Vertrauen im Netz zu Privatpersonen und Firmen
Um mal ein wenig wegzukommen von der reinen Listenebene des PR-Versagens der PR-Agentur Edelman und ihrer Mitarbeiter mit dem lustigen Deutschenglisch: Obwohl der Begriff ja bei einigen Bloggern verhasst ist und kritisch hinterfragt wird – meistens, wennŽs grad selbst nicht so prima läuft mit dem Thema – ist er bei PR-Firmen und anderen Interessenten sehr in Mode. Wer oft auf solchen Konferenzen ist, kennt das übliche Credo: Die neuen Währungen der Kommunikationsbranchen sind Aufwerksamkeit, Vernetzung und Glaubwürdigkeit. Gerade aber die Glaubwürdigkeit herkömmlicher Institutionen wie Parteien, Firmen und Organisationen lässt in den letzten Jahren rapide nach; eine Folge des verbesserten Informationsflusses und einer unkontrollierbaren Datenflut. Gleichzeitig registriert diese Branche eine wachsende Bedeutung des sozialen Netzes um die Rezipienten. Kurz gesagt, die Leute wenden sich von den Medien als Hauptkanal der Information ab und verlassen sich mehr auf Freunde.
Ich bin mir noch nicht mal sicher, ob das tatsächlich so ist, die Institutionen in den letzten Jahren zwischen Dummheit, Agression und Nepotismus besonders miserabel waren, oder das PRoletengeschmeiss einfach nur nach neuen Geschäftsfeldern sucht. Tendenziell ist es wohl so, dass sich gerade in Blogs und Foren schnell eine gewisse kritische Stimmung aufbauen lässt, wenn sich eine eng umrissene, halbwegs gut vernetzte Gruppe bedroht oder reingelegt vorkommt. Kann durchaus sein, dass das misslaunige Gegrunze vor der Glotze im Netz, mit mehr oder weniger fundierten Informationen unterfüttert, eine neue Durchschlagskraft durch “kollaboratives Knowledgemanagement” aka “Schwarmintelligenz” aka “Blogmob” erhält. Wenn, dann ist es erst mal verständlich, dass sich die Kommunikationsbranchen – Medien, Werbung, PR, Marketing, wenn man das überhaupt noch trennen kann – da rein will. Da, wo er warm und persönlich kuschelig ist.
Tatsächlich stellen sie es nicht gerade dumm an. Man sieht das an den Round Tables und Konferenzen, mit denen etwa die WAZ-Zeitungsgruppe, en Kongress ChanceWeb2.0 oder aktuell die PRler von Edelman versuchen, Kritiker einzubinden und Blogger als “Evangelisten” einzuspannen. Ob das per se geht, wage ich mal zu bezweifeln, selbst, wenn es Aufwandsentschädigungen, vage Hoffnung auf Jobs, Kontakte, geldwerte Leistungen oder Honorare für das Kommen gibt. Nachdem in solchen Fällen die Erwartungen meist grösser sind als das, was geboten wird, habe ich persönlich den Eindruck, dass die Firmen bislang einfach zu wenig Geld in die Hand genommen haben, um sich dauerhaft Einfluss zu erkaufen.
Was Firmen aber gelungen ist, mal mehr, mal weniger gut, ist die Ausnutzung der privaten Netze der angeheuerten Blogger. Es geht in meinen Augen völlig ok, wenn sich Nico Lumma für seine Werbeprojekte wie Opel oder Ask.com einsetzt. Da erkennt jeder, woher es kommt und was es bedeutet. Ein Firmenlenker, der seine Vorgehensweise offen erklärt und verteidigt, ist erst mal glaubwürdig. Ein anderes Beispiel ist dagegen Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach, der momentan für Edelman die Kritik auf seinem Privatblog abarbeitet, auf dem steht: “Was immer er hier schreibt, ist seine persönliche Meinung und spiegelt nicht unbedingt die Meinung seines Arbeitgebers oder eines seiner Kunden wider.” Da verwischen dann schon die Grenzen zwischen privat und beruflich. Besonders, wenn er dann die privat gesammelten Email-Adressen, darunter eben auch meine, verwendet, um eine beruflich bedingte Umfrage zu machen. Da knirscht es dann im Getriebe, und von dem Moment an kann man mit der Glaubwürdigkeit, die ich dem Privatmensch entgegenbrachte, meine Kotze von der Edelman-Klowand wischen. Weil ich dann selbst nicht mehr weiss, wem ich da gegenüber stehe. Ich fühle mich, gradraus gesagt, verarscht. Und ich glaube, das Wolfgang mit diesem Verhalten eine Riesendummheit gemacht hat. [Disclaimer: Das habe ich ihm schon vor dem Hochkochen der Affaire auch persönlich mitgeteilt, es ist also kein hinterrücks Dolchstechen]
Als wäre die Vermischung von Privat und Beruflich bei diesen Zwitterwesen noch nicht schwierig genug, kommt dann noch ihr persönliches Umfeld dazu. Was dort dann abgeht, ist manchmal noch nicht mal mehr von den eigentlich Betroffenen zu kontrollieren. Ein Beispiel ist die früheren Coke-PR-Autorin und WAZ-Online-Chefin Lyssa und ein recht schmeichelhaftes Portrait in der taz. Es ist kein Geheimnis, dass die Kaltmamsell, Bloggerin von Vorspeisenplatte das gut findet; schliesslich sind sie befreundet, haben zusammen Lesungen gemacht [Disclaimer: Bei denen ich übrigens auch gelesen habe, das nur um klarzustellen, dass auch ich da durchaus persönlich mit drin hänge], die Kaltmamsell war in der Berliner Coke-WG, und hat sich schon früher früher für Lyssa ins Zeug geworfen. Wenn man das alles weiss, dann geht das durchaus ok, es ist stringent und nachvollziehbar – wenn nicht, bekommt das aber alles recht schnell einen schalen Beigeschmack.
Beonders, wenn dann bei der Kaltmamsell in den Kommentaren dann das dritte Glied dieser Persönlichkeitskette aufläuft, eine Bloggerin namens Walküre, die schnell mit einem versuchten Outing eines Kritikers bei der Hand ist. Und das ist dann der Zeitpunkt, wo es richtig übel wird. Vertrauen? Solche peinlichen Hilfs-Stasis landen bei mir in der gleichen Schublade wie Schnüffler von Bild und Abmahnanwälte. Und Leute, die sowas dulden, steigen auch nicht in meiner Reputation. Ich habe keine Ahnung, wie das persönliche Verhältnis zwischen Lyssa, der Kaltmamsell und Walküre ist. Es ist mir in diesem Moment, mit Verlaub, scheissegal, da läuft einfach etwas grundsätzlich schief.
