Edelentmant: Lüge, Bestechung und Diffamierung statt Dialog
Das Thema Edelman wird momentan immer weiter getrieben, denn zu den aktuellen Technorati-Debakeln kommt jetzt auch noch Neues aus Amerika dazu; Robert Basic und Patrick Breitenbach haben schon kurz darauf verwiesen: Der Edelman-Kunde Walmart ist mit einem Fakeblog aufgefallen, justament zu einem Zeitpunkt, da die miese Behandlung der Macjobber bei Walmart zu einigen spektakulären Prozessen und Urteilen (Gewerkschaftsseite) geführt hat. Aber schauen wir mal etwas genauer hin, da gibt es noch viel zu entdecken.
Kritik an Walmart ist nicht neu. Der Walmart Greeter ist der Inbegriff des schlecht bezahlten Jobs in den USA, Walmart macht den Einzelhandel kaputt und vertickt den billigsten Plunder ohne Rücksicht auf die Herstellung. Wenn McDonalds der Fettarsch Amerikas ist, ist Walmart die aufgequollene Gierfresse. Seit zwei Jahren versucht Walmart, zusammen mit Edelman aktiv gegen solche Meinungen vorzugehen. Edelman hat das Prinzip der Me2Revolution, mit der verkündet wurde, dass mit ihr die drittgrösste PR-Agentur der Welt auf Online Konversationen mit besonderem Augenmerk auf den direkten Kontakt zum Nutzer und Verbraucher setzt:
How can companies embrace this future of empowered stakeholders? Speak from the inside out, telling your employees and customers what is happening so they can spread the word for you. Be transparent, revealing what you know when you know it while committing to updating as you learn more. Be willing to yield control of the message in favor of a rich dialogue, in which you learn by listening. Recognize the importance of repetition of the story in multiple venues, because nobody believes something he or she hears or sees for the first time.
Dialog, das ist es, was Edelman für Walmart im Sinn hat, sagt man bei Edelman. Und wie finktioniert dieser Dialog? Nun, zuerst richtet man dafür eine Zentrale mit Leuten ein, die Erfahrung mit Kampagnen haben. Und man nennt es War Room. War Rooms sind in den Wahlkämpfen die Zentralen, in denen die eigene Kampagne laufend optimiert, der Gegner beobachtet, ausgeforscht und diskreditiert wird, mit dem Ziel, die eigene seite so gut und die andere so schlecht wie möglich hinzustellen. Bei Walmart sind durch Edelman die Topberater von Clinton während des Lewinsky-Skandals und Reagen während diverser Erstschlag-Ooopsies, und die machen aus ihrer Sicht des Dialogs mit denen da draussen gegenüber der New York Times Ende Oktober 2005 keinen Hehl:
Whenever possible, Mr. McAdam said, the war room will try to neutralize criticism before it is leveled.
McAdam war früher PR-Mann für die Zigarettenbranche. Neutralize ist militärisches Neusprech für Abmurksen, das in die PR-Branche gewandert ist. Damit könnte man eigentlich schon wieder Schluss machen und Edelman als bigotte Bande titulieren, die schön daherreden und in Wirklichkeit den widerlichsten Teil der PR-Branche auf das Internet ansetzt. Wäre aber schade, denn Edelman hat weitaus mehr Fehler gemacht, als den Dialog ausgerechnet aus einem War Room heraus zu beginnen.
Vielleicht hätte man besser die Klappe gehalten, denn die nächste Erwähnung in der New York Times war nicht mehr so nett. Die Zeitung veröffentlichte am 7. März 2006 einen grossen Bericht über die Versuche von Edelman, bei Bloggern nicht gekennzeichnete Walmart-Meldungen unterzubringen. Dass manche die PR tatsächlich ohne Quellenangaben abdruckten, war für die auch nicht gerade fehlerfreien Medien ein gefundenes Fressen. Edelman-Boss Richard Edelman sah sich gezwungen, die Sache auf seinem eigenen Blog schönzureden, während woanders, der Link ist später wichtig, begonnen wurde, sich auf Walmart und Edelman einzuschiessen.
Etwa zeitgleich wurde unter der Edelman-Ägide die Website Walmarktfacts zu einem zentralen Portal zur Kommunikation netter Walmartgeschichten auf Kundenniveau aufgebaut. Darunter finden sich auch zwei Blogs, die den mitunter den Anschein machen, als würden sie authentisch vom Leben von und bei Walmart berichten: Life at Walmart zu den Arbeitsbedingungen und Working Families for Walmart für die Kunden, die unter anderem aufgerufen werden, ihre Geschichten zu erzählen und sich für Walmart als Pressure Group politisch zu betätigen. Das alles ist bekannt, trotzdem behauptet letzteres Blog von sich:
Working Families for Wal-Mart is a group of leaders from a variety of backgrounds and communities all across America. Working Families for Wal-Mart are customers, business leaders, activists, civic leaders, educators and many others with first-hand knowledge of Wal-Marts positive contributions to communities.
Stimmt nicht, es ist eine Konstruktion von Edelman für Walmart. Es kommt aber noch besser: Diese von Edelman initiierte “Gruppe” betreibt auch noch das Blog Paidcritics, das versucht, Kritiker als käufliche Lügner zu enttarnen. Dass der Dialog bei allen drei Blogs über Kommentare und Trackbacks nicht möglich ist, ist eine kleineres Problem im Vergleich mit dem Umstand, wie hier “offen” und “ehrlich kommuniziert wird. Interaktiv ist es durchaus – es gibt eine Emailadresse, wo man bezahlte Kritiker verraten kann. Aber auch das schönste Blog hilft nichts, wenn es offline nicht klappt. So geschehen mit dem Working Families for Walmart Chef Andrew Young, einem nicht unclever gewählten Afroamerikaner, der es in einem Interview begrüsste, dass Walmart kleine Geschäfte kaputt macht:
“But you see those are the people who have been overcharging us selling us stale bread, and bad meat and wilted vegetables. And they sold out and moved to Florida. I think they’ve ripped off our communities enough. First it was Jews, then it was Koreans and now it’s Arabs, very few black people own these stores.”
