Blogs, surprise me.
Zugegebenermaßen wirre, wenig stringente Gedanken:
“Die werden kaum bemerkt. Sie tauchen kaum in den Referrers aus. Du findest bei denen auch nicht die üblichen Links auf SPIEGELonline, Heise oder so etwas. Als ob sie in einer eigenen Welt leben. Du kannst tagelang in deren Linklisten surfen, ohne dass du auf ein bekanntes Blog stößt. Eine völlig eigene Geschichte.“, sagte Don als die Rede auf die LiveJournal-Weblogs kam, von denen laut Angabe der Statistics-Seite immerhin 12.300 User in Deutschland beheimatet sein sollen, die in diversen Blogzählungen und Zahlen bislang nicht vorgekommen sind .
Dass es fast so etwas wie ein “Paralleluniversum” gibt, ist eine andere Frage. Ich fand es interessant, dass die Abwesenheit von Nachrichtenquellen wie SPIEGELonline als Unterscheidungsmerkmal benutzt wird.
Die Blogosphäre als “Echochamber”, als Resonanzkörper von SPIEGELonline, Heise und Telepolis. Der Ärger von Mario Scheuermann ist verständlich, berücksichtigt man, dass es noch nie soviel Medien gab wie heute. Irrwitzig wird es, wenn man bedenkt, dass die Informationen von SPIEGEL, Heise und Telepolis selten exklusiv sind, sondern ebenso gut woanders hätten aufgeschnappt werden können. Trotzdem stürzt sich die Mehrzahl auf diese wenigen Nachrichtenquellen.
Blogs suchen noch nach ihrer Funktion der “Gegenöffentlichkeit”. Sollte man vielleicht besser sagen: “deutsche Blogs“? Stellt sich doch in den USA die Nachrichtenlage politischer, weniger blogfixiert und was Nachrichtenquellen angeht, auf etwas breiteren Füßen aufgestellt. Siehe Daypop.
In der Vielfalt der Blogs lassen sich auch andere Nachrichtenquellen finden. Aber mangels Masse an Blogs die jene Nachrichten repetieren, bekommen die anderen Nachrichtenquellen nur selten die gleiche Durchschlagskraft wie SPIEGELonline, Heise oder TP und versickern stattdessen in den Websites der “choosen ones” oder verenden in den Ghettos der politischen, literarischen oder sonstwas Blogs.
Blogs, surprise me.
Wenn man will, ist dieses Flehen eine andere Variante der von Anke Gröner beschriebenen Blog-Müdigkeit (Eintrag 15.7.2004).
Klar, man kann dieses Problem mir in die Schuhe schieben, dass ich mich nicht drum kümmere neue Blogs zu entdecken. Und da ist was Wahres dran. Ebenso stelle ich aber fest, dass es keine wirklich guten Mechanismen in der “Blogosphäre” gibt, um sich eine Frischluftzufuhr zu verpassen.
Es gibt entweder das Prinzip Zufall wie bei blogg.de oder newkidontheblog.de oder endlosen Linklisten und Blogrolls, die, wenn überhaupt, dürftigst erläutert sind und nicht wirklich zum anklicken verleiten.
Vielleicht bräuchte ich eine Art Blog-Browser mit “SmartLists” à la iTunes. Eine BlogRoll die nur meine 50 am besten bewerteten Blogs enthält. Alles was neu reinkommt, schmeißt das “schwächste” Blog raus. Das Regime der Darwin’schen Auslese. Ergänzt um monothematische Blogs die gerade aktuell sind (wie z.B. Blogs von Apple-Entwicklern während der WWDC).
Blogs, surprise me.
Dirk Hesse/Ligne Claire stellte in seinem Weblog ein Interview mit zwei in Deutschland Asyl suchenden Togolesen ab, die in ihrer Heimat, einer ehemals deutschen Kolonie, politisch verfolgt wurden.
Resonanz: zwei, drei eMails.