Solche schägen Eindrücke kann es allerorten geben, es ist nicht auf den Einfluss von Firmen begrenzt. Aber mit dem Einstig der Firmen werden solche Konfrontationen entgrenzt. An dieser Stelle gehen Wirtschaft, Blogkommunikation und persönliche Beziehung eine Mischung ein, die in meinen Augen alles andere als gut für jede dieser Gruppen ist. Das Problem bei Vertrauen und Glaubwürdigkeit ist, dass sie als Konstrukte im Netz erst mal recht wenig aushalten, weniger sicher als private Beziehungen. Wenn dann noch solche Aktionen mehr oder weniger mit Wissen und Billigung der Beteiligten laufen, macht das nicht die Outerin besser, sondern die anderen schlechter. Diese Probleme sollten eigentlich schon seit dem Zeitpunkt bekannt sein, als der für Opel-PR-Schreiber Felix Schwenzel aka wirres seine Leser auf Poodlepop gehetzt hat. Das kennen Historiker schon von den spätantiken Währungskrisen. Immer das gleiche. Immer die gleichen Deppen. Hat sich aber wohl noch nicht ganz rumgesprochen. Anders ist es nicht zu erklären, wenn die üblichen weniger empfehlenswerten Personalities des Blogbizz mit solchen Einlassungen auf Kundenfang gehen: “Beziehen Sie “Ihre” Öffentlichkeit in die Schlacht mit ein. Aktivieren Sie Ihre Multiplikatoren. Zeigen Sie, daß diese wichtig für Sie sind.” (http://www.themenblog.de/2006/10/im_dialog_mit_dem_kunden_wie_eingreifen.html)
Vertrauen ist grosse Kunst. Vertrauen ist was anderes als Linkzählen, und noch nicht mal persönliche Kontakte garantieren irgendwas. Ich denke, dass wir noch einiges sehen werden, was in die Richtung “Draufsatteln auf Blogvertrauen” geht. Es ist nun mal ein grosses Thema in der Kommunikation. Es wird fraglos dazu führen, dass sich einige für kleines Geld auf eine gigantische Tupperwareparty2.0 einlassen. Es ist dann um das Vertrauen auch nicht weiter schade – wie man in Bayern sagt: A Guada hoits aus und um an schlechtn is ned schod. Aber die PRoleten und Scharlatane werden schon kistenweise Koks auf den Konfi packen und die Praktis nackt tanzen lassen müssen, um ihrer Dreckskundschaft sowas als Erfolg zu verkaufen.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Tupperware und kleines Geld, das passt doch gar nicht zusammen. Es ist meines Erachtens das alte Problem von Vermischung von PR und Journalismus im neuen Bloggergewand. Nun ist nicht jeder Blogger ein Journalist, aber es geht in beiden Fällen um Nachrichten, Meinungsäußerung, Glaubwürdigkeit und gleichzeitige Käuflichkeit. Jedes Mal, wenn die Grenzen verwischen ud nicht mehr klar erkennbar sind wird es in meinen Augen unglaubwürdig.
PRostitution und Vertrauen haben es sehr schwer, zusammzu.com, weil es für Credibility keine Kostenvoranschläge gibt.
Nicht ganz: In den Medien gibt es noch Mechanismen, die solchen Geschichten entgegen wirken, in den Blogs dagegen sieht es eher schlecht aus. Nebenbei, am Tisch bei der Blogrunde von Edelman sassen: Felix Schwenzel, Opel-PR, Nico Lumma, Mann im Hintergrund von Opel- und Ask.com-PR, der Popkulturjunkie, der den Versuch der Ask.com-Blog-PR erst mitmachte und dann mutmasslich mit seinem Veröffentlichen eher unfreiwillig einsargte, und Johnny Häusler, der als einer der wenigen eine gesunde Mischung zwischen Eigenständigkeit und Werbung hinbekommt. Da hat man mal alle Schattierungen und Vollschatten dieser Szene auf einen Blick. Bei der ARD würde man für die Tätigkeit der ersten drei Vertreter vor die Tür gesetzt werden, hier draussen fängt man sich ab uns zu ein paar Artikel ein, das war's aber schon, und für den Streit hält man sich seine Helfershelfer und Doppelmoralisten.
Das muss ich an den Satz von Lobo in dem unsäglichen Interview bei Sixtus’ genauso unsäglichen Elektrischen Reporter denken. In etwa: Was zählt ist der Respekt und nicht mehr Lebensläufe und Zeugnisse.
Und da muss ich an einen Satz denken, den ein Kommentator in mein blog geschrieben hat: Das sind Anhänger ….
…. der Generation, die nur in Possibilities denkt, rumspielt und ausprobiert bis zum Gehtnichtmehr. Die nicht erwachsen werden will und vor allem eines braucht; die grosse Familie und das Gefühl, dass sich alle ganz lieb haben und am gleichen Strick ziehen.
Denn zum lieb haben gehört Vertrauen.
Wenn wirklich bestimmte junge urbane Gesellschaftgruppen den persönlichen Beziehungen für ihr Leben und ihre Entscheidungen einen grösseren Wert beimessen, als beispielsweise ihre eigene Ansicht, zertifizierten Leistungen oder den Versprechungen der Medien (was ich persönlich nicht glaube), dann ist es konsequent und überlebenswichtig für die Unternehmen in diese Vertrauensnetzwerke reinzukommen.
Das würde auch funktionieren, wenn es diese “Urbanen Penner”, “digitale BohÃme”, “web2.0-Generation” usw. überhaupt gäbe.
An den hilf- und erfolglosen und Versuchen, solche Netzwerke für eigene Zwecke zu instrumentalieren, sehe ich kein “Vertrauensproblem” oder ein PR-Problem, sondern nur den Beweis, dass diese jungen wichtigen vernetzten urbanen Leute, die ihre Stadt in WLAN- und Nicht-WLAN-Zonen aufteilen, eine Kopfgeburt sind und keine Zukunftsvision.
Als Blogger muß man da hingehen, wo’s wehtut. Und bei Edelman tut nix weh.
Sie sehen nicht, dass sie durch ihr antrainiertes Verhalten jene Glaubwürdigkeit zerstören, die sie sich hier reinzulöffeln hofften. Der absehbare PR-Erfolg – read my lips! – all der wiedererstandenen und selbsternannten «Kommunikationsprofis» im virtuellen Raum lautet: Viel Geld aus dem Fenster geschmissen, erhofftes Resultat verfehlt, Trümmerlandschaft hinterlassen, Ansehen noch mehr lädiert. Bei letzterem bin ich mir allerdings nicht sicher, ob das überhaupt ginge.
