Erneutes kleines Flickr/Yahoo-Update
Seit den lustigen Briefwechseln gestern versucht es der von Yahoo gekaufte Bilderdienst Flickr im Konflikt mit seinen zensierten Nutzern jetzt mit einem Teilrückzug. Es ist jetzt teilweise wieder möglich, eventuell möglicherweise vielleicht unter Umständen theoretisch unter Berücksichtigung der härtesten gesetzlichen Normen als “jugendgefährdend” scheinende Bilder begrentzt anszuschauen:
Ab sofort können Nutzer mit deutscher Flickr-ID auch Fotos sehen, die als „Mittel“ eingestuft sind. Wie schon mehrmals betont, geht es hier keinesfalls um Zensur, sondern darum, den gesetzlichen Vorschriften in Deutschland zu entsprechen. Diese Vorschriften erlauben zum Beispiel gemäß dem Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) keine öffentliche Darstellung sogenannter jugendgefährdender Inhalte. […] Die Kategorie „Eingeschränkt” dagegen bleibt weiterhin für alle die Bilder relevant, die aus rechtlichen Gründen für Kinder und Jugendliche nicht geeignet sind. Die als „Eingeschränkt“ eingestuften Fotos können daher von Nutzern mit einer deutschen Flickr-ID weiterhin ausschließlich persönlich genutzt und gegenwärtig aus rechtlichen Gründen innerhalb der deutschen Flickr-Version weder öffentlich angezeigt noch mit anderen Nutzern mit einer deutschen Flickr-ID geteilt werden.
Das wird wieder einen Aufschrei geben… Dabei könnte Yahoo noch ganz anders. Ich habe mir heute mal die AGB des Dienstes “Yahoo Clever” angeschaut, für den über zwei Dutzend Blogger in Deutschland über den Vermarkter adical momentan Werbung schalten. Ich glaube nicht, dass diese Abschnitte weithin bekannt sind, sonst würde sich mancher vielleicht doch überlegen, ob er wirklich für einen Dienst werben will, der einem die volle Haftung aufdrücken kann – und zwar global:
8. BESONDERE HINWEISE FÜR DEN INTERNATIONALEN GEBRAUCH
In Anbetracht der Universalität des Internets verpflichten Sie sich, alle anwendbaren nationalen und internationalen Vorschriften in Bezug auf das Online-Verhalten und die Rechtmäßigkeit und Angemessenheit von Inhalten einzuhalten. Sie erklären insbesondere, dass Sie alle jeweils anwendbaren nationalen Rechtsvorschriften in Bezug auf den Export von technischen Daten einhalten werden.10. HAFTUNGSFREISTELLUNG
Sie erklären hiermit, dass Sie Yahoo! und die im Konzern verbundenen Unternehmen, Zweigniederlassungen, leitenden Angestellten, Handlungsbevollmächtigten, Mitinhaber von Marken oder sonstigen Geschäftspartner und Angestellten in Bezug auf jegliche Forderungen oder Ansprüche freistellen und schadlos halten werden, die von Dritten aufgrund von oder in Zusammenhang mit Inhalten, die Sie eingeben, veröffentlichen oder im Rahmen der Services übertragen oder aufgrund Ihrer Nutzung der Services, Ihrer Verbindung zu den Services oder aufgrund von Verletzungen dieser AGB oder von Rechten Dritter durch Sie, erhoben werden. Dies gilt auch für angemessene Anwaltskosten.
Und was ich überhaupt nicht verstehe: Jugendgefährdendes Material ist bei Yahoo und Flickr unter Punkt 7b ohnehin verboten. Und wird jetzt trotzdem irgendwie bei Flickr erlaubt? Hochladen geht jetzt doch, aber herzeigen ist verboten? Komische Welt. Aber ich würde mich ohnehin nicht mit einer Firma einlassen, bei der mich global jeder indirekt belangen kann, indem er Yahoo Ärger macht und Yahoo mich dann drankriegt, weil ich auf ihrer internationalen Flickr-Siter etwas hochlade, was beispielsweise dem chionesischen Mörderregime nicht passt. Eine Begrenzung kann ich jedenfalls unter Punkt 7 nicht finden:
Yahoo! ist berechtigt, Inhalte zu speichern und an Dritte weiterzugeben, soweit dies gesetzlich vorgeschrieben oder nach pflichtgemäßem Ermessen notwendig und rechtlich zulässig ist, um (a) gesetzliche Bestimmungen oder richterliche oder behördliche Anordnungen zu erfüllen, (b) diese AGB durchzusetzen, (c) auf die Geltendmachung einer Rechtsverletzung durch Dritte zu reagieren oder (d) die Rechte, das Eigentum oder die persönliche Sicherheit von Yahoo!, seinen Nutzern oder der Öffentlichkeit zu wahren.
Das dürfte der Passus sein, mit dem Yahoo im autonomen HongKong die Daten eines Dissidenten in China den Behörden ausgeliefert hat. Ich denke, das sollte man wissen, wenn man beim nächsten Anklicken des Bildblogs Yahoo-Werbung sieht.
