In Korea ist ja alles besser
Süd-Korea ist für Web2.0-Propheten so eine Art neues Eldorado: Das schnellste Internet, die dicksten Leitungen, die meisten Handynutzer, ungehemmte Entwicklung von Mobilapplikationen, eine komplette virtuelle Welt namens Cyworld, in der man einfach sein muss, um hip zu sein, E-Commerce, digital lifestyle wie wir ihn erst in 10 Jahren haben werden.
Zu Risiken und Nebenwirkungen für solche Kleinigkeiten wie Meinungsfreiheit, Verfolgung und Aburteilung als Cyberterrorist im schönen neuen Südkorea auf Wunsch von Promis lesen Sie bitte diese Geschichte. Danach kommen einem Abmahnungen von Sigmar Gabriel und Schreiben von Papa Klum wie Kinderkram vor.
Sorry, the comment form is closed at this time.
sprich: wenn ich jemand beleidige, herabwürdige, wie auch immer schädige, wird man in Südkorea bestraft? Ui… dann ist die Gestezgebung ja wirklich weiter als die Barbaren östlich des .. wie heißt dieser Fluss… Rhein?
Das wird in Deutschland/Europa auch kommen.
Das Ende der Story hat eine besondere Pointe: Da wurden auch Leute bestraft, die defamierendes über Lim Su-kyung verbreiteten.
http://www.gedankenreiter.de/615/615a_14k.jpg (links im Bild)
Lim Su-kyung ist 1989 als erste süd-koreanische Studentin Nord-Korea eingereist und hat damit gegen die regiden damaligen Gesetze, die einen Kontakt zum Feind unter Strafe stellten, verstossen und auch das politische Establishment düpiert. Das war die Zeit, als nach teils gewaltätigen Protesten und Streiks (zum grossen Teil von Studenten) eine Demokratisierung begann und die Verfassung geändert wurde. Ein Jahr war jedoch ein Ex-General und Nachfolger des Militärdiktators mit nur 37% der Stimmen zum Präsidenten gewählt worden, da sich die Opposition nicht auf einen Kandidaten einigen konnten.
Der Fall: Lim Su-kyungs Sohn ist Anfang des Jahres tot in einem Pool in während eines Sprachprogramms auf den Philipinen aufgefunden worden. Die Bestraften hatten ihre Kommentare auf der Internet-Seite einer ultra-konservativen Tageszeitung hinterlassen und das als “gerechte Strafe für die Verräterin” bezeichnet.
Nebenwirkungen? In einem Blog über Demonstrationen in Korea fand jemand die Bezeichnung “Drama-Queens”. Was auf das Verhalten der Südkoreaner in der ßffentlichkeit angeht. Ich glaube nicht, dass Vergleiche mit deutschen Verhältnissen viel aussagen. Korea dient doch nur als Projektionsfläche für unsere Vorstellungen. Im Grunde werden auch nur Extremnachrichten aus Korea in den alten Medien weiterverbreitet, was sich auch hier fortsetzt.
Mag ja sein, aber an den Extremen erkennt man halt, wo die Reise hingeht. Und die in Korea fälligen Strafen sind schon ziemlich, uh, sagen wir mal so, da hätten aber die meisten deutschen Blogs längst dicht machen müssen.
Aber bitte die Grenzen nicht verwischen, Südoreaner hatten vor 1989 keine Reisepässe, das sagt schon alles, die Zeit danach ist eine andere. In gewisser Weise ist das Land krass, das ständige Abführen und Verhaften, wenn wieder ein Korruptionsfall entdeckt wurde. Seit 15 Jahren geht das so, aber sie können es nicht sein lassen. Die Arbeiter von Sangyyoung haben gegen einen Vertrag mit einem chinesischen Partner gestreikt, weil sie Angst haben ihr Know-How würde in Zukunft geklaut. Vor vier Wochen gab es ein Feuergefecht in der DMZ, der entmilitarisierten Zone an der Grenze zu Nordkorea. 1996 landete eine Uboot der Nordkoreaner, die sich größtenteils umbrachten, einige entkamen und legten auf dem Weg durch die Berge ein paar Bauern, die Pilze suchten um. Vor einigen Wochen wurde erstmals eine Frau Mitglied des Verfassungsgerichts. Das Land lässt sich mit einer Nachricht nicht so leicht packen. Das will ich sagen. Deswegen wehre ich mich dagegen.
