Web2.0 und der totale Durchblick
Es gehört zum unabänderlichen Schicksal der Grossen, dass manch Kleiner versucht, an seinem Schuh das Bein zu heben. In der Geschichtswissenschaft gehört daher die Quellenanalyse, die Erforschung derer, die Informationen, Gerüchte und Lügen niederschreiben, zu den zentralen Aufgaben des Forschens. Was einer schreibt, kann jeder lesen – aber zu erkennen, wer das ist und warum er das tut, ist schon weitaus schwerer.
Nun gibt es hier an der Blogbar mitunter den ein oder anderen Disput über ein sog. “Web2.0”, das manche hierzulande in der Nachfolge amerikanischer Vordenker – oder Vorpowerpointer, je nach Gusto – ebenfalls erkennen wollen. Ich mache aus meiner Meinung keinen Hehl, dass Web2.0 in etwa das ist, was wir in der Spätphase der New Economy unter dem Begriff “Next Economy” schon mal hatten. Web2.o ist alles, was sich gut an Google, Yahoo und Ebay verkaufen lässt, und noch nicht nachweislich gescheitert ist. Eine der Visionen von Web2.0 ist ein Netz, in dem der User, vereinfacht gesagt, als soziales Wesen mit anderen in Kontakt tritt und interagiert, und durch seine zugänglichen Informationen im Netz als reale Person erkennbar wird. Kann man glauben, sicher. Wenn ich mir aber aktuell diese Kommentare hier anschaue, habe ich den Eindruck, dass manche Web2.0-Vertreter die soziale Kompetenz eines Lynchmobs haben. Wobei ich natütlich zugeben muss, dass “social/sozial” erstmal ein wertneutraler Begriff ist, auch asoziales Verhalten ist ein soziales Phänomen.
Web2.o ist es auch, wenn aktuell einer derjenigen, die sich dafür engagieren, zu meiner Person ein wenig schmeichelshaftes Du-bist-Deutschland-Fake bei Flickr einstellen, mit dem hier bewusst nicht verlinkten und im Original zitierten Text:
Don Alphonso schreibt Bücher darüber, wie scheisse das Internet ist und wie dumm die, die damit hantieren und Kohle verdienen wollen.
Abgesehen davon, dass ich das Internet sehr schätze, kann ich sehr wohl differenzieren zwischen einem Startup, das in 6 Monaten nach Launch mit Millionengewinnen an die Börse will und einem Unternehmer, der im Netz eine ordentliche Dienstleistung abliefert und dafür ordentlich bezahlt wird. Wie auch immer, der Macher ist offensichtlich Web2.0 und hat die entsprechende Behauptung auch gleich getagged und gepoolt.
Nun bin ich ja auch nicht ganz unweb, wenngleich eher web0.92beta, und natürlich schaut man nach, wer der Typ eigentlich ist, wenn er schon das Beinchen hebt. Und damit zum oben angeschnittenen Problem der Analyse der berichtenden Person: Die betreffende Person ist ziemlich Web2.0. Sie lebt im Internet das, was im Bereich der Social Software mitunter als Ideal gesehen wird. Will sagen, die Informationen über ihn zum Interagieren muss man nicht suchen, sie fallen einem praktisch entgegen. Er hat ein Blog, das viel über seine Person verrät – etwa, dass er Web2.0 toll findet. Er hat einen Open-BC-Account, der seinen Lebenslauf verrät. Es ist ohne Probleme möglich, seinen Bildungsweg inclusive Note nachzuvollziehen, seinen Aufenthaltsort verrät er über Places, und dabei auch gleich die Firma, bei der er arbeitet, und ihre Adresse. Seine Bilder lädt er bei Flickr hoch, er hält voll drauf auf seine Bankkarte und die Gesichter anderer Leute, die er mitunter auch namentlich nennt, und er verrät sogar sein Kameramodell. Manche Bilder seiner Bekannten wären angesichts der Situation, nehme ich an, bei Bewerbungen nicht wirklich hilfreich. Wenn ich mir die Mühe machen würde, seiner von ihm veröffentlichten Beschreibung der Anfahrt zu seiner Haustür zu folgen, dann könnte ich zu ihm hinfahren und sagen:
Sag mal, gehtŽs noch? Im Prinzip kann es mir scheissegal sein, wie du mit deinen Daten umgehst, aber ich will verflucht sein, wenn das, was du da machst, die Zukunft werden soll. Ich habe die Schnauze gestrichen voll von all den Typen, die alles und jeden uploaden und vertaggen, selbst wenn es denen vielleicht egal ist. Und was bitte geht eigentlich in deinem Kopf ab, wenn du in einer Bar Leute knipst, das Bild in 1600 x 1200 Pixeln mit “Irgendwelche Typen” überschreibst und mit dem Tag “white trash”versiehst, und man angesichts des Datums und der Ortsbeschriebung erfährt, wann diese Personen wo waren? Mal ehrlich, kommst du dir nicht manchmal etwas krank vor? He? Bist du eine im Lokal installierte Scheissüberwachungskamera, oder was ist los? Was geht dich das überhaupt an? Was hat das im Netz verloren? Schon mal was von §13 GG gehört? Vom Recht am eigenen Bild?
