Wasserstandsmeldung
Die September-Ausgabe der INSIGHT greift einen alten Streit auf, der auch hier auf der Website tobte und die Herausgeber entzweite: “FAZ vs. Netzeitung”. Siehe hierzu auf dieser Site: [1], [2], [3], [4], [5]
Nachdem nun seit dem letzten Beitrag einiges an Wasser die Spree und den Main runtergeflossen ist, gibt der INSIGHT-Artikel Anlaß für eine Wasserstandsmeldung.
Zur Erinnerung: Journalist Stefan Niggemeier von der FAZ griff in einem Artikel die Netzeitung scharf an, worauf diese schrill im Tonfall und dünn an Substanz antwortete. Abwehrtaktik der Netzeitung: alles weitere würden die Gerichte klären.
Inzwischen ist einiges geklärt worden.
1/ Da gibt es das, was nach Stand der Dinge von FAZ und Stefan Niggemeier weiterhin behauptet werden darf. Das findet sich auf der FAZ-Website in “gesäuberten” Variante des Original-Niggemeier-Artikels: “Die Zukunft war gestern” und das wird von Stefan Niggemeier u.a. in der INSIGHT weiterhin verbreitet.
Z.B. die Netzeitung schreibt dpa-Meldungen von anderen Websites ab, da sie den dpa-Ticker nicht abonniert hat. Oder dass die Netzeitung nicht 24h am Tag aktualisiert wird.
2/ Da gibt es die Behauptungen die FAZ und Niggemeier nach einer (persönlichen) Unterlassungserklärung, durchgesetzt von der Netzeitung, nicht mehr verbreiten dürfen. Da der Artikel auf der FAZ-Website eben um jene Passagen bereinigt wurde, ist es schwer festzustellen was es für Punkte waren.
3/ Jene Behauptungen die in einer Einstw. Verfügung von der Netzeitung drin sind. Die FAZ hat Widerpsruch gegen einige Punkte aus dieser Einstw. Verfügung erhoben, um diese Punkte wieder in den Artikel unterbringen zu können. Dies betrifft mehrere Behauptungen, die Netzeitung habe keine freie Korrespondenten im Ausland bzw. würde vom Irak-Krieg von der Berliner Redaktion aus berichten.
Damit sieht der Wasserstand so aus:
– Die Netzeitung hat alle Versuche eingestellt, eine Gegendarstellung zu erwirken. Diese Gegendarstellung umfasste ursprünglich 13 Punkte und schmolz zwischenzeitlich auf 8 Punkte.
– Die Netzeitung hat wohl sieben Unterlassungserklärungen gegen FAZ und Stefan Niggemeier erwirken können.
– Die Einstw. Verfügungen sind noch “umkämpft”, die FAZ geht gegen einige Punkte vor Gericht vor.
Ach ja, ehe ich es vergesse, da gibt es noch…
4/ Der Grau-Bereich, der Bereich des Interpretierbaren. Die Auseinandersetzung hat deutlich gemacht, dass die obigen drei Punkte allenfalls etwas für das Ergebnistäfelchen ist.
Tatsächlich geht es um hehre Dinge wie “Ansehen”, “Ruf” und “Erwartungen”. Niggemeier erklärt in der INSIGHT sein vehementes Vorgehen mit dem Pathos mit dem sich die Netzeitung als kostenloses, schnelles Qualitätsmedium im Internet gibt, aber das nicht der Wirklichkeit stand hält. Nicht in Sachen Pathos, nicht in Sachen Wirtschaftlichkeit.
Folgerichtig interpretiert er eine Arbeitszeitkürzung bei der Netzeitung als weiteres negatives Indiz. Wie sehr die Netzeitung ihre Ansprüche runtergeschraubt hat, verdeutlichten auch die Olympia-Seiten die mir im Sportteil aufgefallen sind und im Browser quer durch die Artikel mit einem “Wasserzeichen” des Finanzdienstleisters AWD durchsetzt waren. Ein weiterer Fall von Vermischung von redaktionellem Inhalt und Werbung.