Rassismus und Antisemitismus sind etwas anderes als gute PR. So ist das, wenn der Obermacker im War Room sich mit einer Granate die Zigarre anzündet. Da hilft auch kein schickes Blogteam bei Walmart mehr, das von einem Edelman-Mitarbeiter geleitet wird. Besonders nicht, wenn dieser Leiter erwischt wird, wenn er versucht, Kritiker zu kaufen, die er im Falle von Consumerist, siehe oben, auf sich gezogen hat. Sachen wie
“This is all off the record. What can we do to get you to stop writing about our companies?”
sind ausgesprochen unkluge Einlassungen, wenn sie nachher im Internet stehen. Natürlich ist das ein Dialog – aber unter Dialog läuft auch Folter, Lüge, Verleumdung und, wie hier, gewisse Angebote, um unerwünschte Dialoge zu beenden. Me2Revolution eben. Dass Edelman übrigens direkt hinter Working Families for Walmart steht, konnte man dann letzt Woche in einem Geständnis nachlesen. Zwei freie Journalisten hatten, von Walmart bezahlt, mit dem Wohnmobil eine Reise durch Amerika unternommen und Geschichten von den idllischen Walmarktparkplätzen aufgelesen und gepostet:
So I called my brother, who works at Edelman and whose clients include Working Families for Wal-Mart, in order to find out if wed be allowed to talk to people and take pictures in Wal-Mart parking lots.
Wer sie waren, wollten sie nicht sagen, aber rausgekommen ist es auch so: Die Business Week bringt alle unschönen Details über die Edelman-Walmart-Connection, durch die das Fakeblog angeblicher Walmartbegeisterter entstanden ist. Aber kein Schaden, wo nicht auch ein Nutzen dabei ist – so beschimpft die Autorin zum Schluss nochmal die bösen kritiker, die ihre Identität herausbekommen haben. Die Folge: Das Blog wurde weitgehend gelöscht, und auch der schicke zugehörige Flickr-Account ist nicht mehr. Alles Spurenverwischen hilft jedoch nicht weiter; der Photograph der Tour, ein freier Mitarbeiter der Washington Post, muss sich diesen knallharten Artikel des eigenen Hauses reinziehen und alle ihm entstandenen Kosten an Walmart zurücküberweisen. Sowas nennt man ein Exempel statuieren, und eine Warnung an käufliche Johurnaille, in Zukunft Edelmans Me2Revolution besser zu meiden. Dass Edelman damit selbst gegen die Richtlinien des Word-of-Mouth-PR-Verbandes verstossen hat, an dem sie selbst mitgeschrieben haben, ist nur eine Frage unter vielen, die jetzt seit vier Tagen zu einem Sturm der Entrüstung in der amerikanischen Blogosphäre geführt haben. Die vielen Edelman-Blogger, mitsamt dem Chef und dem bekannten Steve Rubel – hüllen sich in Schweigen. Die drittgrösste PR-Agentur der Welt hat einen PR-GAU hingelegt und hat es vier Tage nicht für nötig, sich dazu zu äussern.
HALLO?
Jaaa, werden manche sagen, das ist Amerika. Aber hier? Nun, hier sieht der Dialog so aus, dass man sich alle Mühe gibt, eigenes Versagen klein zu reden. Natürlich auf den “privaten” Blogs der Mitarbeiter. Hier mal ein Beispiel vom Formsache-Blog. Oder die deutsche Edelman-Chefin Kunze “die Amtliche” zum gleichen Thema, die glaubt, mit der Masche hätte man Leute zum nachdenken gebracht. Eine andere nette Sache passiert hier im Blog von Thomas Knüwer beim Handelsblatt. Thomas bringt eine Story der nicht unumstrittenen PR-Bloggerin Strumpette. Es dauert nur etwas mehr als eine halbe Stunde, dann steht im zweiten Kommentar
a) Strumpette. Hm. Vielleicht dient dieser kurze Post dem besseren Einblick: http://blog.basturea.com/archives/2006/05/18/no-strumpette/
Richtig, nein, Strumpette ist keine sexy bestrumpfte Ex-Super-Account-Directress mit Einblick in alles und jeden. Das ist ein “er”, der ein wenig enttäuscht scheint, von seiner “ungeheuren Erfahrung” (die ja jeder hat, der schon mal drei Wochen bei Müller&Meier-PR in Buxtehude Praktikum gemacht hat) zehrt.
Nicht nett, diese Behauptung, oder? Nun ist Strumpette Amanda Chapel nach allem, was man weiss, durchaus weiblich. Vor allem aber ist sie die vielleicht schärfste Kritikerin der Me2Revolution und hat immer wieder auf die Diskrepanz zwischen Realität und Anspruch hingewiesen. Von dem kommentierenden Edelman-Mitarbeiter würde man sich da, hm, durchaus mehr Distanz erwarten. Denn so, wie es da steht, ist es schwer, zwischen privater Meinung und Firmenspin zu unterscheiden – wenn es bei Edelmänern solche Unterschiede gibt.
Bleiben zwei Fragen: Was bedeutet das für Edelman – und was für Blogger.
Edelman hat 2000 Mitarbeiter, Walmart ist einer ihrer Grosskunden. Mit seinem multiplen Versagen hat sich der selbsternannte Dialogvorreiter Edelman weitere Aufträge dieser Art wahrscheinlich auf lange Zeit verbaut. Nachdem Me2Revolution das neue Hauptkennzeichen werden sollte, dürfte der “Brand” Edelman massiv Schaden leiden, weil alle Konkurrenten genau diese Geschichten bei den Kunden bekannt machen werden. Wenn der Zukunftsmarkt wegbricht, kann es gut sein, dass Edelman erheblichen Schaden davonträgt. Zumal nach dem letzten Streich auch ein Haufen Medienleute eher vorsichtig bei Edelmanschen Mitteilungen sein werden.