Hast du mal drüber nachgedacht, dass manche Leute sowas wie eine Privatsphäre wollen? Dass es in Deutschland auch ein Recht darauf gibt, auch wenn es dir mit deinem ins Netz gepusteten Datenbestand offensichtlich egal ist? Dein ausgelebtes Web2.0 ist eine geile Sache für Data Miner, für die Überwachungsschweine, die wissen wollen, was du eigentlich am Arbeitsplatz machst, die müssen nur mal via Places schaun, wann du mit welcher Connection auf Arbeit warst und gleichzeitig bei Flickr einen Kommentar gelassen hast, geht prima ohne IP und Kamera im Büro. Dein Web2.0 gibt jedem, der will, die Möglichkeit, dein momentanes Ich in allen Facetten mit ein paar Clicks auf Festplatte zu schaufeln und nach Belieben zu verwenden, auch wenn es sie einen Dreck angeht, Stichwort Profiling. Kann sein, dass es dir egal ist, dass dich dolle Softwarespielzeuge mehr reizen als die olle Privatsphäre, aber ich kenne keinen Personaler, der deine Angaben nicht via Google checkt, und was da mitunter zu finden ist, ist nicht wirklich ein Ausweis an Zuverlässigkeit und Diskretion. Bilder einfach so rauspusten beispielsweise soll mitunter nicht wirklich beliebt sein. Allenfalls Diebe finden das toll: Wenn mal einer bei dir einbricht, weil er dank aktualisiertem Places weiss, dass du in der Arbeit und 40 Minuten vom Wohnort entfernt bist, von dem Wohnort, den du ins Netz stellst, du Hirni. Statt mit der komischen Software zu daddeln, zieh dir lieber mal ein paar Grunndlagen Persönlichkeitsrechte rein. Ne, ich verlinke dich nicht. Auch du hast ein Recht auf Privatsphäre, und ich hoffentlich Leser, die das auch respektieren.
Die anderen Web2.0-Freunde: Kann schon sein, dass manche Software ganz witzig ist. Kann auch sein, dass manches Projekt sein Geld wert ist. Aber die Kombination Blog, Flickr, Places, OpenBC und andere Spielzeuge sind, wenn man nicht verdammt aufpasst, zusammengenommen eine Dystopie, gegen die RFID, Biometrik und der grosse Lauschangriff ein kleiner Scheiss sind. Weil plötzlich jeder über sich und andere praktisch unbegrenzt Informationen verbreiten, verraten, und jenseits aller weiterer Einflussnahme abstellen kann. Flickr-Accounts haben kein Impressum, Blogger keinen Richter, der darüber entscheidet, ob belauscht oder observiert werden darf. Typen wie das obige Beispiel sind sicher noch eine kleine Minderheit und bleiben es hoffentlich auch. Aber wenn man schon von Web 2.0 spricht, dann sollten zumindest diejenigen, die es voranbringen, sich nicht mit anderer Leuten Rechten am eigenen Bild oder dem Urheberrecht aufführen wie zugekokste Halbaffen.
Sorry für die deutlichen Worte. Aber vielleicht denkt Ihr mal nach, was genau da eigentlich bei Web2.0, social Softwware und Personal Media passieren soll, und was das für die persönlichen Daten bedeutet. Ist ja schon schlimm genug, was man sich mit dem Blog, Gmail und Technorati so alles antun kann.
Sorry, the comment form is closed at this time.
3.14 Uhr. Respekt!
Ich hab auch noch ein Nachtleben jenseits des Netzes, ganz ohne Flickr,Kamera und so. Und das geht vor.
Jaja, ich weiß, Leben2.0 und so ;)
Wenn ich schon die Typen sehe, die ständig von ihrer “Posse” oder “Crew” reden müssen, deren Look 1:1 von MTV stammt, und deren Gehabe aus Gangsta-Rap und Hip-Hop Videos abgeschaut ist, dann kommt bei mir leichte ßbelkeit hoch.
Wenn das dann noch Typen sind, die zwar keine Ahnung haben, aber ganz cool auf dem C3 rumlaufen weil sie glauben damit wären sie der Leader of the Pack, die sich ständig selber einreden, wie cool und hip und überlegen sie sind, dann wird ein veritabler Würgreiz raus.
Diese Typen wollen ein Web 2.0 definieren? Dabei sind sie doch nur willfähige Nachplapperer. Konsumenten im übelsten Sinne, die kritiklos alles an Technik schlucken, was man ihnen in den Fressnapf wirft.
Ein anderer Apologet versucht es gerade mit Geschichtsklitterung: New Economy waren die Bösen, die Berater, die VCs und so, aber jetzt kommen wieder die Guten mit den sozialen Ideen ans Ruder,denen es die Berater nur weggenommen haben, und jetzt wird alles gut.
Man muss sich den Schmarrn nur einreden können.
web zwo-drei-vier
Warum das Kombinat der cooltigen Web2.0 -Applications schlimmer ist als RFID und alle Überwachungskamers zusammengenommen, dazu polemisiert DonAlphonso an der Blogbar. Wunderbar! Wer schon immer wissen wollte, warum es dumm ist, seine dolle Bankkarte
Ich bin weitestgehend auf Ihrer Linie, geachteter Don. Das Web entwickelt sich derzeit zwar offenbar mal wieder etwas schneller. Das aber gleich Web 2.0 zu nennen? Nun ja?! Und der Kritik an dem unerträglichen Exhibitionsmus einiger Web 2.0er ist nichts hinzuzufügen.
Was mir aber nach dieser flammenden Rede überhaupt nicht mehr verständlich ist, warum noch gestern aus der gleichen Feder ein derb unter die Gürtelinie gehender Text in Richtung eines Hern B aus HH entfloss?! Zugegeben! Ein blöder Anfängerfehler. Aber dann noch auf diese Weise nachtreten?
Nun, die Geschichte mit Herrn B. ist alt, beruht auf beidseitiger Aversion – schliesslich war unsereins im ZÃÂelradar seiner ßberwachungsbemühungen – und insofern nicht als “Nachtreten” zu bewerten, sondern als Dotcomtodfortschreibung.
Sie haben noch die Amazon Wunschliste, Ebayprofil, öffentliche ICQ-Nummern vergessen, die auch noch sehr viel persönliche Informationen beinhalten .
Sehr schöne Zusammenfassung, ich teile die Sicht der Dinge. Allerdings steht man mit dergleichen auf recht einsamem Posten, schon der Hinweis auf die mittlerweile sehr weitreichenden Möglichkeiten biometrischer Systeme wird von den meisten Zeitgenossen höchstens mit einem gelangweilten Schulterzucken aufgenommen.