Andere reagieren hypersensibel auf die Vorwürfe von Niggemeier, betrachten es als gesteuerten Angriff des Großtankers FAZ auf ein kleines, unabhängiges Medium, dass versucht der wirtschaftlichen Schlechtwetterfront zu trotzen. Aus der Abteilung Sippenhaft: die FAZ besäße nicht die moralische Fallhöhe um die Netzeitung abzukanzeln.
Diese Wassermeldungen sind … interpretierbar. Halb voll, halb leer.
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Ich würde eher sagen: Ein Blatt wie die FAZ, die über Monate hinweg eine Kampagne fährt, um dem Buch ihres Herausgebers auf die Bestsellerlisten zu helfen, braucht nun wirklich nicht auf andere herunterschauen. Was dem einen sein Volks-PC, ist dem anderen eben sein Neocon-Essay.
Gerade was die DPA angeht, muss man genau schauen, was Niggemeier schreibt. Das, was in obenstehenden Artikel steht, hat er nicht geschrieben: “Tatsächlich ist das im Alltag nicht so einfach, und so berichten mehrere ehemalige und noch beschäftigte Netzeitungsredakteure, daß man regelmäßig die öffentlich zugänglichen dpa-Ticker im Netz abgesucht, die Meldungen dann umgeschrieben und mit der Quelle “nach Medienberichten” veröffentlicht habe.”
Regelmässig – abgesucht – umgeschrieben – veröffentlicht HABE. Im Kern würde es reichen, wenn einmal pro Monat mal jemand eine Nachricht liest, aufgreift, umschreibt und ins Blatt setzt. Das ist noch nicht mal ungewöhnlich, passiert vermutlich bei vielen, vuielleicht allen Zeitungen laufend, und hat mit dem Begriff “Follow Up” auch einen altbekannten Namen. Es ist im normalen Redaktionsbetrieb unmöglich, sowas auszuschliessen, und das weiss Niggemeier auch, Nur bei der NZ macht er ein grosses Geschrei.
However, es ist juristisch etwas völlig anderes als “Netzeitung schreibt dpa-Meldungen von anderen Websites ab”. Niggemeier flüchtet sich bewusst ins Nebulöse, ins Nicht immer, er macht sich rechtlich nicht angreifbar, nutzt Spielräume, was rechtlich möglich ist – schön ist es nicht. Soll er doch mal sagen: Die NZ hat pro Monat soundsoviele Beiträge abgeschrieben. Meine Prognose: Das traut er sich nicht. Aber alles andere ist Wischiwaschigeschreibe, Interpretation, Unterstellung, und auch Feigheit. Entweder ich habe Fakten, dann bringe ich die. Oder ich habe Vermutungen, bringe die so, dass man mir rechtlich nicht kann – wer's mag, bitte. Dotcomtod hat da mehr Niveau.
Allein, bei der FAZ ist das den Leuten nach meiner Erfahrung vollkommen egal.
PS: Wegen der Behauptung in Insight, selbst Amazon würde genauer prüfen: Herr Niggemeier, schauen Sie sich einfach mal das Erscheinungsdatum des neuen Buches von Rolf Dobelli (Diogenes) an, und vergleichen Sie das mit dem Datum der sieben exzellenten Kundenrezensionen bei Amazon. Nicht nur, dass Amazon das Buch wie alles von Diogenes gar nicht führt, nein, manche haben es auch verdammt schnell gelesen ;-)
Nachzutragen wäre, dass Herr Niggemier in der vorletzten SoFAZ gegen die “lieben Kollegen” von der NZ nachgelegt hat. Der Stachel sitzt also tief, sagen die einen. Die anderen nicken und meinen, der Nigge hat in Sachen Internet ohnehin ein Ei am wandern. Bleibt die Blogger-Maxime “adopt a journalist”.
