Blogging can be hazardous to your job
Es ist der Stoff, aus dem schlechte Filme sind. Da kommt man Montag Morgen ins Büro und wird zum Gespräch gebeten. Wir können Sie leider nicht mehr beschäftigen, heißt es dort, wir haben ihr Blog gelesen, bitte hier unterschreiben und raus. Das passiert mitunter, denn obgleich die Zahl der hauptberuflichen Blogger nach dem Vorbild eines Nick Denton oder John Gruber stetig ansteigt, steht die überwältigende Mehrheit der Autoren anderweitig in Lohn und Brot.
Heather Amstrong (dooce.com) ist das vielleicht bekannteste Opfer und sie sagt, to be dooced (to lose one?s job because of one?s website) sei inzwischen fast zu einem Verb geworden. Delta Airlines, wie immer bemüht, ja keinen noch so miesen Trend zu verpassen, hat auch schon jemanden wegen eines Blogs gefeuert. Hier mußte eine Stewardeß, die sich Queen of the Sky nannte und ein paar mehr oder minder freizügige Bilder veröffentlichte, dran glauben. Google, Kaiser Permanente und der US-Senator Mike Dewine (siehe Washingtonette) gehören auch in die Liste der unnachsichtigen Arbeitgeber. Blogging can be hazardous to your job, schrieb man bei Swamp City und traf damit den Nagel auf den Kopf. Wenn man sich die Resultate einzelner Blogeinträge ansieht, ich denke hier an Jamba und Kryptonite, kann man die Nervosität sogar verstehen. Blogger können Firmen mit kleinstem Aufwand beachtliche Schäden zufügen und ein Mitarbeiter mit genügend Wissen hat das Potential zum medialen Totalschaden.
Dabei sind viele Blogs allenfalls an Kleinstöffentlichkeiten gerichtet. Mark Jen, der von Google gefeuerte Ingenieur, wollte nach seinem Umzug nach Kalifornien Freunde und Verwandte auf dem Laufenden halten und nicht etwa Firmeninterna ausplaudern. Daß sein Blog von Aktienspekulanten gegoogelt (whoups!) wurde, war Zufall. Weil Blogs aber in vielen ansonsten technikversierten Unternehmen noch terra incognita sind, haben die oft noch keine Regeln bezüglich des Umganges mit ihnen verfaßt. Ob es lobenswert oder unverzeihlich ist, in einem persönlichen Blog den Arbeitsalltag zu erwähnen, ist für Angestellte kaum abschätzbar. Microsoft zum Beispiel freut sich, wenn Mitarbeiter über Produkte bloggen.
General Motors gehört auch in diese Kategorie. Die Detroiter unterhalten ein Blog namens FastLane, in dem namhafte Mitarbeiter bis hin zum Vorstandsmitglied Bob Lutz selbst erstaunlich frei und häufig über ihre Ideen, Entscheidungen und Produkte schreiben. Erfrischend an der Idee ist, daß GM anstatt Beiträge erst von Marketingabteilungen kastrieren zu lassen, seine Manager direkt schreiben und auf kritische Kommentare eingehen läßt. Auf der anderen Seite senden sie damit ein Signal an ihre Mitarbeiter: blogging is good for your company. Das kann auch nach hinten losgehen.
Manch ein Blogger schreibt, meist aus Sorge um die eigene berufliche Zukunft, mehr oder minder anonym. Das bringt seine eigenen Probleme mit sich, denn ist der Autor nicht bekannt, ist eine Firma der Veröffentlichung von Gerüchten, Geheimnissen und Unwahrheiten zumindest vorübergehend ausgesetzt, ohne einen Ansprechpartner zu haben. The Doorman (Clublife) oder Property Grunt wären als Beispiele zu nennen. Auf der anderen Seite scheint der Geheime Verführer (Werbewunderland) einen interessanten Ausweg gefunden zu haben. Während er seine Identität zumindest nicht öffentlich preisgibt, ist sein Arbeitgeber über das Blog durchaus informiert.
mein deal mit meinem agenturchef lautet: nichts negatives über die kunden der agentur. dafür hält er mir gegebenenfalls den rücken frei, falls ich mich woanders in die nesseln setze. Quid pro quo, so einfach kann das gehen.
Damit wäre ich am Ende dieser Aufzählung des Status Quo angelangt. Was mich interessiert, ist die Frage, wie man mit Blogs umgehen sollte. Das ist keine Einbahnstraße. Ich glaube nicht an von einer Partei diktierte Vorschriften, sondern an informierten Diskurs. So let’s get a discussion started. Wenn Sie bloggen, schreiben Sie über ihren Arbeitsplatz? Ist professionelles tabu oder legitim? Wenn Sie Arbeitgeber sind, wie verfahren Sie mit bloggenden Angestellten?
Flame away, folks.
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Mein jetziger Arbeitsvertrag, wie auch alle anderen Arbeitsverträge, die ich je hatte, enthält eine Verschwiegenheitsklausel. Wenn ich richtig informiert bin (IANAL …) bräuchte es die aufgrund gesetzlicher Regelungen nicht mal, da es eine allgemeine Verschwiegenheitspflicht gibt.
Mein Arbeitgeber muß sich daher keine eigenen Regeln für Blogs einfallen lassen. Ist schon alles abgedeckt: ßber Betreibsinterna schreiben ist nicht. Wollte ich das, müßte ich meinen Arbeitsvertrag brechen. Um nicht erwischt zu werden müßte ich im Minimum anonym schreiben. Es sei denn, mir liegt nichts an meinem Job.