Vor 20 Jahren drohte beinahe ein Volksaufstand, als der Staat beim Volkszählen nur dies & jenes zu ERFRAGEN trachtete…
die gefahren von transparenz sind gut aufgezeigt. den grad an transparenz kann nun jeder selbst wähle. die ausrede leute würden unbedarft daten frei zugänglich machen stimmt wohl kaum. der unbedarfte bricht eher ab als seine schuhgröße zu veröffentlichen, oder. na später mehr. muss arbeiten. am internet. 3.0
Wenn das ja nur eine Frage des Grades an selbstbestimmter Transparenz wäre (die ließe sich ja auch taggen: “hey, ich bin Web2.0:TransLevel4.2”). Die Dystopie läßt sich ja auch so exrapolieren: alle machen das irgendwann so’n bischen mit, die Kiddies vorneweg und irgendwann wird es von dir erwartet, gerade von denen, die das professionell betreiben. Der Profiler lädt dich gar nicht mehr zum Vorstellungsgespräch ein, weil er über dich nix gefunden hat im Web2.0. Privatheit wird zum Verdachtsmoment. Aber das Szenario bietet auch wieder ein enormes Businesspotential. Webbiografie-Design und -Consultancy und schon haben wir den nächsten Hype.
re:12
“Privatheit wird zum Verdachtsmoment”
ehrlich gesagt, es ist schon fast so. und auf das was du danach schreibst setze ich auch 10 euro. jedoch dieser markt entwickelt sich selbst. das ist nicht erfunden, wie damals schwarze-socken-abos oder reversepowerauctioning, die earlyadopter haben es schon hinter sich gelassen, es rollt gerade in die fläche raus. (oh, ich werde formelhaft. na, da bin ich zumindest in guter gesellschaft)
interessant auch, das don die privatsphäre mit klauen verteidigt, kommentare ohne vollständige angaben aber zu löschen droht.
sweet bird of paradox.
Nein, eine anonyme eMail-Adresse anzugeben, unter der man Dich erreichen kann, ist nicht zuviel verlangt von demjenigen, der gegebenenfalls für Deine Einträge haftet.
@logog
Fabrikation und Handel mit virtuellen Persönlichkeiten – die Antwort auf Web 2.0. Die Devise ist dann nicht mehr “Sei du selbst!”, sondern: “Kauf dir deine Persönlichkeit!” – als Massenware und natürlich individuell zugeschnitten, z.B. zur Job- oder Partnersuche. Wär das schon Web 3.0?
Wobei,und hier zeigen sich schon beim sogenannten Web 2.0 die Grenzen: All das wäre doch viel zu umständlich! Ein paar Freaks, die sich für neue technische Möglichkeiten begeistern, gibt es immer – der große Rest nimmt nur, was zugleich bequem und nützlich ist.
Eigentlich ist das doch sehr schön so.
Im ßbrigen bleibt es vermutlich bei Mensch 1.0.
@Dr. Dean
D’accord, wenn man evolutionsgeschichtlich trotzdem den Unterschied zwischen 0.999999999 und 1.0 zu erkennen vermag. Wenn der Druck hoch genug ist, ist der Mensch recht flexibel, gerade im sozialen Verhalten. Und das hängt ja auch davon ab, wie die Märkte sich “selbst entwickeln”.
@kosmar
Mal im Ernst: entwickelt sich der Markt, z.b. für Feuerwaffen selbst?
re15: eine url anzugeben unter der man im whois aber meist die telefonnr findet? was is damit. komplett heißt ja wohl komplett, oder wie?
re17: ohne jede nachfrage gar kein angebot. und umgekehrt. oder muss ich zurück in die 9 klasse? klar kann man nachfrage stützen. aber nicht erzeugen. das würde dir nicht mal eine unvernünftige werbeagentur glaubhaft machen wollen.
@Kosmar
Nur (irgend)ein Name und eine eMail-Adresse sind Pflicht. Wo ist das Problem?
re:19 Man kann keine Nachfrage erzeugen? Tamagochis, Klingeltöne und Pokemons sind doch der beste Beweis, dass das sehr wohl geht. Gewartet hat darauf jedenfalls niemand.
Du bist …
Du bist nicht kritikfähig.
Du bist ein ewiger Miesmacher.
Du verstehst keinen Spaß.
Du denkst was besseres zu sein und machst dann doch mit.
Du bist ein Troll.
Du bist Don Alphonso, du nervst.
…
@richard (#10): Der Vergleich mit den Protesten gegen die Volkszählung ist wirklich sehr faszinierend.
Das tückische am Internet und insbesondere dem Bereich “social software”/web2.0/whatever ist ja, dass neben der unbemerkten Erosion der Privatsphäre (durch Speicherung von Daten und Informationen, die 99% der Leute gar nicht mitbekommen) die “selbstgewollte Erosion” dazukommt, weil ich in vielen Fällen ja zunächst mal recht direkt davon profitiere, dass ich persönliche Informationen preisgebe: Ich werde über verschiedene Dienste hinweg wiedererkennbar, gebe meinen Online-Aktivitäten einen Rahmen vor, der meinen Kommunikationspartnern möglicherweise hilft, Vertrauen aufzubauen, etc. Solche kurzfristig realisierten Vorteile überdecken dann, dass mittelfristig eine ungeheure Informationssammlung entsteht, die anderen ßberwachungsmechanismen in gewisser Hinsicht (Don erwähnt oben ja RFID, Biometrik und den grosse Lauschangriff) sogar überlegen sind, weil sie viel mehr Kontext liefern. Insofern scheint es mir eine andere Situation zu sein als in den 80ern, wo der individuell-direkte Nutzen (wenn es denn einer ist) bspw. der Volkszählung nicht erkennbar war.
Mein Beitrag wurde gelöscht… trotz gültiger eMail-Adresse. Andere Kritische Beiträge sind auch nicht mehr vorhanden.
re20: wenn iregndein name und irgendeine emailadresse reichen. warum besteht der gastgeber dann explizierend darauf , das diese ausgefüllt werden? zumindest behält er sich vor die kommentare dann zu löschen (was sein gutes recht und nur recht und billig ist). irgendwelche erfundene daten sind ja wohl nicht sinniger als gar keine?!
re21 klar, wenn blogs und tagging dem tamagotchi effekt unterliegen, wird es sie in minus fünf monaten nicht mehr gegeben haben. oder wie lange ist so eine VC karenzzeit, don?
es kann doch wohl niemand ernsthaft den sinn eines nutzergenerierten verschlagwortungssystems in frage stellen. schliesslich bestimme doch ich selbst, welche informationen ich von mir ins netz stelle. und wenn ich neben meinen fotos noch meine adresse und meinen job, und meinetwegen meine schwanzlänge publizieren will ist das verdammt nochmal mein gutes recht. oder nicht?
was wollt ihr eigentlich mit diesem internet? heilpraktikerwebsites anschauen? fussballergebnisse lesen? theoretisch kann ja alles geknackt, missbraucht und an dritte verkauft werden. das war aber auch schon 96 so. also: stecker ziehen und maske aufs gesicht?
