Prolpheten des Medienwandels
Ich habe mal eine Frage. Man nehme mal die Webseiten und Blogger, die dauernd davon reden, dass der grosse Medienwandel jetzt kommt. Netzwertig. Carta.info. deutsche-startups. Alles2.0. PR-Blogger. Beissholz. Und wie sie alle heissen, die allenthalben die Revolution ausrufen. Da fallen einem viele Namen ein. Welche, die das im Internet rauslassen, und andere, die damit ein Geschäftsmodell aufziehen. Die sich als Berater anbieten, um Medien zu erklären, wie das geht, von dem sie behaupten, dass sie es begreifen, die Propheten der neuen Zeit.
Was ich amüsant finde: Die können nichts anderes. Ich mein: Man muss sich das Pack doch nur mal anschauen. Wann bitte hat einer von denen das letzte Mal eine Geschichte aus jenem Leben geschrieben, das diejenigen interessiert, die keine abgefuckten Netzjunkies sind? Wann hat nochmal der letzte auftragslose Freijournalistendarsteller mit Blog neben seinem Mediengedöns eine spannende Reportage ins Netz gestellt? Wieso glauben so viele der angeblichen Vorreiter, sie könnten ihr Gewäsch nur mit Bildern unter Creative Commons aufwerten, oder wie Carta gleich eine Urheberrechtsverletzung begehen? Wo bleiben eigentlich die deutschen Krugmans und Huffington Posts?
Es gibt da meines Erachtens einen ziemlich deutlichen Zusammenhang zwischen Grossmäuligkeit, den Medienwandel zu verkünden, und der Unfähigkeit, jenseits der Verkündung etwas dazu beizutragen. Es sind genau genommen keine Experten für den Medienwandel, sondern Experten für Medienwandelausrufung. Das ist der typische Dreck, wie ihn Berater halt gern an dumme Verleger verkaufen; klassischste Beratung mit grosser Klappe und Null Implementierung. Das sind Leute, die den Medien sagen wollen, was sie tun müssen – aber absolut nichts dazu beitragen können, wie man diesen Wandel gestaltet, dass er für eine grössere Zahl Rezipienten jenseits des Internetgeschmodders ihrer Echokammer und Omi spannend, lesenswert rüberkommt.
Es sind mehrheitlich Leute mit Technikblafasel und Null inhaltlicher Kompetenz. Wenn die das könnten, was sie behaupten, warum sind ihre Projekte dann so saufade Veranstaltungen? Warum krebst Blogwerk immer noch so rum, warum ist Carta eine digitale Plappermaschine, warum rockt Spreeblick nicht den Medienmarkt, warum sind sie unfähig, die Inhalte anzubieten, die man miot dem Technik2.0gerödel beim Leser ganz gross raus bringen könnte?
Wenn die Revolution wirklich kommen würde und sie es richtig erkennen, dann sollten Robin Meyer-Lucht, Sascha Lobo, Martin Weigert und wie sie alle heissen, doch absolut kein Problem haben, selbst die Medien der nächsten Generation zu bauen. Nicht nur ankündigen. Sondern auch umsetzen. Reich werden. Imperien errichten, auf den Trümmern derer, die es nicht konnten. Oder glaubten, es reiche schon, wenn man sich gute Geschichtenerzähler einkauft. Oder dem Irrglauben anhingen, es käme allein auf die Qualität an, dann kämen die richtigen Leser schon alleine, solange nicht nur über das Netz geschwafelt wird.
Na los, Ihr Könner. Zeigt mal, wie das geht.
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Lobo ist ein schlechtes Beispiel, wenn man zeigen will, wie es jemand nicht schafft, mit dem Web 2.0 reich zu werden. Vodafone war für ihn sechsstellig (das ist keine Vermutung, ich kenne seinen Vertrag). Natürlich heißt das nicht “reich”, aber es ist für drei “Strategiemeetings” und acht Stunden mit einem verschwitzten Basic im selben Bus zu sitzen mehr als okay und vor allem deutlich mehr, als man als Kritiker wünschen würde.
“Vodafone war für ihn sechsstellig (das ist keine Vermutung, ich kenne seinen Vertrag)”
Ich finde Morgentee auf der Tastatur nicht lustig
Die Frage, ob der Lebensunterhalt selbst verdient wird, oder Transferleistungen und gut verdienender Partner das Tagungs-Hopping und Gadget-Shopping ermöglichen, ist sekundär.
Meine Beobachtung über Jahre: Die am lautesten schreien haben die geringste Fach- und Branchenkompetenz. Studienabrecher, Quereinsteiger und andere selbst Berufene müssen zwangsläufug die Prophetenrolle einnehmen, weil sie von der Komplexität der realen Anwendung im Branchenalltag überfordert sind. Nicht umsonst wird als Qualifikation “Evangelist”, “Maven”, “NetCitizen” oder “Urgestein”. angebeben. Die werden als einheimische Führer durch den Dschungel engagiert, in der Hoffnung, dass Unternehmen ihre Glasperlen loswerden. Vom Glasperlen-gegen-Gold-Business haben die keine Ahnung. Wenn es niemanden zu führen gibt, geben sie den tanzenden Ureinwohner – und erfüllen die Nachfrage mal einen echten Wilden als Entertainement auf einem Meeting zu haben.
Daher hat es auch wenig Konsequenzen, wenn so ein Sherpa-Job wie bei Vodafone mal floppt, die eigenen Aktivitäten rumkrebsen, oder wie bei SL, Podcating, u.a. auf die falschen Trends gesetzt wird. Die Kriterien und Veranwortung mit denen Strategieberater ausgewählt werden gelten für diese Entertainer nicht.
Sechsstellig? Das ist ja fast unverschämt :).
” Die am lautesten schreien haben die geringste Fach- und Branchenkompetenz. Studienabrecher, Quereinsteiger und andere selbst Berufene müssen zwangsläufug die Prophetenrolle einnehmen, weil sie von der Komplexität der realen Anwendung im Branchenalltag überfordert sind. ”
Tiefere Fachkompetenz scheint beim lautstarken Verkaufen oft hinderlich, das bremst die Begeisterung und den Schwung beim Formulieren leerer Versprechungen.