Anonym schreiben reicht allerdings nicht. Ich arbeite in einer großen Branche – jedoch intern ist das alles eine einzige Inzucht. Man kennt sich. Ich müßte sehr vorsichtig schreiben um nicht identifizierbar zu sein. Zu viel Streß …
Schön blöd müsste ich sein, über meine Arbeit zu schreiben. Damit würde sie einen privaten Status bekommen, denn mein Weblog ist privat. Und ich trenne Privates und Arbeit strikt voneinander.
[…] n mit bloggenden Angestellten um?”): Im Weblog “Blogs!” finden Sie einen Beitrag, der einige Beispiele diskutiert, wo Arbeitswelt und priva […]
Wenn Sie telefonieren, reden Sie über ihren Arbeitsplatz? Ist professionelles tabu oder legitim? Wenn Sie Arbeitgeber sind, wie verfahren Sie mit telefonierenden Angestellten?
Wenn Sie Emails schreiben, schreiben Sie über ihren Arbeitsplatz? Ist professionelles tabu oder legitim? Wenn Sie Arbeitgeber sind, wie verfahren Sie mit mailenden Angestellten?
Wenn Sie telefonieren, reden Sie über ihren Arbeitsplatz?
– Das ist etwas anderes, als öffentlich zu bloggen. Das ist eher vergleichbar damit, im Radio über den eigenen Arbeitsplatz zu reden oder nicht emails zu schreiben, sondern einer Zeitung ein Interview geben. Telefon und Email ist privat, Radio oder Zeitung nicht.
Beim Bloggen muss man dann also zwischen den Möglichkeiten wählen, die entsprechenden Posts nur einen begrenzten Personenkreis zugänglich zu machen, der klein genug ist, um nicht als ßffentlichkeit zu gelten, oder eben nicht über den Arbeitsplatz zu plaudern.
Allerdings denke ich, dass nicht alles verboten sein kann: Ich sollte erwähnen dürfen, als was ich wo arbeite und auch, wer meine Kollegen sind. Vertrauliche Informationen dürfte ich aber nicht mehr nennen.
Ich persönlich bin schon immer ein wenig erstaunt, was ich in manchen blogs zum Thema Job lese. Und ehrlich gesagt, wäre ich deren Arbeitgeber, würde ich mir da meine Gedanken machen…
Ich selbst führe ein rein privates blog, mit zwei absoluten Tabus: meine Familie und mein Arbeitsumfeld. Ich würde auch kein anonymes blog führen, wozu soll das auch gut sein??
lg, kho
“Da kommt man Montag Morgen ins Büro und wird zum Gespräch gebeten. Wir können Sie leider nicht mehr beschäftigen, heißt es dort, wir haben ihr Blog gelesen, bitte hier unterschreiben und raus.”
Ganz genau so ist es! Wir wissen doch alle, warum die Anwälte auch bei privaten Blogs das volle Impressum haben wollen.
http://www.blogbar.de/archiv/2005/05/17/gesetzlich-vorgeschriebener-premium-content/
Plem, plem, das ganze alles. Als wie wenn wir im Stasiüberwachungsstaat beschäftigt wären.
Gruss
Santos
Eine Frage des Respekts und vielleicht auch der Loyalität.
Oder pragmatischer, ich stell mich ja auch nicht auf dem Schützenfest auf eine Bühne, schnappe mir das Mikrofon und verkünde vor versammelter Mannschaft “meine Freundin ist sch…”
Ein Blog und damit eigentlich jeder Internetauftritt ist öffentlich und sich im öffentlichen Raum zu bewegen erfordert nunmal Fingerspitzengefühl.
Ich trenne mein Blog auch streng von Arbeit und Familie. Das ist eine Frage des Schutzes meiner selbst und meiner Familie.
ßber die Arbeit würde ich nicht bloggen. Wir haben meines Wissens noch keine feste Blog-Regel, aber ich habe einmal aufgeschnappt, dass ich sogar Artikel aus dem generellen beruflichen Umfeld, die mit meiner Firma oder meinen Projekten nix zu tun haben, genehmigt werden müssen. Nee danke, dann lass ich das.
Man muss halt einfach ein bissel vorsichtig sein, wenn man an die ßffentlichkeit geht.
ich bin sehr vorsichtig, was bloggen aus dem arbeitsbereich im privaten angeht. ich erwähne meinen arbeitgeber zwar, allerdings nur, wenn ich auf projekte hinweise, an denen ich oder kollegen gearbeitet haben, und dann eigentlich auch nur im positiven bis neutralen bereich. negative oder strittige Bereiche lasse ich bewusst aus. das ist von meinem abteilungsleiter auch so gedultet bis sogar gewünscht, der freut sich über die dazugewonnene aufmerksamkeit.
Ich bin ebenfalls vorsichtig und wenn ich über meine Arbeit blogge dann nur Dinge, die eher Randereignisse sind. Auch ich bin zur Verschwiegenheit verpflichtet, daher würde es mir auch gar nicht einfallen über wichtige Angelegenheiten zu schreiben. Aber Dinge wie die Sichtung von Papageien aus dem Fenster meines Arbeitsplatzes oder irgendwelche persönlichen Wetten zur neuen Namensfindung halte ich für unproblematisch. Zudem sind das dann auch meistens Ereignisse, die mich privat betreffen insofern…