Genau dass ist es worauf ich hinaus will. Irgendeine Streichliste zu führen “Niggemeier Â? Netzeitung 17:7 im Tie-Break” oder so ähnlich, macht keinen Sinn.
Selbst Punkte die offensichtlich von der Netzeitung nicht angegangen werden können, werden als “juristische Grauzone” deklariert. Ein Blick auf die tagtäglichen RSS-Feeds reicht aus um zu sehen wieviel wirklich originärer Inhalt ist und wieviel verbrämt von anderen Stellen wie der BILD u.ä. abgeschrieben wird. Daher ist es für mich nicht aufregend zu wissen, ob nun 1, 10 oder 100 DPA-Tickermeldungen abgeschrieben werden. Es ist für mich nur ein weiteres Indiz für das, was ich sonst so bei der Netzeitung lese.
In dem Maße in dem Niggemeier und FAZ Kampagnenjournalismus für Herausgeber-Bücher oder gegen Netzeitung vorgeworfen wird, stellt sich die Frage inwieweit es nicht auch auf der anderen Seite düstere Stellen gibt.
Vergleicht man die “ßber Uns”-Seite und den Redaktionellen Kodex der Netzeitung, so muss man eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit konstatieren.
Mit dieser AWD-Geschichte auf Olympia-Seiten wurde für meinen Geschmack der Rubikon überschritten. Die Netzeitung versteht sich nur noch als Werbeträger, aber nicht mehr als journalistisches Medium.
So eine Geschichte wie die Neofonie-News-Suche die Netzeitung diesen Monat einbinden will, wirkt wie der Versuch noch billiger an Content ranzukommen (Frage: durch die “redaktionell gesteuerte” News-Suche entsteht Aufwand. Wie soll das mit der Arbeitszeitverkürzung einhergehen, ohne dass dabei noch mehr an Qualität oder Quantität der Artikel runtergeschraubt wird). Dank der AWD-Geschichte ist mein Vertrauen in die redaktionelle Unabhängigkeit beim Aussuchen von News-Links auf Null gesunken. Die Netzeitung verwandelt sich zum “Nachrichten-Aggregators”. Den einzigen Vorteil den die Netzeitung gegenüber news.google.de hat: sie ist Permalink-fähig.
Dank der AWD-Geschichte ist mein Vertrauen in die redaktionelle Unabhängigkeit beim Aussuchen von News-Links auf Null gesunken.
Ich sehe da nur einen Banner – wenn es das ist, was Du meinst. Auf mich wirkt der nicht anders als die Uhrenwerbung, die die Zeit im Print neben ihrer Titelzeile hat. Oder das, was jedes Radio, sogar die ßRs machen “präsentiert von blablabla”.
Tut mir Leid, aber ich habe den Eindruck, dass die NZ für etwas hyperkritisch betrachtet wird, was eigentlich längst altes Eisen ist. Das Marketing der Redaktionen läuft heute ganz anders: Ich kenne einen aktuellen Fall, in dem eine Firma mit der Drohung mit rechtlichen Schritten und Anzeigenstorno sechs positive Artikel für das nächste halbe Jahr zugesagt bekommen hat. Und das bei einem Medium, das bei den Lesern den allerbesten Ruf hat.
Niggemeier hat halt eine persönliche Geschichte laufen, die FAZ stellt dafür Platz bereit. Ich habe nach meinen Gesprächen mit Kollegen wirklich nicht den Eindruck, dass man ihm in dieser Sache noch das Prädikat “unparteiisch” und “ausgewogen” verleihen möchte. Und die NZ ist fair genug, nicht mal eine Nachbetrachrung der FAZ-Berichterstattung über Neue-Markt-IPOs zu machen. Nur für den Fall, dass man mal was über den Zusammenhang von von Anzeigen und netten Worten machen will.
Die Wasserzeichen-Werbung wurde anscheinend inzwischen wieder rausgenommen (sie war vorletzte Woche, also nach Ende der Spiele noch vorhanden).
