Wie man ein Leitmedium in weniger als 2 Wochen ruiniert,
macht Michael Arrington gerade vor. Arrington hat die auf Web2.0 spezialisierte Wirtschaftsseite Techcrunch.com gegründet und so gross gemacht, dass die Grossen der Wirtschaftspresse bei ihm abschreiben. Für Scharlatane Gründer solcher Firmen kann ein positiver Beitrag bei Techcrunch den Weg zu einem Investor freimachen. Den in diesen Kreisen guten Ruf hat sich Arington hart erarbeitet.
Und jetzt zeigt sich leider, was dahinter steckt. Letzte Woche hat Arrington die Autoren des englischen Techcrunch-Ablegers mehr oder weniger vor die Tür gesetzt, weil sie nicht seinen Wünschen in Bezug auf die Berichterstattung über die missratene Konferenz Le Web 3 gebeugt hatten – hier eine Zusammenfassung der Ereignisse.
Nach den gegenseitigen öffentlichen Anschuldigungen, Vorwürfen und Indiskretionen sollte man meinen, dass beide Seiten genug Schaden haben und klüger wurden. Die englische Crew war nicht faul und setzte eine Alternative zu Techcrunch auf, genannt Vecosys, und weil man in England gut bekannt war, hatte man schnell auch Werbung auf der Techcrunch-Konkurrenz. Sagt dessen Macher Sam Sethi.
Weil Micheal Arrington nochmal nachgetreten hat. Und zwar auf eine ziemlich neuartige Weise. Direkt und offen auf jeden Fall, soweit man das bei Vorwürfen wie Unterschlagung, Lüge und gezielte Provokation des Rauswurfes sagen kann. Glaubt man Arrington, hat Sethi den Exzess inszeniert, weil er die Alternative zu Techcrunch schon lange geplant hatte. Das Problem bei dieser Behauptung: Der grundlegende Moment des Konflikts, die Bezeichnung “Asshole” von Loic Le Meur für Sethi. war sicher nicht vorhersehbar. Entsprechend logisch klingt für mich die Antwort von Sethi.
Arringtons Ausfall liest such für mich wie ein Traktat eines besoffenen Verschwörungstheoretikers – oder eben eines Mannes, der einen Fehler gemacht hat und nicht begreifen will, dass er in diesem Fall nicht gewinnen kann; also versucht er es mit einer Schmutzkampagne. Dabei kommen aber so viele Interna zum Vorschein, dass ich sagen würde:
1. Der hat sich nicht unter Kontrolle
2. Der begreift nicht, dass er zu weit geht
3. Der ist gegenüber seinen Kunden unberechenbar
4. Wer so einen Knick in der Optik hat, ist alles andere als ein guter Berichterstatter.
Nun ist Bloggen sicher nicht dazu da, sich immer am Riemen zu reissen, Blümchen zu streuen und alle miesen Arschkrampen des Netzes ein Bussi aufs Bauchi zu geben. In gewisser Hinsicht lebt die Glaubwürdigkeit auch von Ecken und Kanten; Persönlichkeit definiert sich auch durch Ablehnung. Das Problem bei Arrington ist aber, dass man jenseits des “Popcorn und Beinehochlegen”-Effekts möglicherweise eher ungern mit so jemandem Kongresse und Geschäfte machen möchte. Wer weiss schon, was einem dan demnächst um die Ohren fliegt, wenn man sich gerade mal der Aufforderung widersetzt, einen Kommentar zu löschen.
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wolle rose kaufen ?
Unberechenbarkeit hat ihre Vor- und Nachteile.
Die echte oder vermutete Macht der Blogger, auf die sie sich was einbilden, ist auch die der Unberechenbarkeit. Oder nennt es die Kunst des Verblüffens. Ab und an muss man natürlich auch positiv verblüffen. Sonst ist der Ruf on the long term tatsächlich ruiniert und nicht nur im schmalen Zeitfenster von zwei Wochen. Wobei bei der heutigen Geschwindigkeit, bei der Wissen nicht länger hält als Fisch, zwei Wochen nachgerade unendlich sind, ich weiß.
http://www.stern.de/wissenschaft/natur/:Unberechenbarkeit-Die-Kunst-Verbl%FCffens/547744.html
Ein Strauß Narzissen
oder
Das Leben im Web 2.0
Das hier ist eine riesen Schweinerei. Ein gewisser Mario Dolzer aus Bayern, der mit einem Schlag 1541 Blogeinträge erzeugt hat und jetzt die ersten 150 Suchseiten von irgendwelchen Blogsuchmaschinen aber auch viele Suchseiten in Suchmaschinen verstopft, weil er ewig viele Top-Suchwörter in den Text integriert hat. So jemand gehört angezeigt und aus dem Web verbannt, und ihm soll auf ewig die Gewerbelizenz entzogen werden.