Scheint mir aber kein spezifisch Phänomen im xy 2.o Geschäft zu sein
Vielleicht wird das Zitat von Shaw: “Wer etwas kann, der tut es; wer etwas nicht kann, der lehrt es.” in Zukunft auf “wer etwas nicht kann, der schreibt im Blog drüber” geändert?!
@Strappato: “…Studienabrecher, Quereinsteiger und andere selbst Berufene…”
Manche dieser Menschen sind schon als erfolgreiche Erfinder, Unternehmer, Literaten oder Künstler in die Geschichte eingegangen.
Es wird auch in Zukunft viele Fachleute geben, die konsequent »können» und »tun«, aber nebenbei gern schreiben. Es spielt kaum eine Rolle, ob sie für eine Zeitschrift schreiben oder bloggen.
Es wird auch in Zukunft erfolgreiche und erfolglose Quereinsteiger geben. Auch daran ändert das Web 2.0 nichts.
Diese Art “Berater”, “Fachleute” und Marktschreier hats immer gegeben, es wird sie auch immer geben, das gehört halt zum System. Von daher zähle ich auch zu jenen, die davon überzeugt sind, daß dies kein webspezifisches Phänomen ist – es äußert sich im Web halt nur etwas anders.
Solche Typen wie Lobo z.B. habe ich schon vor 25 Jahren in der alternativen Szene zu Hauf miterleben dürfen: ihr Ziel war es, irgendwo einen Fuß reinzukriegen, als “Type” wahrgenommen zu werden, einen “Ruf” zu ergattern, um dann damit irgendwie Kohle zu verdienen bzw. das alles als Sprungbrett zu benutzen. Egoistisch, unsolidarisch, ekelig. Gearbeitet und inhaltlich (manchmal auch ideologisch, egal was man davon halten mag) engagiert und dementsprechend geschuftet haben aber stets die anderen (die altruistisch angehauchten). Daher finde ich solche Typen wie Lobo und Co eben auch so inakzeptabel.
[…] warum nicht? 19. August 2009 Posted by Frank in Medien, Netz. Tags: Blogs, Medien, Wandel trackback Man mag nun von Don Alphonso halten, was man will: Heute hat er an seiner blogbar einen Postveröffentlicht, der gar nicht so falsch ist. Es geht darum, dass viele Blogs den Medienwandel ausrufen und schon das Ende der etablierten, “alten†Medien hervorkommen sehen. […]
Das Web 2.0 enthält kein Geschäftsmodell. Punkt.
…belauscht:”Nein, nein, nein, Sie haben das Komma vor den zwei letzten Stellen mit gezählt, Herr Lobo”.
“Prolpheten”
Hm. Warum nicht gleich “Prollpheten auf PR-Prollfeten”?
Die Reichtumsperspektive für Qualitätslieferanten ist natürlich zweifelhaft. Eine neue Weltbühne im Netz wäre, fürchte ich, ebenso ein Minoritätenphänomen wie die originale auf Papier.
Ich lese gerade US-Texte der 30er und 40er – auch die hatten zumeist kein Massenpublikum. Und Printmagazine, die Anspruch mit Auflage verbanden, sind historisch immer rar und meist kurzlebig gewesen – nicht nur hierzulande. Das Web wird keinen Quantensprung auslösen.
Das Problem ist: Wer sagt, dass er keine Lösung hat, bekommt keinen Auftrag.
Ich sehe die Medien vor einer tiefgreifende Krise. Ihnen sind die Werbeeinnahmen massiv weggebrochen. Erst im Anzeigenteil (Jobs, Autos, Immobilien, Kleinanzeigen), jetzt auch im redaktionellen Teil.
Die Internetauftritte haben pro Leser deutlich niedrigere Einnahmen als der Print. Sollte der Print wegfallen, ist der Internetauftritt auch nicht mehr finanzierbar.
Es wird eine üble Krise auf die Branche zukommen und alles, was z.B. FAZ oder das Handelsblatt (Knüwer) richtig machen, wird nur dazu führen, dass sie ihre Überlebenschance erhöhen, weil sie ihr eigenes Sterben verlangsamen.
Im Moment ist der Onlinemarkt nicht gesund, weil er vorwiegend aus Playern besteht, die ihre Angebote aus dem Print quersubventionieren.
Eine neue Basis bekommt das ganze erst, wenn sich die vielen Kleinen aus dem Markt verabschieden (die FR war ja schon fast weg) und deren Traffic dann ebenfalls zu den Großen kommt.
Dann haben die wieder genug Reichweite, um eine Redaktion zu finanzieren. Aber auch nur, wenn nicht ein neuer Wettbewerber entsteht. Ein Blogaggregator, Bürgerjournalismus (Buzzriders), o.ä.
Es gibt da meines Erachtens einen ziemlich deutlichen Zusammenhang zwischen Grossmäuligkeit, den Medienwandel zu verkünden, und der Unfähigkeit, jenseits der Verkündung etwas dazu beizutragen.
Haha. Ein früherer Kollege von mir pflegte auf derlei Anwürfe zu antworten: “Hey, welcher Wegweiser läuft denn selber in die Richtung, in die er zeigt?”
Aber grundsätzlich ist das völlig richtig beobachtet: Den Wandel nicht nur zu sehen und zu verkünden, sondern auch selber umzusetzen im Rahmen von wegweisenden Projekten, das sind halt doch zwei Paar Stiefel. Ich bin freilich (im Unterschied zu strappato) nicht unbedingt überzeugt, dass dass dieses Unvermögen primär dem Mangel an Diplomen und anderen Formalqualifikationen geschuldet ist. Vieles von dem, was es bräuchte an Kenntnissen und Fertigkeiten, wird nun mal nicht in Seminaren und Vorlesungen gelehrt, und ich könnte jetzt auch etliche Namen von Leuten nennen, die vom universitären Katheder herunter auch nur heiße Luft ablassen zum Thema Medienwandel. Ist es nicht vielleicht eher so, dass sich sehr viele Superqualifizierte in Theorie und Praxis schon so mit den bestehenden Strukturen arrangiert haben, dass sie den Wandel eher als Bedrohung ihrer abgesicherten Pfründe betrachten?
Ich halte formelle Qualifikation als eine Basis. Was aber zusätzlich fehlt ist Branchenkenntnis, sozusagen Insiderwissen. Die bekommt man eben meist nur, wenn man an verantwortlicher Position seinen Teil beiträgt. Mag in der Medizin anders sein, als im Medienbusiness. Vielleicht gibt es daher so wenig Health2.0-Berater und mehr Medienblogs als Medizinblogs.