Was Blogger angeht: Ohne hier einen Manichäismus predigen zu wollen; Edelman ist der Erzfeind. Edelman interessiert sich einen Dreck für Dialog, sie interessieren sich für ihre Kunden und werden, siehe oben, jede Schweinerei machen, um die zufrieden zu stellen. Ausser vielleicht kritische Blogger erschiessen. Das Anschleimen, der Einsatz gekaufter Blogger wie Steve Rubel ist da nicht mehr als ein Hilfsmittel, gutes Wetter zu machen. Dialog in allen obigen kranken Edelmanformen ist nur ein Mittel zum Zweck. Ihrem Profit.
Nachtrag: Während des Schreibens kam die dürre Ansage von Richard Edelman rein, dass sie es tatsächlich waren und die Sache verbockt haben. Witzig finde ich nach vier Tagen peinlichen Schweigens den Versuch, es immer noch irgendwie hübsch aussehen zu lassen:
For the past several days, I have been listening to the blogging community discuss the cross-country tour that Edelman designed for Working Families for Wal-Mart. I want to acknowledge our error in failing to be transparent about the identity of the two bloggers from the outset. This is 100% our responsibility and our error; not the client’s.
Mitgefangen-Mitgehangen-Steve-Rubel der Grossmäulige, der ebenfalls die schmalen Lippen nicht aufbekam, verweist nur auf den Boss und fügt hinzu:
I am sorry I could not speak about this sooner. I had no personal role in this project. There is a process in place that I had to let proceed through its course. This is why it took some time.
Transparent. Direkt. Ehrlich. Edelman und seine Jünger haben absolut keine Ahnung davon, wie Blogs funktionieren.
Sorry, the comment form is closed at this time.
[…] Bloggen ist die neue Blase, die zur Zeit gewaltig anschwillt. Web2.0 ist in aller Munde, die PR-Firmen versuchen auf dem Markt das goldene Vlies zu finden und scheitern bis jetzt. Die Brause-WG und die Opel-Blogger sind stärker aufgefallen als die eingesessenen Verlage mit ihren mehr oder minder erfolgreichen Blog-Imitaten. […]
[…] vornehmen. bookmarken mit del.icio.usdel.icio.us Digg Furl reddit Shadows Spurl Yahoo MyWeb Yigg Trackback-URL Gelesen: 6 heute:6 […]
Hey, danke für den ßberblick. War mir neu alles.
Die Links hab ich jetzt nicht durchgeklickt, ich les lieber hier weiter:
http://ehrenreich.blogs.com/
“Edelman und seine Jünger haben absolut keine Ahnung davon, wie Blogs funktionieren.” Hey. Die haben keine Ahnung, wie Menschen mit mehr als einer Hirnzelle funktionieren.
[…] Vorhin den Artikel an der Blogbar und kurz darauf das Mea Culpa von Edelman und seinem Adjutanten gelesen und kurz mit meiner Frau darüber geredet, die auf gewohnt charmante Art meine Blauäugikeit entlarvte: […]
[…] Edelentmant: Lüge, Bestechung und Diffamierung statt Dialog Edelmann-Desaster par excellence (tags: PR aufreger walmart blogs) […]
Wow, eigentlich mag ich derartige Kommentare nicht. Was solls: Danke dafür, das ist hochinteressant und ich hätte Walmart bzw. “der PR” einiges zugetraut, aber sich schlicht so äh suboptiomal zu verhalten? Dann auch noch mit Antisemitismus gewürzt. Das wirkt wie ein Film.
[…] NACHTRAG: Bei Robert Basic und Don Alphonso steht jetzt sehr ausführlich die ganze Wal-Mart-Geschichte. Und der Hinweis auf den Mord an einer deutschen Edelmann-Mitarbeiterin. Manchmal kommt wirklich alles zusammen. […]
Die diversen PR-Codizes (hier eine ßbersicht) hat Edelmann vermutlich auch auf seine Fahnen geheftet. Zum Beispiel:
Edelmann, [xxx]!!
[xxx]: Bitte geeignetes Schimpfwort ergänzen
Interessante Story, lesenswert.
… “Als Adam pflügte, Eva spann, wo war denn da der Edelmann?” …
@Dr.Dean
Was soll man von einer Branche erwarten, die soviele Kodizes und Richtlinien hat? Allein im Bereich Pharma gibt es noch eine Reihe weiterer, die für PR-Agenturen relevant sind.
Um mal eine Metapher zu bemühen. Diese Kodizes sind sowas wie eine Tarnung, obwohl nur noch die vermeintlich getarnten an deren Wirkung glauben. Wenn es doch intern Zweifel daran gibt, dann wird halt ein neuer Kodex formuliert und beschlossen (ergo eine neue Tarnung sich besorgt).
Die Post macht sich demnächst auch einen Kodex: “In der Ausübung ihres Berufes verzichten die Briefträger darauf, die Briefe in die Briefkästen der auf den Briefen angegeben Adressaten einzuwerfen. Jeder Versuch, die auf den Briefen angegebene Adresse zu lesen, ist nicht zulässig.”
Fragt sich nur, wer bei strikter Einhaltung des Kodex noch Briefe zur Post bringen würde.
[…] Walmart versucht, mit Hilfe der PR-Agentur Edelman und Corporate Blogging, Kritiker zu neutralisieren. Don Alfonso hat die Story recherchiert. […]
“Der Bundesverband deutscher Gewohnheitsverbrecher verpflichtet sich, bei der Schutzgelderpressung keinerlei leeren Drohungen zu verwenden”.
Edelmann schreibt auch so hübsche Sachen wie:
?
“Dass der Dialog bei allen drei Blogs über Kommentare und Trackbacks nicht möglich ist, ist eine kleineres Problem im Vergleich mit dem Umstand, wie hier â??offenâ?? und â??ehrlich kommuniziert wird.”