Arrington ist allerdings schon länger ein unsympathischer Mensch.
Sowas kommt halt irgendwann zurück – vor allem im Netz.
Wow,
super Mario ist wieder da ;-)
Man kan nvon ihm halten was man will, aber clevere Ideen hat der gute Mann. Sei es damals der DomainEngel oder jetzt das Domain Blog – wird ihm wieder einiges an X-Mas Euro beschaffen
“Nun ist Bloggen sicher nicht dazu da, sich immer am Riemen zu reissen, Blümchen zu streuen und alle miesen Arschkrampen des Netzes ein Bussi aufs Bauchi zu geben.”
das ist der satz des monats. gratuliere.
Ein Problem mit diesen ganzen Web2.0-Konferenzen ist doch, dass man sie heute eigentlich gar nicht mehr braucht. Das Web ist selbst eine permanente riesige Konferenz. Wer heute noch auf eine selbige geht, will sich doch nicht mehr informieren. Das kann man schließlich zu Hause vor dem Computer. Konferenzen sind nur noch reine PR-Veranstaltungen (Versuch der Herstellung einer Hackordnung durch Aufstellung einer Referentenliste) und auf PR reagiert die Bloggosphäre mittlerweile allergisch.
Web2.0-Konferenzen erweisen sich aber trotzdem als interessantes anthropologisches Beobachtungsfeld für die Selbstdarstellungsversuche von Internet-Entrepreneuren. Hat man sie bisher zu Recht bewundert für ihre Leistung, ein funktionierende Web-Geschäft hochgezogen zu haben, blamieren sie sich grandios, wenn sie sich vom harten Tagesgeschäft ob ihrer verdient gewonnenen Milliönchen in loungige VC-Sesselchen fallen lassen und sich als Web-2.0-Propheten versuchen. Dann erst merkt man, wie wenig Intellekt überhaupt erforderlich ist, um als Internet-Unternehmer Erfolg zu haben.
Das macht Mut!
1. Der hat sich nicht unter Kontrolle
2. Der begreift nicht, dass er zu weit geht
3. Der ist gegenüber seinen Kunden unberechenbar
4. Wer so einen Knick in der Optik hat, ist alles andere als ein guter Berichterstatter.
Irgendwie erinnert mich diese Beschreibung an einen E.D. aus B./St.G.
Ist das das typsiche web2.0 Verhalten?
E.D. ist berechenbar. Viel zu simpel gestrickt meiner Meinung nach. Und weil vorraussehbar ist, dass er weiter Scheiße baut, sitzen in Berlin jetzt auch andere am Hebel würde ich meinen.
E.D. ist ja auch niemand vor den Kulissen. Einer der die Bühne liebt, aber kein Artist, der auf ihr sein Geld verdient. Er wirkt hinterm Vorhang.
Heidewitzka, da werden aber verdammt hässliche Bloggrabenkämpfen ausgetragen.
@FragenüberFragen
Ernstzunehmende Blogger sind
– Anarchisten
– Individualisten
Such dir aus, welche Bezeichnung dir lieber ist. Eine weitere notwendige Eigenschaft ist, dass sie
– kompetent sind
– kein Blatt vor den Mund nehmen
Der Effekt ist, dass es dadurch etwas
– spannendes
– unterhaltsames
zu lesen gibt. Offen ausgetragene Konflikte beispielsweise. Die Grenzen zur ‘Schlammschlacht’ sind immer fliessend. Es ist aber etwas darin, was im Medien-Mainstream zunehmend an den Rand gedrängt wird: die Artikulation der Zivilgesellschaft.
Vielleicht ist das auch eins der Hauptprobleme, die dieses Roh-Medium PR-affinen Medienleuten verursacht. Unter dem Blickwinkel von Zielgruppenanalysen und potentiellen Kundenprofilen bekommt man halt nur ein kastriertes Bild der realen Gesellschaft in den Blick. Und in den relevanten Blogs hat man es jetzt auf einmal mit *Schreck* echten Menschen zu tun. Die verursachen gelegentlich Kopfschmerzen oder Verdauungsprobleme.
(Jakob Michael Reinhold Lenz)
Moment, ich dachte (soziale) Netzwerke könnten das wirklich wahre Leben nicht ersetzen? Das war zumindest weitgehend Konsens hier in den Diskussionen in den letzten Wochen. Bei Konferenzen geht das auf einmal? Sorry, glaube ich nicht.
Schau dir doch mal die Diskussionen zur Telearbeit an, die vor 10 Jahren noch das nächste große Ding werden sollte. Wurde es dann doch nicht. Weil Menschen nunmal gerne menscheln und man offenbar nicht alles mit Tastatur und Videokonferenzen lösen kann.