[…] Ich habe manchmal das Gefühl, und wenn ich sowas denke fühl ich mich immer an die Blogbar erinnert, an derem Tresen DonAlphonso meistens das gleiche von sich gibt, dass es eine Blogger im Internet gibt, die gerne davon reden, dass andere es nicht schaffen im tollen Web2.0 Menschen an sich zu binden, aber selber nicht weiter kommen. Wenn alle, die ständig und immer neben ihren Großeltern, äh ich mein neben den Verlagen und Medienhäusern stehen und sagen, dass sie bald sterben werden wirklich etwas schaffen würden, dass so toll und unbeschreiblich super-dupi ist, dass wir alle dort hin gehen, dann aber auch nur dann dürften sie eventuell mal die Vermutung äußern, dass die Verlagshäuser langsam aber sicher aussterben werden. Aber dem ist nicht so. Klar es gibt ein paar Seiten in diesem großen weiten Internet, die wirklich gute Nachrichten und Infos bringen, aber wirklich viele sind das in meinen Augen noch nicht und deswegen zu sagen, dass es nun vorbei ist mit Zeitungen seh ich auch noch nicht. Was ich sehe ist ein sich ständig wiederholender Tanz um einen Scheiterhaufen von dem noch keiner weiß wer nun auf diesem verbrand wird. Tagged with: Internet • Medien • Nachrichten […]
@strappato: Danke für die Präzisierung. Zja, in verantwortlicher Position das Seine beitragen, das ist schwer zu bewerkstelligen, ohne dass man über kurz oder lang auch Leichen im Keller hat, sich mal mit der einen oder anderen Geschichte angreifbar gemacht hat, das auch weiß und deshalb nicht gerade zunehmende Neigung verspürt, anderen in der gleichen Lage so richtig auf die Füße zu treten.
Deswegen werden die meisten Medienblogs bis auf weiteres Veranstaltungen von Leuten bleiben, die eben nicht in der ersten Reihe der Verantwortlichkeit arbeiten, sondern eher Leute von außen, die noch was werden wollen und Egomarketing betreiben (oder vieleicht auch Ehemalige wie der Sprengmeister, die ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern).
Als jemand, der mit Medienpubliszistik seit 25 Jahren vertraut ist, sage ich: einerseits schön, dass das keine Insiderwissenschaft mehr ist und dass sich auch Klein Hans Karsuppke berufen fühlen kann, der vierten Gewalt bisschen auf den Zahl zu fühlen und den kritischen Medienchecker zu geben, wenn sich die Tagesschau mal wieder mit einem falschen Klaus zum Horst macht. Das und ähnliches mitzukriegen und aufzuspießen ist ungleich viel leichter, als einer hanebüchenen Wirksamkeitsstudie für ein neues Medikament Fehler nachzuweisen. Andererseits schade, dass sich Medienkritik auch in Blogs meistens nur im Klein-Klein festbeißt und die großen systemischen Zusammenhänge außer Acht läßt.
Im Übrigen ging es mir auch nicht darum, formaler Qualifikation ihren Wert abzusprechen, aber das Mediengewerbe ist nun mal Teil der Unterhaltungsbranche, wo es im Tagesgeschäft auf akademische Weihen nicht so sehr ankommt und wo andere Primärtugenden gefragter sind.
Na endlich mal jemand, der das Ganze auf den Punkt bringt! Danke dafür!
Der Witz ist, dass gerade Sascha Lobo seine Premium-Inhalte nur in Buchform veröffentlicht, sein Geld verdient er völlig einsnullig, mit großen Unternehmen, Beratungsleistungen (für große Unternehmen) und Fernsehauftritten – sein Blog ist der Rede nicht wert, ein reiner PR-Gag. Also wo ist die Innovation? Wo die neuen, spannenden Inhalte? Wo die neuen Projekte? Wo der Mehrwert? Wo die Alternative zu den bestehenden Medien???
Mit Vodafone ist überdies noch die letzte Web 2.0-Blase geplatzt, aber sowas von! Und wer in Zeiten der Wirtschaftskrise und Krisengeneration von Alternativmodellen zur Festanstellung schwafelt, der hat es auch nicht kapiert. Für Lobo mag sich das vielleicht rechnen, für die Mehrheit an Leuten nicht, die haben nämlich keine Lust, sich so einen roten Hahnenkamm frisieren zu lassen, nur “umma imma in Fernseh’ zu komm'”. Okay, aber vermutlich zahlt Vodafone Lobos Rente. Super Zukunfts-Gesellschaftsmodell im übrigen, das der Lobo in Person vorlebt: Sei egoman, asozial, selbstverliebt, drängle dich vor jede Kamera, alles scheißegal, hauptsache du bist berühmt und prostituiere dich! Aber SPD, von wegen sozial und so – ja nee, ist klar.
Das Problem an der Sache ist ganz generell, dass die Blogosphäre nun nolens volens den Lobo als Vorzeigeblogger und Galionsfigur an den Hacken hat (heute wieder bei Illner live und in Farbe zu begutachten), ich bin überzeugt, das tut der Sache nicht gut, ganz im Gegenteil, das ist der schleichende Tod der Blogosphäre, die kann mit so einem Repräsentanten keiner mehr ernst nehmen.
Ich verstehe die Endzeitstimmung nicht. Es wird noch immer gutes Geld mit Print verdient. Und das wird auch weiter so sein. Nur seit es Verlage und Sender an die Börsen getrieben hat, gilt mangelndes Wachstum als Verfall oder gar Umfallen. Sie schleppen noch immer kistenweise Geld aus den Verlagen. Nur die Zahl der Eigentümer hat sich seit der Börsenwut erhöht, daher muss das Bärenfell in kleine Fitzel zerschnitten werden. Wer “Going Public” an sich vorbei ziehen ließ, dem geht es gut. Nicht besser aber gut. Das Web ist eine ganz andere Baustelle. Broadcast im Web funktioniert eben nicht. Amazon verdient da gut. Apple immer noch. Google auch immer noch. Web 2.0 ist nicht das Thema. Es geht um Transparenz. Wer Nutzen transparent liefert wird Google von morgen. Kann twitter werden, was ich nicht glaube. Aber Werbung wird es nicht sein. Das Web ist eher ein Sandkasten für demokratische Experimente – also not-for-profit, but for reputation.