Und so ein Satz aus deiner Feder?
Ja. Ich kann das. Ich gehöre schliesslich nicht zu den Gestalten, die eine englische Ltd. für ein paar Euro aufmachen, sich bei kleineren Skandälchen wie Ask-coms Bloggesponsoring gleich als selbsternannt bester Blogschmierer zur Verfügung stellen und ansonsten Kommentartrollschleim absondern, wenn sie glauben, dass da trafficmässig was zu holen ist.
Ich denke, Du vestehst, was ich sage. Und wenn ich jemanden von diesem Pack hier mal rauskicke: Ich habe nie gesagt, dass ich an Me2Revolution glaube. Ich glaube lediglich, dass die Blogberatung voller erbärmlicher Scharlatane ist, die ab und zu gezüchtigt werden müssen.
wunderbar! mister don, dir ist mit diesem text ein hervorragendes innvestigatives kunststück gelungen, dass in keinem lehrbuch zum thema “hinterfragung und kritisches denken” fehlen sollte. respekt für diese leistung!
>Edelman und seine Jünger haben absolut keine Ahnung davon, wie Blogs funktionieren.
Schlimmer: Sie haben sehr wohl eine Ahnung, aber sie scheren sich keinen Deut drum. Old School PR Arroganz.
Warum sollen sie sich darum scheren? Es geht um Umsatz und Kunden. Und nicht um die seelische Gesundheit und die Zufriedenheit von bloggern.
@strappato: Warum sie sich darum scheren sollten, danach zu handeln, was sie predigen? Oder “walk the talk”, wie es so schön heißt. Umsatz und Kunden rechtfertigen alles?
Umsatz und Kunden rechtfertigen alles?
Fast alles. Vielleicht nicht bei einer inhabergeführen kleinen PR-Agentur am Rande der Stadt. Aber bei so einem Kommunikations-Tanker wie Edelman.
[…] Die “Drei ???” nennen sich jetzt “Die Drei” und das Trio setzt sich zukünftig aus Jupiter Jones, Peter Crenshaw und Bob Andrews zusammen, unter blogspiel.de will Deutschlandradio Kultur zwischer Hörfunk und Blogosphäre vermitteln, allein ein Blog ist dort nicht zu finden, im law blog findet sich Katzencontent und die Edelmannaffäre nimmt ungeahnte Ausmasse an und wo zum Teufel ist mein Favicon? […]
Zu “Warum sie sich darum scheren sollten, danach zu handeln, was sie predigen?”
Sie sollten es aus ökonomischen Gründen heraus tun. Die Wirkung einer schlechten Nachricht (über ein Produkt oder ein Unternehmen) wiegt i.d.R. etwa um den Faktor 10 schwer als eine gute Nachricht. Das ist der Normalfall.
Im Fall von PR liegen die Verhältnisse m.E. aber noch ungünstiger, denn der Nachrichtenwert positiver Nachrichten (z.B. über zufriedene Walmart-Kunden) ist wegen der Glaubwürdigkeitskrise von PR und Marketing ohnehin herabgesetzt. Weniger freundlich formuliert:
Wer will solchen Lügenmäulern schon glauben?
Das bedeutet aus PR-Sicht u.a., dass die mit Kommunikationsmitteln herbeigeführte Reparatur eines gestörten Vertrauensverhältnisses ca. um den Faktor 20 bis 50 aufwändiger ist, als das von Markus angesprochene “walk the talk” bzw. die Berücksichtigung moralischer Mindeststandards. Es lohnt sich also eigentlich, rein ökonomisch betrachtet, schäbige Täuschungsmanöver zu unterlassen.
Meine Thesen zur Erklärung des Edelmannn-Desasters sind:
A) Die Edelmänner überschätzten sich, während sie meinten, man könne die ßffentlichkeit und Blogosphere problemlos anlügen.
B) Die Edelmänner und deren Auftraggeber kommen aus einer Top-down-Kommunikation gewohnten Welt, in der sich die vermeintlich dummen Konsumenten- und Stimmviecher als Adressaten der Kommunikation sich nicht wehren können. Blogs sind nun aber besonders reflexiv und kritisch.
Tja: Wirklich offener Dialog (z.B. in Blogs) überfordert normale PR-Leute recht schnell…
C) Die rauen Sitten des Auftraggebers sind ein gutes Stück weit auf den Kommunikationsauftrag durchgeschlagen. Der Einsatz von Täuschung, Lüge und Erpressung zur Erreichung der erstrebten Kommunikationsziele entsprach in etwa den Unternehmenssitten bei Walmart.
D) Die für den Walmart-Auftrag eingesetzten PR-Spezialisten waren PR-Menschen ohne Moral und Skrupel.
Richard Edelmann bestätigt dies zum Teil. So schrieb er heute in der Kommentarsektion in seinem Blog u.a.:
Da bin ich sehr neugierig, wie eine PR-Firma mit “best ethical behavior” in Zukunft überhaupt in der Lage ist, ein derartiges Mandat von Walmart anzunehmen…
Mein Eindruck ist, dass Richard Edelmann und seine Firma nicht nur erstaunlich lange benötigten, um “all die Fakten zu verstehen”, sondern den Umfang des eigenen Versagens immer noch nicht begriffen haben.
Krempasky ist der Name des Verantwortlichen. Zu doof, dass sie den nicht feuern können.
Zu dem Punkt der gekauften deutschen und amerikanischen Blogger – ich glaube, dass da Blogs die ihr eigenes Geld mit Schreiben und Werbung verdienen schon als bessere Alternative erscheinen, als solche, die sich einen Namen machen und dann kaufen lassen.
Hmm, der Artikel ist jetzt fast 24h Online. Wo sind denn die Edelman-Kriesenkommunikationsblogger? Ich würde wirklich gerne eine Erklärung zu Kommunikation – Göbbels-Style – hören:
Wenigstens ein paar Ausreden müssen doch drin sein, oder? So eine klitzekleine Ausrede. Irgendwas. Büdde, büdde, büdde. So einen Hauch der großen Kommunikationskunst. Nix?