Nicht alles? Ja, manches nämlich schon. Und genau dort wird “social software” zu einer wunderbaren Ergänzung. Problematisch wird es immer dann, wenn der Tunnelblick einsetzt.
@Kladde: Der Lenz war schon ein Guter. Offen und ehrlich, dem Goethe gefährlich.
Telearbeit wie sie sich die Generation EDV ausgedacht hat war auch ziemlich boring und trostlos. Das Internet ohne viel Drumherum hat mitunter mehr Interaktivität geboten und einfach durch “Information” schon die Möglichkeit der Bildung geschaffen.
@Alexander Trust, 15
Jepp – ein Guter. Und stachelig/satirisch – mithin kein ‘Gutmensch’ >;->
@jo, 14
Das behauptet ja auch keiner – geht ja aus der von dir zitierten Passage auch nicht hervor. Denn: ‘Sich zu hause vor dem Computer informieren’ ist ja zum Glück noch anders möglich als über das Abklappern irgendwelcher Accounts by irgendwelchen MyXXX-Sites.
Du sagst, soziale Netzwerke seien “wunderbare Ergänzungen” — ich würde es noch pointierter sagen: Soziale Netzwerke sind nette Gimmicks.
Oder letztlich: Sie sind die konsequente Weiterentwicklung dessen, was mit dem Schritt von konstanten IPs zu dynamischen IPs begonnen hat: Im sozialen Netzwerk hat man jetzt halt nur noch einen Teilbereich einer Domain zu verwalten und muss überhaupt keine Fachkenntnisse mehr haben, um seine kleine interaktive ‘Homepage’ einzurichten. (‘Friends’ ist ja eigentlich auch nur eine erweiterte Form dessen, was auf der eigenen Site/Domain früher die Rubrik ‘Links’ war.)
Aber genausowenig, wie in der New Economy die ‘eigene Domain’ als Basis für den Investitions-Hype getaugt hat, der darum herum aufgeblasen wurde, taugt das ‘soziale’ Web 2.0 als Basis für den jetzigen.
Das Problem dieses Hypes ist aber das agressive Marketing, das er mit sich bringt. _Da_ liegt der hauptsächliche Ausgangspunkt für den von dir genannten Tunnelblick. Ob nun mithilfe von ‘Campus Captains’ und Gruppendruck, wie im Fall von studiVZ – oder mithilfe von irgendwelchen aufgebauschten ‘Web 2.0-Konferenzen’: Da wird der Blick nur noch auf Masse, auf Nutzerzahlen fixiert. Nebenwirkungen wie Datenschutzprobleme werden völlig ausgeblendet. Die Qualität der Dienstleistung als solcher ebenfalls.
In einer solchen Situation ist jeder diskursive Stich in die schillernden PR-Blasen wichtig. Die lapidaren Wahrheiten müssen gesagt werden (dürfen) und gehört werden (dürfen). Der ‘mündige Bürger’, der seine eigene Entscheidung trifft, ist zwar ein Ideal – liegt aber dennoch unserer Gesellschaftsordnung – und sei es als Ideal – zugrunde. Daher müssen ihm die für seine Entscheidungen nötigen Informationen zugänglich sein.
Die Alternative ist die ‘Brave New Berlusconi-World’ – sprich: das _vollständige_ Versanden der Unabhängigkeit der Medien. Und das ist ja leider keine paranoide Vision. (Ganz bewußt ein – vorerst noch gebremstes – Beispiel aus einem EU-Nachbarland.)
Das ist mir zu pauschal. Oder anders: Du beschreibst die negativen Aspekte einer kommerziellen Ausschlachtung. Mich ging es zunächst um die prinzipiellen Möglichkeiten, die uns – bzw. im Gegensatz zum “Web 1.0” nicht nur Tekkies und dem Klickvieh – “social software” bietet.
Über die Probleme und negativen Seiten zu diskutieren ist wichtig und legitim, ich finde es nur ein wenig problematisch, wenn dabei die Möglichkeiten aussen vor bleiben, die neue Kommunikationsformen abseits windiger Businessmodelle bieten. Kurz: Nicht alles ist schlecht im Web 2.0.
@jo
Naja, ich sprach vom Problem des _Hypes_ (nicht der Technologie als solcher).
Und das aggressive Marketing steht im direktem Zusammenhang mit dem (künstlich geschürten) Hype.
Die ‘windigen Geschäftsmodelle’ sind ja das Thema, das hier behandelt wird.
(Die Sachen, die am ‘Web 2.0’ _nicht_ schlecht sind, kriegt man ja überall sonst um die Ohren gehauen – oft von Leuten, die von den tatsächlichen technischen Grundlagen eher wenig Ahnung haben. Da sinds dann halt nur noch Buzzwords.)
