Und während sich heute ein früherer Opeltestblogger dafür hergibt, einen 70-Euro-MP3-Player zu testen und in seinem Blog zu beschreiben (http://wirres.net/article/
articleview/4950/1/6/), hat Thomas Knüwer gleich den nächsten Fall, mit dem man Blogger für den Test eines Produkts für ein paar billige Werbegeschenke gewinnen will.

Interessant, weil es das Preisniveau wiedergibt, mit dem heute geködert wird. Nachdem Robert Basic vor Kurzem nach einem “Exklusivtest” den Alfa Mito zerrissen hat, und bei mir heute auch mal wieder das Angebot einer Agentur aufgeschlagen ist, für ein paar Dutzend Euro meinen Besuchern ein Viralvideo zu zeigen (bezeichnenderweise genau die Form von Schleichwerbung, für deren Wettbewerb in Berlin das Vermarktungsblog Spreeblick (http://www.spreeblick.com/2008/0
7/17/spreeblick-goes-forward/) den Medienpartner gibt), verfestigen sich da bei mir vier Eindrücke:

1. Es gibt durchaus Firmen und Agenturen, die für sehr wenig Geld und niedrige Kosten erreichen wollen, dass Blogger sich mit ihnen auseinandersetzen.

2, Es gibt sehr viele Blogger, die für Bezahlung im niedrigen zweistelligen Gegenwert oder Exklusivblabla bereit sind, etwas anzuschauen und ihre Leser damit zu langweilen.

3. Andererseits sind aber auch die Zeiten vorbei, da man einem Blogger einen Scheck und ein Auto und einen Tankgutschein oder ein Notebook in die Hand drückte, und der Blogger sich dann einen dafür abarbeitete.

4. Genauso unengagiert reagieren die Angeworbenen heute dann auf die unüppigen Verlockungen.

Wirtschaftlich ausgedrückt, etabliert sich beim Kaufen von Bloggern gerade ein Markt mit niedrigen Preisen, Umsätzen und Ergebnissen. Offensichtlich ist das durch Blogger gelieferte Produkt Awareness einfach nicht mehr wert – selbst wenn die Entlohnung von den Firmen als Sachwert buchhalterisch vernachlässigbar ist. Der freie Markt hat Tarife gefunden, die in etwa auf dem Niveau der Trigamiautoren liegen. Damit stehen Blogger auf dem Markt der publizistisch Käuflichen in einem Segment unterhalb des freien Journalisten, der in aller Regel dazu Häppchen und warme Worte von PR-Personal bekam. Billiger und ineffektiver.

Und im Gegensatz zu Thomas finde ich das auch gar nicht schlimm. Ganz im Gegenteil. Diese gegenseitige Bewertung von Bezahlung einerseits und Leistung und erreichter Zielgruppe andererseits ist eine gerechte Preisfindung, die den Markt so klein und ineffektiv hält, wie er nun mal ist. Ich würde den typischen käuflichen Blogger ebenfalls mit den Produktionskosten eines chinesischen MP3-Players ansetzen. Solange sich diese Form von PR-Dienstleistung nicht für alle Beteiligten besser rentiert, wird sie – ganz im Gegensatz zum Milliardenmarkt des käuflichen Journalismus ein Randphänomen bleiben. Im Moment sind die zwischengeschalteten Agenturen diejenigen, die damit die – vergleichsweise – besten Geschäfte machen, was vielleicht auch das Gedrängel erklärt, mit dem die üblichen Vedächtigen des Blogkommerzes gerade in diese Richtung drängeln.

Bleibt die Frage: Würde eine signifikant bessere Bezahlung mehr bringen? Oder liegt es einfach nur an den Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage, dass sehr wenige Firmen mit niedrigen Budgets auf sehr viele Blogger mit, sagen wir mal, flexibler Preisgestaltung treffen?