Dabei war das Logo der AWD als endlose Hintergrundgrafik-Kachel (aus dem Gedächnis: zirka 150x80px groß) mehrmals (je nach Seite zirka 10-20x) über die Seite verstreut, unterschiedlos hinter Navigation, hinter Werbebanner oder Artikel-Text. Es wirkte wie ein Artikel der auf AWD-Briefpapier geschrieben wurde.
Wird die Netzeitung über Maß kritisch betrachtet? Nö. Sie bekommt das gleiche Fett weg, wie SPIEGELonline, FAZ und Konsorten, wird für genauso abgefuckt gehalten. Das ist die Netzeitung noch nicht gewohnt und es scheint zu schmerzen.
Oder wie wär's mal mit einem Beitrag über das beliebten Spiel Wir schnitzen uns eine rehäugige Bestsellerautorin”?
Die Dame arbeitet bei der FAS, das Buch wird prompt der Feuilletonroman der FAZ, ein Hoch auf die Unabhängigkeit!
Wer bei Google nach “site:netzeitung.de awd” sucht und auf einige gecachte und originale Artikel klickt, findet Links auf einen Artikel vom 23.4.2004, in dem die Netzeitung ehemalige AWD-Mitarbeiter interviewt. Die Mitarbeiter beschweren sich über zu niedrig berechnete Provisionen.
Wen man den Link anklickt, kommt man auf eine leere Seite in der Rubrik EM2004 mit kryptischen Titel “x2rvf65”. Geschrieben 23.4.2004, 14h05, “verändert” um 17h26.
Wer bei der Netzeitung nach Artikeln über “awd” sucht, stößt bei der dritten Ergebnisseite wieder auf diesen Linkzur kryptischen Seite.
Zufällig gab es am 23.4.2004, 17h26 auch einen Artikel in dem der AWD-Pressesprecher Stellung zu den Vorwürfen nimmt. Vorwürfe die anscheinend seit 17h26 freundlicherweise aus dem Archiv entfernt wurden.
Soweit ich das erkennen kann, sind die Vorwürfe im Artikel zitiert, oder taucht das nur bei mir auf? “Horst Weise, ehemaliger AWD-Mitarbeiter, hatte der Netzeitung gesagt: Die Provisionszahlungen von AWD seien nicht rechtzeitig eingetroffen und oft geringer ausgefallen als erwartet. Rund 80 Prozent aller Geschäfte seien falsch abgerechnet und «zum Nachteil seiner Struktur verprovisioniert» worden, so Weise weiter. Insgesamt seien ihm vom AWD in den vier Jahren seiner Tätigkeit nur 49 Prozent der ihm zustehenden Abschluss-Provisionen ausgezahlt worden.”
Man kann der Netzeitung in diesem Fall vorwerfen, dass sie einem höchst problematischen Zeugen aufgesessen ist – siehe hier. Dazu die andere Seite zu hören, ist eigentlich selbstverständlich. Und wie man sieht: Offensichtlich gab es auch einen Prozess wegen der Behauptungen des Herrn Weise, den dieser wohl nicht ganz gewonnen hat. Gut möglich, dass er gegenüber der NZ Dinge gesagt hat, gegen die AWD rechtlich vorgehen konnte. Nein, das ist ganz sicher kein journalistisches Ruhmesblatt, in solchen Fällen nicht bis zum Letzten zu recherchieren – für niemanden. In meinen Augen geht der geänderte Artikel in Ordnung, zumal die Sache des Betroffenen der NZ, mit Verlaub, schon sehr fischig richt.
Ein Vorwurf, die NZ würde zugunsten eines Anzeigenkunden kritische Berichterstattung unterdrücken, ist damit m.E. nicht angemessen. Man sehe nur mal hier, um sich eines Besseren belehren zu lassen.