Nicht gleich so pseudoüberheblich, Markus.
Auch das nutzergenierierte Verschlagwortung wurde hier schon diskutiert, und es gibt eine Menge Kritikpunkte, weil sie sicher für den einzelnen funktioniert, aber in der Masse?
Selbstverständlich steht es Dir frei, Informationen über Dich ins Netz zu stellen, soviele Du willst. Hast Du Dir aber nicht mal Gedanken gemacht, welche Unternehmen was damit anfangen können? Und ob zumindest Begehrlichkeiten bei staatlichen Stellen entstehen?
Wie issn das eigentlich. Wenn der Nutzer “genesis3000” sich unbedingt lächerlich machen will und auch seinen Klarnamen Markus Neckar ins Netz stellt, dann ist das tatsächlich seine Privatsache. Auch wenn sich – außer seiner “Posse” bei den argonauten – niemand so wirklich wohlfühlt damit, wenn Bilder von ungepflegten Mitarbeitern und angeblich hippen, aber doch eher abbruchreifen Agenturlocations im Netz erscheinen. Vielleicht gefällt das auch den Besitzern der argonauten – GREY – nicht. Aber das muss dann der User Neckar alleine ausbaden.
Was das allerdings für die Marken “argonauten” und “GREY” bedeuten KANN, will ich nicht beurteilen. Es könnte sein, dass man sagt, “da arbeiten unglaublich hippe Leute mit der Hand am Puls der Zeit” oder aber: “Mit solchen Schmierlappen will ich nicht arbeiten, womöglich haben die Läuse”.
Ich jedenfalls wollte mit einer Laus wie Neckar nicht arbeiten. Da kriegste die Krätze nur vom Anschauen.
http://www.applefritter.com/bannedbooks
@tim: Ich halte nichts von Verschwörungstheorien. Aber:
In einem Land, in dem jeder Finanzbeamte die Konten jedes Bürgers erheben kann…
In einem Land, in dem die Mautbrücken schnell genug photographieren, um im Meterabstand mit 250 fahrende Autos zu erkennen – und nur ein Trottel glaubt, diese Daten entzögen sich einem Zugriff der Staatsorgane…
In einem Land, in dem kritische Journalisten vollüberwacht werden…
In einem Land, in dem aller E-Mail Verkehr über Provider gespeichert wird…
In einem Land, in dem eine kleine, profitable Drogerie-Kette als lukrativen Nebenverdienst Data-Mining Dienstleistungen anbietet – weil sie da so gut sind …
In einem Land, in dem jeder Idiot seine Payback-Karte über auf den Tisch legt um ein schlechtes Billiguhren-imitat geschenkt zu bekommen…
In einem Land, in dem aller Telekomunikationsverkehr (ok, das liegt in der Natur der Dinge) abgehört werden kann…
In einem Land in dem man im Supermarkt CD-ROMS mit Kreditwürdigkeitsprüfung nach Straßenzug für 15 Euro kaufen kann…
etc. pp.
usw
usf.
… In so einem Land hat ein wenig Privatsphäre seinen Charme.
Ehrlich!
Bravo Don!
@nixxon:
stimmt, es ist MEINE privatsache. also raus mit meinen daten aus deinem text. was von mir veröffentlicht wird entscheide ich und nicht du! klar!?
Nö genesis3000, so geht das nicht. Ist der Geist erst mal aus der Flasche kommt er nicht mehr rein. Wenn du glaubst, du hättest faktisch irgendeine Kontrolle über Daten, die du einmal im Internet veröffentlicht hast, dann bist du erschreckend ahnungslos. Das paßt zum Gesamtbild: unbelehrbar.
Und komme nicht mit deutschen Gesetzen. Irgendwo in Timbuktu schaufelt gerade jemand deine Daten in eine Datenbank.
re: 25/Kosmar: die gastgeber bestehen daruf weil: das ausfüllen von zwei weiteren feldern gibt dem schreiber nochmal 3 sekunden zeit, sein tun zu überdecken und hält trolle ab, die mal kurz nur das wort “scheiße” spaßeshalber posten wollen. es erhöht die hemmschwelle zum posten nur ein wenig, aber immerhin.
@#32: Tja, Markus, jetzt tuste so als wärste angepisst. Dabei gefällt es Dir doch, soooo viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Die haste jetzt.
Nicht Timbuktu. Das machen auch genug Leute hier vor Ort. Blogs als RFID für den kleinen Mann. Lustigerweise gab es auch gestern bei der Podiumsdiskussion in Frankfurt gewisse Firmenvertreter, die die Möglichkeiten zur Blogüberwachung ganz doll fanden. Auf dem Podium waren übrigens Google und Yahoo…
http://weblog.medienmittwoch.de/2006-01-11/weblogs/
Schreibst Du noch was zu dem Medienmittwoch?
Die Podiumsveranstaltung im Handelsblatt gestern fand ich erschreckend unkonzentriert. Oder doch nicht?