Es ist nach halbinoffiziellen Darstellungen so, dass Young angeblich eine eigene Agentur hat, und die wiederum angeheuert wurde, innerhalb des Edelman-geschaffenen Projekts den Chef zu stellen. Schaut man sich Young und seine Agentur Goodworks einmal genauer an, stellt man fest, dass Young eine hired gun ist – die PR-Firma ist er selber. Ausserdem verweisen Edelmäner darauf, dass da auch nich andere mit rumwurschteln. Kurz, man will ums Verrecken nicht sagen, inwieweit man bei Working Families drin steckt. Allerdings hat auch keiner Business Week und anderen widersprochen, die das Projekt als komplette Edelman-Konstruktion vom Dezember 2005 bezeichnen. Geleitet wird es Edelmanseitig vom Rathergate-Macher Mike Krempasky, was der sache nochmal einen anderen Beigeschmack gibt – den der right wing/rechtsradikalen Verbandelung.
Lustigerweise genügte heute aber ein Kommentar einer Bloggerin an Richard Edelman, dass ein Text von ihr von einer WFWM-Seite gelöscht wurde – und Edelman hat sie auch angemailt.
Kaufen lassen ist, denke ich, noch nicht mal das Problem. Es ist wie bei den Opel-Testern: Problematisch ist es erst, wenn das eigene Blog und die persönlichen Beziehungen reingezogen werden. Aber genau das machen die Leute, leider auch in Deutschland.
Wie soll man sein eigenes Geld mit blog-Schreiben und Werbung verdienen, ohne sich kaufen zu lassen? Und wo sind die besseren Alterativen?
Keiner, der sein Geld mit blogs und Werbung verdient, wäre bei der peinlichen Edelman-Runde rausgelaufen. Daher wurden die ja auch eingeladen. Um es mal ganz hart und vielleicht ein wenig überzogen zu formulieren: Die haben sich vorgeführen lassen. Schon das Video mit Spreeblick-Johnnys neuen Loft als lustiger Einstieg hat die gebotene kritische Distanz zu Edelman zerstört. Ich hätte an Edelmans Stelle, die auch im Office rumblödeln und vloggen lassen. So wird eine kumpelhafte Stimmung erzeugt. Ein guter Einstieg für das nachfolgende Abschlachten durch Frontal-Kommunikation und Mundverbieten durch die ungewohnte englische Sprache.
Es geht nicht um Richard Edelman, selbstgesteckte Ziele, Vertrauen, me2Revolution usw. Entscheidend sind die alltäglichen eingeübten und entwickelten Methoden und Handlungsweisen, wie man Menschen gut oder schlecht aussehen lässt und wie man Meinungen erzeugt und verändert.
Ich habe hohen Respekt vor Johnny, der klar gesagt hat, dass sie ein Honorar für sein Erscheinen gezahlt haben, und der sie dann im Blog ziemlich hart rangenommen hat. Die Veranstaltung in dem hässlichen, leeren, hallnden Konfi war ohnehin sowas von surreal, dass ich nicht verstehe, wie man sie überhaupt online stellen könnte. Grauenvoll. Allein schon das Englisch der Agenturleute. Ein Horror.
Ob man mit Rausgehen was gewonnen hätte – keine Ahnung. Man hat keine Radaubrüder eingeladen, das war aber sicher so gewollt.
letztlich spielt es aber keine Rolle mehr. Dieses Beraterzeugs hat sich längst in seine eigenen Sphären vertschüsst – da sind die SinnerSchrader edelman FischerAppelt JungvonMatts, die auf allen Konferenzen den gleichen Schmarrn von einer Szene erzählen, von der sie keine Ahnung haben, und dann ist noch die Barcamp Cola-WG Blogtalk B-Liga der kleineren Adabeis, mit einigen ßberschneidungen. Blogger von wenigen mehr oder weniger erprobten kuscheligen Ausnahmen mal abgesehen, laden die ohnehin kaum mehr ein.
und nein, ich bin da wirklich nicht traurig drüber, sollen sie sich doch an den Buffets mästen, der Metzger wartet schon im Küchenabteil der Blogbar.
Man kann eigenes Geld mit blog-Schreiben und Werbung verdienen, ohne sich selbst zu verkaufen. Es steckt aber dann wirklich viel Arbeit dahinter: der Blogger ist zuerst auf irgendeinem Gebiet fachlich richtig gut, die Leute wollen seine Artikel lesen und er bindet eine feste Lesergemeinde. Dann /könnte/ er sich etwas Werbung ins Blog holen. Die Werbung muss natürlich angemessen eingesetzt werden und er darf sich nicht korrumpieren lassen. Damit könnte eine Situation entstehen, in der alle Seiten gewinnen. Das passiert aber selten, weil es nur wenige gute Leute gibt, die das Geld aus der Werbung nötig haben. Es scheitert auch daran, dass die Werbung oder PR eben meist /nicht/ der Situation und der Person des Bloggers angemessen ist.
P.S.: Dass sie hierzulande nichts sagen, heisst nicht, dass sie es nicht beobachten.
Aber, aberaberaber, was man so hört, gibt es bei Edelman so eine Art Maulkorberlass in der Sache: Runterkochen lassen, keinesfalls auf Debatten in anderen Blogs einsteigen.
HALLO EDELMßNER WO SEID IHR! HALLO?
Abtauchen, kurz was zugeben, abtauchen, das ist alles, was sie tun.
Wow, ich liebe Strumpette! “enemies of the blogosphere”, und eine Rücktrittsforderung:
â??To live up to its premise, to fulfill its promise, the Me2Revolution must be prepared from time to time to correct its course,â?? declared Amanda Chapel, managing editor of Strumpette. â??Richard Edelman and Steve Rubel have committed numerous acts of abject betrayal that, under any revolution worth the name, would have resulted in their execution in the public square. Edelman and Rubel hurt us, hurt blogging, and hurt PR as a whole.”