– “Don” schreibt, meine Formulierung, also die indirekte Rede, sei “journalistisch nicht angreifbar”. Falsch. Im Zweifel muss der Autor entweder nachweisen, dass jemand das Behauptete gesagt hat (quasi die Quellen offenlegen) oder nachweisen, dass das Behauptete stimmt. Schwer angreifbar ist die indirekte Formulierung nur, wenn der Autor im Artikel sie eindeutig als unbewiesen oder als Gerücht darstellt. Ein Satz wie: “Kollegen behaupten, Don Alphonso schreibe seine Texte nicht selbst” ist natürlichy journalistisch angreifbar.
– “Don” sagt, ich würde mich ins Nebulöse flüchten und micht nicht trauen, im Indikativ formulieren. Falsch. In “Insight” schreibe ich: “[Bei dpa] ist die Netzeitung zwar kein Kunde mehr, ihre wichtigeren Meldungen schreibt sie aber, sobald sie an anderer Stelle im Internet auftauchen, um und veröffentlicht sie mit der Quellenangabe ‘nach Medienberichten’.”
– “Don” sagt, ich würde in “Insight” behaupten, Amazon prüfe genauer als die Netzeitung. Falsch. Ich behaupte, Amazon trennt klarer zwischen redaktionellen Kritiken und PR- und Verlagstexten. Und die Kundenrezensionen (von denen ich gar nicht rede) stehen – wie authentisch oder gefälscht auch immer – unter “Kundenrezensionen”.
– “Don” schreibt, die “rehäugige Bestsellerautorin” arbeite der FAS. Falsch. Sie wurde bei einer der Entlassungswellen gekündigt. Man könnte es nun für einen freundlichen Zug von der FAZ halten, jemandem, den sie auf die Straße gesetzt hat, die Zukunft in der Selbständigkeit zu erleichtern. Man könnte auch einfach das Buch lesen und es für hervorragend halten. Die in der Formulierung “Wir schnitzen uns eine rehäugige Bestsellerautorin” enthaltene unterschwellige Behauptung, sie sehe nur gut aus und könne nichts, ist in jedem Fall infam. Die Autorin hat z.B. den Axel Springer Preis für Nachwuchsjournalisten gewonnen, und bestimmt nicht dadurch, dass sie ihr Bild eingeschickt hat.
Gibt es eigentlich auch eine Sorgfaltspflicht für Blogger?
Lieber Adopted Journalist,
gibt es eine Sorgfaltspflicht für Medienjournalisten?
ad 1: Ich schreibe “er macht sich rechtlich nicht angreifbar” – das ist was völlig anderes als Â?journalistisch nicht angreifbar”, wie Sie es mir unterstellen.
However, ich denke, wir beide können die Schwammigkeit der fraglichen Formulierung beurteilen. Nach meiner Kenntnis dieses unseres Rechtssystems möchte ich festhalten: Es ist so formuliert, dass jede abgeschriebene Kleinigkeit schon ausreicht, um die Aussage so zu untermauern, dass kein Gericht sich darüber mehr den Kopf zerbrechen wird. Ich persönlich habe auch schon mal Sachen einfach umgeschrieben und verwendet, ohne die Quelle zu nennen, das passiert manchmal, das wissen wir doch beide, oder? Womit wir bei
ad 2: sind. Wiegesagt, sie behaupten das. Wo bleibt denn mal die Aufstellung mit nachweislich auf diese Art entstandenen Artikeln? Und mal ein Vergleich zu anderen Medien? Wissen Sie, DCT ist so oft abgeschrieben und ohne Quellenangaben verwendet worden, da kennt man irgendwann die Graubereiche. Ihre Darstellung impliziert m.E., dass die NZ was ganz Unerhöhrtes macht. Nach meinem Erleben als Journalist tut sie das nicht in einem Masse, das eine derartige Alleinstellung zulassen würde. Kommen Sie, nennen Sie mal Zahlen, nach dem Motto: “Mai 2004, 34% der Innenpolitik bei DPA geklaut.” Darüber könnte man dann reden, ohne dauernd ruminterpretieren zu müssen. However, die Leute, die ich bei der NZ kennengelernt habe, machen einen guten Job, die Interviews waren immer fair, nie unkritisch.