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Yahoo! geht gar nicht mehr. Die sind unten durch. Der gesichtsverlust ist erstmal nicht aufzuholen. Die Credibility ist flöten. Und ausserdem wird öffentlich über einen Verkauf von yahoo!flickr spekuliert in den löetzten Tagen. Kandidaten sollen sein Murdoch (!), Disney, Microsoft oder Heuschrecken. Der CEO ist gefeuert. der Gründer Yang ist kommissarisch wieder am Ruder. Was ist das bloss für ein Chaos. Werden die das überhaupt noch überleben??
Ich tippe auf die Heuschrecken, denn die einzelnen Teile sind sehr viel mehr wert als Yahoo. Google wird sicher Flickr wollen, und eine Kooperation mit Myspace passt nicht richtig zu Yahoo – was soll das bringen?
Wie auch immer, wer Hirn hat, lässt die Finger von Yahoo. Wer Anstand hat, auch. Wer Geschäfte machen will… mei.
Man sollte dazu auch noch wissen, dass Firmen auch nicht alles Beliebige in ihre AGBs schreiben dürfen. Und sie können auch nicht alle Eventualitäten pauschal auf den User abwälzen. Hinschreiben können sie das natürlich, aber ob das rechtsgültig ist, ist mal noch eine ganz andere Frage. Die allermeisten AGBs halten sowieso keiner rechtlicher Prüfung stand. Und mit der “Unterschrift” gäbe es ja vermutlich auch noch Probleme bei der Beweisführung…
Was ich damit sagen will: Man sollte sich nicht über Gebühr einschüchtern lassen.
PS: Wollte damit jetzt nicht sagen, dass Yahoo gutartig ist. Meinte das eher so generell gesehen.
noch mehr solcher Tiraden, schickt dir Yahoo Triaden.
kombiniert mit der Mitstörerhaftung wird daraus ein richtig rundes Paket – und wie der jeweilige Amtsrichter urteilt (erstinstanzlich) kann man ja nie wissen, eine Revision dauert dann und man ist erst einmal – nicht rechtskräftig, aber welchen Nachbarn oder Arbeitgeber interessiert das – verurteilt.
spannende Zeiten
naja, so langsam haben sich aber alle themen totgelaufen, oder?
vielleicht bietet sich nochmals studivz an…
aber ok, zeitweise war die blogbar durchaus nicht uninteressant, nur langsam verliert sowohl das niveau der sprache wie auch der inhalt an relevanz.
danke trotzdem für die zeit, als es noch spass gemacht hat, hier mal vorbeizuschauen. suche mir eine neue lieblingskneipe ;-)
(und das hat weniger mit dem eintrag an sich zu tun, als mit denen der letzten zwei monate)
Oh, Danke jche!
Dann brauchst Du diesen Barhocker ja nicht mehr?
Bartender, ich hätte gerne einen Cuba Libre. ;)
Zu Yahoo: Ich habe langsam das Gefühl die haben sich einfach eine große dicke Mauer um sich selbst gebaut. Hält zwar vermeintliche Schwierigkeiten draußen, nur leider ist die Sicht dadurch auch nicht mehr gegeben. Und mit plötzlichen Schwierigkeiten innerhalb der Mauer hatte man auch nicht gerechnet. Wohl eine moderne Form von Brett vorm Kopp, oder? ;)
Yahoo ist mir scheißegal. Ich suche nur nach einer halbwegs brauchbaren Alternative zu Flickr (zu del.icio.us gibt es ja Trilliarden), was ECHT nicht ganz so leicht ist, und dann endet unsere Geschäftsbeziehung.
Die ganze Diskussion ist durch, dieser Artikel hier nur noch das I-Tüpfelchen. Mich würde nur noch interessieren, ob die Adical-Werber auch nur EIN EINZIGES Gegenargument gegen die Kritik vorbringen können, das keine Ausprägung von “So ist das Business eben, wenn wer die Werbetafel mieten will, soll er das tun, mir doch egal” ist. Ich hab noch keins gehört.
Nerdcore-Renes “Ich habe meine Gründe, aber die sind privat” ist so bisher unteres Ende der Skala und wohl nur ein verstecktes “Nicht jung, aber das Geld, das Geld!”, dieses “Ich hab einfach vorher nicht drüber nachgedacht” schon mal besser, aber sonst? Kam da sonst was? Ich hab immer nur arrogante Gleichgültigkeit, Schulterzucken und Aussitzen gesehen, aber ich verfolg das alles auch nicht mehr so.
Muss den Adical-Bloggern das nicht weh tun? Muss nicht jeder von denen morgens kurz Seitenstechen bekommen, wenn er auf seinem schönen Blog diese Werbung sieht? Reicht es selbst denen aus der Gattung “abgewichst”, wenn sie sich einreden, dass das mit der ganzen hochgekochten Diskussion ja nur schlechtes Timing war, weil die Werbeaktion mit dem Hirntod bei Flickr, der abgelehnten Selbstverpflichtung und der generell gerade eher schlechten Presse zusammengekommen ist und sich an die paar Chinesen sonst eh keiner erinnert hätte?