Auf Ihren Hinweis, die Bloggenden als â??Mikromedienâ?? würden die klassischen Medien (-strukturen) auflösen, gab es keine wirkliche Reaktion oder Position. Daß im Weblog-Journalismus »news« durch so etwas wie »Anregungen« ersetzt würden, keine Reaktion. Daß blogs quasi »Persönlichkeiten« seien oder sein müßten, wollen sie denn eine gewisse Wiedererkennbarkeit, Trag- (zugegeben, heißt dann auch: Reich-) weite und Lebensdauer haben, gab es keine wirkliche Einlassung. Welche Radikalität des Kommunizierens und Marktbegriffs entsteht, wenn die Forderung »Wenn ein Unternehmen bloggt, dann muß es ALL seine Kommunikation via Bloggen machen«, das wurde gar nicht erst aufgegriffen. Die aus dem Publikum kommende Verknüpfung »Bloggen und Literatur«, wiewohl ziemlich naiv und beinahe kitschig sentimental vorgebracht, hat offenbar keinen weiteren Gedanken über »Fiktionalität vs. Faktizität« angestoßen.
Gerade hinsichtlich der Aspekte Literarizität (im Sinne von Fiktion) und »Persönlichkeit« (solcher »Phänomene« wie Blogs) wäre da viel drin gewesen.
Grundlegend überraschend war in jedem Falle, die im Publikum (das vor allem aus Medien- und PR-, Marketing- und Werbe-Agentur-Leuten bestand) vorhandene Unkenntnis der Blog-Welt â?? und auf dem Podium konnte teils nicht mal das hippe englische Wörtlein dazu ohne gebrochene Zunge rausgebracht werden. Erstaunlich!
Erschreckend jedenfalls in der Konstellation, wenn die anwesenden 120 Zuhörenden, die sich einbilden, Marktbildner (für Agenturkunden und Leser) zu sein, so lämmerunbedarft sind, während oben bei den beiden Groß-Institutionen am (Meinungs-) Markt, man möchte fast fürchten: konzentriert, geschwiegen wird.
Axel Dielmann, axel dielmann â?? verlag
Uneingeschränkte Zustimmung.
Vor allem die Begeisterung, mit der Leute ihr eigenes Leben in OpenBC zu Schau stellen – und vor allem daß Unternehmen auch noch akzeptieren, daß ihre Mitarbeiter die halbe Kundendatenbank inkl. Ansprechpartner der Konkurrenz auf dem Silbertablett präsentieren.
Jegliche Sorgen über mögliches Mailverschlüsseln oder den ßberwachungsstaat sind da tatsächlich ein Scheißdreck gegen.
Manchmal muß man sich wirklich an den Kopf fassen.
Für alle OpenBC-verseuchten Delicious-Flickrer …
… siehe diese charmante
Dokumentation, wie man sich mti einfachsten Mitteln über Amazon, Google Maps
und Co. wunderbare Datenanal …
Bloggen ist der Literatur zuzuordnen. Alles andere ist wahlweise paranoid oder manisch-depressiv. Ganz nach E.M.Cioran:
â??Nur der Schriftsteller ohne Leser kann sich den Luxus leisten, aufrichtig zu sein. Er wendet sich an niemanden, höchstens an sich selber.â??
http://www.rainersacht.de/?p=1115
Heiße Diskussion um â??Web2.0â??
Was ist dran an dem verheißungsvollen â??Web2.0â??? Diese Frage treibt derzeit zumindest einen Teil der Blogosphäre um wie eine mittelschwere Darmverstimmung. Eine Kommentarflut halbgarer über kochender bis angebrannter Ansichten erlebt zum Beispie…
Heiße Diskussion um Web2.0
Was ist dran an dem verheißungsvollen â??Web2.0â??? Diese Frage treibt derzeit zumindest einen Teil der Blogosphäre um wie eine mittelschwere Darmverstimmung. Eine Kommentarflut halbgarer über kochender bis angebrannter Ansichten erlebt zum Beispie…
*ClapClap*
Freiwillige Selbstkontrolle der Blogwirtschaft rules.
Das sich Individuen durch Animösitäten die ins persönliche
gehen – kleiner machen als sie sind, ist wohl nur eine
ßbertragung von Dorftratsch nach Klein-Bloggersdorf.
Trotzdem traurig.
– Kondolenzregierung.
Nu’ macht mal halblang Leute! Ihr ahnt ja nicht, was nur z.B. alleine der Otto-Versand über Euch und alle anderen Deutschen weiß! Das ist vermutlich mehr als der BND. Dazu haben die kein Web 2.0 gebraucht. Payback, Gewinnspiele, Schufa, Deutsche Post und Eure Versicherungen arbeiten gut zusammen und wissen so viel über Euch, das könnt ihr mit Eurem OpenBC-Profil garnichtmehr toppen.
Web 2.0 ist ein unklar und unterschiedlich gebrauchter Begriff. Für mich bedeutet es vor allem, dass die klassischen Medienhäuser an Bedeutung gegenüber Individuen als Informationsverarbeitern und -verbreitern an Bedeutung verlieren. Die Plattform dafür ist das Internet. Die Plattform dafür bietet das Internet.
Vor fünf Jahren waren die Nachrichtenurheber und -verbreiter im Wesentlichen die gleichen/selben wie vor zehn Jahren: Springer, Spiegel, öffentlich rechtliche und private Sendeanstalten etc. Heute akzeptieren und wünschen sich die Internetuser alternative Quellen wie Wikis und Blogs, delicious und Co. Das ist eine relativ neue Entwicklung und dafür hat jemand einen Begriff gesucht. Der Begriff Web 2.0 hat sich verbreitet, weil genügend viele diesen Begriff als akzeptabel für ein Phänomen wie dieses halten.
Web 2.0 hat also nicht viel mit Datenspionage und ßberwachungsstaat und hoffentlich auch nichts mit der hier verbreiteten Zukunftsangst zu tun.
Na ja ich seh das schon auch so das damit jeder viel über mich erfahren kann, doch ich versuche deshalb auch meine daten so gering wie möglich zu halten. Einiges geht aber nicht, zum Beispiel mein Wohnort! Oder was macht ihr gegen die Impressumspflicht die vom Staat vorgeschrieben wird?
Na ja ich werd auf grund des Artikels hier auf jedenfall noch mal Gründlich drüber nachdenken was ich noch für meine Privatsfäre machen kann!
Privatsachen
Foucault erzählt in Überwachen und Strafen von Jeremy Benthams Panopticon: Das Modell eines Anstalts- oder Gefängnisgebäudes, in dem die Zellen ringförmig um einen Überwachungsturm in der Mitte angeordnet sind.