ad 3: Ich habe die Insight in München liegen lassen, und aus dem gedächtnis zitiert – Verzeihung. Trotzdem möchte ich auf die Praxis der Buchpromotion bei Amazon hinweisen, die Ihnen sicherlich auch bekannt sein dürfte. Amazon bietet zahlenden Verlagen in hohem Masse das, was man als angenehmes publizistisches Umfeld bezeichnen könnte.
Ad 4: Ach? Sie haben Anne Zielke gefeuert? Faaack – ich dachte immer, die Gruppe der SZ-Flüchtlinge rund um Seidl sei sakrosankt. Schade, die war die einzige, deren Geschichten ich in “Hier spricht Berlin” gemocht habe. However, auf der Autorenseite von KiWi ist sie noch als Mitarbeiterin vermerkt. (Nein, herr Seidl, falls Sie mitlesen, ich will dieses Fass brauchen hier nicht nochmal aufmachen, gerne mal privat am Abend, oder bei unserer Blogs-Lesung am 26.10 im roten Salon der Volksbühne, Sie sind herzlichst eingeladen)
Und nein, Herr Niggemeier, ich schreibe nicht, dass eine “rehäugige Bestsellerautorin” bei der FAZ “arbeite”. Lernen Sie mal zitieren. Ich sage nur, dass die FAZ ein Spiel spielt, das man so nennen könnte – Bestsellerautorin ist sie ja noch nicht. Und ich persönlich habe überhaupt nichts gegen Rehaugen. Im Gegenteil, ich habe oft genug meine Aversion gegen verhuschte DLL-Kräuterweiblein zum Ausdruck gebracht. Ich liebe es, wenn Autorinnen schön sind! Ich weiss aber auch, dass Rehaugen gerade gegenüber Lustmenschen wie mir als Marketinginstrument eingesetzt werden, um meine Urteilsfähigkeit zu trüben, deshalb bin ich da etwas kritisch. Gegenüber das FAZ, nicht gegenüber der Autorin, wie Sie mir das unterstellen.
Dass Frau Zielke beim Blumenbar-Verlag gelandet ist, dessen Mut ich sehr schätze, ist für mich ein Kauf-Impuls. Für das Buch. Aber nicht für die FAZ.
Nichtsdestotrotz: Die Neigung der FAZ, sich ihre Autoren zu schnitzen oder für sie eine thematische Kampagne zu fahren, finde ich nicht wirklich prickelnd – ist aber auch nicht anders als das Eigenlob des Herrn Mohr beim Spiegel, und auch bei der TAZ gab's schon so fischige Fälle.
Eines noch: Das “Don” können Sie sich vielleicht bitte verkneifen. Inzwischen ist das so sehr mein Realname geworden, dass mich wahrscheinlich mehr Leute als Don ansprechen, denn mit meinem Taufnamen. “Niggemeier” wäre ja auch nicht schön, oder?
Nachtrag (für alle, die soweit gekommen sind)
Ungeachtet des manchmal etwas rüden Tons freut es mich natürlich, dass sich hier die Vorteile des Blogs kongenial aufzeigen lassen: Wir haben die ganze Story, wir haben die Protagonisten, wir haben viele Meinungen und einen schnellen Schalgabtausch, es ist lebendig, und es ist im Internet verfügbar. Jeder kann mitmachen, jeder kann sich eine Meinung bilden.
Deshalb finde ich Blogs geil. Und diesen Thread. Und FAZ und NZ sind für mich beide absolut vorsintflutlich. FAZ noch ein wenig mehr als die NZ, bei der wenigstens alles online ist. Aber dennoch: Blöde, unbewegliche Dampfer, die noch immer nicht kapiert haben, dass die klassischen Medien durch das Netz langsam nicht mehr funktionieren.