Wie abstoßend ist dann diese Pseudo-Professionalität der Sorte “Ja, würd ich nicht mehr so machen, aber ich hab ja jetzt nen Vertrag mit Yahoo, den will ich schon erfüllen”? Haut mir ab mit eurem Scheiß.
Ich fand Zoomr jetzt nocht ganz schlecht. Aber es macht den Eindruck, als könne Ipernity das Rennen in Sachen Community machen. Abgesehen davon geht es ja bei Adical ja auch noch anders: Kritiker diskreditieren unter Zuhilfenahme des Freundes der Schwester eines Werbers, der mit einer Adical-Mitarbeiterin befreundet ist, die das auch schon mal getan hat. Scheint momentan bei Adical en Vouge zu sein: Soziale Netzwerke nutzen.
Das problem für Flickr dürfte wohl die Abwanderung der Pro-Accounts sein. Die bringen zumindest etwas Geld, alle anderen Accounts verursachen erst mal Kosten, und Yahoo hat noch keinen Weg gefunden, die zu kapitalisieren. Aber generell habe ich den Eindruck, dass man bei Yahoo momentan wirklich andere Sorgen hat. So richtig wurde Flickr ohnehin nie integriert, es ist zwar gross, aber kein Kerngebiet. ich halte es auch für denkbar, dass Yahoo Flickr wieder verkauft.
Mir geht privat die Geschäftsbeziehung zu Yahoo und Töchtern am A… vorbei. Unser Verhältnis ist massiv gestört und wird wohl nicht wieder herzustellen sein.
Was mich bei Flickr nervt, nervt und noch einmal nervt ist, dass dort Fotoschätze anderer Leute (!) lagern, auf die ich definitiv nicht verzichten will. Das hat etwas mit funktionierender Internet-Kultur zu tun und nicht mit Titten und Körperflüssigkeiten. Gute Alternativen wie 23hq.com aus Dänemark brauchen halt ihre Zeit, um Ähnliches aufzubauen.
Und jetzt kommt dieser aufgeblasene Popanz Yahoo mit irgendwelchen trotteligen PR-Juristenschleim daher und labert was vom (bösen) deutschen Jugendschutz u.s.w. u.s.f. Dass damit eine der weltgrößten und funktionierenden Fotocommunities Schaden nimmt, DAS nervt. Die, ähnlich wie beim GOA, auftretende heilige Dreifaltigkeit der Unfähigkeiten (falsch denken, falsch sagen, falsch tun) ist bei Flickr, anders als beim GOA, für mich persönlich und sehr direkt eine schmerzhafte Erfahrung. Kotz!
Dass ich seit Urzeiten per diverser freier Superdienste mit Yahoo verbandelt bin, DAS handele ich nur als persönlichen und unwichtigen Kollateralschaden ab. Ebenso wie den Rückfall in comicartige Grmmppfff, Arghhh und ähnliche Denk- und Schreibmuster, wenn ich diesen gequirlten Halbzensur-Rückzug der geknebelten Flickr-Chefetage lesen muss.
Gut ist, dass alle Aktivisten der Internet-Kultur mal wieder einen Tritt in den Hintern kriegen und sich auf den unzerstörbaren und dezentralen Aspekt der Netzwerkkultur besinnen müssen.Flic
Das ist bei Aufkäufen wirklich nichts neues, man erinnere sich nur mal an netscape. Grosse Firmenkomplexe haben irgendwann keine Ahnung mehr vom Funktionieren einer Gemeinschaft oder eines Gemeinschaftsgefühls. Apple schafft das so lala, aber die meisten anderen machen sich irgendwann einen schlechten Ruf. Man wird sich einfach an den steten Wandel gewöhnen müssen. Sei es nun, dass etwas nicht mehr cool ist, oder eben “anders” wird. manche sind nicht schön und bleiben trotz allem: Ebay, Yahoo, Microsoft, wobei letztere langsam angeknabbert werden von Openoffice und Firefox.
Meines Erachtens wird es irgendwann einfach einen Space geben und Schnittstellen zum Austausch, ohne dass es deshalb gleich Identity2,0 sein muss. Im Negativen: myspace. Im Positiven: Auf der To Do Liste.
Auf Telepolis habe ich einen ganz guten Artikel gefunden, der das Dilemma für die User gut beschreibt:
Flickr – Wechsel nicht möglich (Telepolis)
Interessante Zusammenstellung: “Der Fall Flickr: Soziale Netzwerke als Ware – Aus dem Fall Flickr lässt sich einiges über die sozioökonomischen Grundlagen des Web 2.0 lernen und was passiert, wenn … soziale Kontakte den Anbieterwechsel erschweren…”
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25536/1.html
Zu praktisch dieses del.icio.us :-(
Auch die angesprochene Lösung in Form einer weiteren Informationsschicht am Ende finde ich interessant.