Die Standpunkte, die hier zum Ausdruck kommen, sind insgesamt recht interdisziplinär. Hauptfragestellung ist, ob ein vor ein paar Jahren schon gemachter makroökonomischer Fehler im Bereich ‘Web’ gerade zum zweiten mal gemacht wird. Eine Menge Parallelen sind beobachtbar. Hauptfehler damals war ein ungezügelter ‘Boom’, der keine angemessene ‘werteschöpfende’ Grundlage hatte. Ein zu ‘künstlicher’ Boom. Und die ganze – über die rein technische Komponente hinausgehende – Konnotation des Begriffs ‘Web 2.0’ geht in dieselbe Richtung.
(Die Lebensbedingung eines funktionstüchtigen Systems ist, dass es korrigierbar ist. Es geht also um das Leben ;)
da lohn sich ein blick in die fashion theory. wie kommt es zur diffusion von themen und so
Nun ist Bloggen sicher nicht dazu da, sich immer am Riemen zu reissen, Blümchen zu streuen und alle miesen Arschkrampen des Netzes ein Bussi aufs Bauchi zu geben.
Nein, nur bei blogbar.de!
Völlig falsch.
Auf dem Blogbar
küsst man den Arsch des Teufels.
Darunter geht nix.
Achja – näheres übrigens hier – Die Burns Verschwörung – falls noch nicht bekannt.
(Vorweihnachtsgeschichte mit vielen Peripetien, für alle, die schon immmer mal wirklich bescheid wissen wollten.)
Schaut mal ;-)
http://www.open-chaos.org/2006/12/06/domain-engelde-wurde-gerettet/
Frohe Weihnachten, liebe bloggerwelt!
Schon mitbekommen, dass BlogCounter.de offenbar bezahltes Linkspamming betreibt? Bei mir erscheint da im NoScript-Tag, den nur Bots auslesen dürften, Links zu Websites wie lustich.de, siehe auch http://www.tamagothi.de/2006/12/24/nochmal-blogcounter/
Weihnachtliche Grüße
Thomas
Merci Thomas, ich habe den Faden mal aufgenommen. Scheint eine Geschichte zu sein, die schon länger zurück liegt und nicht erst seit gestern besteht. Da haben schon andere drüber berichtet, und da sind Personen drin verstrickt, die schon mal mächtig in die Kritik geraten waren.
Diese “Promny” Sache läuft doch schon Ewigkeiten! Da gibt es auch Seiten im Netz, die jeden bekannten Promny Coup auflisten, z.B. seine Städteblogs, wo User kostenfrei für Content sorgen.
Nachtrag: Die sind nicht nur drin verstrickt, sondern ihm gehört wahrscheinlich blog*cout.
Zitat von
http://www.24stunden.de/index.php/2006-03/spam-stadte-blogs/
“Noch im Dezember war davon ausgegangen worden, Thomas Promny hätte sich die Links beim BlogCounter erkauft. Ein Blick in den Mail-Source als auch ein Ping auf BlogCounter.de lassen anderes vermuten:
PING blogcounter.de (85.93.19.30) 56(84) bytes of data.
64 bytes from promny15.isp4p.net (85.93.19.30): icmp_seq=0 ttl=56 time=25.5 ms
und
Received: from promny15.isp4p.net (EHLO promny15) [85.93.19.30]
Na, da hat wohl wer nicht nur die Links gekauft ”
Warum wird hier gleich so deutlich Partei ergriffen, für mich ist als Aussenstehender nach Lesen der beiden Beiträge von Arrington und Sethi nur klar, das hier etwas übergekocht ist, was lange vorher angerührt ist. Harren wir doch der weiteren öffentlichen Auseinandersetzung der beiden …
Naja, ist im Internet doch normal. Wenns hart auf hart kommt ist man nicht dazu gezwungen seine Position zu untermauern, sondern verzieht sich einfach.
Macht der Don etwa Weihnachtspause? ;-)
Wenn ich auf jeden Schwallkopf dezidiert eingehen würde, hätte ich viel zu tun – und würde selbigen zu viel der Ehre angedeihen lassen.
OT: Edelman mal wieder
http://www.heise.de/newsticker/meldung/83032
Nachdem Du nicht mehr im Stundentakt StudiVZ News veröffentlichst, fliegt Dein Blog jetzt wieder aus meinem RSS Reader raus. Schade, ich hätte gerne noch mehr gelesen, z.B. wenn StudiVZ Rechtsschreibfehler auf der Seite gehabt hätte oder ähnlich brisante Entdeckungen.
“fliegt Dein Blog jetzt wieder aus meinem RSS Reader raus”
Prima! Und tschüss, Du Scherzkeks!