Vor dem Gegenlicht lassen sich vom T…
Dann kommt hier wohl der “Apologet” 2.0 zu Wort.
Don Alphonso, Du willst es nicht wahrhaben, aber:
“Du bist Web 2.0”
Wie phantasielos. Die jetzt immer weider ständig gehörte Impulskritik an Web 2.0 zielt auf “Hype 2.0”, auf dem unbegründeten Vorwurf, die ßberhypung der Jahre 97-2000 würde gezielt (von wem??) wiederholt. Die shareholder- und blasengetriebene Netzökonomie 1.0 fand ich auch beschissen. Daß die Anti-Apologeten es sich aber so einfach machen und auf eine veränderte Situation mit unverändertem Groll, unveränderten Argumenten reagieren, zeugt von einer überraschenden (wirklich!) Resignation. Natürlich entspricht man so seinem Selbstverständnis als Journalist oder Blogger am besten, aber Kritik muß vom Kopf her kommen, nicht vom Bauch.
Was sind die Unterschiede zu vor 5 Jahren?
Bspw. Yahoo von der Suchmaschine zum Allroundportal umzufunktionieren war eine von vielen schlechten Managerideen damals. Damals setzte man keine IT-Typen an die Spitze und ließ nach dem Börsengang nicht die Gründer (Nerds wie Du und ich) an den Unternehmensspitzen, sondern die Investoren (die VCs, aber wegen der Shareholder) installierten MBAs ohne blauen Dunst von der Sache als CEOs. Die Blase ist wegen vieler solcher Fehlentscheidungen von unfähigen Entscheidern geplatzt: die Webunternehmungen haben die Werte, die sie versprochen haben (Nutzwert, Mehrwert, was auch immer ihr jeweiliges Dienstleistungsmodell sein sollte) einfach nicht geliefert. Da das bestehende Wirtschaftsmodell durchaus bzw. eben doch im Ansatz her demokratisch ist, wurden die entsprechenden Unternehmen vom Markt abgestraft—die “Blase platzte”.
Und heute?
Flickr, del.icio.us, Skype, Reddit, Digg: sie alle haben einige Sachen gemeinsam:
– eine kleine eng umrissende Nische, die sie bedienen und innerhalb dieser sie einen Wert anbieten (im Gegensatz zum verhobenen Gedanken vom “Allroundportal 97”)
– einen kleinen Haufen junger, idealistischer Gründer
– sie sind VC-funded und also natürlich “wieder mal” exit-orientiert, zielen aber weniger auf den IPO als auf das akquiriert-werden (wie Flickr von Yahoo)
– sie erhalten erst dann den Exit, wenn sie ihren Wert (die Währung, in der man das heute mißt, ist die Anzahl enthusiastischer Nutzer) nachgewiesen haben, und meistens auch erst dann überhaupt Investoren (vorher, wenn diese Anzahl entsprechend kleiner ist)
Wie das m.E. zu bewerten ist, darauf geh ich gleich noch kurz ein.
Vorher eine kurze Einblendung:
Was für Konsequenzen ergeben sich?
1.
Es wird deshalb keine Bubble 2.0 geben, weil es kaum einen vergleichbaren Börsenrun geben wird: mit IPO als Exitstrategie wurde vor 5 Jahren zu viel Geld verbrannt.
2.
Es mag einen Hype 2.0 geben, aber erstens ist er weniger medienwirksam (wegen fehlender Bubble) und damit weniger nervig, und zweitens trifft “Web 2.0” meiner Meinung nach eher einen existierenden Kern bereits vorhandener Substanz als beim letzten Hype.
Nochmal zu den bösen Startups, die sich von bösen Raubtierinvestoren backen lassen und damit wieder exitorientiert sind:
Das ist nicht unbedingt schon per se verwerflich. Ob menschenunwürdige Arbeitsbedingungen unter widerlichen selbsternannten “Nazis” (bei TBWA Berlin nennen sich die beiden Bosse selber “Nazis” und verhalten sich wohl auch auf verwandte Weise) herrschen oder ein lustiger Haufen von Typen, die gerne an ihrem Zeug arbeiten, hängt vom Management der Startups ab. Inzwischen läßt man die Gründer auch wieder im Management, und deswegen bleibt das alles auch vergleichsweise authentisch und nach Graswurzel duftend, denn die Gründer sind meist Hacker (nicht im Computer-Security-Sinne).
Diese Leute in Startups und auch ihre Mitarbeiter haben eine ganz einfache Entscheidung getroffen: statt 50 Jahre lang relativ entspannt (also langsamer als möglich) in einem langweiligen Job 8h pro Tag ihr Dasein zu fristen, besteht mit dieser Art von Startup die Möglichkeit, in 5 Jahren mit 16h schneller produktiver (unentspannter aber für sie eben trotzdem spannender) Arbeit dieselbe Kohle zu verdienen. Die wollen vielleicht gar keinen Luxus, bloß einen anderen Weg, um an dasselbe zu kommen. Viele Commies (ha inzwischen bin ich wohl als neoconnard verschrien, wo ich mich doch als libertarian ohne neo verstehe, da kann ich auch mit ironischem Unterton “commie” sagen) hätten im Prinzip die gleiche Motivation (bloß nicht das ganze Leben im öden Day Job verbringen!), würden sich aber natürlich nicht für ein derartiges Lösungsmodell entscheiden.
Diese Möglichkeit ist noch keine Garantie, das ist das Risiko dieser Leute, und wegen dem Risiko müssen auch die Aussichten entsprechend hoch sein. Das ist das ganze Geheimnis hinter Exitorientierung: man entwickelt was in einem kleinen Startup und reagiert auf die Zeichen der Zeit, auf die die großen Fische wegen ihrer Langsamkeit im Denken und Handeln so schnell nicht reagieren können. Dann verkauft man es ihnen und macht was anderes, was Spaß macht. Skype ist auch so ein Beispiel, das war nach dem Verkauf von Kazaa das nächste Projekt von den Typen. Die andere Exit-Strategie wäre ein IPO, das läuft aber für die Gründer meist auf dasselbe hinaus, da sie oft spätestens dann das operative Geschäft verlassen und entweder Prozente oder Boni mitnehmen.