Das Thema wird noch länger an Edelman kleben. Wer will, kann bei Strumpette unterschreiben.
Das sollte auch nicht gegen Johnny gerichtet sein. Sein Bericht war wohl der klarste und schonungsloseste.
Den Nutzen dieses Videos? Man muss ihn mal mit anderen Augen sehen. Für potentielle Kunden, die von blogs nur das wissen, was sie mal zufällig in einem FAZ-Artikel aufgeschnappt haben, ist das Video nicht schlecht. Besser englisch können die auch nicht. Und es ist etwas, was die Deutschland-Frontfrau im US-Headquarter als Outcome von dem Technorati-Projekt vorzeigen kann. Das läuft ja auch in anderen Ländern. Der Druck und Wettbewerb Ergebnisse und Umsätze zu generieren ist gross. Blöd wäre es, wenn man mit ganz leeren Händen dastehen würde.
Ich kritisiere nur, dass alles Geschwätz von einer neuen Kommunikations-Kultur lediglich leere PR ist, wenn die internalisierten Regeln und Methoden nicht abgelöst werden. Und das geht in einer Riesenkommunikationsmaschine wie Edelman mit 2000 Leuten in unterschiedlichen Ländern nicht. Nicht von ungefähr werden bei Mergern oft die Mitarbeiter eines Unternehmens innerhalb von 1-2 Jahren ausgetauscht. Auch ein Unternehmenskulturproblem.
[…] Ich staune ja immer wieder. Große, internationale Unternehmen mit guter finanzieller Ausstattung tun sich oft schwer mit neuen Medien, wie beispielsweise dem Bloggen.Warum können sie die Zusammenhänge nicht verstehen, auf die es ankommt und warum machen sie so komische Road-Show-Veranstaltungen? Edle Männer (und Frauen:) die “PR-Profis” der Welt und Leute des größten Blogger-Tools, Technorati, setzen sich mit Bloggern zusammen, um denen die Blogsphäre zu erläutern. Darüber müsste sich jeder etablierte Blogger schon wundern und hat das auch, wie man in diesem ehrlichen Video sehen kann. […]
Das schönste aus der Edelman-Sphäre ist für mich der Begriff
“Horizontal conversation”
Hrrrr… gnhhhchhhhihii….pfpfpffhh…HAHAHAHAHAHAHA!
We call it PRostitution.
Och meno. Ich wollte doch nur ein paar richtig kreative Lügen Ausreden hören. Was ist stattdessen? In der Krise entfällt die Kommunikation. Das nennt man im PR-Sprech “Krisenkommunikation”, gell?
Was ist denn so schwer daran das große Ausredenbuch auf Seite 1031 aufzuschlagen, blind auf eine Ausrede zu tippen und diese vorzutragen? Wenn man dabei vom Blatt abliest kann gar nichts schiefgehen. Ich will einen Positiv-Spin [fußaufstampf].
Wofür bekommen die denn ihr Geld? Ach so, für’s Editieren einer Seite mit der sie nichts zu tun haben.
Eine Stunde Frontal-Berieselung. “Horizontal conversation”. Das neue war dann wohl, dass sie das Podium für den Sprecher weggelassen haben. Sehr innovativ.
Höhö. Nach redstate.com gleich der nächste Reinfall.
Und der 8. November kommt ja auch noch.
[…] Da kocht wieder was: Walmart und Edelman. Aber was kümmert es uns noch? Walmart hat hier in D das Handtuch geworfen und ist zurück nach A. Gut So! Denn wir wollen hier in D keine amiAs. Bei Walmart kaufe ich nichts, schon aus Prinzip! […]
Noch mehr fallout:
Strike Three for Edelman
@Erwin: Speziell Edelman Hamburg hat zur Stunde anderes im Kopf als sich mit PR oder “Ausreden” zu beschäftigen. Ich möchte dich bitten dich diesbezüglich im Ton zu mäßigen. Die Gründe lassen sich leicht ergooglen.
Ich habe den Eindruck, auch wenn man das als Leichtgläubigkeit deuten könnte, dass Richard Edelmann die Angelegenheit äußerst ernst nimmt. Er schrieb vor ein paar Stunden:
Tatsächlich glaube ich, dass der einzig gangbare Weg für PR im Blogbusiness in einem glaubwürdigen und nachprüfbaren “walk the talk” besteht. Sollte das tatsächlich geschehen, so ist das auch eine Chance für Teile der PR-Branche. Das würde aber auch bedeuten, allerhand Praktiken, z.B. “War rooms” oder das Neutralisieren von Kritikern/Kritik, und sogar bestimmte Mandate künftig aufzugeben.
Wegen der Vorgänge in Hamburg, mein Beileid!
[…] Blogs! Buch Blog » Edelentmant: Lüge, Bestechung und Diffamierung statt Dialog Interessantes über Edelm… (tags: Politik blogs) […]
@strappato: Ich meine es so, dass das was du sagst gerade nicht geschieht – also nicht abhängig zu sein von einzelnen Unternehmen / Werbern und vor allem Kaufaktionen.
Es wurde / wird viel über Werbung in Blogs geschimpft. Und einige derer die sich mit dem Schimpfen u.a. darüber Ruhm, Ehre und Aufmerksamkeit aufgebaut haben, lassen sich jetzt – in welcher Form auch immer – kaufen oder machen das, worüber sie vorher öffentlichkeitswirksam geschimpft haben.
Nun nehmen wir mal an (wird wohl auch so gewesen sein), dass es da ein paar ehrbare Blogger gab, die etwas interessantes Schreiben – vielleicht sogar nützlich oder was weis ich -, und sich das ganze durch Werbung finanzieren lassen wollten.