Wittkewitz: “Noch” ist gut, SZ und ZEIT steigern derzeit sogar ihre Auflagen, ein gutes Zeichen, aber: Jugendiche sind nicht mehr bereit, für Musik, oder journalistische Inhalte zu zahlen. Ja, jetzt kommen die Internet-Enthusiasten wieder mit ihrem einen Radiohead-Beispiel und es gibt noch das eine oder andere Beispiel, wo eine Band plötzlich ganz viel Geld über das Internet eingenommen hat, aber das sind alles Einzelfälle und langfristig funktioniert das nicht.
Welcher Künstler / Journalist soll langfristig davon leben, seine Inhalte, sein geistiges Gut kostenlos ins Netz zu stellen? Es funktioniert nicht, das kann man mal eine Zeit lang machen, aber irgendwann will man auch mal was zu beißen haben. Kultur (und damit meine ich auch unabhängigen Journalismus) muss der Gesellschaft etwas wert sein. Menschen müssen gut dafür bezahlt werden, wenn sie ihre geistige Schöpferkraft, ihre Bildung der Allgemeinheit zu Verfügung stellen. Man stelle sich nur vor, es gäbe in Deutschland keine digitalen Ableger der Zeitungen mehr und nur noch die bestehenden Blogs…
Vom Bloggen allein kann keiner leben! Kein neues – ach so schickes – Web 2.0-Angebot hat ein klassisches Angebot bislang in den Schatten gestellt, bietet eine Alternative, bietet etwas Neues, etwas Anderes, etwas Besseres – ganz davon abgesehen: Arbeitet in irgendeiner Form halbwegs profitabel! Wie auch? Geld verdienen kann man nur mit klassischen Medienprodukten und vor allem mit Qualität, die muss bezahlt werden und zwar gut.
Und pardon: Das Web hat mit Demokratie in etwa so viel zu tun wie Mutter Beimer mit Twitter. Das Web 2.0 als demokratisches Element, ist Bullshit. Auch hier wird es bald lauten: “Achtung, auch diese Blase zerstört sich von selbst!”
Okay, ich gebe zu, mit Twitterlesungen ist bestimmt ne’ Mark zu machen, dit ziehn wa janz jroß auf, wa? Da machen wa nen janz jroßes Ding draus, wa? Da jründen wa nen eijenen Verlach, wa? Mit eijene Twitterautors und so, wa?
Nicht meckern, sondern machen ist allgemein immer ein guter Vorschlag, wobei ich persönlich Carta sehr gut finde. Das mit Spreeblick oder blogwerk in einen Topf zu werfen finde ich unpassend. Carta ist eher wie Knüwer, bloß kürzer und weniger persönlich oder wie Nigge ohne Schaafe und Erbsen(zählen). Die stellen auch mal ungefragt was in einen größeren Zusammenhang, was ich als weniger mit Intellekt betuchter hilfreich finde. Und nicht zuletzt gibt es dort auch aktuelle oder ehemalige Macher.
@Zuzu:
“Menschen müssen gut dafür bezahlt werden, wenn sie ihre geistige Schöpferkraft, ihre Bildung der Allgemeinheit zu Verfügung stellen.”
Ach, echt? Ist das so? Seit wann?
Warum?
Ich habe keine Medienkompetenz, muss ich auch nicht. Aber es gibt Leute, die reden übers “Medienmachen” und gibt Leute, die machen Medien. Und zwar indem sie echten und guten Inhalt generieren. Die machen auch nicht von sich reden indem sie solange auf die Exkremente ihres nicht vorhandenen Inhaltes einprügeln, bis die Spritzer auch den letzten Verblödeten treffen, sondern indem sie akzeptieren, dass man für authentischen, guten, unangepassten Inhalt wahrgenommen wird. Im Prinzip haben die Medien ihre selbstgesuchte PR-Folter verdient. Marketing und Medien passen nicht wirklich zusammen, außer man will an die breite Masse adaptierbaren Inhalt auf kleinstem, gemeinsamen Nenner. Web 2.0 – die Chance für Jedermann – ist letztlich nur das Echo jener, die durch den Schrott der Branchenführer schon zerblödet wurden.
Und hier liegt die Crux. Die Frage ist: wo lege ich mein Ohr an? Lege ich es an die breite Masse und vermute den Widerhall qualitativ hochwertiger Inhalte zu hören, darf ich allenfalls verstimmte Bauchschmerzen erwarten.
Ich würde mit Sicherheit auch gerne eine sechsstellige Summe für groteske Selbstdarstellung verdienen. Aber bitte nur wenn ich das Kostüm nach Feierabend ausziehen darf und mir jemand die Tablettenmarke für den Erhalt der Selbstachtung verrät.
@wittkewitz: Nun, der Gruß des Kaufmanns ist die Klage. Es wird im Printlager aber längst nicht mehr auf dem hohen Niveau der Post-9/11-Krise gejammert. Den Zeitungen fehlt immer noch das weggebrochene Rubrikgeschäft, es wachsen vor allem den Regionaltiteln kaum junge Abonnenten nach. Die Zeitschriften sind am Werbemarkt inzwischen viel stärker unter Druck als es die Entwicklung der Brutto-Preise verrät. Die Preislisten haben eh nur noch vagen Empfehlungscharakter im Sinne einer Verhandlungsbasis.
Zum Teil ist das Gejammer aber auch ganz klar taktisch motiviert: Die größeren Zeitungsverlage wollen die Pressefusionsregeln gelockert haben. Ohne vermeintlichen Sachzwang zu “größeren Einheiten”, die auch kleinen notleidenden Titeln angeblich das Überleben sichern sollen, fehlte es den Großen im Gewerbe schlicht an Argumenten für eine Liberalisierung.
“Na los, Ihr Könner. Zeigt mal, wie das geht.”
Äh, ja. Warum muss ich bei diesem Satz an einen prominenten Don denken, der seit Jahren anderen lautstark erklärt, dass sie alles ganz falsch machen?
Andererseits schade, dass sich Medienkritik auch in Blogs meistens nur im Klein-Klein festbeißt und die großen systemischen Zusammenhänge außer Acht läßt.
