in Zweitverwertung bei einem Gratisblatt, wie BusinessNews das mit dem Handelsblatt gemacht hat. Damit macht man sich nur den Ruf kaputt. Und so billig kann Content nie sein, dass er ein nicht durchdachtes Medienkonzept mit anderen hohen Kosten retten könnte.
Eigene Inhalte, eine Qualität des Autors als Person und Schreiber. Das geht. Vielleicht. Aber bezeichnenderweise ist das etwas, was bislang noch kein Medium in Deutschland aus eigener Kraft so gross gemacht hat, dass es sich wirtschaftlich lohnen würde. Und ich bezweifle, dass das unter Madzia jetzt neu angkündigte Online-Portalprojekt in Folge von BusinessNews das stemmen wird.
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Hallo Don,
kannst Du den Widerspruch erklären:
Einerseits “kommerzielle Medien sind doof, weil sie nicht wissen, wie man ein lesenswertes Blog schreibt und deshalb kein Geld verdienen”, andererseits “Blogger, die kommerziell werden wollen, sind auch doof, obwohl sie wissen, wie ein man ein lesenswertes Blog schreibt, aber nicht wissen, wie man anständig Geld verdient”.
Ich weiss, das ist jetzt sehr reduziert zusammengefasst, und eigentlich ist es wohl eher Dein Anliegen, dass keiner die “Kultur” des Bloggens korrumpiert, und keiner nur einen Knopf Geld bekommt, solange es nicht frei von Abhägigkeit, es sei denn vom Leser.
Aber so, wie sich das oben liest, bleibt der Widerspruch. Und am Ende sollen alle nur aus Leidenschaft leben, für Geld aber was tun?
(und spar dir den “Schwallkopf”. Löschs lieber, wenns Dir zu lang ist)
Ich habe deinen Eintrag mal zum Anlass genommen mir deren PDF-Ausgabe – nachdem ich mich durch allerlei Müll gewühlt habe – runterzuladen – wird nach deren Aussage extra frisch erzeugt(?!).
Eine Ãœberschrift:
“Dem Bio-Siegel droht das Aus”
Der Text darunter:
“Wenn die neue EU-Öko-Verordnung 2009 in Kraft tritt, wird es ein neues Bio-Siegel geben, das das gegenwärtige sechseckige Symbol ablöst.”
Aha: Ein Symbol wird erneuert, aber in der Ãœberschrift droht dem Bio-Siegel das Aus!
Ein Glück, dass offenbar auch Werbekunden erkennen, welches Niveau dort geboten wird und diesen Dreck nicht auch noch finanzieren.
Ich glaub das hat man in diesem gastlichen Haus hier schon ein paar Mal gehört – aber mal im Ernst, ohne jemanden verteidigen zu wollen, ist es halt einfach sehr schwer, dass man auf der einen Seite von seinem Schreiben finanziell abhängig ist, auf der anderen Seite aber unbedingt neutral, manchmal auch höhnisch oder zynisch von seinem Brötchengeber sprechen müsste, wenn man alles schonungslos durchzieht. Da gewinnt eben dann doch die Vernunft, dass man von demjenigen abhängig ist und ihm nicht unbedingt an den Karren fahren sollte. Dass das Ergebnis entsprechend ist, reguliert ja dann quasi der Markt selbst – wenn kein Besucher da ist, werden die Klitschen ja doch munter wieder geschlossen. Dumm nur, dass sich der Dreck alle paar Tage wiederholt – [nicht ganz ernst gemeint] Don braucht eigentlich nur noch einen “Enthüllungstext”, wo er jedes Mal wieder einfach nur die Namen und Zeitangaben austauscht;) und das ganze online stellen kann.
G@ 3.Geht schon. Siehe Zeit-Meckerblog.
Vielleich kann man es so erklären:
Die Medienhäuser brauchen so etwas wie einen (Qualitäts-)Kern, der sie lesenswert gemacht und in der Vergangenheit auch Geld und Einfluß gebracht hat.
Will ein Medienhaus mit Blogs Geld (oder Ansehen) verdienen, benötigt es auch den “Charakter-Blogger”, der um seinetwillen gelesen und zitiert wird.
Daß umgekehrt kein “Blog-Verlag” finanziell erfolgreich war, hängt damit zusammen, daß den (häufig) Außenseitern, Schreiberlingen, nerds der “Verleger-Charakter” fehlt, der diesen “Verlag” positioniert.
Wir sollten auch nicht vergessen, daß die meisten erfolgreichen Verlage, diesen Erfolg seit ´45 gepachtet haben – erfolgreiche Neugründungen sind eher selten.
