Ich kann es nicht mehr hören
All das irrelevante Gefasel. Die deutsche Blogosphäre ist zu klein. Sie ist zu selbstfixiert. Niemand ausserhalb interessiert sich dafür. Sie wächst zu langsam. Es gibt viel zu wenig Blogleser, jeder Online-Auftritt einer Regionalzeitung hat mehr Leser. Sie ist zu unpolitisch, sie kümmert sich nicht um wichtige Themen, sie checkt Informationen nicht, sie hat keinen Impact und keine Leads, und ohne die Lieferarbeit der Medien wäre sie aufgeschmissen, denn allein aus Blogs kann sich keiner informieren. Und dann all das selbstfixierte Zeug, das geht gar nicht. Höchstens als Big Brother Ersatz, un mit Kultur oder Literatur haben sie nichts zu tun.
So der Remix aus den immer wieder gehörten Redebeiträgen aus ein paar halböffentlichen Debatten und Blogeinträgen der letzten Woche.
Na und? Selbst wenn es so pauschal stimmen würde: Na und? Die Leute interessieren sich nun mal für ihren eigenen Krempel. Es kommt individuell für mich weitaus mehr Gutes dabei heraus, als ich lesen kann – so viel Zeit habe ich gar nicht. Die Kriterien gehen mir am Arsch vorbei, weil es weder Kriterien der Relevanz sind, wie sie behaupten, noch relevante Kriterien. Da draussen kennt keiner die Regeln, sie wissen noch nicht mal, dass sie existieren. Es ist kein downgegradeter Journalismus, es ist keine unverständliche Medienrevolution oder ein zwingendes Massenmedium. Es ist eine Kultur, hört ihr das? – Kultur ohne Vergangenheit, es gibt keine zentrale Instanz, es gibt keine Deutungshoheit und keinen Zwang und keine Auflagenerwartung. Alles kann, nichts muss.
Ich nenne es Freiheit.
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Das schöne ist: man kann die Blogsphere gar nicht kritisieren. Alle Kritik perlt a priori von ihr ab, denn sie selbst ist ja nichts anderes als die tausendmal wiederholte Aufforderung: “Machs besser!”
Das Schönste ist: Auf jeden potentiellen Angriff gibt es immer ein Beispiel, das widersricht. Die B. ist nicht so oder so, sie ist simultan alles.
Wenn die deutsche Blogosphäre zu klein ist, warum habe ich denn diese furchtbar vielen Blogs in meinem Reader. Es werden immer mehr, also wächst das ganze doch (jedenfalls für mich). Momentan habe ich genau 9483 Blogs gelesen. Davon warscheinlich ca. 5000 komplett. Das in der Zeit von nur 4 Monaten. Welche Themen für mich wichtig sind kann doch nur ich selbst bestimmen. Was sind denn “wichtige Themen”? Was ist Kultur, und für wen ist was Kultur? Meine Regionalzeitungen kann mir nie die Menge an Information geben, die ich für nötig halte. Wer schreibt so einen Scheiss! Sind es die Leute aus der Papierbranche oder ein oder sind es ein paar blöde Politiker?
An alle die nichts von der Szene halten.
Welchen Reader benutz ihr, oder wieviele Blogs und welche habt ihr im Abbo?
Gruß
Helmut
PS das übliche. Also schnell hingekritzelte Fehler (so Ihr sie findet) behaltet alles für Euch.
sach ma Helmut, das meinst du doch jetzt nicht ernst, das mit den knapp 10000 Blogs, die du liest, oder? Du meinst sicher Blogeinträge, oder?
@don: also 1 bisschen wie die Mailboxszene der mid-eighties, stimms?
Na wenn das icht der alte “bloggen kann ich nicht ok ich geb's zu aber kommentieren und Blogger dissen kann ich ja trotzdem”-f-Randow der ostelbischen Gerontokratenpostille Die Zeit ist… Genau solche Figuren meinte ich.., selbst nix ausser einem Dutzend Versagerbleiwüsten mit Teils “gekaufen” Bloggern ins Netz schütten aber die Klappe aufreissen…
mspro: Datt iss wahr, ett sinn nur einträge. Hat mit dem Alter zu tun. Jetzt ist es schon wieder einer mehr.
Moment mal: Nicht am Gero v.R. packen! Auch wenn der (sich) vom Zug der ZEIT so’n bisschen abgekoppelt ist (hat), bleibt er ein Guter. Und mir ist die ZEIT (Kollege Jessen vor allem…) immer noch ein wichtiges Korrektiv zum geistesschwachen, aber bemüht meinungsmachenden Geschmiere der so genannten “Nachrichten”magazine und der Krickeria bei FAZ, SD etc pp
@Don: tja, war’n Versuch, ins Gespräch zu kommen. Fand die alte Mailboxszene sympathisch, wie die neue Bloggerszene auch, aber seither hat sich die tourettehafte Neigung zum Flaming offenkudnig nur verbreitet. Werde hier nicht mehr stören, bye.