Weil diejenigen, die einen ernstzunehmenden systemischen Überblick haben, meist gleichzeitig diejenigen sind, die vom Bestand des Systems profitieren oder zumindest zuviel zu verlieren hätten, wenn sie Kritik äusserten – die wird vom System nämlich fast ausschliesslich als destruktiv angesehen.
Formwandler: :-) Ja, meine Argumentation hat durchaus Lücken, ich weiß. Trotzdem ist es meine ganz persönliche Auffassung, dass uns Kultur etwas wert sein muss. Kostenlos funktioniert aus meiner Sicht nur bedingt und ich finde diese Grundhaltung einfach ätzend. Wenn ich eine FAZ oder eine ZEIT in den Händen halte, dann finde ich, dass ich verdammt vielen und guten Inhalt, von hervorragend ausgebildeten und informierten Leuten für das wenige Geld bekomme. Und trotzdem verdienen alle (Verlag, Redakteure, Drucker etc.) daran gut und ich finde das gut – freilich gibt es auch hier einiges zu kritisieren, aber dafür gibt es ja Media-Watch-Blogs und hier haben Blogs in Deutschland ihre Nische gefunden, zu mehr reicht es anscheinend nicht.
Aber auf der anderen Seite bin ich auch der Auffassung, dass sich Qualität immer durchsetzen wird, egal wie, egal wo, aber ich finde es schon gut, wenn Künstler/Journalisten/Wissenschaftler grundsätzlich für qualitativ hochwertige Leistung gut bezahlt werden. Und gäbe es im deutschen Web 2.0 ein qualitativ hochwertiges Angebot, es würde sich definitiv durchsetzen, aber ob es trotz Werbung rentabel wäre, das bezweifle ich sehr stark. (Wie sehen die Zahlen bei Bildblog oder Stefan Niggemeier oder Spreeblick denn unterm Strich aus?)
Es kommt auf den Anspruch als Blogger an: Will ich ein szeniges Alternativmedium zu den etablierten Medien schaffen, ist mir Geld verdienen egal, ist mir Erfolg egal, bin ich Idealist, bin ich Künstler, dann ist bloggen im Sinne von “blog pour le blog” eine feine Sache. (Wie ich mich erinnere plante Spreeblick doch sogar mal eine Print-Ausgabe, oder?, Warum denn nur?)
Und wenn kostenlos so eine tolle Sache ist, warum veröffentlicht dann Oberblogger Jeff Jarvis seinen besten Content in Büchern und verwurstet es nicht kostenlos in seinem Blog? Die Antwort gibt er selbst: Weil er den Vorschuss des Verlegers für das Studium seiner Tochter braucht.
Blogs und Twitter sind ein gutes PR-Instrument, sie dienen dem einzelnen Blogger/Schauspieler/etc., um seinen Fanclub zu bedienen, Geld verdient wird woanders.
Carta.info finde ich auch ganz gut, das scheint ein sehr ambitioniertes und idealistisches Projekt zu sein (bin gespannt, wie lange), aber auch hier – sofern ich nicht irre: Die meisten der dort schreibenden Autoren verdienen ihr Geld nach wie vor mit den Holzmedien. Von den auf Carta geschalteten google Anzeigen können doch keine knapp 40 Redakteure leben!
[…] Und irgendwie bleibt da ein fader Beigeschmack, wenn man solche Dinge liest. Inhaltlich ist der Artikel von Don Alphonso auf so manch anderes Feld übertragbar. Mein persönliches Zitat der Woche und Prototyp der Bizz-Wahrheit lautet: […]
“Wer etwas kann, der tut es; wer etwas nicht kann, der lehrt es.” in Zukunft auf “wer etwas nicht kann, der schreibt im Blog drüber” geändert?!
Genau wegen solch schwachsinnig pauschaler Auswürfe wirds in dem Land nix mit der geforderten Huffington … Auf der einen Seite werden Qualitätsblog gefordert, auf der anderen Seite stimmt man in das Gewäsch des Medienchors ein, der Blogger immer wieder gerne als Leute mit zuviel Zeit darstellt. Diese Elende Selbstzerfleischung nur um etwas intelligentes beizutragen ist ganz sicher hilfreich. Es soll ja sinnvoll sein, die sicherlich zurecht benannten Leute der Schwafelfraktion einfach mal zu ignorieren – man sieht doch, dass sich ein Herr Lobo darüber nur die Hände reibt und das Geld was er eingesteck hat geht zu einem nicht unerheblichen Teil auf das Konto derer, die sich den ganzen Tag lang beschweren und mit guten Ratschlägen und Forderungen nach Innovation entspannt mit einem Glas Wein in der Hand im philosophieren üben. Das Web spiegelt nuneinmal alles wieder, die Schwätzer, die Macher, die Kommentatoren und so ziemlich das gesamte Spektrum dazwischen.
Na, für SL hat sich die Aufregung zumindestens gelohnt. Vor einigen Tagen bekam er sogar eine Doppelseite in der Beilage des KSTA (=Kölner Stadt-Anzeigers), auf der er in einem Interview über seine Visionen erzählen durfte.
Tja, der Kaffee rutschte mir in die verkehrte Röhre, als ich den Artikel aufschlug und er mir auf einem großen Foto mit seinem ondulierten Haar entgegen blickte.
da vergaß ich doch glatt den Link:
http://www.ksta.de/html/artikel/1246883782233.shtml
Toll, der SL! Er will der Medienclown sein, dann lassen wir ihn doch und lachen über ihn.
Der Begriff des ‘geistigen Gutes’, der hier fiel, um publizistische Erzeugnisse (egal, ob nun von Journalisten oder von Bloggern) zu bewerten, der scheint mir ein wenig groß gewählt. Vieles davon ist weder ‘geistig’ noch ‘gut’.
Unsere Ergüsse sind in der Regel spätestens nach einem Tag vergessen (wie zum Beispiel auch mein Einwurf hier). Es ergeht ihm ebenso wie einem Zeitungsartikel. Das verletzt dann zwar die Eitelkeit des Autors, wenn er über diesen großen Orkus aus Papier oder Leuchtzeichen nachdenkt, realistischerweise müssen wir aber sehen, dass wir alle durch die Bank ein äußerst kurzlebiges Produkt herstellen, eine Ramschware, auf deren Wertigkeit angewandt der Begriff ‘geistiges Gut’ so erscheint wie ein Heiligenschein über einem Bund Staudensellerie.