Denn das Problem unserer «Komnikatzjonsbrangsche» besteht ja darin, dass sie dort notorisch mit den falschen Leuten einigen im Grunde durchaus richtigen Zielen wie “Glaubwürdigkeit” oder “Vertrauen” hinterherlaufen. Mit einer Zwillingsflak kann ich nun mal keine Hasen jagen – und die PR haben dazu noch, ja sie haben sogar zuvörderst ein sprachliches und, damit eng verbunden, auch ein charakterliches Problem …
Ich sehe kein “Outing”. Im taz-Artikel wird der Name des Weblogs von Herrn Albert genannt.
@ strappato: Das mit dem Respekt ist so falsch nicht, denn tatsächlich hat sich in den letzten Jahren einiges geändert. Nehmen wir nur mal das Handelsblatt, dessen Mutter massenhaft Geld für Nobrainer-Geschichten wie germanblogs verschleudert und gleichzeitig das anerkannt gute handelsblatt personell eindampft. Das sehe ich durchaus als Menetekel. Ich halte es für grunfalsch, aber es ist nur logisch, wenn die, die früher selbst Leute in die Scheisse geritten haben, heute das Ergebnis wieder feiern. Sascha Lobo ist da sicher Avantgarde, und das Phänomen ist nicht falsch beschrieben. Nur erscheint es mir, als würde er die Trümmerwüste vor der schrumpfenden Stadt als Freizeitpark anbieten. Was HR-Abteilungen gerade machen, wenn sich alle Mitarbeiter neu bewerben müssen oder jährlich 20% Rotation angestrebt wird, ist sicher noch eine Ecke fieser, aber das Nachgeben und Schönfinden des Verhungerns kann es ja wohl auch nicht sein.
@ chat: Sie werden mit der Flak Hasen jagen müssen, denn Pressemitteilungen alleine sind ganz sicher nicht die Zukunft des Berufes. Das Klammern an Blogs und Internet ist meines Erachtens eher eine Panikreaktion und die Angst vor der Frage, ob es überhaupt eine Zukunft für den Beruf gibt. Um es mal biologisch zu sagen: Die PRarasiten haben das Wirtstier der Medien kaputtgesaugt und überlegen, ob die kleineren Blogs nicht inzwischen fett genug zum Anstechen sind. Ich hoffe, dass sie sich an einigen den Stachek verbiegen, und ansonsten: ich habe nichts gegen Parasiten, die sich zu Nutztieren entwickeln. Sollen sie halt einen substanziellen Beitrag leisten.
@ Anke: Wie man im eine Stunde später entstandenen Kommentar der Dame sieht, hat sie den Namen erst gepostet und dann begriffen, dass es überflüssig war: “irgendwie hab ich da einen dreher reingebracht und was geschrieben, was ohnehin im artikel stand, obwohl ich was anderes wollte – arbeiten und kommentieren gleichzeitig geht irgendwie nicht so ganz !”
Und wenn das “ich bin zwar ziemlich sicher, dass sie, frau kaltmamsell, ebenso wie frau lyssa dem ominösen herrn schon auf die schliche gekommen sind; für die, die es sonst noch wissen wollen, hab ich was gefunden:“ kein versuch ist, die identität eines anderen gezielt zu veröffentlichen, weiss ich auch nicht, was Outing sonst sein soll. Dass andere was in der Richtung machen, macht das Verhalten der Walküre nicht besser oder schöner.
@Don: Die Panikreaktion ist ja auch durchaus berechtigt. Denn die PR sind und waren eng mit dem Phänomen der Massenmedien verbunden, auf die ich übrigens heute überlebenstechnisch keinen Pfifferling mehr wetten würde. Mit dem absehbaren Verschwinden der Meinungsmacher, denen peu à peu die Luft ausgeht, den Tageszeitungen, TV-Kanälen und anderen Gatekeepern, sind dann auch «formierte Massen» eine vergangene Utopie. Ob nun als Kunden oder Wähler waren die letztlich immer die 3M-Geschäftsgrundlage der PR wie auch der Werbung: «Managing masses on markets».
Jetzt kommen stattdessen lauter «Mikromedien» mit einem Publikum von geradezu nachbarschaftlicher Größe, jeder wird potenziell und nahezu kostenfrei «ein Sender». Und diese Leute und ihre «Communities» gehen dazu noch ruckzuck Laufen, wenn’s nur leicht nach Schwefel, PR und interessierter Einflussnahme duftet – ein Trend der stärker wird, nicht schwächer. Ich glaube, unsere Kommunikationsmogule haben noch gar nicht kapiert, wie einsam sie plötzlich geworden sind …
“Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Authenzität gewinnt der, welcher erschossen wird, bevor er die Markenrechte an seinem Gesicht verkaufen konnte.” (Ernesto Che Guevara)
Wobei gerade die ARD in bezug auf Glaubwürdigkeit in letzter Zeit durch ihre Personalpolitik doch arg gelitten hat, wenn auch nicht auf dem Schleichwerbungssektor. Das Problem betrifft auch weniger die ARD und die dort fest angestellten gut verdienenden, sondern die Regionalblätter, die für wenig Geld versuchen, Nachrichten einzukaufen und glücklich über alles sind,was sie umsonst bekommen. Das Problem de rGlaubwürdigkeit hat die PR ja schon lange, aber der Versuch durch Blogs “irgendwie authentisch rüberzukommen” ist halt noch relativ neu. Ein Marketingfachmann hat mir erzählt, dass auf einem Marketingkongress in Düsseldorf letztens alles von Web 2.0 sprach (oh, auch schon angekommen) und auf einmal ist der Hype da. WIch Orakel mal, dass wir da noch viel peinliches erleben werden.
Zukunft für welchen Beruf? Der Beruf ist doch schon keiner mehr. Wenn wie schon bemerkt PR, Marketing, Werber, Journalismus, Medienmacher, Markt-/Meinungsforscher, Spin-Doktores, usw. immer mehr ineinander übergehen, dann ist es nicht mehr das spezifische Handwerkzeug, was die Gewerke unterscheidet.
Meine Einschätzung: Kommunikation zu steuern wird es immer geben. Die Zukunft liegt in der Spezialisierung auf Themen und Gruppen. Da braucht es aber Experten, die was vom Thema verstehen, die Entwicklungen erfolgen und Kontakte haben. Nebenbei könnte das das Ende der KoWi-/Journalismus-Studienfächer sein.
Da kommen wir auch auf die Frage des Vertrauens. Kommunikation ist eine zweiseitige Geschichte. Also Vertrauen der Kunden und der Rezepienten in die Fähigkeiten. Ein Gemischwarenladen wie Edelmann, mit Leichen, die den Weg pflastern, wird dieses Vertrauen nie erlangen. Hatten die auch noch nie nötig, sondern nur das Vertrauen in die dicke Geldbörse um die richtigen Leute zu “motivieren”.