Da sie aber ehrbar und ehrlich waren, haben sie nicht erst Aufmerksamkeit durch Schimpfen erzeugt, sondern ganz einfach offen präsentiert, was sie machen (wollen).
Puuh Werbung!
Genau.
Tja nix draus geworden – und einige derer, die indirekt zu ihrem Untergang beigetragen haben, lassen sich jetzt – in welcher Form auch immer – kaufen.
Ich weis nicht, da wirken doch offene kommerzielle US-Blogger doch gleich ganz anders. (Da sollen solche Fälle ja erfolgreich arbeiten.)
Damit meine ich nicht irgendwelche Gammel-Spam-Blogs. Da fällt mir gerade was ein: Warum gibt es keine zwei Hände (ich sage extra zwei, weil es ja einzelne Beispiele gibt) voll deutsche Blogs mit guten und allgemein interessanten Inhalten, entsprechend vielen Besuchern, die sich selbst finanzieren können und damit unabhängig sind?
Liegt es mit an der zuvor geschaffenen Atmosphäre?
Nun stell sich mal einer solche Blogger vor – verdienen ihr eigenes Geld, sind nicht von einzelnen Unternehmen abhängig, müssen sich nicht mal hier, mal da etwas Geld zuschieben und was bezahlen lassen – kurzum: Können sich frei äussern – egal zu was.
Das würde ich ganz vielen wünschen.
(Das geht natürlich noch viel einfacher, wenn man sein Geld andersweitig verdient und am Feierabend bloggt. Wobei waren bei den Feierabend-Bloggern nicht auch ein paar käufliche dabei? Und wie war das mit der Abhängigkeit vom Arbeitgeber – steht da nicht im Artikel oben auch etwas?)
“Tatsächlich glaube ich, dass der einzig gangbare Weg für PR im Blogbusiness in einem glaubwürdigen und nachprüfbaren â??walk the talkâ?? besteht.”
Vertragen sich PR und Glaubwürdigkeit / Nachprüfbarkeit miteinander?
Wenn man glaubwürdig und nachprüfbar handelt, wozu brauch man dann PR?!
@ André
Die Erfahrung mit Printmedien hat gelehrt, dass Anzeigenkunden (beispielsweise durch Verweigerung von Schaltungen) durchaus Einfluss nehmen auf das, was geschrieben werden darf.
Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass man ein wirklich freier Blogger sein kann, der sich selbst finanziert. Das Selbstfinanzieren läuft doch immer auf Werbung auf dem Blog raus (oder ich bin jetzt einfallslos und habe Mattscheibe, wie das denn noch anders gehen soll). Oder höchstenfalls paid content. (Letzteres ist für Blogs witzlos, es verdirbt die Spontaneität.)
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Wenn man glaubwürdig und nachprüfbar handelt, wozu brauch man dann PR?!
Interessante Frage. Früher hieß es, PR sei: Tue Gutes und rede drüber.
Es wird nach wie vor so sein, dass “ein gutes Unternehmen” auch über seine ordentlichen und glaubwürdigen Taten berichten sollte. Und nicht im stillen Kämmerlein verschweigen ;-)
[…] Ah, die Edelman-Geschichte. Ja, ja, ich hatte ein amüsantes Wochenende damit, doch. Und weil Don Alphonso nochmal die Sache mit Walmart für den Nicht-Kenner wunderbarlichst aufbereitet ist mein Grinsen noch ein wenig breiter… […]
[…] Mein an Mittelohrentzündung erkrankter Sohn kraxelt um 3.10 Uhr auf dem Sofa und auf mir herum (seit 1.30 Uhr, vorher im Bett genauso, nach einer Stunde habe ich kapituliert und bin hierher umgezogen, wo ich wenigstens mit einer Hand noch ein paar Posts lesen kann – wenn ich wüsste, welches seiner vier Medikamente diesen Wachzustand ausgelöst hat, könnte ich gezielt nur das auch nehmen). Nirgends gefallen ihm Position und Lage so richtig, was auch immer gleich lautstark kundgetan wird. […]
[…] Lyrics Keine Kommentare – jetzt Kommentar schreiben » Noch keine Kommentare. RSS-Feed für Kommentare zu diesem Beitrag. Einen Kommentarhinterlassen […]
@Vroni: Deshalb sollte es wohl eher auch “kleinteilige” Werbung sein – auch wenn ich mir mit der Qualität von z.B. Adsense-Anzeigen auch nicht immer so sicher bin, ist das z.B. etwas wo man einen höheren Grad der Unabhängigkeit erreichen kann (oder auch Partnerprogramme – da hat ein einzelnes nie so viel Gewicht).
Ein Blog wird sowieso weniger in den “Genuß” von TKP-Anzeigen kommen – das wäre für Blogs so ein Fall wo man von 1 oder 2 Kunden abhängig werden kann.
Oder wenn man nur 1 oder 2 Hauptpartnerprogramme oder einen ständigen Hauptsponsor hat, wird man über die wohl nie negative Dinge aufgreifen (kann man auch real beobachten).
Und nein eine andere Selbstfinanzierungsmöglichkeit als Werbung sehe ich nicht, da die anderen Methoden, die du erwähnst doch gerade das Gegenteil von Unabhängigkeit und damit das gesehene verursachen.
Ups: Natürlich gibt es noch das Bezahlmodell – sauber, rein und unabhängig. Nur läuft das leider nicht – auch bei besten, informativsten … Inhalten wie schon seit Jahren bei den großen zu hier und übern Teich zu sehen.
Ich habe halt so die naive Vorstellung, dass Werbung so einsetzen kann, dass man unabhängig ist – oder einen sehr hohen Grad erreicht.
Da ich aber selbst nicht in der Situation bin, kann ich das nicht überprüfen. Ich denke aber, dass es bei klassischen Online-Medien ein paar Beispiele dafür gibt.
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Das mit dem gutem und darüber reden kam mir gestern auch in den Sinn. Nur wird doch in diesen Fällen das gute meist nur zum Vorzeigen gemacht, oder?