Weshalb wir also viel Geld, am Ende gar Geld genug für ein auskömmliches Leben, für etwas verlangen sollten, das z.B. ich hier gerade mal eben ‘aus der lamäng’ in die Tastatur hacke, das müsste mir wirklich mal jemand erklären. Apropos – das war doch immer so, zählt als Argument hierbei nicht: Wenn immer mehr schreiben, dann sinkt im publizistischen Bereich eben der Wert des Schreibens generell, Differenzen entstehen dann nur noch durch das Schreibenkönnen …
Chat, ja und nein. Wie verdienst du dein Geld, dass du Zeit hast, hier zu schreiben?
Wie soll man mit geistigen Gütern Geld verdienen, wenn nicht in Print-, Buchform, in Form von Vorträgen etc.? Allein im Netz ist wenig zu holen für Journalisten, Autoren und Künstler. Und auch ich finde – ähnlich wie der Don -, dass die Netzpropheten mal zeigen sollen, wie das geht, ein erfolgreiches (rentables), interessantes Gegenmodell zu den etablierten Medien zu bauen – ich sehe es nicht, nicht mal in Ansätzen. Vielleicht Basics buzzriders? Abwarten.
Geistig und intellektuell sind die meisten Blogs doch extrem schwach und bewegen sich in komischen Nerd-Werbe-Blogger-Nischen – vielleicht bis auf achgut.de. Die richtig guten Schreiber, die schlauen Köpfe, die Intellektuellen und Autoren schreiben nach wie für die großen Zeitungen und Magazine und haben – als Zweitverwurstung vielleicht noch ein privates Blog.
Der Lobo ist doch insgeheim auch ganz scharf darauf, bald seine eigene TV-Sendung in den etablierten Medien zu bekommen. Bekannt wird SL derzeit genau durch das, was er als veraltet kritisiert: Seine Bücher, die Interviews in Print-Zeitungen und Talkshows bei ARD und ZDF, im Grunde ein echter Treppenwitz!
Im Grunde ist der “Experten”-Status im “web2.0” vollkommen zufällig.
eco.de/arbeitskreise/2614_6559.htm
Experten:
* Carmen Hillebrand: Leiterin PR, Vodafone D2 GmbH und Twitter Expertin
Off topic, gerade kam mir eine Zeile von Brecht in den Kopf: “Blut und Dreck in Wahlverwandtschaft, zog das durch die deutsche Landschaft”
@ JJJIXII: Dem Lobo wird es im TV vermutlich so ergehen wie der Frau von Ehrensenf. Meinen Segen hat er …
Geld verdienen kann man “im Netz” aber bisher nicht – und das sage ausgerechnet ich als jemand, der einige Monate bei der verblichenen medienlese gegen Bezahlung schrieb. Das Geld, das es dort gab, das war sozusagen mein ‘Bücher-Fonds’, es floss in die Bibliothek, zum Leben hätte es hinten und vorn ja auch nicht im entferntesten gereicht.
So verdiene auch ich natürlich mein Geld weiterhin außerhalb des Netzes. Okay, ab und zu ist auch der Text für eine Homepage dabei – das gehört heute dazu. Ich mache mir bloß keinen großen Kopf darum, dass es im Netz ‘zum Leben nicht reicht’, denn darum geht es mir bisher jedenfalls nicht. Das ist in meinen Augen die Einstellung, die dem Netz am besten bekommt. Man fällt dann nicht an jeder Ecke über einen virtuellen Staubsaugervertreter, dafür findet man an jeder Ecke eine schöne Narzisse fürs Knopfloch. Ist doch nett …
Also, selbst wenn ich nur das hätte, was ich im Internet tue: Davon könnte man zur Not schon leben. Und das gar nicht mal schlecht (höhö).
Das Problem bei Blogwerk, Spreeblick Verlag, derwesten und wie sie alle heissen ist doch: Zu den Konditionen bekommt man niemand, der sas ernsthaft macht. Warum sollte man dann einem Netzwertigautoren glauben, wenn er den Medienwandel verkündet, der ihn noch nicht mal selbst ernähren könnte?
@Chat et alter: Wobei ich grundsätzlich meine, dass man auch mit hervorragenden, neuen Netzangeboten Geld verdienen könnte. Qualität (woran auch immer man die messen will) wird sich durchsetzen – egal wo. Es fehlen allein die neuen Ideen, vor allem: der gute Inhalt.
Schafft man es beispielsweise, durch attraktiven, alternativen und neuen Content eine interessante, strahlende und attraktive Medien-Marke im Netz zu generieren (alternativ: gute künstlerische, literarische, musikalische Produkte anzubieten), darüber hinaus durch pfiffige Ideen Mehrwertdienste und Begierden (in welcher Form auch immer) bei den Usern auszulösen, dann könnte man auch damit gutes Geld verdienen. Aber es ist natürlich angesichts der medialen Vielfalt schwer, Spreeblick und Bildblog haben aus meiner Sicht stark an Strahlkraft verloren, andere gute Angebote sind gescheiert: Medienlese, Galore, Humanglobaler Zufall, etc.
Es fehlt wirklich an einer Blogger-Figur, die was gestemmt hat, die bewiesen hat, dass man ein erfolgreiches Netzprodukt aufziehen und es dann erfolgreich vermarkten kann – in welcher Form auch immer. Johnny Häuser ist so gesehen einer der wenigen, die wenigstens unermüdlich ackern, um das zu versuchen.
Aber ohne Geld bekommt man einfach nicht die Schreiber, die man vermutlich bräuchte, um ein ganz großes Ding zu aufzuziehen.
Das haben die meisten Kommerzialisierer schon längst aufgegeben. Die haben begriffen, dass sie für ein paar Workshops mehr bekommen, egal be3i welchem Kommunikationsstrich. Schnelles Geld, der Rest läuft nur noch, um die eigene Personality im netz zu haben.
@ Don: Gut – aber du wirst dabei auf deiner FAZ-Blog-Range von der Erbtante, einer schwerreichen, altmedialen Goldfregatte, erheblich quersubventioniert.