So viele sachliche Fehler, wie in diesem Blog zu diesem Thema stehen, finden sich weder in der FAZ, noch in der Netzeitung. Deshalb finde ich klassische Medien (NZ inklusive) so geil. Da darf nicht einfach irgendjemand irgendetwas behaupten, nur weil er es gerade nicht besser weiß.
Und natürlich habe ich unter Punkt 13 “juristisch” gemeint, nicht “journalistisch”.
Na, dann freuen wir uns schon auf den Tag, an dem Sie in der FAZ Blogs wie dieses hier nach alter Väter Sitte niedermachen, im Rahmen des fäuletonistischen Kwalitäzschurnalismus. Aber bitte, diesmal korrekt zitieren und nicht unterstellen.
re: AWD
möchte irgendjemand noch was zum thema “AWD”-Logo als Wasserzeichen unter der gesamten Web-Seite im Olympia-Bereich sagen und wie dieses mit dem Netzeitungs-Redaktionskodex bzw. Trennung von Werbung und redaktionellen Inhalt sagen? Ich wollt’ nur mal dran erinnern, weil mir dieser frappanter Verstoß dann doch etwas schnell beiseite gefegt wurde.
re: AWD-Artikel.
Natürlich habe ich der Netzeitung nicht unterstellt, sie würde einen AWD-kritischen Beitrag zugunsten einer Stellungnahme des Pressesprechers zensieren. Und zeitlich ist das ganz bestimmt Zufall. Die stillschweigende Beseitigung ohne Korrektur auch ganz bestimmt Versehen.
“Soweit ich das erkennen kann, sind die Vorwürfe im Artikel zitiert, oder taucht das nur bei mir auf?” — Das können wir von außen nicht beurteilen, da die Netzeitung den Artikel ja gekickt hat. Ich möchte aber darauf hinweisen dass in der Artikeleinleitung von einem Interview mit mehreren Ex-Mitarbeitern, also nicht nur Herrn Weise, die Rede war.
“Ein Vorwurf, die NZ würde zugunsten eines Anzeigenkunden kritische Berichterstattung unterdrücken, ist damit m.E. nicht angemessen. Man sehe nur mal hier, um sich eines Besseren belehren zu lassen.“. War die AWD im November 2003 bereits Werbekunde bei der Netzeitung? Muss man im Ernst bis 10 Monate im Archiv zurückwandern um einen Anzeigenkunden-“kritischen” Artikel zu finden?
Re:Blogs vs. Journalismus:
Ich empfehle bei allesaussersport.de nachzuschauen, zum Thema Katja Schumacher.
Man vergleiche die von der FAZ übernommene dpa-Meldung mit der Darstellung von Katja Schumacher u.a. auf ihrer Website.
Der Doping-Fall läßt sich zwar nicht beurteilen, aber die einseitige Berichterstattung die impliziert, dass Katja Schumacher eine positive B-Probe per Einstw. Verfügung verheimlichen will, ohne dazu auch nur ansatzweise bei der Athletin nachgefragt zu haben, ist das mit “Sorgfaltspflicht” gemeint?
Beiseite gefegt? Wo? Wann? Darf man nicht mehr fragen? Ich schau mir prinzipiell keien Sportseiten an, ich hab's nicht gesehen.
Bei AWD ist das mit der kritischen Berichterstattung insofern ein Problem, als deren Laden m.W. seit über einem Jahr brummt. Natürlich kann man jetzt fragen, ob die ßbernahme von Ad-Hoc-Publizität eion Ruhmesblatt ist. Das Manager-Magazin hat beispielsweise noch weniger Kritik gebracht. Ich kann mich aber gern mal einarbeiten, ob es mehr miese News gibt. Die letzte wirklich problematische Sache mit geprellten Anlegern liegt über 2 Jahre zurück.