Und wieso brauche ich für ehrliche und offene Mitteilungen über mein Geschäft / Unternehmen / Handeln ein PR-Unternehmen?
Vielleicht liegt es natürlich auch u.a. daran, dass etliche bzw. Teile der Printmedien PR als natürliche Artikelquelle ansehen und nicht selbst nach ehrlichem und offenen Handeln suchen?
In der Realität wird es natürlich immer PR-Agenturen geben, werden wohl auch benötigt etc. pp. Das trifft aber auch auf Politiker zu, die vor der Wahl sehr überzeugend mit den Lasten für die Betroffenen PR gegen eine 2-Prozent-MWSt.-Erhöhung machen – auch in Blogs wie beim Focus – und nach der Wahl sogar mit dafür sorgen, dass die Erhöhung 3 Prozent beträgt (nur mal ein klitzekleines Beispiel aus dem reichem Reservoir der politischen PR).
Ich hab die zugegeben sehr negative Einstellung, dass business blogging zwangsläufig in diesen fragwürdigen PR-Maschen aufgehen wird.
Business in billigen Medien geht eben nur über die Erreichbarkeit der Massen und die stehen nun mal leider nicht so auf kritische Hinterfragung.
So ähnlich wie bei Privatsendern in den 80/90ern (die ich auch nicht brauche).
Ist nur mein Gefühl.
Das Web ist groß – und ich gehe den Fuzzies einfach aus dem Weg. Die Nase ist doch ein ganz untrügliches Organ: Riecht’s irgendwo nach PR, macht der Finger “Klick” …
Den Fuzzis aus dem Weg gehen, ist einfacher gesagt als getan :-)
Online-Fachzeitschriften sind voll von PR. (Print-Fachzeitschriften sind zur Hälfte oder darüber hinaus PR, die W&V ist auschließlich PR). Als ich merkte, dass beispielsweise http://www.marketing-im mittelstand.de eine endgültige und perfekte PR-Schleuder ist, die höchstens zur Konkurrenzbeobachtung taugt, war ich leider schon zahlendes Mitglied :-) Selber schuld. Natürlich bin ich dann nix wie raus. Möcht nur damit illustrieren, dass auch jemand auf PR reinfallen kann, der halbwegs – da selber Werber – mit den Eigenheiten und der Sprache der Branche vertraut ist.
@ André
“Und wieso brauche ich für ehrliche und offene Mitteilungen über mein Geschäft / Unternehmen / Handeln ein PR-Unternehmen?”
Leider fehlt vielen Unternehmen das Händchen für Sprache. So blöd es klingt, selbergestrickte Eigenmitteilungen mancher Häuser klingen zum Davonlaufen. Obwohl die eigentlichen Inhalte stellenweise superinteressant sind, gelingt es ihnen, diese dermaßen dämlich und bieder auszudrücken, dass sie kein Borstentier lesen mag.
“Geleitet wird es Edelmanseitig vom Rathergate-Macher Mike Krempasky, was der sache nochmal einen anderen Beigeschmack gibt – den der right wing/rechtsradikalen Verbandelung.”
Ahem.. Don Alphons?
Mike Krempasky, ist das nicht der Mensch von redstate.org? Der beste Freund von jenem Ben Domenech, der vor einer Weile sehr, sehr kurzfristig offizieller Leitblogger bei der Washington Post war, bis sie ihn nach einer Woche wegen Plagiarismus rausgeschmissen haben? Dann sollte der doch eigentlich wissen, wie unangenehm es werden kann, mit unsauberen Sachen vor die Blogger zu treten. Lernen diese Leute denn gar nichts?
Doch, genau der. Der übrigens noch überhaupt nichts zu dem Fall gesagt hat, und dessen Erwähnung mit eisigstem Schweigen bei Edelman beantwortet wird.
@Vroni: “Leider fehlt vielen Unternehmen das Händchen für Sprache.”
O.k. hast gewonnen. ;-)
[…] Und Don wird gerade warm und stellt sich schon mal in die Mitte der Straße mit ner Kugel im Lauf. Und nicht nur einer: Peng Peng Peng. […]
[…] Dr. Dean ergänzt an der Blogbar: Tatsächlich glaube ich, dass der einzig gangbare Weg für PR im Blogbusiness in einem glaubwürdigen und nachprüfbaren â??walk the talkâ?? besteht. Sollte das tatsächlich geschehen, so ist das auch eine Chance für Teile der PR-Branche. […]
Nachtrag: Die NZZ schreibt über Blogs und PR und erwähnt auch das Fake-Blog der glücklichen Wal-Mart-Reisenden.
[…] Ein Beispiel für eine solche Panne ist das Wal-Marting Across America Blog, in welchen Angeblich ein Pärchen darüber berichtet hat wie sie durch die USA gereist sind und nur auf Wal-Mart Parkplätzen kampiert haben. Jeder Wal Mart wurde dann natürlich fotografiert und es gab Interviews mit Mitarbeitern. Es stand jedoch nirgendwo, dass das Blog zu Edelman gehört, welche für die Public Relations von WM zuständig sind. Als das herauskam gab es einen Sturm der Entrüstung quer durch alle Blogs und der Ruf von WM ist in den Keller gerutscht. […]
[…] Tja… was ist davon zu halten? Puh…Ich find’s schon ein wenig heftig. Vor allem Punkt 6 und das Faken von Video-Titeln. Andererseits ist es natürlich extrem konsequent und wenn die wirklich diesen Erfolg haben, werden sie sicher nachahmer finden, was den sozialen Aspekt ziemlich unterminiert. Ich glaube, dass solche Aktionen langfristig nichts bringen. Im Long-Tail-Web kommt dir immer einer drauf, und dann hast Du die ganze Blogosphäre mit allen Dons dieser Welt am Hals. Viel zu gefährlich. Dann irgendwie doch lieber ein paar tausend Klicks weniger. […]