Tja, es gibt sicher Blogger, die gegen Bezahlung auf lieb Kind mit der Zeit und ihrer onkelhaften Blogschleimerei machen, aber meine Wenigkeit schätzt es nun mal nicht, wenn man blöd angemacht wird, sei es nun von Randow-Herr oder Blogruf-Lakai.
@ Rainersacht: Doch. genau an dem Festmachen. Leute, die Blogbeklauung einer Tochter des gleichen Mutterkonzerns für legitim erachten (schon damals übrigens mit dergleichen “Argumenten” von wegen Flaming), bekommen hier sicher keinerlei unbestrittenes Podium für ihr Gefasel.
[Edit: Off-Topic-Kommentar von Falk Lüke gelöscht, geh Dein Blog woanders promoten]
kommt mir irgendwie bekannt vor das Thema, da war hier doch schon mal was mit Erfolg von Blogs, Bloggern, Bedeutung usw.
Gut dass man ein Weblog hat mit Archiv und Suchfunktion, muß man nicht alles doppelt tippen:
Blogerfolg:
http://www.rolf-langhoff.net/wordpress/?p=193
Hm, ich finde den Eintrag auch mit der Suchfunktion nicht mehr.
Ich billige selbst einem GvR zu, dass er seine Meinung seit September 2004 geändert haben könnte – deshalb mein Einspruch.
Und: Vielleicht sollte man den Vorwurf des reflexhaften Angreifens (Flamen ist ja noch was anderes…) auch mal am Stammtisch von Kleinbloggersdorf diskutieren. Könnte sein, dass es von außen so wirkt. Und das wäre falsch.
Technik macht Spaß :-(
der Eintrag vom 10.6.05 (Fluch des Generalisten) ist wohl futsch und nur noch im Google-Cache zu besichtigen. Das ist so ein nerviger Aspekt an Blogs, wenn die Quellen verblassen… ist aber ein neues Thema
@ Rainer: Verzeih, dass ich die Leserschaft ob des einen kleinen Falles nicht mit der ganzen Latte Randowscher Einlassungen 2004ff hier und anderswo belästige, das ist es nicht wert.
@ Rolf: da werde ich mal nachfragen – eigentlich sollte da nichts verblassen.
Man mag den deutschen Bloggern ja alles mögliche an den Kopf werfen, aber dass sie im Gegensatz zu englischsprachigen zurücksteht, entzieht sich meinem Verständnis. Wenn ich mich länger mit der sicherlich unübersichtlich großen englischsprachigen Blogosphäre auseinandersetze, komme ich immer gerne wieder zurück. M.E. bloggt man auf Deutsch deutlich reflektierter und weniger marktschreierisch. Das kann man auch als introvertiert und ohne Hebel interpretieren, aber besonders das Argument vom vorsintflutlichen deutschen Blogger erscheint mir nur als Trollen aus dem Etablissment. Oder muss ich jetzt aus dem Reflex heraus behaupten, dass die FAZ im Vergleich zur NYT nur ein Gurkenblatt ist?
Digitale (Kultur) Revolution in der FAS
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hat einen Beitrag von Stefan Niggemeier abgedruckt . Zum Glück gibts auch das Blog von Niggemeier, wo sich der Beitrag kostenlos nachlesen lässt, wogegen die FAS dafür einige Cent haben möchte.
Niggemeier n…
Die Bezeichnung von Bloggosphäre als
“KULTUR OHNE VERGANGENHEIT”
finde ich sehr treffend.
Im Grunde ist es diese abgekoppelte Freiheit,
die das bloggen so unterscheidet – und es besonders
dem Spiesser und dem Bildungsbürger – die IMHO
meistens Deckungsgleich sind, so ungeheuerlich
läppsch – unwichtig – unsachlich und einfach zu slebstbewusst frech
erscheinen lässt.
Genau dafür liebe ich das bloggen.
Nie war Gehirnschmalz ungefilterter zu lesen.
Die Zurschaustellung von Pseudo-interessen,
das mehr-Schein-als-sein – das kulturlerische
asskissing-syndrom des deutschen Establishment
wird durch die Bloggosphäre, die Lobby die keine ist,
gefährdet.
Ihr braucht uns, wir brauchen euch nicht.
Darum blogge ich, anstatt aufdringliche
Leserbriefe an Medien wie FAZ oder die Zeit zu
schreiben.
– AutorOhneVergangenheitregierung.
sonst noch was?
also eigentlich sag ich mir ja selbst immer, meinungen zu kopieren zeuge von fehlender persoenlichkeit, aber hier muss ich einfach mal zustimmen.
Ich habe verstanden, was Don meint, wenn er von der “Kultur ohne Vergangenheit” spricht.
Nähme man es a la lettre, wozu sich manch einer hier eingeladen fühlt, wäre rebellmarkt der Gegenbeweis.
@ “Spiesser und Bildungsbürger”:
Erst mal, wr, schreiben wir nach Diphtong nicht “ss”, sondern “ß”. Was nun die “Bildungsbürger” betrifft, so glaube ich nicht, daß Du auch nur einen einzigen davon je kennenlerntest.
