Es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten zu vermuten, dass der Medienkonzern Holtzbrinck nicht begeistert ist, wenn man ihn auf die von der Agentur Aimaq Rapp Stolle Interactive (ARS) im Auftrag von StudiVZ erstellten Ekelvideos mit Mord, Gewaltverherrlichung und anderen möglicherweise strafbaren Inhalten anspricht. Die Information für die Berichterstattung hat sich jedenfalls in den letzten Wochen drastisch geändert. Das hier wurde von ARS an Horizont übermittelt:

Seit Anfang der Woche läuft eine Viralkampagne aus der Feder der Berliner Agentur Aimaq Rapp Stolle (ARS) Interactive, mit der die Holtzbrinck-Tochter die Geschmacksgrenzen in der Marketingkommunikation auslotet. […]Zu der radikalen Umsetzung hat sich ARS Interactive bewusst entschlossen. “Die Spots sollen provozieren und so für eine intensive Auseinandersetzung sorgen.

Die Projektwebsite Studimovies.com existiert bereits, wie auch der Name der Agentur in London, die die Videos in Umlauf bringen sollte. Nachdem die Videos aber schnell für Empörung und Verknüpfung mit Holtzbrinck sorgten, hiess es plötzlich von Seiten des StudiVZ gegenüber dem Focus:

Auf Nachfrage von FOCUS Online bestätigte StudiVZ, dass „einige Werbevideos gedreht wurden, die die Gemüter erregt hätten“. Sie seien „provokant und interessant“, sagte ein Sprecher. Es sei aber noch nicht klar, wann und in welcher Form die Videos veröffentlicht würden, ob viral oder nicht.

Als die Videos mit rechtlich wahrscheinlich notwendiger, deutlicher Distanzierung bei Boocompany veröffentlicht wurden, reagierte ARS mit einer Abmahnung – nicht gegen Boocompany, sondern gegen die Betreiberin von Seiten, die die Videos weder als Person noch als Rechtsperson veröffentlicht hatte. Da war wohl der Druck bei ARS schon recht hoch. Und nun legte StudiVZ nochmal nach, und lässt ARS damit ziemlich einsam im Regen stehen:

Allerdings sind die Videos, die aktuell Gegenstand der Diskussion sind, ohne Prüfung und Autorisierung von studiVZ veröffentlicht worden. Der interne Entscheidungsprozess zur Durchführung internationaler Marketingmaßnahmen dauert derzeit noch an, daher ist noch offen ob und in welcher Form studiVZ zu einem späteren Zeitpunkt eine virale Kampagne durchführen wird.

Und ich frage mich jetzt, wie man die Videos gegenüber dem Focus am 3.8.2007 “provokant und interessant” finden konnte, die man dann gestern vor der Veröffentlichung noch gar nicht geprüft haben wollte. Kann es sein, dass hier jemand, hm, lügt? kann es sein, dass man möglichen juristischen Folgen ausweichen will? Gewalt wird meines Erachtens durchaus als etwas Gutes dargestellt, und § 131 StGB “Gewaltdarstellung” Abs. 3. führt aus, dass man zwar strafbare Inhalte zu Dokumentationszwecken des Zeitgeschehens veröffentlichen darf, aber allein Herstellung und das Beziehen nach Abs. 1.4. schon strafbar sind. Ich habe schon ein wenig den Eindruck, als wollte bei StudiVZ jemand ganz schnell aus der Verantwortung entkommen.

Tsss.