O., an keiner Stelle steht hier, dass man mit Schreiben nicht seine Brötchen verdienen sollte. das ist sehr oft ein ehrenhafter Job, wenn es gut gemacht wird, weitgehend unabhängig vom Medium, in dem das passiert. Womit ich meine probleme habe, ist Schleichwergung, Containerdasein, verdeckte PR und Poser, die auf der einen Seite die Politik bejammern und auf der anderen Seite von den diese Politik ermöglichende Firmen Geld für Werbung nehmen.
Ich habe weder grundsätzlich was gegen Journalismus, PR und Werbung. Aber sehr wohl was gegen Vermischung von Inhalt und Werbung, intensive Käuflichkeit, den nützlichen Idioten für Abzocker machen und Leute, die gezielt korumpieren. Da gibt es durchaus Unterschiede. Worauf ich oben anspiele ist lediglich, dass es kein exorbitant gutes journalistisches Blog gibt, das innerhalb eines Mediums selbst leben könnte. Dass es Dutzende journalistisch saubere, aber wenig erfolgreiche Blogs von Journalisten gibt, steht vollkommen ausser Frage.
Gern geschehen.
Ich kapier dieses Nerds, Aussenseiter, etc. nicht.
Zumindest im IT-Bereich sind z.B. qualitativ hochwertige, intelligente, kritische und von mir gerne gelesene Blogs oft von Leuten, die das quasi als Marketing für ihr eine Menge Geld abwerfendes Consulting-Geschäft nutzen.
Nach dem Motto: Ich brauch nicht für die breite Masse zu schreiben. Mir reichts, wenn einer mich für so ehrlich und kompetent hält, dass er den 100$/h Consulting-Vertrag unterschreibt (sprech hier leider nicht über mich) oder sonstwie einen interessanten Job gibt.
Sobald es um Clickrates und so was geht, ändert sich vieles. Auf die Dauer wirds vermutlich schwierig, die Clickrates zu halten und damit ausreichend Geld zu machen.
Aus Sicht der Zeitungsverlage findet eben durch das Internet eine Dezentralisierung der Produktionsmittel statt. Warum soll ich mir Heise-Erzeugnisse kaufen, wenn ich die Information besser und lustiger unter drunkandretired.com und ähnlichen urls von durch tägliche Praxis erprobten Gutverdienern besorgen kann, die auch wesentlich ehrlicher sein können?
@SalzderErde: Was ich mit Nerd, Außenseiter, etc. meinte, war nicht abwertend gemeint: es zielte auf darauf, daß IT-ler so intelligent, wissend sie auch immer sein mögen, letztendlich in ihrer Ansprache begrenzt sind.
Ich rede nicht von special interest-Erzeugnissen, sondern von Blogs, Artikeln, etc., die sich außerhalb der Berufsgruppe durchsetzen (müssen).
Die von Dir beschriebenen Blogs haben natürlich ihre Existenzberechtigung, nur sehe ich da keinen unmittelbaren Zusammenhang mit “gesellschaftsrelevanten” Themen.
Lieber Herold,
ich bewundere Deine Fähigkeiten, Menschen geordnet zu kategorisieren. Leider gelingt es mir nicht, in der von mir perzipierte Realität ähnlich klare Linien zu ziehen. Naja.
Eine Menge von IT-Arbeiten besitzen gemäß meiner Wahrnehmung einen hohen Kommunikationsanteil. Und der steigt auch eher, da sich die introvertierteren Tätigkeiten vermutlich leichter nach Osteuropa outsourcen lassen, zumindest bis die Lohnlücke geschlossen ist (hab heute ausgerechnet, dass uns bei der Extrapolation der gegenwärtigen Wachstumsraten China und die Slovakei BIP/Kopf 2025 überholen, komisch oder?).
In den Blogs meinte ich auch nicht die rein technischen Anteile, sondern da wo über Arbeit, Kooperation, Wahrnehmung von anderen, Machtverhältnisse und so geredet wird (eine Menge). Gerade in diesem kleineren Bereich werden mir gesellschaftliche Entwicklungen klarer als z.B. dieses ganze Neoliberalismus-Gequatsche (völlig egal ob von Beck oder Henkel).
Haben wir eigentlich überhaupt nach diesem ganzen Postmoderne/Globalisierung/Neoliberalismus zur Zeit eine klare Vorstellung über öffentliche Gesellschaftsrelevanz?
Für mich wird das zunehmend privater. Können wir uns auf die Definition, Durchführung und Operationalisierung von gesellschaftlich relevanten Zielen einigen? Hast Du Vorschläge?