Ich kannte sie, und sie waren unangenehm. Sie waren das, was Adorno vernichtend im Begriff der Halbbildung faßte. Was richtig unangenehm ist, erkennt man dann, wenn es die Bildungsbürger nicht mehr gibt. Denen konnte man noch ihre Halbbildung um die Ohren hauen. Nullbildung und noch stolz darauf raubt der Kritik – zunächst – ihren Gegenstand.
Ceterum censeo, daß Blogs nicht die größte Menschheitstat seit der Erfindung des Buchdrucks sind.
Löcher im Archiv
Das Zitieren von Quellen hat in Blogs oder allgemeiner in Hypertext im Vergleich zu Texten auf Papier noch die zusätzliche Funktion der Verlinkung zum Quelltext. Man gelangt durch einen Mausklick direkt zur Quelle; sehr praktisch wenn die Quelle …
Glasklare Analyse, die ich voll unterschreibe, von der zentralen Instanz Don Alphonso. ;-)
Schade nur, dass Du Gero von Randow nicht die Freiheit gegeben hast, hier mitzudiskutieren. Hast Du Deine Rosa Luxemburg nicht gelesen?
Nein, ich lese gerade Churchill:
“There is nothing so pleasing as to be shot at by one's enemy without result.”
Hi,
naja, so ganz ohne Vergangenheit ist diese Kultur nun nicht gerade. Angeklungen ist ja bereits die Mailboxscene der Achziger. Im Zusammenhang damit gab es auch mal das FidoNet (oder gibt’s das womöglich immer noch?), und auch das www hat Anfangs mal so ähnlich funktioniert. Und genauso wie diese Vorläufer damals macht auch das Bloggen heute einfach Spaß. Ich habe das Bloggen selber erst vor ein paar Monaten entdeckt, und es fühlt sich tatsächlich so ein Bisschen wie die logische Fortführung des FidoNets an. Das hat damals Spaß gemacht. Heute gibt’s stattdessen Blogs.
Von Churchill kenn ich nur den Spruch “No sports!” War übrigens kein guter Tipp, Churchill hatte permanent Depressionen und ganz fiese Krankheiten. Kann Dir, lieber Don, aber nicht passieren: Du bist ja sportlich aktiv in der Disziplin “Barone aus dem Blog kegeln” ;-)
Ich habe mich auch über diese immer wieder auftretenden Artikel etc. zu dem Thema geärgert – denn es ist schon komisch:
Lange Zeit wurden Blogs allgemein gelobt – geradezu gehypt – als kritisch, politisch, das Wache Auge der Gesellschaft oder was weiß ich.
Jetzt der Gegentrend – die Blogger sind “selbstverliebte egozentriker”, die Blogger sind unpolitisch, die Blogger reden nur Mist. Teilweise stimmt das ja eventuell auch.
Aber genau wie man vorher anhand von ein paar Einzelstücken die ganze “Szene” gelobt hat, versucht man sie jetzt – wieder Pauschalisierungen – in Grund und Boden zu stoßen.
Wieso kann man nicht einfach eine ausgewogene, neutrale Meinung von außen zur Blogosphäre einnehmen, frage ich mich…
Immer wieder fällt mir vor allem auch der gehässige Ton auf, mit dem die Blog-Welt von sog. anerkannten Journalisten kritisiert wird. Ich frage mich dabei: Warum ist das so? Wenn wir Blogger uns durch unsere Schreibe so sehr disqualifizieren, sind wir ja gar keine Konkurrenz.
Ein Blog ist wie jede andere ßusserung mündlicher oder schriftlicher Art in seinem Wesen schon von beliebiger Qualität, und es gehört zum Phänomen, dass jedermann bloggen kann – genau so wie reden. Den Grad der ßffentlichkeit bestimmt auch hier über kurz oder lang der Leser: Indem er das Veröffentlichte beachtet – oder eben nicht. Und diese Schwelle der Akzeptanz, dieses Indiz für Erfolg und Authentizität, entscheidet sich zwischen jedem Einzelnen Leser und dem Verfasser neu. Genau in diesem Prozess sehe ich den grundsätzlichen Wert meines Tuns und eine Form der Begegnung. Diese liegt sehr viel näher als bei einem Zeitungsartikel. Und so finde ich, dass es den Papier-Journalisten gut anstünde, mit etwas Respekt an die Beurteilung der Blogs heran zu gehen. Was passiert, wenn man dies nicht tut, beweisen verschiedene Repräsentanten dieser Gilde mit ihren eigenen Blogs sehr eindrücklich. Für mich ist es dabei manchmal recht tröstlich, zu erkennen, wie so ein Artikel eines mehr oder weniger etablierten Namens VOR der Redigierung oder Lektorierung intern aussehen mag…
dann muss ich mich nach diesem bericht nicht mehr wie ein klownad fühlen? ^^
na früher hat man die mp3 diebe verunglimpft und heute sinds die bösen blogger. vielleicht wird ja mal eine ganze industrie von uns leben und apple bringt den blogpod heraus ;-) *der vergleich hinkt…gebe ich gerne zu…nicht das mir da noch journalisten kommen!*
Ihr weisst noch nicht wie es mit Orkut ist… es ist viel schlimmer!