Vielleicht war der Eintrag zu lang. Vielleicht zu politisch, zu schwere Kost um im “Gemischtwarenladen” eines normalen Weblogs abgelegt zu werden. Blogg.de hat jedenfalls keinen Link auf diesen Beitrag gefunden, obwohl LigneClaire gerade im Rahmen der “Preisblogger”-Aktion nominiert wurde und daher auf der Site reger Zulauf herrschen sollte.
Oder vielleicht hat das Thema schlichtweg keine Sau interessiert.
Joe Lockard von “Bad Subjects” sieht schwarz und konstatiert angesichts des “Versagens” der Internetöffentlichkeit im Falle des Völkermordes von Darfur eine neue Form des Kolonialismus: den Info-Kolonialismus (Link by WeblogNews).
Können solche Einträge nur in dem Ghetto eines Polit-Blogs abgelegt werden? Führen solche Einträge nur dann zu Reaktionen, wenn es etwas zu kommentieren gibt, wenn ein Aufruf zur Aktion, z.B. GoogleBombing, erfolgt? Braucht es einen eMail-Link zur togolesischen Botschaft und dem Innenministerium samt Textbausteinen um den Leser zu motivieren?
Blogs, surprise me.
Und wie langweilig bin ich selber heute gewesen?
Sorry, the comment form is closed at this time.
Haben denn Nachrichtenquellen in Weblogs so zwingend mit Gegenöffentlichkeit zu tun? Braucht man die Weltpolitik, um politisch zu sein? (Als Kind habe ich geglaubt, Politik ist, wenn Männer im grauen Anzug in “Fragen zur Zeit” auftreten und wichtig wirken.)
Und heute lese ich lieber den privaten Spott von Herrn Semmel über Schröders Reformkäse als die Presseerklärungen der PDS zum selben Thema, obwohl die Richtung eine ganz ähnliche ist.
Die Tiefseefischin hat mal geschrieben, wie sie sich als Kind gefühlt hat, als sie von einem Mann betatscht wurde und ihre Eltern dies nicht mitbekamen. Das fand ich bemerkenswerter als etwa die teils klugen Kommentare, die man dieser Tage auf Antville über den Priesterskandal in ßsterreich liest.
ging so. Nicht grad mitreißend, aber schlimmer war, dass sich der Eintrag so depressiv angehört hat.
Kanns nicht sein, dass man der deutschen Blogszene noch etwas Entwicklungszeit zugestehen sollte? Das sie noch in den Kinderschuhen steckt und von sich ritzenden Teenies bevölkert wird, die mehr mit sich selbst als der Welt um sich beschäftigt sind? Das es Zeit braucht, bis das Blog als Medium von mündigen/reifen/weltoffenen *wie immer man das bezeichnen mag* Leutz entdeckt wird, die tongolesischen Stories das nötige Gewicht geben?
Auch falls ich nerve – bitte Darwin richtig referenzieren: Es überlebt, wer am besten angepasst ist. Es gab ja so einige, die sehr “stark” waren, die aber nicht überlebt haben. Der Mensch als relativ schwaches Wesen hat’s dagegen richtig drauf mit der Anpassung. So vielleicht auch bei Weblogs: Richtig “starke” Logs passen möglicherweise einfach nicht in den Strom aus Nachrichtenbrei, den der Websurfende sich tagtäglich zu Gemüte führt. So ein warmer Brei, aus einer ausgeglichenen Mischung von humorig-skurillen, oberflächlich-politischen und sehr süßen Geek-Flocken, alles schön “extrafein”, ist doch viel angenehmer als bespielsweise bittere harte Mandeln, Sorte “Sozialkritik”, “politisch” oder anderes, was schwer zu kauen und so gar nicht süß ist.
“Steinchen” passen nicht in den Brei – sie sind nicht angepasst, fliegen raus, werden (unbewusst) ausgefiltert?
Ach du meine Güte. Tagesmeldungen zu rezyklieren oder als Nachrichtenquelle zu dienen kann doch nicht Sinn und Zweck des Blogs an sich sein. Klar gibt es Leute, die zu jeder Schlagzeile ihren Senf dazugeben müssen – aber die findet man normalerweise hinter Bierkrügen im Wirtshaus.