Also was das ganze jetzt mit Web 2.0, Meinungsfreiheit und Suedkorea zu tun hat erschliesst sich mir hier nicht so ganz:
Erst einmal ist das Internet (egal ob 1.0, 2.0, 2.1 oder sonstwas) nur ein Mittel zum Zweck, ein Kommunikationsinstrument. Genau die gleichen Gesetze wuerden auch greifen wenn Stift und Papier oder muendliche Kommunikation benutzt werden.
Zum zweiten sind solche Gesetze in Europa teilweise gar nicht mal so viel anders. Meinungsfreiheit und Verbreitung von unwahren und herabwuerdigen Behauptungen sind zwei verschiedene Dinge.
Hier in Grossbritannien hoert man alle naselang von irgendwelchen “libel cases”, wer etwas mehr wissen will kann sich ja mal How to avoid libel and defamation bei der BBC durchlesen.
Anscheinend etwas weiter gefasst gibt’s bei der EFF eine FAQ zum Thema defamation in der Bloggers’ FAQ (allerdings bin ich mir nicht sicher ob die sich nicht hauptsaechlich auf die USA beziehen).
Und schliesslich bei Wikipedia ein ziemlich langer (und leider etwas komplizierter) Eintrag zum Thema slander and libel.
Doch es hat was mit Korea zu tun. Warum ist der ‘Citizen’-Journalismus in Korea so einflussreich, immerhin haben sie geschafft einen abgeschriebenen Prsäidentschaftskandidaten, der von den alten Machtbastionen bekämpft wurde, mit einer Gegenöffentlichkeit ins Amt zu bringen. Es waren die Jüngeren, die die neuen Techniken benutzt haben. Ist mit doch egal, ob das Web 2.0 genannt wird oder nicht. So was war vorher jedenfalls nicht möglich.
@ Armin: Natürlich gibt es an anderen Orten auch harte Gesetze. Nur ist Südkorea nun mal das Traumland für weite Teile der Web2.0-Visionäre, aus den oben angerissenen Gründen. Ich möchte lediglich darauf hinweisen bei all dem Lob, dass es auch seine Schattenseiten hat. Tut mir Leid, wenn Dich das Nachvollziehen dieser Intention überfordern sollte.
Wo die Reise bei uns hingeht, konnte man unlängst bei Heise lesen:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/77927
Da hatte sich eine bundesdeutsche Hausfrau doch tatsächlich erdreistet und 93 gebrauchte Artikel (u.a. die ollen Plünnen ihrer 4 Gören) in nur einem Monat bei ebay verscheuert. Das rief postwendend einen Abmahnanwalt herbei. Sie sei auf Grund dieser schieren Menge gewerblich tätig, war die Begründung. Das LG Berlin bestätigte dies und verdonnerte die Lady zu einer 4-stelligen Summe.
Einige 100 Händler und div. Privatleute, die ihre gebrauchten PC-Lüfter verscheuerten, wurden wegen eines Markennamens abgemahnt. Die Händler, nicht etwa der Hersteller:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/77181
Heise selbst bekam Probleme, Stichwort Forenhaftung.
In wievielen Ländern muss der Betreiber einer Webseite eigentlich einer Impressumspflicht nachgekommen?
In wievielen Ländern gibt es Datenkraken wie “unsere” GEZ?
Wirklich frei fühle ich mich in Deutschland schon lange nicht mehr. Und angesichts der an jeder Ecke drohenden Abmahnfallen sehe ich zumindest auch keinerlei Rechtssicherheit.
In wievielen Ländern muss der Betreiber einer Webseite eigentlich einer Impressumspflicht nachgekommen?
In allen EU Mitgliedslaendern, da es sich hier um eine EU Richtlinie handelt. Vielleicht nicht ganz so strikt wie in Deutschland wo die Richtlinie eventuell etwas “haerter” in nationales Recht umgewandelt wurde, aber das Grundprinzip gilt ueberall.
In wievielen Ländern gibt es Datenkraken wie â??unsereâ?? GEZ?