Ich meine ja, ich hätte für einen kurzen Moment in Dons Komentar vor “Bei der ARD würde man” noch ein unsichtbares “Selbst” durchschimmern sehen.
Spreeblick Johnny hat jetzt etwas dazu in sein Internetz gesendet. Bißchen naiv find ich.
[Zu Lyssa & WAZ]
Ich habe mich an der Diskussion bei der Kaltmamsell auch beteiligt. Ich schätze diese Bloggerin für viele intelligente und sehr offene Artikel und ich respektiere ihr “Hausrecht” in ihrem Blog, das keine Plattform für lange Diskussionen über Lyssa ist. Man darf aber vermuten, dass es inzwischen eine Art “Netzwerk pro Lyssa” gibt. Die beiden Seiten der Angelegenheit sehen vereinfacht so aus:
(a) es gab unsachliche und persönliche Kritik an Lyssa, die bis zu sexistischen und beleidigenden ßußerungen ging. Wer ihr freundschaftlich verbunden ist, hilft ihr völlig zu recht bei der Abwehr. Man sollte hier sehr deutlich auf einer Differenzierung zwischen sachlicher und unsachlicher Kritik bestehen, weil in einer großem Trollerei sachliche Argumente immer hinten herunterfallen.
(b) werden aber auch sachliche Kritik an Lyssa, Fragen nach ihrer Qualifikation für diese Aufgabe und Kritik an dem ganzen WAZ-Projekt zum Teil ziemlich heftig abgebürstet.
Der ‘taz’-Artikel ist IMHO einfach schlecht zusammengeschrieben. Vor zehn Jahren hätte da ein “Säzzer” oder eine “Säzzerin” gnadenlos zugeschlagen und in den Artikel hineinkommentiert [oder die Redaktion hätte das Manuskript in den Papierkorb befördert]. Man stelle sich die Reaktion der ‘taz’ vor, wenn jemand so ein â??Kanzler-Videoblog-Experimentâ?? mit Helmut Kohl veranstaltet hätte …
Möglicherweise wird das WAZeins-Projekt ein ganz großer Erfolg. Das aktuelle Online-Angebot und die aktuelle gedruckte WAZ würde ich aber nicht mal lesen, wenn es ab morgen nichts anderes mehr zu lesen gäbe. Die Registrierungsprozedur beim Online-Angebot der WAZ ist für mich überhaupt nicht akzeptabel und eine ähnliche Prozedur würde auf dem neuen Portal wohl dazu führen, dass kaum jemand mitdiskutiert.
Ich glaube, die Edelman/Technorati-Leute fanden Fragen wie “Wie kann man der Indexierung durch Technorati entgehen” oder Worte wie “crap” auch ein bisschen naiv.
Scheint nicht gerade der Beginn einer wundervollen Freundschaft zu sein.
Im ernst: Das ist doch kein Kindergarten. Die Technorati-Edelman Geschichte wurde auf hoher Ebene international ausgehandelt und Edelman Deutschland muss jetzt daraus was machen und Umsatz generieren. Erfolgsmeldungen nach USA sind gefragt. Das Treffen war nur dazu gedacht, Kunden darauf aufmerksam zu machen. Daher auch das Video. Die blogger sollten nicht diskutieren, sondern die Edelman-Kompetenz steigern.
Wie schon gasagt: Die vertrauen nur der eigen Brieftasche.
Nun, ich finde, Johnny beweist wieder einmal, dass er wie kaum ein Zweiter die richtige Balance hat.Klare Ansagen, klare Einschätzung, klare Positionen inclusive Honorar.
Was das Lyssa-Netzwerk angeht: Niemand kann es jemandem verdenken, wenn er sich für seine Freunde einsetzt. Es geht dann allenfalls um das “wie”, und zwischenzeitlich hatte ich schon den Eindruck, dass hintenrum einiges an Unterstützung einer gewissen logistischen Leistung zu verdanken ist – aber auch das ist kein Problem, wenn nicht gerade Bravados wie der angesprochene Fall auftauchen. Man muss an manchen Stellen nur eine gewisse Szene von Macbeth im Kopf haben, so mit “When shall we three meet again”, dann kann man damit auch umgehen. ;-)
Diskussionen wie diese werden ja immer wieder gerne geführt obwohl sie fruchtlos sind (ohne Ergebnis), außer dass man seine Stress- und Aufreger-Hormonproduktion wieder etwas auf Touren gebracht hat (Milz an Gehirn: “Bitte ärgern!”).
Fruchtbar wäre die Kritik, wenn man Konkurrenzprojekte entwickeln würde, die valider, seriöser, nützlicher sind und einer humanen (oder kulturellen) Entwicklung – was immer das auch ist – irgendwie förderlich sind.
Macht man das nicht, überlässt man den Werbefuzzis den freien Raum, denn diese haben ein konkretes Ziel: “Geld verdienen” und sie bekommen anscheinend und zunehmend die Budgets dafür.
Warum regt man sich also auf, wenn Edelmann und Co zahlende Kunden mit dubiosen Statistiken bemüllen? Wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter auf Wichtig-tu-Web2.0-Kongresse schicken und dafür auch noch Spesen und Kongressgebühren latzen? Das kann doch nicht der Grund für die Aufregung sein. Solche Kunden – hören sie auf schlechte Ratgeber – dürften bald nicht mehr “competitive” sein. Damit gewännen dann die konkurrierenden “Gutmensch”-Projekte wieder an Boden, wenn es sie denn gäbe.
Aber vielleicht liegen die kritisierten Consultants mit ihren dubiosen Statistiken und diletantischen Kick-Offs ja von der Grundstrategie her genau richtig und sind langfristig ihr Geld wert. Denn es gibt eine riesige Zielgruppe, die sich gerne und ausdauernd becheissen läßt: die Konsumenten, die Wähler, die Masse, wie auch immer.
Johnny hat’s wirklich drauf. Das ist besseres Haltungsturnen. Diesem Turner hingegen solltest du langsam den Tittel des Top-Blogberaters wieder abnehmen, so wie der rumeiert.
Ich habe da auch länger darüber nachgedacht und gestern die Liste mit einem Update versehen. Tatsächlich denke ich, dass, wer solche Kooperationen mit derartig bescheuerten Firmen wie Technorati verkaufen will, nicht wirklich die Idealbesetzung ist. Jeder muss aber selber wissen, wie er mit sowas umgeht. Ich finde andere weitaus, wirklich weitaus übler.