Nicht wirklich; wenn die angegeben Werbepreise auf TKP-Basis auch nur zu einem kleinen Teil stimmen, dann spiele ich mein Budget schon wieder ein. Und wenn mir ein anderer Verlag pauschal das Doppelte anbiete, wenn ich wechsle, deutet das auch darauf hin, dass man meine Tätigkeit auch ausserhalb als einen gewissen Wert erachtet.
@45 Don
Daher geben sich die “Web-Evangelisten” auch nicht mehr so offen wie früher und setzen Ideen, Vorträge, und andere Dinge ins Netz. So Cluetrain-, OpenSource und CC-Lizenz-mässig. Selbst das beliebte Boarding-Twittern ist vom Aussterben bedroht. Sieht dann aus wie web2.0-Wasser predigen und web1.0-Wein trinken.
@ Don: Sicher spielt bei deinem Projekt auch die ‘Marke’ FAZ hinein, sonst sind im Netz subsistenzdeckende TKPs bisher nicht zu erzielen. Nach allem, was ich höre jedenfalls …
Die Leute bezahlen also einen FAZ-Obolus oben drauf, weil “dahinter ja immer ein kluger Kopf steckt”, der den Werbern eben einige Euro mehr wert ist. Auch ist es ja völlig richtig, dass nicht primär Klicks bezahlt werden, sondern zunehmend geschaut wird, wo denn da bitte wer von wem geklickt und gelesen wird.
Solange die bisherige unterschiedslose Klickediklick-Währung der SEO-Strategen nicht durch ein besseres Modell ersetzt wird, das echten ‘Impact’ misst, solange geht es im Netz ökonomisch auch keinen Schritt voran und alle Werbekunden greifen ins dunkle Klo. Was ihnen begreiflicherweise widerstrebt. Als erstes muss es – meine ich – daher den Schnattermännern und Klicklieseln an den Kragen gehen. Sie dürfen ja gerne weiterhin bloggen, aber für ihren intellektuellen Ramsch bitte auch nur für lau …
[…] Alpha-Blogger Donalphonso beschwert sich zeitgleich in der Blogbar, dass die sogenannten “Prolpheten des Medienwandels” — Blogger, die einen massiven Umbruch in der Medienlandschaft propagieren — im Grunde auch keine Antwort haben und sich nur als bullshittende “Berater” profilieren. […]
Nun, es gibt wohl tatsächlich wenige, die sowohl Umsetzer sind und somit voll im Alltagsgeschäft stehen, als auch einen Schritt zurücktreten können und analytisch-global (Fehl-)Entwicklungen beobachten, vorhersagen oder konzeptionelle Richtungsänderungen vorschlagen können.
Ein unbefangener Blick von außen kann da oft viele Impulse bringen. Aber dann muss sich der Berater zumindest ansatzweise mit seinem Thema auskennen.
Von daher ist es auch sinnlos, sich in diesem Zusammenhang überhaupt mit SL zu beschäftigen.
Mal als Beispiel (das mich fassungslos gemacht hat): http://30jahre.taz.de/2009/03/sascha-lobo-zur-taz/
Abgesehen davon, dass er in sehr schlechtem Deutsch nichts als lauwarme Luft absondert: er antwortet natürlich auch nicht auf die Kommentare. Der will mit den taz-Lesern überhaupt nichts zu tun haben.
HALLO IHR SCHNARCHZAPFEN
the great gate, Freitag, 14. August 2009, 13:47
Hallo, ihr Schnarchzapfen
aus der sogenannten Fachpresse für Politik und Wirtschaft! Was ist los?
Wo bleibt ihr denn? Mit eurem obligatorischen Deppen-Cheerleading von wegen Aufschwung müsstet ihr jetzt doch bald fertig sein. Will sich keiner von euch Nasen mal ausnahmsweise als profesioneller Journalist ein paar Meritten verdienen. Die BGH-Entscheidung, die eure vorgestrigen und gestrigen Erfolgsmeldungen zur Lage der Wirtschaftsnation wie frisch beschissenen Klopapier aussehen lässt, liegt seit Juni für jeden offen einsehbar im Ordner für gefällte Urteile. Bloß weil die “Meldungen” zu dieser Causa und insbesondere die Nachricht über den Abschluss des Verfahrens aus Gründen, die ihr euch wahrscheinlich nicht mal vorstellen wollt, ihr faulen Pfeifen, nicht von der Pressestelle des BGH an die Agenturen oder gleich direkt in eure Agenda-Körberl mit der Aufschrift Politisch wichtig! Sofort mit richtig staatstragender Meinung unterfüttern und verkünden! verteilt wurden, sondern bloß der Minimalanforderung der Veröffentlichungspflicht solcher Urteilssprüche auch des Höchsten Gerichts entsprechend, in einer die Namen der Verfahrensbeteiligten wg. Persönlichkeitsrechten etc. ein wenig verschlüsselnd vorliegenden Fassung im Ordner für die zur öffentlichen Einsicht bestimmten systemisch relevanten (haha!) Grundsatzentscheidungen zu finden ist, heißt das noch lange nicht, dass ihr dieses Urteil nicht finden könnt oder dürft, ihr Sesselpupser! Prantl – alter Ministrant und Mitläufer – wie schauts aus? Du hast doch von deinen ehemaligen Juristen-Kollegen aus deiner Zeit als du noch halbweg ernst zu nehmen, weil noch nicht fest angesteller Redakteurkasper warst, doch auch schon seit vergangener Woche, wahrscheinlich sogar via Telefon, ganz persönlich, so spät in der Nacht, von Mensch zu Mensch, praktisch aus erster Hand mitgekriegt, dass es da so Meldungen und Aussagen gibt, die ganze Finanzbranchen europaweit in böses Erstaunen versetzen, ein paar ehrenwerte Herrschaften sogar richtig gehend nervös, ach was, total nervös, um nicht zu sagen supernervös machen, von wegen Zukunft und Existenz wg. Altlasten und Geschichte und so, wenn dir das alte Kürzel wg. noch was sagt, du Herr leitender Redakteur Innenpolitik.
Also. Warum dauert das so lange, bis du oder einer deiner sauberen Kollegen sich mal dazu durchringt, wenigstens den Anschein zu erwecken, das zu tun, wofür ihr bezahlt werdet! Oder bist etwa inzwischen sogar zu blöd zur einfachen Recherche! Weißt nicht mehr wie das geht, Heribert, nach zig Jahren geistig-moralischem Erbauungsliteratur, die dir der gemeine SZ-Leser – naturblöd wie er nun mal ist – als Leitartikel bzw. politischen Kommentar abkauft?