Ich hab´s nicht so mit den Fremdwörtern: was heißt `perzipierte Realität´ auf deutsch ? Und was verstehst Du unter “introvertierte Tätigkeiten”, die (angeblich) nach Osteuropa ge-outsourced werden können ? Introvertiert ?
Wenn man kein Nerd ist, weiß man, daß *Extrapolation* unsinnig ist.
Den Absatz von “Haben wir …” bis “Hast Du Vorschläge?” übergehe ich freundlicherweise, weil der reine Schaumschlägerei ist. :)
Eines noch: “gesellschaftl. Relevanz, die zunehmend privater wird” ist zunehemender Unfug … einfach noch einmal im Soziologie-Handbuch nachschlagen. ;)
Extrapolation ist ein eher unverzichtbares Werkzeug für Prognosen, die natürlich grundsätzlich problematisch sind. Was bedeutet eigentlich dieses Fremdwort “Nerd” ;-) ?
Zu meinem eigenen Gebrauch von Fremdwörtern: Da ich öfters eine romanische Sprache benutze, schleichen sich bei mir eben leicht Romanismen ein (Perzeption). Bin mir noch nicht mal sicher, ob ich die in Deutsch richtig schreibe und bin jetzt zu faul nachzuschlagen.
Der kommunikative Anteil einer Tätigkeit sollte nach meinem Verständnis positiv mit dem mit Niedriglohnland-Outsourcing verbundenen Kosten korrelieren (http://de.wikipedia.org/wiki/Korrelation).
Leider besitze ich kein Soziologie-Handbuch. Ich denke, dass Gesellschaft verschieden definiert werden kann. Welt, Europa, Deutschland, Nachbarschaft, Arbeitskollegen, Religionsgemeinschaft, Berufsgruppe, Politische Partei, Freundeskreis, etc.
Möglicherweise forderst Du mit “Gesamtgesellschaftliche Relevanz” etwas, das gar nicht greifbar ist. Vielleicht hatten es die Leute nach dem Krieg einfacher, dazu verbindende Vorstellungen zu entwickeln?
wg Germanblogs und ‘Abnehmer’:
Soweit ich weiß werden Germanblogsinhalte auch in anderen Holtzbrinckzeitungen in deren Leserbrief-/Blog-Spalte benutzt bzw. angeteasert.
Ggf. findest du ja raus ob dafür extra Cash fließt. ;)
Ich rate mal, dass das eher als GB-PR gedacht ist, denn als ‘honorierte Verwertung’.
@”Charakter-Blogger” und Qualität… Wer in einer mittelmäßigen Redaktion mittelmäßig geschriebene Beiträge in einem mittelmäßigen Format mittelmäßig interessant machen soll und mittelmäßig viel Platz dafür spendieren darf – der ist als Redakteur zu bedauern und wird auch nicht besser, wenn er sich noch ein mittelmäßiges “Charakter-Blog” zulegt und mit den Lesern mittelmäßige Dialoge führt, die zu mittelmäßigen Ergebnissen führen…. na ja, hier mag’s genug sein!
Stichwort Holtzbrinck:
Was sagen eigentlich all diejenigen Blogger zu den neuen Statistiken von StudiVZ? Also besonders jene die a.) bereits freudig Abgesänge auf StudiVZ anstimmten b.)die Zahlen die StudiVZ rausgegeben hat als gefälscht ansahen und c.) davon ausgingen das niemand auf StudiVZ werden würde?
http://www.basicthinking.de/blog/2007/06/12/meistbesuchte-seiten-in-d/
Die Daten von IVW ÜBERTREFFEN noch die eigenen StudiVZ Schätzungen aus dem März.
sollte “werben” heißen…sorry.
Der Artikel ist in Vorbereitung – aber wer StudiVZ kennt, sollte vielleicht gemerkt haben, dass es da eine kleine Diskrepanz zwischen den Clicks nach IVW und deren Verwertung gibt. Wie ich schon immer sagte: Ein Click ohne Einnahmen sind lediglich Kosten.
Mensch, @Salz, Du kriegst einfach nicht die Kurve und brambarsierst einfach weiter (Gesellschaft kann man verschieden definieren u.ä.). Quarko.
Die IT-Blogger haben keine Ahnung von der Welt, die Journalisten-Blogger bieten (idR) keinen “Gegenentwurf” und erreichen mit ihrem ewiggestrigen Spiegelfechter-G8-Möchtegern-Scoop eigentlich niemanden mit Ausnahem der “üblichen Verdächtigen”.
… und Extrapolation wird in der Wirtschaftforschung mit dem Voraussagen aus Hühnerknochen gleichgesetzt. ;)