Unternehmungen solcher Art und Erläuterungen solcher Art kommen hierzulande vornehmlich von MBA-Schleimis, mit denen ich selbst es keine Sekunde aushalten würde. Ich erkenne mich also in dem ganzen ständigen Sentiment irgendwo selbst wieder. Das heißt aber nicht, daß das das generelle Prinzip hinter vielen Internetstartups ist oder sein muß. Die Gründer von Yahoo, Google, Flickr, delicous und so weiter waren allesamt keine MBA-Schleimis, sondern Hacker. Das ist von denen auch keine bloße Imagekampagne, wie womöglich viele der Leser vermuten.
Das beste Statement zu Web 2.0 hab ich, wo sonst, bei Paul Graham gelesen. http://www.paulgraham.com/web20.html
Der hat mich auch wieder auf den Trichter mit dem Startup gebracht: als alter DTC-Fan dachte ich natürlich längst, das Internet wäre längst überflutet von den MBA-Schleimis. Was die Amis bisher besser hinkriegten als wir hierzulande, und was ich, auch dank Paul Graham, nun gepeilt habe: daß Hacker auch Entrepreneurs sein können, daß man dazu weder Nazi noch Schleimi sein muß, daß Exits ein smarter Weg sind, Werte zu liefern ohne sich sein ganzes Leben lang selber auszuliefern. Und wenn VCs den Hackern auch das ganze nachträglich vermiesen können, so ist diese Gefahr weitgehend gebannt, denn für eine Exitstrategie, die nicht auf IPO sondern Akquise des eigenen Ladens basiert, sind die VCs gar nicht mehr notwendig.
Das alles wurde jetzt viel zu ausschweifend, zum Abschluß noch zwei Worte:
Das durch viele Web-2.0-Anwendungen alles transparenter wird wäre nur dann ein Problem, wenn finstere Mächte sich dieser Informationen boswillig aneignen würden. Da die US- und UK-Regierungen momentan eine wachsende Tendenz zur Autorität aufweisen, ist das vielleicht jetzt gerade potentiell suboptimal bzw. eine “Gefahr”. In the long run of things weit weniger, denn es wird sich auch alles andere (nicht zuletzt auch durch das Web) transparenter entwickeln, auch die Regierungen und die großen Konzerne.
Und warum ist Don Alphonso Web 2.0? Weil es Blogs es sind, denn der Begriff kommt nicht “von oben”, sondern aus der Hacker-Szene (nicht im Computer-Security-Sinn, sondern diesmal im Open-Source-Sinn). Bätsch.
>
Die Nachfrage war da: nicht nach den gelisteten Produkten, aber nach bunter, quietschiger, geistloser Unterhaltung. Diese Nachfrage bedienen auch zig andere Produkte, bestimmte Magazine, das Fernsehen, Computerspiele: bestimmt auch irgendwas leicht sinnfreies, was Du Dir ab und zu mal zur Abwechslung reinziehst.
Ups, mein Zitat war mit spitzen HTML-Klammern versehen und ist nun nicht mit drin. War eine Antwort auf Nr 21:
“re:19 Man kann keine Nachfrage erzeugen? Tamagochis, Klingeltöne und Pokemons sind doch der beste Beweis, dass das sehr wohl geht. Gewartet hat darauf jedenfalls niemand.”
Unbegründet? Aber hallo. Die Leute, die jetzt Web2.0 ausrufen, sind exakt die gleichen, die den ersten Hype verschuldet haben. Burda, Sixtus, Eck, Gruban, alle sind sie wieder da, und nichts, wirklich nichts hat sich geändert. Was die VCs angeht: Guter Mann, da fehlt es aber ziemlich am Basiswissen: Nie wurde mehr Geld eingesammelt als 2000/01, das ist immer noch da und muss aufgrund der steuerlichen und verfahrenstechnischer Grundlagen in D in den nächsten 4 Jahren investiert werden. Und seit dem Google-IPO wird auch wieder finanziert, eben weil damit jetzt 4 grosse Aufkäufer im Markt sind: Ebay, Google, Yahoo, Microsoft. Und das, mit Verlaub, ist genau der alte 98er Treibsatz.
Was Yahoo angeht: Yahoo 360° ist bislang voll gegen die Wand gerauscht, und wer sich die veränderte Login-Prozedur der Yahoo-Zukäufe anschaut, begreift sofort, dass Yahoo noch immer nichts begriffen hat. Mit 23hq gibt es schon den nächsten Konkurrenten zu Flickr, völlig zurecht.
Und nun zu mir: Ich bin weder 1.0 noch 2.0. Ich war schon so, als 1.0 tobte, und ich werde so sein, wenn 2.0 mit all den japanischen Depperlspielen, den Cyworlds und den Handysalwaysonlocationbasedbullshit in der Tonne gelandet ist, werde ich immer noch da sein.
Die anderen sind Web2.0. Die sind ein Haufen Laberköpfe, die auf die Fresse gefallen sind und jetzt versuchen, sich an das nächste Erfolgsmodell dranzuhängen. Die sind der immerwährende Businesskäse, die sind so alt wie die Dummheit und ich habe genug von all dem Gelaber und den amerikanischen Vordenkern und der Ahnungslosigkeit und dem PR-Sprech. Macht das verfickte 2.0, ich gönne es jedem, in drei Monaten werdet ihr an den Bugs verrecken, und ich werde dabei stehen und sagen: Zur Hölle mit Euch.
Ich hoffe, das war klar.
“Ich hoffe, das war klar.”
Klar ist mir Deine Meinung als Rezensent statt Akteur des Schauspiels sowieso—aber das war ja auch klar, oder?
Kein Grund, wegen Web 2.0 nervös zu werden. Marx hat doch für jede Gelegenheit ein hübsches Sprüchlein parat? Wenn der recht behielt, als er meinte: “Geschichte passiert immer zwei Mal, einmal als Tragödie, und einmal als Farce”—na dann ist doch bei Web 2.0 alles paletti!