1. Warum “machen” deutsche Blogs keine Nachrichten? Weil es kaum ein Blog auf der Welt gibt, dass Nachrichten macht, wenn man vom Drudge Report absieht. Die Idee, eine “Meldung” über das Internet zu verbreiten hat im großen Sinne eben nur einmal geklappt: Als der Drudge Report die Clinton/Lewinsky Sache brachte. Aber gut, warum “machen” also deutsche Blogs keine Nachrichten? Nicht, weil es die Nachrichten nicht geben würde, sondern weil Nachrichten nachvollziehbar sein müssen, weil sie zumindest EINE wichtige Quelle haben müssen. Du beklagst Dich, dass ein Artikel über zwei Ausländer völlig untergegangen ist. In Uganda sind wahrscheinlich über 30% der Gesamtbevölkerung mit HIV infiziert. Schreibt hier ein Blogger irgendwas drüber? Die Liste ist beliebig erweiterbar. Nicht nur das, was im eigenen Sichtfeld passiert, hat eine Daseinsberechtigung.
2. Ein Blog, ist ein Blog, ist ein Blog. Es ist nichts anderes, als die kleine Zeitung eines kommunistischen Ortsvereins oder des Kegelclubs “Die lustigen Neun”.
3. Diese ewige, auf Teufel komm raus erzwungene “Blogs müssen doch politisch sein” Debatte hängt mir zum Hals raus. Es ist diese typische, deutsche Gartenzwergmentalität aber auch wirklich alles zu normen, einzuordnen, eine Form zu geben, es “sinnvoll zu gestalten”. Warum gibt es in Frankreich, Spanien oder Italien mehr aktive Blogger verglichen mit Deutschland? Wahrscheinlich weil sie nicht dauernd drüber reden und sich beklagen, dass alles ach so schlimm ist in der deutschen Bloglandschaft, sondern schreiben.
4. Gerade diese Woche gab es doch ein politisches Thema, als SWR offen die Frage stellte, warum “Antideutsche” Blogs, bzw. das Blog von Volker Radke nicht verboten werden. Hab ich hier auch nichts zu dem Thema gelesen.
Mein Eindruck ist und bleibt, dass der Ruf nach einer politischen Definition von Blogs einfach überflüssig ist. Blogs repräsentieren die Meinung eines einzelnen Menschen, nicht die einer Redaktion. Wenn man eine Meinung mit anderen teilt und diese wiederum anderen elektronisch mitteilen will, dann kann man ein Gemeinschaftsblog aufmachen, ein schönes Impressum anlegen und Meinungen und Meldungen bündeln, die unter einem Label stehen. Aber das ist dann am Ende eher eine politsche abhängige Netzzeitung.
Ich habe ja nix dagegen, dass man ein politisches Blog aufmacht. Ich würde das sogar unterstützen, auch mit eigenen Beiträgen. Ich halte es für wichtig, das gerade Themen wie Globalisierung, Sozialabbau, wirtschaftliche Umverteilung etc. möglichst im Blogumfeld weiter getragen werden. Ansätze wie “Gruppe Manuela” (http://gruppemanuela.twoday.net/) gibts ja. Also sollte man sich überlegen ein solches Blog aufmacht, aber nicht, wie man alle anderen Blogs politisieren kann.
Wer die Tomaten von den Augen nimmt, der findet auch genügend Politik in den Blogs. Ob das nun politische Blogs sind und sein müssen, sei mal dahingestellt. Mir selbst wäre es zu öde, nur über politische Themen zu schreiben, schließlich ist das meine Show. Diskussionen über (quasi) politische Themen gibt es auch zur Genüge, aber wer nun eben nur seine persönlich exklusiven Themen (als politisch) wahrnimmt, andere Ansprüche nicht einmal mit eingerechnet, dem entgeht dann wohl auch das ein oder andere.
Gerade diese Woche gab es doch ein politisches Thema, als SWR offen die Frage stellte, warum Â?AntideutscheÂ? Blogs, bzw. das Blog von Volker Radke nicht verboten werden. Hab ich hier auch nichts zu dem Thema gelesen.
das ist nicht politisch. Das ist nur doof, und sowas soll man nicht auch noch mit einer Debatte Ernst nehmen.
