Teenies revisited
Aus aktuellem Anlass: Was ist eigentlich mit Teenie-Blogs?
Im Buch tauchen Texte von Autoren auf, die zwischen Anfang 20 und Mitte, äh *rotwerd* und fast schon Ende 30 (^^) sind, und auf sowas ;o))))))) eigentlich meist verzichten *g*. Junge Erwachsene also, denen man gemeinhin Kreativität, Leistungsbereitschaft, Flexibilität und Gespür für junge, aufregende Themen nachsagt – obŽs stimmt, soll hier nicht erörtert werden. Jung, aber nicht ganz jung, und das, obwohl zum Beispiel in der Werbung die 14-29-jährigen als eine Zielgruppe wahrgenommen werden.
In der engeren Auswahl waren tatsächlich ein, zwei Blogs von Autorinnen, die jünger waren. Nach einigem Hin und Her haben wir als Herausgeber entschieden, dass wir eine bestimmte Form im Buch haben wollen, irgendwas zwischen “Reife”, “Erfahrung” und “Frühvergreisung”, um es mal mit den Worten meiner Liebsten über mich selbst böse zu sagen. Das war dann der Grund, warum wir uns gegen sie entschieden haben – nicht ganz ohne schlechtes Gewissen.
Denn wenn ich mir die “Teenie-Blogs” oder ähnliche anschaue, die auf meiner Blogroll sind, oder die Blogs, die sich an Teenie-Kommunikationsstrategien orientieren, dann wird schnell klar, dass es verschiedene Welten sind. Drei Beispiele, deren Texte nach dem herkömmlichen Vorstellung des Betriebs keine Literatur ist, und nichts mit Journalismus im herkömmlichen Sinn zu tun haben:
sickgirl23 – lese ich eigentlich täglich
Nachtfalter
Cosmopolita
Sie kommunizieren ganz anders. Sie machen es im vollen Bewusstsein, gelesen zu werden, es ist a priori auf den Rezipienten ausgerichtet und spricht ihn an. Es verrät sehr viel über private Dinge, bei denen mein Schweinehund meine Rampensau sofort ins Gehege zurückzerren würde. Sie haben viel weniger Hemmungen, zu kommentieren. Ich selbst schreibe so, wie ich es als Journalist tue – von einer relativ unpersönlichen Haltung heraus, mit reduzierter Meinung, erklärend und manchmal auch berechnend, was Wendungen und Höhepunkt der Stories angeht. Die scheren sich nicht im Mindesten um solche Regeln, denn die sind in ihrer Kommunikation nicht nur überflüssig, sondern eher sogar bremsend, verlangsamend, schädlich. Sie verstehen sich trotzdem. ICQ hat da sicher einen Anteil.
Es ist nicht besser oder schlechter, es ist einfach anders. Nur: Meine Qualitätskriterien sind dafür vollkomen unbrauchbar. Es gibt sicher verdammt gute Leute unter denen, es ist Bullshit zu sagen, dass eine/r mit 16 keine endgeile Geschichte schreiben kann. Da draussen ist viel zu entdecken, das sollte man auch publizieren – nur muss es jemand anderes machen.
Weil sie gut sind – und wir für ihre Qualität zu alt.
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Mit großem Interesse zur Kenntnis genommen. Es braucht gar nicht wundern, dass es verschiedene Schreibweisen, Inhalte, Kommunikationsstile gibt, wenn auch die Lebenswelten der Schreiber sich unterscheiden. Dem nachzuspüren, in der Analyse, auch in der Anerkennung von Verbindendem und Trennenden, halte ich für sehr spannend. Interessant auch, wo (in welchen Blogs) die “Generationen” sich treffen und ein Austausch entsteht wie er ansonsten im RL eher selten ist. Wie dem auch sei, ich habe mich gefreut hier etwas nüchtern-unterhaltsames zum Thema zu lesen.