“Mit 23hq gibt es schon den nächsten Konkurrenten zu Flickr, völlig zurecht.”
Marktkräfte am Werk? Mal wieder, scheints.
“Burda, Sixtus, Eck, Gruban, alle sind sie wieder da, und nichts, wirklich nichts hat sich geändert.”
Klar, die sind natürlich genauso wie die boocompany wieder da, weil alle denken, jetzt kommt einfach bloß die Wiederholung.
Klar, kann auch sein daß die absahnen dabei und Kapital rückinvestieren müssen. Daß den Startups das egal ist, verwundert doch nicht? Eine völlig innovationsfeindliche Investitionsszene wäre viel ärgerlicher. Wenn für 20 x Schrott dabei heraus kommt, 1 x so etwas für Google herauskommt, hat es sich für alle gelohnt, nicht nur für die Investoren, nicht nur für die Anleger, sondern auch für die Anwender. Das ist die ganze Logik hinter Technologiemärkten. Und auch Google brauchte nach der Pilotphase an der Uni Kohle, um weiterzukommen. Und wer verschuldet sich schon gerne bei Kreditgebern als noch nicht mal fertiger Doktorand. Wer einen Investor findet, gibt vielleicht Prozente auf, verschuldet sich aber wenigstens nicht. Das schmeckt natürlich jedem Junggründer.
Wer an der Börse mitspielt, spielt halt Lotto auf hohem Niveau. Damit interessiert mich der ganze Börsenmist auch nicht weiter.
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“Lottery: A tax on people who are bad at math.”
Besonders das kursiv Geschriebene sollte sich jeder flickr-addict ausdrucken, auswendig lernen und an seine gottverdammte Klowand pinnen! Man kann nur hoffen, dass Vieles unter all dem “Besoffene dekorieren” einfach untergeht.
“Weil plötzlich jeder über sich und andere praktisch unbegrenzt Informationen verbreiten, verraten, und jenseits aller weiterer Einflussnahme abstellen kann.”
Ich wette, dass 75% der – ääähm – Nutzer in all ihrer Selbstbeweihräucherung ohnehin nur Tinnef servieren. “Glaube keiner Bio die du nicht selbst geschrieben hast.” Das verwässert zumindest die Statistiken der Daten-Minen-Kumpels und so werden sie irgendwann herausfinden, dass ihre Sammlungen wertlos sind.
Ich bin übrigens dem Mao sein kleiner Neffe! Ich werd demnächst darüber bloggen.
(48) “Was sind die Unterschiede zu vor 5 Jahren?”
Nun, die Rechner sind schneller, die Leitungen dicker und Audio-CDs heißen jetzt “Root Kit”.
Das Jugendschutzgesetz sorgt dafür, dass auf Daten-CDs ein Unbedenklichkeits-Hinweis stehen muss.
http://www.acidmoon.de/pix/pc_cd1_3.jpg
MS’ nächstes Betriebssystem wird nur noch mit signierten Treibern funktionieren – und das ist noch die putzigste Nachricht zu diesem OS. Man wird z.b. auf einer Vista-Mühle kein anderes OS installieren können.
Der Mac hat nun einen Intel-Prozzel inside, inkl. TPM-Dongle. Hurra! Und iTunes verrät Herrn Jobs im fernen Cupertino intime Details über die CD-Sammlung des Anwenders.
Fragt euch lieber, was in den nächsten 5 Jahren passieren wird.
Web 2.0 – wie süß! Mit den neuen Maschinen (hard- wie softwareseitig) stelle ich mir das Web so spannend vor wie eine Wiederholung der Augsburger Puppenkiste. Ganz egal, welche Zahl dahinter steht.
gähn.
web2.0 in aller Munde
dass Web2.0 in etwa das ist, was wir in der Spätphase der New Economy unter dem Begriff â??Next Economyâ?? schon mal hatten. Web2.o ist alles, was sich gut an Google, Yahoo und Ebay verkaufen lässt, und noch nicht nachweislich…
Web 2.0 und Data Mining,
Zwei tolle Artikel zum Thema hat Die Stimme der Freien Welt gefunden:
1. Data Mining mit Amazon Wishlists und ein bisschen Shellscript
2. Web2.0 und der totale Durchblick
Passt ein bisschen auf was für Daten ihr so ins Netz hinausbrüllt, ihr flickere…
“Transparenz” reimt sich übrigens auf “Glasnost”.
Auch weil’s letztere nicht gegeben hat ist einst der Realsozialismus untergegangen.
Der “gläserne Mensch” heute ist zwar ‘ne Horrorvorstellung, vor allem aber ziemlich komplett Wirklichkeit (schöne aber unvollständige Liste re 31).
Also braucht es nicht weniger als eine andere Wirklichkeit, damit uns die – sowieso unaufhaltbare – durchdingende Transparenz nicht zu schrecken braucht – Neuer Sozialismus (Oh Schreck!).
Web 2.0 und die Digitalisierung des Alltags
Dotcom-Boom, zweite Auflage: Web 2.0 = Cheap Technology + Social Web + Ubiquity. Kritiker verweisen nun auf mögliche Spätfolgen der freiwilligen Transparenz
…
Also ja, es wurde alles gesagt? Wem das alles zu bunt wird kann sich doch immernoch zurückziehen. Ob ich nun die obigen kommentare lese oder einen TechnoThriller, im Grunde kommt dasselbe dabei raus. Ich bin gethrillt, ich will wissen was an der neuen Technologie dran ist ,wer dahinter steckt, wieviel Geld fließt und wer die Guten sind.
Das kann langweilen. Es ist phantasielos und macht einfach garkeinen Spaß. Letztendlich bleibt mir nur noch Isolatr.com, da kann mir Datamining und Profiling am Arsch vorbei gehen.
Da bin ich absolut deiner Meinung – spiegelt meine Assoziationen dazu fast wörtlich wieder!
Denke mal, dass das Jahr 2006 ganz gut und Meinungsorientiert begonnen hat – bitte dringend weiter machen!
“Freie Meinung Rulez!”
Man kann Dir und Deinen Einschätzungen nur Respekt zollen und Recht geben!
Henry