Lasst tausend Bücher bloggen!
Einer der Gründe, dieses Buch zu machen, war dieses Gefühl der Angekotztheit von der Jauchegrube, die “Literaturbetrieb” heisst. Man könnte sagen, was will der denn, der hat es doch aus dem Netz rausgeschafft, der wird besprochen, hat einen Verlag, kann seine Projekte machen, und so weiter.
Man kann aber auch sagen, dass der Betrieb solche Gestalten wie uns als Feigenblatt zulässt, um sich weiterhin seinem elitären/totalitären Kulturbegriff und dessen modischen Ausprägungen zu widmen. Abgesehen davon, setzen Verlage gern auf sichere Karten; will sagen, ein mafiöses Geflecht von Zuhälter-Agenten, beschaffungskriminellen Altautoren, Medienbordelliers und auswechselbaren Debutanden der gerade hippen Ausformung bestimmen, was letztlich genommen wird und in die Buchhandlungen kommt. Keiner von denen hatte Interesse an Blogs. In deren Augen sind wir* nur Junk aus dem Netz, bäh. Aber momentan kacken ihre angeblich so beliebten Judith-Herrmann-Clone mit ihren lahmarschigen Kurzgeschichten auf breiter Front ab. Da werden gerade so richtig fett Geld und Nachwuchsliteraten verbrannt.
Wie schon beim Krepieren der Popliteratur war die Monokultur, die Reduktion auf einen kleinen Markt, das Ende dieser Hoffnungen. Und das ist vielleicht unsere Chance. Wir beweisen täglich, dass wir fürs Publikum schreiben können. Wir werden gelesen, ohne dass wir Marketing oder diesen Betrieb bräuchten. Wir sind kompakte Selbstläufer, wir haben gelernt, autark als Texter/Autoren/Literaten im Internet zu bestehen. Will sagen, vielleicht sind wir die Autoren, die in diesem kaputten Markt eher überleben können, als die verzärtelten Pflänzchen der Creative Writing Seminare.
Gibt es für uns einen Markt da draussen? Schaffen wir es in die Bücher? Wo sind die Lücken, die Fehlstellen, die wir so besetzen können, wie wir sie schon im Netz besetzt haben? Was ist im Buch möglich? Wie muss das aussehen? Wo sind die Hindernisse, wie können wir sie überwinden? Falls jemand will – lasst uns darüber reden. Im schwarzen Herzen des Betriebs, auf der Frankfurter Buchmesse. Denn inzwischen gibt es einiges an Erfahrungen, Wissen und Kontakten. Das sollten wir nutzen. Wer kommt wann und wo?
*Ja. Ein dickes, selbstreferenzielles Wir. Niemand muss sich davon angesprochen fühlen.
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Schafft ihr es in die Bücher? Nee, nicht unbedingt, aber in die Qualitäts-Zeitungen. SZ von heute unter “kleine Haie” über Madzia (ex Net-Business) und seine “News”, die Zeitung für die iPod-Generation. Er findet, dass Blogs das Heißeste sind, was es derzeit gibt und will täglich aus ihnen zitieren.
Faaaack – wieso haben diese Typen eigentlich überlebt, und warum featuren die Medien diese Ladenhüter der New Economy?
So, wie ich Mazdia kennengelernt habe, denkt der wahrscheinlich an billigen Content von Idioten, die dann sicher stolz sind, wenn sie sich kostenlos abarbeiten dürfen.
Content von Idioten? Michel Friedman hat eine Vorzeigekolumne.
“Je nach Ausgabe sind zehn bis 60 Prozent der News-Stücke Zweitverwertungen.” Und Weblogs.
Michel Friedman würde im Moment fast alles schreiben und sagen, um endlich wieder mal mediale Aufmerksamkeit zu erregen.
news? ach, das ist ja lustig. bei denen hab ich mich beworben, für lokal und kultur, wollten mich aber offenbar nicht. wahrscheinlich wollen die mich nur ungefragt und zweitverwertet.
Auch die Hartz IV-Generation wird ausgebeutet:
“Unter dem Motto Â?vom Zeitungsjungen zum RedakteurÂ? bekommen die Verkäufer u.a. Vertriebs- und Marketingschulungen sowie die Möglichkeit, in der NEWS-Redaktion ein journalistisches Praktikum zu absolvieren.”
-> http://www.vhb.de/vhb/download/pk/pdf/Studenten_gesucht.pdf
-> http://vhb.de/vhbwwwangebot/fn/vhb/sfn/fr_pmtitel/id/201390/
Yeah!
