Die Leiden des toten Holzes
Manchmal ist es ganz einfach, vom freien, grenzenlosen Netz in ein Buch zu kommen. Wenn man die richtigen Leute, mehr oder weniger zufällig, kennt, rutscht das scheinbar ineinander, gestern noch was gepostet, heute zum Grosstext erweitert und morgen dann zum Manuskript verdichtet. Will sagen, man fühlt keinen echten Unterschied; man kann eigentlich tun, was man will; derUmfang ändert sich, aber nicht das Gefühl, es nach Belieben tun zu können. Das ist die eine Seite.
Die andere beschreibt dieser Artikel(via Polarluft). Man kann ihn schon gar nicht mehr ernüchternd nennen; im Prinzip ist es eine eindringliche Warnung, vom Buch auch nur zu träumen. Bei Zitaten wie dem aus dem Hause Rowohlt Berlin, Verlage “sind vor allem in erster Linie dafür da, Bücher zu verhindern. Und das ist genau diese Filterfunktion.” steckt so viel Abgründiges, dass man sich eigentlich schon gar nicht mehr traut, auch nur ein Proposal zu schicken.
Insofern ist teilweise verständlich, wenn man sagt, dass Blogs nicht in Bücher gehen – die Freiheit des einen Mediums passt nicht zu den Zwängen des anderen. Blogs geben Raum für alle Texte, Verlage geben in der Regel nur Raum für das, was sich verkauft. Das Internet ist ein ganz anderer Raum als der Literaturbetrieb, grösser, flexibler, ungezwungener und leichter zu bespielen. Und dann ist da noch die Geschwindigkeit: Wer aus dem Netz kommt, klatscht erst mal ungebremst gegen die langsame Maschinerie mit ihrer Halbjahresplanung, die ein Verlag ist.
Und trotzdem: Wer es mal gemacht hat, wird es wieder tun wollen. Bloggen und Bücher schreiben ist im innersten Kern oft die gleiche Tätigkeit, es ist der gleiche Sog – nur die Ergebnisse sind grundverschieden.
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manchmal ist es aber auch einfacher, als man denkt. ich habe mich fast vier blogjahre lang damit gequält, dass ich meine texte nicht auf papier sehen konnte. oder lektorieren. geschweige denn irgendwohin schicken, obwohl es von allen seiten hieß: mach ein buch. nur, weil einem das klinkenputzen und bitten nicht so liegt. oder das gründliche überarbeiten statt instant posting.
letztlich war es dann so, dass ich mich auf die übersetzung für ein kinderbuch beworben habe, und einfach eine geschichte mit in die mail gepackt habe. augen zu und durch. also entgegen aller guten ratschläge. eine halbe stunde später kam die antwort: sehr schön. bitte mehr. wollen wir ein buch zusammen machen?
ja. und in zehn tagen lege ich meine überarbeiteten, übersetzten und die neuen sachen vor, und dann werden wir aussuchen, was zwischen zwei deckel passt. wenn alles so weiter geht wie geplant.
so kann es also auch sein. und ohne meine blogs wäre gar nichts passiert. und nur mit abwarten auch nicht. auch nicht das interview, auf das ihr gerade verlinkt habt.
aber wie die moderatorin schon sagt, ich habe glück gehabt.
vielleicht färbts ja ab. wie bei glückskatzen so üblich.
Gratulation! Gibt's schon verbindliche Termine, ab wann man im Buchladen seines Vertrauens nachschauen kann?
frühjahr 2005. sobald ich genaueres weiß, in ein paar wochen denke ich, wird das vermutlich sehr laut herausmiaut. ich weiß ja jetzt, wie man das macht ;)
Im Zweifelsfall Kralleneinsatz nicht vergessen :-)