In diversen anderen Laendern in verschiedenen Formen. Falls Du ein genaues Gegenstueck zur GEZ haben willst google mal nach TV Licensing.
Und angesichts der an jeder Ecke drohenden Abmahnfallen sehe ich zumindest auch keinerlei Rechtssicherheit.
Das ist das einzige dass es meines Wissen ausserhalb von Deutschland nicht gibt, den Abmahnunsinn. Dafuer gibt’s dort dann andere Sachen, frag’ doch mal einen US-Amerikaner nach hanebuechenen Schadensersatzforderungen und aehnlichen Scherzen.
Tut mir Leid, wenn Dich das Nachvollziehen dieser Intention überfordern sollte
Na dann bin ich ja beruhigt dass Du so clever bist und ich so dumm bin. Doch, wirklich.
Mh Ich wünsche mir eine Zeitreise um 10 Jahre zurück :/
Erstmal ist Korea ein völlig anderer Kulturkreis, der
versucht eine Grätsche zwischen den alten Traditionen und
der wirtschaftlichen Morderne zu machen. Wohin die Reise
dabei geht kann man nicht prognostizieren (wie hier bei
uns üblich).
2002 verließ ein guter Freund Deutschland, um in Südkorea
eine Firma aufzubauen. Da er einer der führenden Forscher
in der Nanotechnolgie war, nahm er natürlich einige Patente
im Gepäck mit. Er hatte einfach die Nase voll von amtsschimmelige
Verwaltungsritualen, die es in Südkorea so nicht für ihn gab.
Die einzige Schwierigkeit, die es für die Firma (Nahrungsmittel-
zusätze auf biologischer Basis von Hühnereigelb)gibt, ist das
Global Playing, was den Preis diktiert.
Ansonsten leben die Korenaner sehr dicht zusammen und konsumieren
zur Entspannung.
Klar haben die moderne Internetzugänge. Die hatten auch keinen
Schwarz-Schilling, der als Postminister Kupfer- statt Glasfaser-
kabel verlegen ließ. Da war irgendwas mit einer Beteiligung an einem Drahtwerk? Ach ja, und unter nahezu jeder Streifenwagenmotorhaube der Polizei(zumindest in NRW) war eine Sonnenscheinbatterie zu finden.
War auch im Familienbesitz. Wer nicht zum Club der Lobbyisten gehört,
wird nix.
Schaut Euch bitte mal an wer alles so im Ausland produziert und wer
was im Internet macht. Dabei mal Obacht geben auf die Endungen .de
und .com. Deutschland wird leider kaputtverwaltet und selbst die
Arbeitslosen hauen ab. Das Eldorado (nicht nur für das Internet) beginnt bereits in ßsterreich oder Dänemark.
Noch drei Monate und das Internet wird gebührenpflichtig. Dann
will die G E Z Geld sehen. Zumindest von denen, die keinen
Fernseher haben oder den PC gewerblich an anderen Orten nutzen.
Super! Ich leistete mal einen Eid auf die freiheitliche, demokratische
Grundordnung. Aus gutem Grund habe ich diesen Widerrufen.
Ein Gesundheitssystem, daß an selktiver Euthanasie grenzt, kann
nicht das Werk von Demokraten sein. Und einfach mal in den
§ 129 StGB schauen und sich seine eigenen Gedanken machen, unabhängig
davon, was schlaue Juristen sagen.
Der Deutsche verursacht einfach zu hohe Käfigkosten für den Staat
und ist zudem nicht konsumfreudig genug.
Woher mag nur dieses Gefühl bei Acid kommen, daß er sich in Deutschland nicht so richtig frei fühlt?
Korea ist eine ganz andere Welt! Ich war im letzten Sommer dort und war teilweise schockiert, wie wenig Individualismus dort zugelassen wird! Die KInder im Kindergarten, die Mittagsschlaf machen MÃœSSEN (und keiner wagt zu sagen, daß er nicht müdes ei), die liegen wie die Ölsardinen in der Dose: Nasen nach rechts, bloß kein Arm über den Kopf oder irgendwas in die Richtung….die MÃœSSEN sich im Cyberspace austoben, in der realität werden sie ständig beschnitten in ihrem Individualismus!