Ein Großteil der Kommentare geht fehl, wenn sie mir (indirekt) Blindheit vorwirft, ich würde keine politischen Blogs sehen, wo es welche gäbe. Wäre nett gewesen, wenn man mir etwas mehr Kompetenz zugetraut hätte.
Was ich seitens “poltischer Einträge” nur konstatiert habe, ist das “mangelnde Gewicht” politischer Diskussionen. “Memes” wie Blogzählung verbreiten sich in Windeseile, wenn es putzige Artikel zu kreberregenden FlipFlops geht, geht es rauf auf die Homepage. Wo bleibt aber adäquates in Sachen Politik? Die Schräglage im Vergleich zu den USA fällt auf.
Dies mag teilweise dem bundesdeutschen politischen System geschuldet sein, dass anders als in den USA, sich (noch) nicht so leicht personifizieren läßt.
Die “Antideutsche”-Debatte ist ein sehr gutes Beispiel. Mit atemberaubender Geschwindigkeit glitt dieses in ein Blog-Pissing-Contest ab und damit zum üblichen Blog-Bauchnabel-Selbstbeschau.
Müssen Blogs politisch sein? Habe ich nicht behauptet. Schließlich steht dort oben nicht “Blogs, be political” als Headline. Ich kann nicht erkennen, dass ich eine “Politik”-Quote oder Artverwandtes gefordert hätte, oder so etwas irgendwie stringent zu dem passen würde, was ich bislang geschrieben/behauptet habe.
Die Frage die mich beschäftigt: wie sehr ist die mangelnde Reaktion des “Togo”-Eintrag damit zu erklären, dass es in einem Blog auftauchte, wo keiner mit so einem Eintrag gerechnet hatte? Am mangelndem Publikumsverkehr kann es wg. der ZEIT-Nominierung m.E. nicht liegen.
Es täte Blogs gut, wenn sie sich mal ab und zu aufraffen könnten, mal was anderes als ihr 08/15 Tagesprogramm ablaufen zu lassen UND die Leser sich auch darauf einlassen würden. Im Falle des Togo-Eintrages taten es diese nicht. DAS und nicht die Mißachtung von Togolesen an und für sich, ist meine Beobachtung.
Politische oder generell monothematische Blogs? Ja, warum nicht. Aber auch das trifft meinen Punkt nicht voll. Denn es ist letztendlich ein Ghetto für die immer selben Leute. Die Themen und Diskussionen sind meistens vorhersehbar, der Leser schaltet leicht auf geistigen Autopilot.
Einer meiner Lieblingszeitschriften ist die “THE ECONOMIST”. Anders als man es von deutschen Magazinen und Zeitungen gewohnt ist, weiß ich am Anfang eines Artikels (die Leitartikel “Leaders” ausgenommen) eben noch nicht was für eine Argumentation oder Aussage mich erwartet. Wenn man so will: das Komplimentär-Magazin zum SPIEGEL. Mit “geistigem Autopilot” kommt man nicht weit.
Genau diese geistige Herausforderung würde ich mir mehr von Blogs wünschen. Es geht nicht um politisch, oder nicht-politisch, sondern um “das habe ich nicht erwartet“.
Es geht nicht darum, dass jetzt Blog dreimal die Woche einen unheimlich kreativen Eintrag haben müssen. Es geht nicht darum, dass Langweiler keine vollwertigen Blogger wären.
Es geht darum, dass Blogger und Leser sich mehr trauen sollten. Mich und euch eingeschlossen.
Blogs reprßÂsentieren die Meinung eines einzelnen Menschen, nicht die einer Redaktion.
Oder auch zweier einzelner Menschen.
Na gut. Drei. Wenn man unsern Butler dazuzßÂhlt.
ach, ich weiß nich. internetz is wie im richtigen lehm. mit einigen kollegen kamman was anfang, mit anderen nich. ich würd mir da an Ihre stelle kein kopp machen drüber