Das Märchen von Mena
Vor langer, langer Zeit, liebe Blogkinder, gab es mal ein Ehepaar namens Trott. Die Trotts erfanden eine freie Software namens Movable Type, und viele Blogger der ersten Stunde benutzten das für ihre Internettagebücher – so nannten es damals die Medien. Eines Tages kamen dann ein paar Zauberer zu den Trotts, sahen sich die Software an und boten ihnen an, mit ein paar Millionen VC aus ihrer Firma Sixapart und der kleinen Software ein gigantisches Webimperium aufzubauen. Die Trotts hatten insgeheim schon darauf gewartet, die Könige des Bloggens zu werden, und sagten sofort zu. Dann sperrten sie sich mit ein paar Codern und VC-Zauberern ein und entwickelten Movable Type 3.0. Und das sollte mit restriktiven Lizentbestimmungen Geld bringen. Vorbei die Zeit der netten Freunde, auch wenn es mit der Beschränkung auf 3 Blogs und einen Nutzer/Autor kostenlos blieb. Darüber wurde es teuer. Die Trotts hatten aber übersehen, dass die Zeiten der Monarchien im Netz nicht wirklich doll waren, und so zog das Blogvolk in Scharen rüber zur Software WordPress, die auch so ihre Macken, aber wenigstens keine geldbeutelschneidenden Büttel hatte.
Und dann gingen viele Monate ins Land, Movabletype ward so gut wie vergssen, auch der kostenpflichtige Dienst Typepad dümpelte vor sich hin, und irgendjemand muss es aufgefallen sein, dass früher eigentlich alles besser war. Und nachdem sie mit ihren VC-Zauberern lange debattiert hatten, rudern die Trotts jetzt ganz schnell zurück: Laut Mena Trott können alle Nutzer/Autoren bei Movabletype der Version 3.2 in allen Versionen beliebig viele Blogs angelegt werden.
Und wenn Mena jetzt noch gesagt hätte, dass es auch beliebig viele oder zumindest einige Autoren in der Free Version geben kann, dann hätte es vielleicht sowas wie ein halbwegs gutes Ende gegeben, nachdem auch das WordPress-Wunderland ein paar blaue Wunder bereitgehalten hatte. Vielleicht wäre dann mancher auf Movabletype umgestiegen, der Name wäre wieder bekannter geworden – aber so sieht es nicht aus.
Und wenn sie nicht gestorben sind, warten sie noch heute auf den Konzern, der sie übernimmt, und lauschen weiterhin dem Schweigen aus der deutschen Sixapart-“PR-Vertretung” zum obigen Thema, was per se auch eine Menge über die Kommunikation des Ladens aussagt – wenig dazugelernt seit dem 3.0-Debakel.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Wie schaut’s denn nun mit dem Kommerz aus?
Vielleicht will man ja doch irgendwan mal Google-Ads einbinden ohne sein CMS wechslen zu müssen. War damals bei mir das K.O.-Kriterium für Movable Type.
@jo: ich bin mir ob deiner Formulierung nicht sicher ob du “K.O.-Kriterium gegen Movable Type” meinst. Anyway: Google-Ads sind sowohl für personal user als auch der limited free version möglich. SixApart erklärt:
Was das Schweigen angeht: die Version ist nicht draussen. Es gibt eine “semi-public” Beta von MT 3.2. Ich kenne in meinem Umfeld keinen Softwarehersteller der die Lizenzbedingungen vor Erscheinen der finalen Versionen bekannt gibt.
Weil MT immer gerne gegen WordPress gestellt wird: meine Skepsis gegenüber WordPress ist in den letzten Monaten gestiegen, nicht zuletzt weil das Handling von Sicherheitslöcher fürn Arsch ist. Siehe Cydome [1], [2].
Die Risiken werden heruntergespielt bzw. vertuscht. Bei 1.5.1.x soll eines der Löcher nur beim Default-Template aufgetreten sein, tat es aber nicht eben nicht nur. Bei 1.5.2 wird wieder verschwiegen, dass der eigentliche Impuls zur Veröffentlichung ein Sicherheitsrisiko gewesen ist. Stattdessen labert man von “This set of improvements and security fixes is in line with our commitment to maintaining an extremely stable 1.5 series.” nach dem Motto “und wir haben nebenbei auch noch ein paar Löcher zugemacht”. In der weiteren Beschreibung wird nochmals zuerst Bugfxing und Improvements genannt und dann erst Sicherheitsproblem.
Das ist keine Rhetorik um die Leute für Probleme und Gefahren zu sensibilisieren, sondern um sich gut darzustellen. In meinen Augen ein größerer Klops als verbale Umschiffen von fehlgeschlagener Lizenzpolitik.
Den letzten Knüller hat WordPress sich mit 1.5.2 geleistet. Das Update enthielt vier Stunden lang ein bekanntes und wieder geöffnetes Sicherheitsproblem. Das 1.5.2-Update wurde still und heimlich gegen eine neuere Version ausgetauscht. Erst nach Diskussionen in der Mailingliste entschied man sich für einen zusätzlichen Textvermerk “P.S. If you upgraded late Sunday night double-check that you have the latest version of wp-settings.php on your blog.“.
Mit Dashboard, einer “Homepage” auf der Admin-Oberfläche von WordPress, hat man die Möglichkeit neue Meldungen einzublenden und z.B. auf derartige Probleme hinzuweisen. Davon aber nichts zu sehen. Die Rede ist dort von “Blogging Business Summit” und “San Francisco Geek Dinner”. Ganz oben ist derzeit die Meldung vom 1.5.2-Update, wobei aus dem Text nicht ein Hauch von Dringlichkeit zu entnehmen ist. Auch kein Wort zu der aktualisierten 1.5.2-Version.