Ich weiss aus persönlicher Erfahrung, dass Wolfgang es besser kann, und ich denke, dass Edelman ohne Wolfgang nochmal ein paar Schubladen tiefer einzusortieren wäre. Das Problem ist halt, dass eine hübsche Gallionsfigur beim Crash auf dem Riff nicht wirklich weiter hilft, wenn die Steuermänner Nieten sind. Bei den Medientagen München läuft Edelman-Chefin Kunze die Amtliche nächste Woche zur Diskussion “Blogs als Marketinginstrument” auf. Das sind dann die echten Probleme, und ich hoffe, dass Thomas Knüwer, der das Panel aus typischen Gschaftlhubern moderiert, ordentlich dünne Scheiben schneidet.
Ja, vielleicht kann er es besser und bestimmt ist er ein ganz Netter. Mal abgesehen von den Mängeln dieses bescheuerten Rankings und den schrägen Motiven, die Edelman dazu treibt: sich aber Gäste einzuladen und sie dann zu Tode langweilen, ist – tschuldigung, wenn’s jetzt laut wird – UNHßFLICH!
Internet und Vertrauen?
Aufwachen bitte!
Es hat damit zu tun, dass nur das Gespräch von Angesicht zu Angesicht einen Hauch(!) Rückschlüsse auf Person, Charakter und wahrhaftigen Inhalt zulässt.
Rückschlüsse, inwieweit man dem Gesprächspartner im Moment und auch in Zukunft vertrauen kann. Man sieht ihn, wie er vielleicht unruhig zwinkert, man hört eine Stimme, die plötzlich abbricht, man riecht ihn (:), riecht evtl. auch Freude oder Angstschweiß, spürt ihn (lascher Händedruck?). Kurz man nimmt den ganzen Menschen mit seiner Botschaft wahr, vorrausgesetzt man ist in der Lage zu sehen, hören, riechen und verfügt über eine umfassende intuitive Wahrnehmung der unsichtbaren Dinge. [Selbst dann kann er einen noch täuschen – wie jeder wohl schon erfahren hat].
Das Telefon hat nur den Kanal Hören, da fallen viele Wahrnehmungsmöglichkeiten weg. Immerhin, die Stimme kann sehr viel verraten.
Das Internet hat fast gar keine simultanen Wahrnehmungsmöglichkeiten mehr, hat nur das Auge, die Pixel, die schneller gelöscht oder kopiert sind, als man husten kann. Emotionale ßußerungen sind schwierig zu vermitteln. Kann man sehen an Emoticons, die nötig sind, um bei schlichteren Gemütern mit ironischen Stilmitteln amüsiert verstanden statt verhöhnt oder verkloppt zu werden.)
Daher nur eine Frage des Nachdenkens und eine zwingende Logik:
Na, in welchem Medium wird wohl am meisten gelogen und am meisten missverstanden…?
Man spart sich viel ßrger, wenn man einsieht, dass man diesem Medium nicht allzuviel idealistische Bürde aufpappen darf. Es wird sie von seiner Natur her nicht halten können.
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Writers al liars, my dear.
@Vroni
Es geht nichts über eine stringente rein textbasierte Argumentation! (…. Tzz, Tzz, typisch Frau …)
@ vroni: Wozu gäbe es viele Jahrhunderte der Schriftauslegung, wenn es im Sprachlichen so rein gar nichts zu deuten gäbe, sondern nur in der Mimik und Gestik? Wer spricht, verrät sich – so herum wird ein Schuh daraus.
Wer ernsthaft meint, dass textbasierte Argumentation völlig reicht, um das Wesentliche zu vermitteln, möge das schnell den Vielfliegern im Business-Anzug verklickern und die Welt vor dem Treibhauseffekt retten.
Wer ernsthaft meint, dass die direkte Argumentation besser zureicht, um das Wesentliche zu vermitteln, möge das schnell den Vielfliegern im Business-Anzug verklickern und die Welt vor dem Treibhauseffekt retten.
@ chat atkins
Wer spricht, verrät sich_etwas_mehr, als der, der schreibt.
Je weniger jedoch gleichzeitige Kanäle der Wahrnehmung, desto leichter kann gelogen werden. Am telefon fällt es leichter zu flunkern, als wenn man jemandem in die Augen schauen muss, es hat auch shcon jeder am telfon geflunkert – und häufiger als Aug in Aug. Das Internet macht das Flunkern am allerleichtesten – quasi fast schmerzfrei.
Leute, sonst ganz ehrbar und bieder machen Fake-Accounts auf wie die Wilden, beschimpfen andere wie Teufel (ähnlich wie im Auto, kaum eingestiegen, wird aus Dr. Jekill Mr Hide),legen falsche Fährte und bluffen. Geschäftsleute, die ihre MAs trietzen, schreiben ungestraft auf ihre Website “Der Mensch steht im Mittelpunkt”…, weiß ja keiner, weil er nicht ebenmal schnell nach Brach-ßdau fahren kann und will…
Das Internet macht es leicht zu lügen
Also wird gelogen. So ist der Mensch. Das will ich ausdrücken
Nur ganz wenige mit feinem Sprachempfinden können saubere Textanalyse machen, die Lügen rausfindet, nur wenige haben die Zeit und die Muse, zu recherchieren, was/wer denn die Quelle einer Behauptung sei.
Das ist die Chance der Lügner.
PR kennt ganz genau die rasche Halbwertszeit des Internet. Der Normal-Mensch, der im normalen Leben gut zu tun hat, vergisst rasch Internet-PR-Gaus von gestern. Es ist eigentich ein Kampf gegen das Vergessen, den man führen muss, will man nachhaltig aufdecken.
Nun ja, aber letztlich fliegt es doch auch im Textbereich immer auf, wie derzeit gerade diese famose PR-Agentur Edelman, die zumindest in Deutschland ganze Löschzüge mit Krisen-PR anfordern muss, um ihren immer heller lodernden Kommunikations-GAU in der Blogosphäre zu löschen. Hier geht übrigens nicht nur das Image der Edelmänner den Bach runter, sondern (mal wieder) das der ganzen Branche. Und das alles geschieht trotz der versuchten “Lüge” – besser: Pfusch, Willkür und Halbwahrheiten – in den Edelman-Texten, weil man das vergebliche Bemühen eben auch der Schrift anmerkt. Der Müller-Lüdenscheid konnte doch gar nicht so schnell “ja,aber” sagen, wie ihm seine hilflose Intervention zurück in den Rachen gestopft wurde. Diese fast vergessene Wissenschaft heißt übrigens Hermeneutik oder – verkürzt – Zwischen-den-Zeilen-lesen. Natürlich fällt so etwas jemandem leichter auf, der viel liest. Je weniger “textgewohnt” ein Mensch ist, desto leichter erstarrt er in Ehrfurcht vor dem Gedruckten. Da hast du dann recht: PR wirkt auf Doofe.
