Darf ich mal was sagen? In den letzten Tagen konnte ich mich kaum im Internet aufhalten, ohne mich – mehr als ohnehin schon – angeekelt zu fühlen. Anlässe gab es ja genug, um nur mal ein paar aufzuzählen:

1. Eine Debatte um Einkünfte beim Bloggen, in der sich manche als bloggende Qualitätsjournalisten definierten, die unfairerweise mit dem Bloggen zu wenig verdienen.

2. Eine Debatte der Medien um bezahlte Inhalte, weil sie besser sind, als die Nutzer denken, die deshalb zahlen sollten.

Beide Diskurse haben die gleiche Laufrichtung, beleidigtes Gejammer, weil sie ja soooo toll sind und die Welt soooo ungerecht ist, und sie sooooo gern einfach so weiter machen und dennoch reich werden wollen. Dabei sind in meinen Augen Carta.info und netzwertig genauso öde und billig als Internetdorfgewäsch wie die Augsburger Allgemeine als Kaffpolizeiberichtverwerter. Gleiche Haltung: Geschäftsmodelle laufen nicht, also versichert man sich, dass sie laufen müssten. Das eine indigniert mich als Journalisten, das andere beleidigt den Blogger in mir: Wenn sich das Produkt nicht verkauft, muss man es eben entweder verbessern oder als Hobby betreiben.

3. Löschwars bei Wikipedia mit Aufheizung von Aussen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich Wikipedia nicht mehr so toll finde, seitdem ich darüber geschrieben habe, wie StudiVZ dort den eigenen Eintrag frisiert hat – und am Ende in einem derartigen Editwar mit der Blogbar rausflog, weil man zur Kritik an StudiVZ lieber SPON mit den bei mir abgeschriebenen Inhalten verlinkte. Die sind halt so. Ich verlinke seitdem Wikipedia nur noch, wenn es wirklich sein muss. Blogger haben Wikipedia verteidigt, wenn Journalisten darüber gelästert haben. Wikipedianer dagegen… na dann – macht es mal gut, Jungs.

4. Abmahnkriege. Ich finde es ja nett, wenn Kühe vom Eis gebracht werden. Aber es ist eine Sache, wenn Firmen überreagieren, weil sie glauben, sie könnten mit ihrer Macht auch im Unrecht das Recht für sich verbiegen. Die andere Sache ist nun mal, wenn jemand einen – entschuldbaren, unvorsichtigen, bedauerliche, kleinen, überflüssigen – Fehler gemacht hat. Egal wie überzogen und aberwitzig die Abmahnung dann erscheint: Es wäre sehr fein, wenn man in solchen Fällen vielleicht etwas anders reagieren könnte, als wenn eine Abmahnung keine erkennbaren Erfolgsaussichten hat. Eine Jagd auf eine (möglicherweise kooperationsbereite) Journalistin zu inszenieren, die rein nach Gesetz an einem ziemlich langen Hebel sitzt – kann man machen, auch zur Egopositionierung, aber die Frage ist eben, ob der nächste Abmahner dann überhaupt noch reden will, wenn er seine Rechte durchsetzen kann.

Zum Glück gibt es ja immer noch viele, die einfach schreiben, um Geschichten zu erzählen.