Ich kann mir nicht helfen, aber ich sehe darin einen Trend der sich bei WordPress entwickelt hat. Kommunikation nach Gutsherren-Art. Und die Probleme die es mit wordpress.org und dem Suchmaschinen-Spamming gegeben hat, passen dazu.
Bei aller Bewunderung für die technischen Arbeiten an WordPress und WP 1.6 (frühe Entwicklerversion) sieht zumindest optisch interessant aus,
ich werde mir eher andere Systeme ansehen als derzeit für ein neues Blog WordPress zu installieren.
Die Kostenlos Mentalität im Netz- Fallstudie Movab
DonAlphonso schreibt auf Blogs wie der Versuch scheiterte mit der beliebten Blogsoftware Movable Type Geld zu verdienen. Eine interessante Untersuchung wie ich finde. Der Grund für das Scheitern lag vor allem darin das es gute kostenlose Alternativen…
Hallo Don,
wurde ja fast mal wieder Zeit, daß Du etwas über Six Apart schreibst. Natürlich keine Nettigkeiten, aber ich hatte auch nichts anderes von Dir erwartet.
Ich weiß nicht, wie Du zu Deiner Einschätzung gelangst, Movable Type wäre “vergessen” oder TypePad würde “vor sich hindümpeln”.
Auch ist es sicherlich kein “schnelles Zurückrudern”, wenn wir nach über einem Jahr unsere Lizenzen anpassen.
Aber da Du hier ja hier nur Märchen schreibst, sei Dir die kreative Freiheit gegönnt. Auf Fakten beruhen Deine Aussagen zumindest nicht.
—
@Kai: Der Betatest war keineswegs “semi-public” sondern 100% public.
Und wer sich das Betablog einmal in Ruhe ansieht, wird sehen, daß wir keineswegs geschwiegen haben sondern aktiv mit vielen Entwicklern und Betatestern kommuniziert haben.
Hi Heiko,
wenn es mal nett wird wie bei Twoday, gebe ich auch meine Voreingenommenheit offen zu und begründe sie. Aber auch wenn bei, na, “Freunden” was Unrundes passiert, schreibe ich darüber, ohne vorher um ein OK zu betteln, und ohne besonders feine Wortwahl. Nettigkeiten liefert sicher ein bezahlter PR-Blogger, aber ich schreibe, was ich denke. Und was “Fakten” von Sixapart angeht, habe ich als Journalist schon mal ausgesprochen schlechte Erfahrungen mit offiziellen Statements gemacht. Stichwort livejournal, remember?
Wenn es Fakten gäbe, wie etwa einen grandiose Anstieg der Nutzerzahlen bei Typepad in Deutschland, könnte man sie hier jedermann posten. Nur habe ich mich vorher bei Blogstats und Typepad mal damit auseinandergesetzt, und da brennt nun wirklich nicht die Luft vor Neuanmeldungen. Und nachdem ich schon etwas rumkomme, fallen mir viele, viele neue WordPress-Installationen auf, aber MT? ßh… ich lasse mich aber gerne durch konkrete Zahlen berichtigen. Btw, ich sehe auch nicht, dass hier oder anderswo in der deutschen Blogosphäre plötzlich tausende von Leuten auf das Thema abfahren, obwohl die teilweise Rücknahme allgemein – siehe Menas Corner – schon als erhebliche ßnderung wahrgenommen wird. Besonders nach den sehr umfangreichen Debatten zur Einführung.
Ich weiß nicht, welche schlechte Erfahrungen der Journalist Don in Bezug auf LiveJournal gemacht hat. Allgemein ist es durchaus üblich, Fakten erst dann zu kommunizieren, wenn diese tatsächlich Fakt sind. Das sollte Dich nicht verwundern. Aber da Du LiveJournal schon erwähnst: dort versammeln sich inzwischen über 8 Millionen Nutzer und in DE bald 30.000.
Auch ist es, wenn man Quellen wie blogstats.de heranzieht, wichtig zu wissen, daß bei TypePad – anders wie bei anderen Diensten – der Ping bei öffentlichen Blogs nicht automatisch aktiv ist und viele Nutzer dieses Feature nicht aktivieren.
Ich erwarte auch gar nicht, daß Du um eine feine Wortwahl bettelst. Das wäre nicht der Don, den ich hier bisher kennengelernt habe.
Schon vergessen? Ich habe mal ein Interview gemacht, in dem eine Aussage über LJ und 6A kam, die ein paar Tage nach Drucklegung sehr falsch war. Sowas kann man schon mal machen. Ein Mal. Aber danach ist Schicht im Schacht, weil es noch was Wichtigeres als eine feine Wortwahl gibt. Ansonsten ist LJ nicht Thema des obigen Beitrags; es sei denn, es liefe inzwischen auch auf MT.
Die Sache mit dem Ping ist mir schon klar, deshalb schaue ich auch bei typepad selbst und auch bei Google – aber denn mal Butter an die Fische, wie viele Leute zahlen in D für ein Typepad-Blog, gern auch inclusive der Telekom- und Nokia-Kunden? Und wie haben sich die MT-installationen seit Beginn der neuen Lizenzen entwickelt?
@heiko re: “semi-public”
eine eher semantische unterscheidung wie sie auch von sixapart selber betrieben wurde (“before launching to the general public next week“). meinerseits bezog sie sich darauf, dass die beta mehr im (frei zugänglichen & kostenlosen) ProNet als auf der “frontseite” von 6A gepusht wurde. was verständlich ist und kein vorwurf in sich birgt.
und das 6A nicht mit entwicklern oder betatestern kommuniziert hätte, habe ich nirgends geschrieben und braucht mir auch nicht in den mund gelegt zu werden.