Obwohl. Ich weiß ja eh was los. Bist ja wahrscheinlich selber noch nervöser als die Herrschaften, du katholischer Schisser. Bevor den Laufburschen nicht gesagt wird, wohin die Reise geht, ist es ihnen eine Ehre das Maul und den Herrschaften die Türen offen zu halten, oder? Du Null!
Zitat:”Gut – aber du wirst dabei auf deiner FAZ-Blog-Range von der Erbtante, einer schwerreichen, altmedialen Goldfregatte, erheblich quersubventioniert.”
Besser als das Wes-Brot-ich-fress-des-Lied-ich-sing-Spiel zu spielen. Und das sage ich nicht ganz neidlos!
Nachtrag: und unsere Welt wäre heute um einige hundert Künstler, Literaten und Denker schlechthin ärmer, hätte sie nicht bedingungslose Gönner gehabt.
Für den lesenden Rest hast sich das durchaus rentiert.
@ Herr Liebreiz: 1. War das eine Feststellung von mir und keine Kritik.
2. FAZ-Positionen und Don-Positionen liegen ja – als beiderseits kulturkonservativ – politisch nicht weit auseinander, sieht man mal vom Sprachduktus ab. Eine deftige Wortwahl macht noch keinen Revolutionär …
Hey Chat, das hatte ich auch zu 1) nicht zu aufgefasst; lediglich augegriffen. Die Frage nach dem Revolutionär ist keine schlechte. Was macht, was sollte heute einen Revolutionär ausmachen? In meinen Augen haben sich viele Modelle überkommen. Das Modell unserer Demokratie, aber auch die Modelle der zumindest bereits “gelebten” Modelle und auch das des herkömmlichen Revolutionärs.
Also. Wie weiter?
[…] “Propheten des Medienwandels” Wo wir gerade bei Polemik sind. Irgendwie ist mir der Don wirklich nicht sympathisch, aber  zu einem kleinen Teil ist auch was drann an seiner Kritik. Auch wenn ich ihm in einigen Punkten widersprechen muss, aber ich glaube, das arbeite ich demnächst noch mal in nem Blogpost aus. […]
Der Aufruf “Na los, Ihr Könner. Zeigt mal, wie das geht” ist meiner Meinung nach richtig. Gilt übrigens auch für alle, die mir immer empfehlen wollen, wie ich mein Geld “richtig” (also bei ihnen) anlegen soll. Und der Aufruf gilt nicht nur für das “private” Web 2.0, sondern auch für das für Unternehmen propagierte Enterprise 2.0. Die von ZDNet-Blogger Dennis Howlett geäußerte Skepsis daran (http://www.zdnet.de/it_business_bizz_talk_enterprise_2_0_was_fuer_n_quatsch_story-39002398-41501939-1.htm ) kann ich voll und ganz unterschreiben.
[…] Veröffentlicht September 3, 2009 Uncategorized Hinterlasse einen Kommentar Tags: Arbeit, barcamp, bloggen, don alphonso, malte welding, mönchengladbach So ganz unrechthat Don Alphonso in der blogbar.de/ ja nicht. Ich bin sicher nicht der einzige, dessen Blogposts ein wenig zu sehr um das Netz selbst kreisen. Um an die Leute zu kommen, deren Lebensmittelpunkt nicht im Netz liegt, die nicht 17 Stunden am Tag online sind, muß man ihnen etwas bieten, daß sie in ihrer Realität anspricht. Man muß Themen haben. Das leisten die ganzen Selbstvergewissensbisse und Mutzusprachen allerdings nicht. Es stimmt also meiner Meinung nach, wenn der Don behauptet, um die Masse zu erreichen, fehlen vereinfacht einfach die (richtigen) Inhalte. […]
Kann es sein, dass Medienwandel und Monetarisierungmodelle gar nicht zwingend zusammengehören? Der Medienwandel ist doch längst da: Das Nutzerverhalten hat sich drastisch verändert und fragmentiert, mehr Internet, weniger Zeitung, mehr On-Demand, weniger linear… ist ja alles bekannt…
Ich verstehe deshalb den Vorwurf nicht. Wer dem Medienwandel das Wort redet, ist gleichzeitig verpflichtet, aus dieser Bestandsaufnahme auch ein Geschäftsmodell zu entwickeln? Wohl eher nicht. Ich mache keinem zum Vorwurf, erstmal publizistisch zu investieren, ohne dabei gleich den return of investment im Auge zu haben. Und die publizistische Relevanz im Internet ist da. Auch wenn sie größer sein könnte und in den USA bereits größer ist.
Die Frage ist: Wer finanziert in Zukunft Journalismus? Brauchen wir Verlage? Ist Journalismus marktfähig? Ist Journalismus ein gesellschaftsrelevantes Gut? Wollen wir bezahlen? Wie auch immer? Weil uns das wichtig ist? Weil wir glauben, dass Journalismus und eine demokratische Kultur zusammengehören? Da ist es doch eher kleinklein, nach einer Geschäftsidee zu fragen.
Im Übrigen: Wer Huffington Post et al zum Leuchtturm macht, der verschweigt, dass da eine lukrativ geschiedene Millionärin (oder gar Milliardärin?) ihren Kontoauszug ins Rennen geworfen hat. Knight-Foundation: Familiengeld. Pro Publica: Familiengeld. Ein Geschäftsmodell gibt es auch drüben nicht.
[…] So ganz unrecht hat Don Alphonso in der blogbar.de/ ja nicht. Ich bin sicher nicht der einzige, dessen Blogposts ein wenig zu sehr um das Netz selbst kreisen. Um an die Leute zu kommen, deren Lebensmittelpunkt nicht im Netz liegt, die nicht 17 Stunden am Tag online sind, muß man ihnen etwas bieten, daß sie in ihrer Realität anspricht. Man muß Themen haben. Das leisten die ganzen Selbstvergewissensbisse und Mutzusprachen allerdings nicht. Es stimmt also meiner Meinung nach, wenn der Don behauptet, um die Masse zu erreichen, fehlen vereinfacht einfach die (richtigen) Inhalte. […]