Andererseits – nimm doch mal Hitler oder Goebbels: Große Lügner, die nur durch den Auftritt und die Rede wirkten. Ihre Bücher hat kaum eine Sau je gelesen, geschweige denn, dass ihre geschriebenen Texte irgendwie wirkten. Die verlogene “Goebbels-Schnauze” war der Volksempfänger, seine Masche die hohl dröhnende Rhetorik des Theaters. Aber selbst noch ein Stoiber wirkt vor allem im Bierzelt und vor der Kamera – und nicht durch seine geschliffene und gedruckte Prosa, wo er deiner Meinung nach doch viel besser “lügen” könnte.
Dagegen wiederum Goethe, Tucholsky, Kafka – Menschen, die fast nur durch Text wirkten. Dein Ansatz stimmt in meinen Augen also hinten und vorne nicht. Auch in den Top-Blogs kommen sogar bisher im wesentlichen noch immer die glaubwürdigen Blogger und die Stilisten nach vorn, was ja meines Erachtens die PR-Blase gerade so wild und fünsch macht, die wollen da rein und sie schaffen es nicht, obwohl sie angeblich doch Kommunikationsprofis sind. Vorn ist also ein Niggemeier, ein ix, ein Hauesler, Alphonso, auch Udo Vetter – selbst wenn sich manche als Don Quichottes verkleiden und Pseudos im Schilde führen. Denn das ist ja nicht die Lüge, die Lüge ist das Verkaufen der Seele für Geld.
Diejenigen, die das tun, fallen den Hellhörigen immer dumm auf. Auch und gerade im Internet …
Du redest von Ausnahmemenschen, die das trainiert haben. Das sind selbstverständlich professionelle Selbstdarsteller, die den menschlichen Zug, beim Lügen beim Gegnüber zu erröten, unter Kontrolle haben. Und es sind professionelle Schreiber, die ein Anliegen, eine Mission haben. Steht Tucholyky noch gut da, bin ich bei Brecht schon vorsichtiger. Er war ein Meister der Arbeiter-Fassade, obwohl ein Dandy. Als absolut ehrlichen Menschen, auch in seinen Texten, würde ich ihn nicht einstufen.
Meine Rede ist von Normalmenschen. Und vom Internet generell.
Meine Rede ist, dass wir vom Internet zu viel erwarten, es ist nur ein Medium, das menschliche Schwächen auch noch fördert, keine Art Paradies von Schlage “Jetzt red I”
Du wirst nicht leugnen können, dass es geradezu zur Lüge magnetisch anzieht. Ausgerechnet im Internet den Bloggern das Hüten von Wahrheit und Anstand zuzuweisen, weil sie so authentisch und ehrlich seien, ist genauso verfehlt, wie old school PR-Leuten das Lügen, ähm Schönreden und Tricksen austreiben zu wollen. Erstere sind normale Menschen zum Teil ohne geschäftliche Ziele, zum Teil mit – aber fehlbare Menschen, siehe oben – die anderen haben sich ein Geschäftsmodell ausgesucht, das sich vom Kern her nicht unbedingt der absoluten Wahrheit verschrieben hat. Gerade der “Dienst ist Dienst – Schnaps ist Schnaps-Typ” unter ihnen kommt aber damit blendend zurecht.
Lassen wir die doch, Hopfen und Malz verloren, old school ist ihre Religion, sollen sie ihre Seele verkaufen.
Was wir bräuchten, ist new school: wirklich beziehungszentriert arbeiten, die Menschen ernst nehmen und nicht von oben herab bedröppeln, saubere und gute Arbeit leisten, statt zu tricksen.
Könnte wetten, es gibt den einen oder anderen PR-Laden, die das versuchen, udn den eien oder andern Kunden, die das wollen. Kümmern wir uns doch um diese, statt unsere Energie mehr als nötig mit old school Deppen zu verschwenden.
Auflaufen lassen!
[Ich wundere mich, wieso zum round table wirklich auch noch die Blogger hin sind, cui bono, und sich brav wie kleine Schüler den Diagramm-Mist reinzogen. Pfötchen. Gehts noch? Da muss man: sich verweigern. Da muss man: weggehen. Da muss man: Klartext reden. Da dar man sich auch kein fremde Sprache aufzwingen lassen, in der man vor lauter Vonehmenheit und Unsicherheit nur Blubber absondern kann, aber keine geschliffenen Statements. Die biederen Grünen waren ja damals im bayrischen Parlament mutiger und aktioniger. Was ist los mit den Bloggern, sind die nur mutig und frech an der Taste? Wen ich Edelman wäre, würde ich innerlich triumphieren, wie brav und eingeschüchtert die doch sind.]
Um Vroni’s Argumnetation mal mit einem Klassiker treffend wiederzugeben:
http://www.ag.gov.au/archived/Sig/images/dale3.jpg
>Andererseits – nimm doch mal Hitler oder Goebbels: Große Lügner, die nur durch den Auftritt und die Rede wirkten. Ihre Bücher hat kaum eine Sau je gelesen
Da bist du ein Opfer der GRßHAZ-PR eines gewissen Mommsen und seiner Wasserträger geworden (siehe “Sein Kampf” – Kurt Pätzold über die Legende vom ungelesenen Hitler-Buch, in konkret 2006-10
@vroni: Die Argumentation mit “Lüge” und “Wahrheit” führt generell in die Irre, deswegen hatte ich “Lüge” in Anführungszeichen gesetzt. Dass alle Wirklichkeit in unseren Köpfen meist nur eine mediale Inszenierung ist, das ist seit Wittgenstein und dem “linguistic turn” der Philosophie eine Binsenweisheit.
Ich werfe den Public Relations ja auch etwas anderes vor, dass sie dort gar keine irgendwie diskutierenswerte Wirklichkeit mehr entwerfen können, dass sie mit ihrem Wortqualm alle Bildlichkeit vernichten. Ein PR-Text ist meistens so anschaulich und klar wie ein Nebeltag auf der Unterelbe: Man erkennt nichts und die Hörner der Großtanker mit ihrem PR-Fuzzy-Lotsen an Bord tuten dazu im Ungefähren herum: “Die Optimierung unserer Organisationsprozesse macht eine Angleichung der Personalstruktur an internationale Standards erforderlich” – so kotzen sie daher, wenn sie von Entlassungen sprechen.
Es sind also Sprachräuber – bzw. machen sie die wichtigste Eigenschaft der Sprache systematisch kaputt, dass man mit ihr nämlich eine Wirklichkeit – von mehreren möglichen – klar und anschaulich beschreiben könnte. Das wäre – um auch mal den Gegenpol zu den PR zu nennen – dann Literatur oder guter Journalismus. Dazu stehen die PR in größtmöglicher Distanz. Anders ausgedrückt: Die PR-Fuzzies können alle nicht schreiben, zumindest nicht so, dass sie verstanden werden. Das ist auch gar nicht ihre Absicht, ihr Metier ist die Unverständlichkeit, der Qualm und auch das grundlose Hupen. Kein Wunder, dass sie überproportional zu Weckaminen und anderen Drogen greifen.
