Ich habe schon immer gesagt, dass eine Kultur wie die Blogkultur nur langfristig bestehen kann, wenn es auch die Möglichkeit gibt, damit Geld zu verdienen.

[http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2009/0723/seite3/0014/index.html]

Und ich sage, dass es vor allem die Ausprägung rund um die Körpermitte von Sascha Lobo ist, die ohne den Blogkommerz nicht leben kann. Deshalb jetzt auch die Anbiederung an Medien, die in Sachen Vodafone die alte Platte von der infantilen Blogosphäre fahren. Aber reden wir doch mal über die Möglichkeit, mit Blogs Geld zu verdienen. Da gibt es jene, die gute Profiblogs schreiben. Ich zum Beispiel habe ein nicht ganz erfolgloses Blog bei der FAZ.

Und dann gibt es noch Adnation, den Werbevermarkter von Lobo zusammen mit Johnny Haeusler. Ich finde es ja ein wenig schade, dass darüber von Aussteigern wenig gesagt wird, aber das Spassige an diesem Vermarkter ist seine interne Klassengesellschaft.

Da haben wir den Lobo. Verdient an jeder Werbeschaltung, wenn da mal Werbung ist. Meistens ist da keine. Weil Lobo offensichtlich nicht genug Werbung heranschafft, was seine Tätigkeit bei Adnation ist. Trotzdem profitiert er dauerhaft von Adnation: Freier Rücken bei all den Bloggern, die hoffen, dass er Werbung ranschafft (Lobo: “Ich mache euch alle reich”). Und nach aussen die Möglichkeit zu behaupten, Blogs und Blogger zu vertreten. Testimonial. Medienfigur. Haut alles, was er macht, auch gleich werbend in die Blogosphäre. Gilt bei Abschreibern als “Internetpionier” und wehrt sich auch nicht bei anderen PR-Lügen.

In der zweiten Reihe: Adnation-Mitgründer und Spreeblick-Boss Johnny Haeusler. Muss nach eigenem Bekunden Vodafone-Werbung nehmen, weil er es sich gerade nicht raussuchen kann. Steht für die Credibility, weil er mal ein paar Kampagnen gemacht hat, wie etwa gegen Zensursula, aber nimmt jetzt das Geld von Vodafone, den Zensursulafreunden. Muss auch noch andere Leute bezahlen. Technik, dem Vernehmen nach 40 Euro für ein Feature, meistens weniger. Naja.

Und in der dritten Reihe: Die Leute, die dabei sind, weil es keine Alternative kennen und das alles weit unter den Erwartungen blieb, aber immer noch besser als nichts ist. Egal, wie schlecht die kommentierbare Werbung und die do-it-yourself-Banner gelaufen sind. Irgendwo zwischen den kleinen Bloggern und Haeusler: Klickzahlen-Nichtmehrganzgigant Stefan Niggemeier. Andere wie Rene Walter mit “Glam” klopfen dagegen längst bei anderen Vermarktern an.

Man stelle sich eine einfache Frage: Wer von den Beteiligten verdient durch Blogs wirklich Geld – und wer ist der nützliche Reputationsdepp, der dabei hilft, Sascha Lobo nach vorne zu bringen? Wer zieht daraus die Vorteile? Gut, jetzt wird es für Lobo vielleicht nicht mehr ganz so einfach, nachdem es mit dem Social Media dank des Vodafone-Debakels nicht mehr so läuft und der Ausflug in den Online-Beirat der SPD auch nicht so toll war. Daher auch das Gejammer, weil ihn viele nicht mehr so ganz mögen, weil er als Bloggerclown ganz nett war, aber als Testimonial für viele Blogger so erfreulich wie der besoffene Patenonkel ist, der auf dem Kindergeburtstag nackt auf dem Tisch tanzt.

Ich finde es nicht schlecht, wenn Blogger Geld verdienen, weil sie etwas gut machen – ganz im Gegenteil. Aber solange das Thema “Geld verdienen” von jenen Leuten dominiert wird, die seit der Gründuing von Adnation/Adical dorthin gekommen sind, wo sie jetzt sind, wird sich am Zustand dieses Themas nichts ändern. Warum auch. Für Lobo lief es bisher auch so ganz gut, der hat bekommen, was er wollte. Bis zum Vodafail.

[Edit: Nicht nur, dass einige meiner besten Freunde Werber sind – ich verlinke sogar Agenturen, wenn sie was Schlaues schreiben!]