Der Madzia ist übrigens noch rundlicher und pickeliger als zu Zeiten von Net-Business (good riddance!):
http://www.vhb.de/vhb/download/pk/images/large/madzia.jpg
BTW: Die Mailadresse aus dem obigen Studenten-PDF ist nett: “p.ulitzer@kastnernetwork.de”.
pervers übrigens, dass die was von “ipod-generation” faseln, die tröten.
Tröten ist gut, hier sind sie
http://www.news-frankfurt.com
im lebenslauf von madzia steht, er sei 6/2004 noch bei Condé Nast war und erst seit 7/2004 bei news. hatter das ding in zwei monaten entwickelt oder war’s schon fertich?
Mist, ich sollte besser kopieren:
”
Ob Bahn-ßrger, Computerspiele oder Rechtschreib-Chaos: NEWSFrankfurt druckt als erste deutsche Tageszeitung Auszüge aus den Themen, die die Gemeinde der ,BloggerÂ? bewegen. Die tägliche Blogschau wird zusammenge- stellt von den Weblog-Anbietern 20six.de und myblog.de.”
Weblogs tauchen auf der Seite (13) falsch geschrieben als Weblosgs auf…
oh, und wie das epaper rockt… schlecht verlinkbar, nicht google indiziert und auch sonst usability = null. da solle man mal den nielsen draufloslassen.
seite 13 hier (PDF).
pardon, die tröten haben news-frankfurt.com nicht oder nur teilweise auf http://www.news-frankfurt.com gemappt. hier der richtige link.
Hihi, das war beim Start von net-business.de auch schon so, damal :-)
das online-pendant zur weblog-seite in der “news” gibt es hier von moe zusammengestellt. lässt sich online weit besser lesen als im print.
oh moe, oh moe.
ßbersetzung:
NEWS ist die Zeitung für eine neu erschlossene Zielgruppe: die Mitglieder der iPod-Generation sind zwischen 20 und 39 Jahre alt
definieren sich über Spielzeug und fühlen sich nur in einer (Ziel-)Gruppe wohl
beruflich voll engagiert
kein Hartz IV-Pack
konsumfreudig
kritiklos
mobil und nutzen für sich und mit ihren Partnern und Familien die Freizeitangebote der Region
rennen zu jeder als “Event” getarnten Werbeveranstaltung
Sie haben zu wenig Zeit, um das übergroße Inhaltsangebot einer traditionellen Tageszeitung ernsthaft zu konsumieren und bevorzugen stattdessen elektronische Informationsquellen.
zu faul und uninteressiert, sich tiefergehend zu informieren und deshalb leichte Beute für Infotainment
Ich bin mies gelaunt heute und glaube, das Konzept könnte aufgehen.
Schon komisch, dass der “Gegen-Studiengebühren”.Moe sich jetzt mit Kochfreund Madzia um die Ausbeutung des Blogger-Content als billigen Journalistenersatz kümmert.
Don, wieso “Kochfreund”?
hab gerade die blog-zusammenfassung gelesen. so einen langweiligen schwachfug will ich nicht in einem buch sehen…
Kochfreund = unbeschwertes Verhältnis zu Roland Koch
Don, vorher kommt diese Verwebung zwischen M. und K.?! Ist Madzia ‘n Hesse?
Ich fand die Nettigkeiten der Net Business gegenüber der “Mainhatten Area” und ihrem Sonnenkönig immer etwas fischig riechend, damals.
Hat es in Frankfurt das Konzept einer erfolgreichen Billig-Zeitung schon mal gegeben? Die FR hat doch mal mit ihrer Mittagszeitung Schiffbruch erlitten.
Ach, so, und auf Seite 6 in der News ist auch ein aktuelles Interview mit Koch, mit Quotes zur NPD und den Studiengebühren, bei dem man einfach nachfragen müsste – es sei denn, man will den Hohmann-Verteidiger und Studiengebührenforderer als netten, gütigen Landespapa präsentieren.
dieses ePaper bringt mich noch um. wie können die für so einen schrott käufer finden? mit kalaschnikows?
so ein wahnsinn. die whatever-economy-blase füllt sich (wieder).
don alphonso wünscht sich sicher nichts sehnlicher, als endlich mal ver-legt zu werden, mit einem buch zu erscheinen, richtig. solange ihn niemand will, dreht er den spiess um, scheiße aber auch, dieser kulturbetrieb, will ich gar nicht. na gut, muss man verstehen. wie viele leute schreiben ihre blogs in der hoffnung, endlich endlich mal die aufmerksamkeit der verlage auf sich zu ziehen? kann aber nix werden.
@markO: die prämisse don sei noch nicht verlegt worden, ist nicht zutreffend.