@ Felix Deutsch: Ich hatte erstens auch einen Schriftsteller und Dramatiker namens Joseph Goebbels erwähnt, dessen Dramen und Artikel kläglich waren und bestimmt niemals gelesen wurden. Und auch von dem Opus magnum des GröSchwaZ trugen zumindest diejenigen Exemplare, die Opa, Onkel usw. in unserer Familie besaßen, allesamt ungelesenen Charakter, das war dort ein Staubfänger fürs toitsche Regal. Ganz abgesehen davon, halte ich Gremlizas Irrenoffensive nun wirklich nicht für eine Quelle, die man öffentlich zitieren sollte.
Bislang habe ich immer nur “stumm” hier mitgelesen. Chat muss ich Recht geben, denn er weist auf ein massives Problem hin, das in manchen Unternehmungen anzutreffen ist und dessen Ursache IMHO in einem kleinen Konflikt zu suchen ist.
Der Konflikt lautet nämlich: Gehört die PR (= Public Relation bzw. Presse- und ßffentlichkeitsarbeit) der Marketingabteilung untergeordnet oder steht ihr eine eigenständige Stabsfunktion zu, die ihrerseits auch die Marketingaktivitäten auf Plausibilität, auch mit Blick auf die Unternehmensvision, zu überprüfen und ggf. zu korrigieren hat.
Solange diese Frage nicht eindeutig geklärt ist, die Geister streiten sich nämlich immer noch darüber, werden solche Aktivitäten, wie von Don beschrieben, immer wieder gegen die Wand gefahren werden. Und gerade auch internet”tige” Aktivitäten gehören auf diesen Aspekt hin abgeprüft und korrigiert. Aber offensichtlich verstehen die meisten “Fachleute” unter dem Kürzel “PR” sowieso nur noch “PRomotion”, was absolut nicht darunter zu verstehen ist.
Und es ist auch nicht damit getan, dem Kunden mit Blick auf künftige Aufträge Honig um den Bart zu schmieren bzw. die Schleimspur vom Boden aufzuwischen, damit keine/r darauf ausrutscht, sondern auch mal ehrlich und offen die potentiellen Probleme und Bruchstellen offen zu legen. Nur – welcher Kunde mag sowas vernehmen? Stellt dies doch eventuell eine Kritik an dem bisherigen Gehabe dar!
In einem Punkt widerspreche ich dir, Chat, denn:
Dieses “Neusprech” der von dir angesprochenen PR-Fuzzis ergibt sich nur aus der Tatsache, dass diese Herren auch nur mit Wasser kochen, aber ihrerseits versuchen, durch sinnentleerte technokratische Worthülsen etwas komplett “Neues” zu präsentieren, schon allein um eine Pseudo-Abgrenzung untereinander zu erzielen. Und dies IMHO auch aus einer Unfähigkeit heraus, sich unternehmens- und marktpolitisch plaziert zu haben. Sind sie nun Büttel der Marketingabteilungen oder haben sie den Unternehmenszweck mit seinem Leitbild im Visier?
Nicht umsonst spielte ich mit mir auf Besprechungen oder sogen. “Pitches” das Bullshit-Bingo! Und wer von Euch kennt nicht dieses Spiel?
@ Martina: Dann wären sie noch nicht einmal ihren Kunden «verständlich» – bzw.: Wozu und mit welchem Ziel wenden wir einen kompletten Bullshit wie Public Relations dann überhaupt noch an? Nur deshalb, weil’s dafür Geld gibt?
Martina schrieb: “Dieses â??Neusprechâ?? der von dir angesprochenen PR-Fuzzis ergibt sich nur aus der Tatsache, dass diese Herren auch nur mit Wasser kochen, aber ihrerseits versuchen, durch sinnentleerte technokratische Worthülsen etwas komplett â??Neuesâ?? zu präsentieren, schon allein um eine Pseudo-Abgrenzung untereinander zu erzielen.”
Chat, für mich hat “Public Relations”, oder um jetzt mal auf den deutschen Begriff “Presse- & ßffentlichkeitsarbeit” zu verwenden, einen etwas anderen Stellenwert. Und deshalb sehe ich keinen Bruch darin, wenn die ßffentlichkeitsarbeiter sich mit ihrer Sprachebene auf ein verständliches Niveau begeben.
Warum sollen sie hochtrabend und *hüstel* intellektuell hochgebildet sprechen, mit einem Denglisch, das oftmals grauenhafter nicht sein kann, wenn es darum geht, das Bild der Unternehmung in den Teilbereichen der ßffentlichkeit immer wieder auf den Prüfstand zu stellen? ;)
Und Vroni, danke für deine Worte! Sie sind Balsam auf meiner Seele! Leider nur werden sie zu wenig gehört und erst recht nicht vom Gros verstanden!
Denn gerade eben musste ich an einen Satz eines sog. Blog- & Unternehmensberaters denken, der wirklich ernsthaft meinte, dass man die Produktionsmitarbeiter bei entsprechend bloggerischen Unternehmungen auch weglassen könne. Yepp! Und so ist es eben, denn die sogenannten PR-Geister konzentrieren sich zwar auf Zielgruppen, vergessen dabei aber die Marke bzw. deren Leitbild oder auch Vision genannt.
@ vroni: Das klingt für mich ein wenig verschwörerisch nach jenen alten Scientology-Reißern der 80er-Jahre aus dem Econ- und MM-Verlag à la “Macht und Magie der Public Relations”. Ich sehe viel öfter Seifenbläserei und Selbstüberschätzung. Dass sich allerdings Unternehmen samt Markenseele an Scharlatane verkaufen können, das glaube ich unbesehen. Die Moden wechseln, Geschäftsführer zu sein, das heißt noch lange nicht, Selbstbewusstsein zu haben, also holen die armen Kerle sich jemanden “Externen” ins Haus. Auf die Unternehmensberater, Consultants und Psychologen folgen dann die PR’ler und Kommunikater. Im schlimmsten Fall alle gleichzeitig. Erfolg sehe ich oft nicht – eher im Gegenteil: Wenn der Vampir sich vollgesogen hat, ist das Opfer leer.
@ Martina: Es wäre ja schön, wenn es PR’ler gäbe, die klar und deutlich sprechen. Bloß, wo sind diese raren Tierchen? Ich sehe täglich den hochgequirlten Tickermüll. Mit nichts als dicken Backen kann man eben nur Trompete spielen, und mit Handschuhen über den Klauen nicht Klavier.
