Muss man sich in den Redaktionen gesagt haben, als man die eigenen Leute teils ausflog und teils so mit Arbeit belastete, dass die alltägliche Dimension von Erdbeben und Atom-GAU kaum mehr darstellbar war. Man wollte etwas japanisches, direkt Betroffene, Berichte aus erster Hand, ehrlich direkt, das Grauen sollte fühlbar sein – und irgendwie glauben manche, dass man sowas am besten mit Blogs macht. Eilig wurden also Projekte aus dem Boden gestampft, ein Videoblog bei SPON, eine Popliteratin bei der FAZ, ein Blog bei der Süddeutschen und ein gezeichnetes Tagebuch beim SZ-Magazin.

Und irgendwie hingen all diese Dinger recht schnell in der Luft, weil: Für den Tsunami und das Erdbeben kamen sie zu spät, und für das langsam vor sich hinstrahlende Fukushima passiert nicht genug, als dass man dafür eine über mehrere Beiträge funktionierende Story aufbauen kann. Und qualitativ und inhaltlich bieten die Blogs auch nicht mehr als andere Nachrichten.

Irgendwelche Leute mit irgendwelchen schnell zusammengeklatschten Blogs sitzen irgendwo und müssen über irgendwas schreiben – das ist eine extrem undankbare Aufgabe, wenn das volle Interesse der Leser auf einem speziellen AKW in einer abgesperrten Zone liegt. Klar geht es den Bloggern bei der Geschichte nicht gut. Fünf mal nacheinander lesen, dass es ihnen nicht gut geht und sie sich Sorgen machen – ist etwas vorhersehbar. Und jetzt nicht so spannend, als dass man sich das in der Nachrichtenflut stets anschauen würde. Man tut niemandem damit wirklich einen Gefallen; am wenigsten der Bloggerei selbst.

Nach meiner bescheidenen Meinung gibt es mehrere Arten von Blogs, die mehr Erfolg versprechen:

– Man schickt einen eingeführten Blogger, Journalisten, Anker, Identifikationsfigur hin/setzt ihn auf das Thema an. Damit hängt das Ding schon mal vom Autor her nicht vollkommen in der Luft, aber natürlich bedeutet es mehr Aufwand.

– Man hat ein Blog, von den Leute wissen, dass es dort gute Krisenberichterstattung mit viel Engagement gibt, die auch Alltagsbeobachtungen Dritter – steht ja alles im Netz – mit einschliesst. Klar wäre das eine Kopie von The Lede der New York Times, aber besser gut kopiert, als schlecht selber gemacht.

– Statt einen Blogger immer langweiliger werden zu lassen, sucht man sich mehrer gute Leute, und lässt sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln nur wirklich gute Sachen berichten. Ist zwar redaktioneller Aufwand

ABER: Ein Blog ist kein Allheilmittel und kein besseres Internet und auch kein Krisenuniversalwerkzeug, sondern immer harte Arbeit, wenn es gut werden soll. Einfach mal ein Blog aufsetzen, auf ein Thema setzen, das jeder macht, und irgendwen anheuern zeigt nur, dass man wenig kapiert hat. Ganz gleich, ob das geschrieben, gemalt oder gestreamed wird.