Ein am heutigen Sonntag häufig verlinkter Artikel (Dienstraum, WeblogNews, SozialInformatik) stammt von
Jochen A. Siegle in der NZZ: “Trau, schau, Modem“, ein skeptischer Blick auf den Hype der “Social Networks

Siegle spricht DAS große Problem von “Social Networks” an, das in der derzeitigen Form lauten muss: “Wozu?“.

Im Zuge der Recherche für das Buch ist es für mich die größte Ãœberraschung gewesen, wie wenig sich im Laufe der Jahre bei den “Social Networks” getan hat. Mit dem Eintritt von Google via “Orkut” hatte ich mir Dynamik in dem Markt versprochen, erwartete ich neue, überraschende Features. Aber nichts war da und nichts ist seitdem gekommen.

Die Features der einzelnen “Social Networks”-Software unterscheiden sich nur in Marginalien. Und ausgerechnet in der Kern-Funktion, die Verknüpfung von Kontakten und Informationen, zeigen die meisten Networks hanebüchene Simplizität. Ross Mayfield bei Corante:

Orkut doesn?t work because it lacks constraints. Nothing holds people back. Nobody knows what a friend means. No social capital on the line. It?s so fun and easy, choices and incentives are irrational.

Es krankt an zwei Punkten. Zum einen ist die Verknüpfung von Personen via den “Social Networks” selten mit einer qualitativen Beschreibung verbunden. Orkut ist da einen Tick besser geworden, Flickr ist leider den umgekehrten Weg gegangen. Marc Canters “PeopleAggregator” hat als erstes einen guten Ansatz zur qualitativen Beschreibung einer Beziehung verfolgt, bietet aber ansonsten in Sachen Performance und Features zuwenig.

Zum anderen fehlt es den “Social Networks” an “Mehrwert”. Warum sollte ich über Boards in Orkut kommunizieren, wenn es draussen im Web andere Foren gibt?

MySkewl.com soll
z.B. interessante Menschen anhand von Adjektiven herausfinden können und bietet einige Dienste rund um Schulen an (“Bewerte deine Lehrer”).

Flickr hat viel Potential. Zum einen verknüpfen sie bereits jetzt ihr “Social Networks” mit einem Chat-Client und File-Sharing-Client. Zum anderen stammt Flickr von den Machern von “The Game Neverending“, einem in der Mache befindlichen MMUG (Multiplayer-Game an denen Hunderte und Tausende von Spielern gleichzeitig teilnehmen können). Ein zentraler Punkt des GNE-Spiels wird die Bildung von sozialen Strukturen sein. Die Verbindung mit Flickr liegt also nahe.

Dem Statement von “LinkedIn”-Mitbegründer Konstantin Guericke im NZZ-Artikel (“Die Risiko-Banker haben das Prinzip und die Chancen sofort begriffen“) scheint nicht jedermann gefolgt zu sein. “Social Networks” sind bereits gegen die Wand gefahren, z.B. Stefan Smallas “Friendity”.

Siegle stellt daher am Ende die Frage wer es bezahlt. Nicht unähnlich den deutschen Blog-Hostern, die auf Kooperationen oder Käufer warten, werden “Social Networks” solo nicht überleben können. Entweder wird ihre Dienstleistung mit anderen, z.B. in Portalen verknüpft, ihre Dienstleistung erzielt einen Mehrwert für die Daten die man besitzt, wie z.B. Googles Orkut, oder die “Social Networks” rüsten auf und bieten mehr und bessere Dienstleistungen.

Wohin die “Social Networks” ihre Dienstleistungen ausbauen können, zeigte Matt Haughey in einem Aufsatz letzten Dezember: “Social Software ideas

Ich bin mir nicht sicher ob zentralisierte “Social Networks” ohne Einnahmen via Mutterkonzern oder Werbung überleben können. Dies wird die Chance für dezentralisierte Vernetzung sein, nach Art von XFN und FOAF.