Chat: diese raren PR-Tierchen gibt es schon, nur haben diese kaum Einfluss. Denn welches Unternehmen will sich zuerst sagen lassen, dass es die einzelnen Kommunikationswege nach den klassischen Kriterien überprüfen sollen, bevor sie sich an die Bloggerszene heranwagen. Wir werden nicht gehört, gelten wir doch eher als die Buh-Leute und “Madig”-Macher, die Bezeichnung “Bedenkenträger” mal außen vor gelassen.
Wetten? Wenn du, Vroni und ich eine Agentur starten würden, mit genau den Zielsetzungen, über die wir gerade gesprochen haben, uns würde keiner nehmen wollen. Und das garantiert nicht wegen unserer Nase, sondern allein, weil wir Klartext reden und ggf. auch mal den Finger in die Wunde legen.
Ich möchte nicht wissen, wieviele Beraterfirmen vorbereitete honigverschmierte Konzepte in den Schubladen liegen haben, in die nur noch der Name des Kunden eingefügt werden muss, hier eine Grafik verändert, da vielleicht eine leicht modifizierte und erneuerte SWOT eingebaut, mit einer Portfolio-Analyse versehen und die Cash Cow identifiziert…. Dies alles schön in eine dicke PPT verpackt, die möglichst noch international (= auf englisch) präsentiert wird. Das verstehen viele Kunden unter PR, aber nicht ich.
@ Vroni: Ich meinte dein Geraune von den “Trojanern”, die inzwischen so raffiniert seien, dass sie neuerdings sogar «ährliesch» daherreden könnten. Das geht in meinen Augen nach wie vor nicht – das mag aber auch an meiner Ehrfurcht vor den Geheimnissen der Sprache liegen. Wer spricht, zeigt sich, und zwar nicht unbedingt so, wie er sich das gedacht hat.
Ich sag’s abschließend mal so: Die Welt ist so voller PR wie nie – und daher auch so im Eimer wie nie. Ob nun Wirtschaft, Politik, Medien oder Kultur – mit dieser Erfolgsbilanz finde ich, dass der gesunde Menschenverstand eine solche «Wissenschaft» endlich in die Tonne treten sollte. Und was auch immer an «Kommunikationsberatung» danach käme, sie sollte sich auf keinen Fall PR nennen, sonst wäre sie von vornherein diskreditiert …
;-)
Vroni:
“NB: â??SWOTâ?? und â??strategisches Profilâ?? steht nicht typisch allein für â??PRâ??. (ppt kann man aber gerne weglassen, es ist dumpfe Show, man kann das auch anders aufziehen, dann hört das Publikum besser zu, statt auf die bunten Folien zu starren.)”
Ich wollte damit nicht sagen, dass diese Instrumente per se verkehrt sind. Klar, sie gehören in die Analyse und Entwicklung der Vorgehensweise. ;) Nur, wenn man auf einmal das ungute Gefühl vermittelt bekommt, dass alter Wein in neue Schläuche gefüllt in einem allseitstauglichen und unisono-Modell präsentiert wird, der dazu letztendlich auf alles und jeden passt, dann hört es für mich auf. ;)
Chat:
Klar, die Welt ist heute so voller PR, wie noch nie zuvor. Nur, langsam sollten wir alle aufwachen und versuchen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Ob es sich nun ßffentlichkeitsarbeit schimpft oder aber Kommunikationsberatung, letztendlich wird es doch nur wieder ein Versuch sein, die offensichtliche Werbung (incl. der Produkt- und IR-Werbung) dahin zu bekommen, wo sie hingehört. :)
Ich z.B. bin eine Verfechterin des Standpunktes, dass sich in vielen Bereichen das Produkt-Marketing der ßffentlichkeitsarbeit zu unterwerfen hat. (Kann es sein, dass jetzt einige hier aufheulen? *ggggggg*)
Vroni,
in einem Punkt widerspreche ich dir. Du schreibst:
“Kleinere Unternhemen hingegen haben oft von Natur aus wenig Ahnung von Markenführung, von Marketing und öffentlichem Auftritt schin gar nicht. Da war diese wichtige interne Stabsstelle von Anfang an nie da. Oft ist ihre Marke einfach nur ihr charimatischer (und intern cholerischer) Chef.”
Okay.. lassen wir den cholerischen Chef mal außen vor! Aber, oft machen kleine Unternehmen instinktiv eine bessere Peßrr, als so manch große Unternehmen. Denn die Mitarbeiter werden ganz anders mit Informationen bedient.. ;) Damit es klar ist, ich spreche im Augenblick NUR von Unternehmungen, nicht von NGOs oder so.
@Vertrauen, PR, Interne Kommunikation: Ob Global Player, KMU oder in der Metzgerei: Der aufmerksame Kunde merkt, was drinnen los ist und geht ggf. dorthin, wo ihm auch die Atmosphäre und der Umgangston gefallen / Fortbildung der Mitarbeiter – für die PR-Abteilung kein Thema ? :-)
(vgl.: z.B.: sfu-marketing.de/ Praesentationstraining.htm)
Was bei kleineren Unternehmen auch gut funktioniert.
Sie sind überschaubar, in dem was sie machen, der Kundenkreis ist überschaubar. Unstimmigkeiten sprechen sich rasch herum.
Anders bei den größeren Unternehmen. Je verzweigter, verschachtelter, anonymer, desto schwerer kann man sie und ihre Aktivitäten überschauen.
Hier ist ein Kunde trotz seiner Aufmerksamkeit überfordert.
Ode wer kennt die Verschachtelungen allein bei Südmilch, Müllermiclh, Weihenstephan aus dem Kopf.
In diesen Bereichen fühlen sich die old school “ßffentlichkeitsherseller” noch sicher und probieren den einen oder anderen Lügenstunt.
[…] Spannend wird es (wie schon immer) dann, wenn dieser hehre Anspruch auf wirtschaftliches Interesse stößt, oder umgekehrt, wenn Blogger auch beruflich eingebunden sind, angestellt sind, Geld verdienen müssen oder sonstwie nicht nur ihren eigenen Hof kehren. Vielleicht meint Patrick Breitenbach mit seinem Podcast-Team oder Spreeblick auch genau das, wenn die Runde meint, man müsse sich zunehmend auch mit dem kommerziellen Verwertungsdrang von Blog-Suchmaschinen auseinandersetzen. Denn das ist nur der Anfang und vermutlich werden freien Bloginseln (die ich sehr schätze) von einer strategischen Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen Interessen nicht verschont. Möge diejenige sich entspannen, die als freie Journalisten vollkommen unabhängig sind oder sich so (an)fühlen, die anderen stellen sich am besten auf das ein, was immer passierte: Wie bringe ich offene Kommunikation mit wirtschaftlichen Aspekten glaubwürdig und differenziert in Einklang ohne mich selbst zu verbiegen?! […]