Edelman Pioneer Shrinking
2009 wird man über die dann vielleicht gar nicht mehr so grosse PR-Firma Edelman sagen: “Ach, das waren doch die Typen, die bei den Blogs mit aktiver Bestechung, Fakeblogs und Comedyformat Bloggerbeurteilungen für viel Unterhaltung gesorgt haben… und irgendwas war noch… ach ja, sie hatten auch mal ein von Beginn an krepierendes Test-Blog für Köterfutter beraten… das alles sollte dann in eine bloggende Me2-Revolution übergehen, an der sich aber noch nicht mal die eigenen Leute beteiligen wollten… so Zeug halt, das kein halbwegs intelligenter Unternehmer haben wollte… hat sie massig Geld gekostet, deshalb sind die heute auch so fertig…”
Dann könnte man noch hinzufügen, dass es diesen Leuten bei Edelman auch nicht zu peinlich war, andauernd auf die kontroverse Werbekampagne von ihrem Kunden Dove hinzuweisen, die nur leider nichts mit Edelman, sondern mit der Werbeagentur Ogilvy zu tun hat. Aber Trittbrettfahren ist der PRler Geschäft schon immer gewesen, und warum sollte es einer Werbeagentur besser ergehen als der Blogosphäre?
Die wiederum wehrt sich mit Gerüchten: Phil Gomes, einer der Vorzeigeblogger von Edelmander Vice President ihrer Me2 Revolution, die die schöne neue Welt des Web2.0 für Edelman-Kunden nutzbar machen sollte, steht für, sagen wir mal, beruflichen Veränderungen und einem Umzug. Dankenswerterweise ha Amanda Chapel von Strumpette mal zusammengeschrieben, was in der amerikanischen Szene so vermutet wird. Besonders angenehm für meine Auffassung einer Blogospghäre, die hervorragend ohne die Edelmäner dieser Welt leben kann, ist diese Vermutung:
The economics are no longer feasible. CEO Richard Edelman has given this experiment a year to produce and has seen very little return. Few clients are buying this anti-corporate blog nonsense. Also, with the addition of Gary Goldhammer as Vice President, Interactive Solutions in the LA office, the margins are way too thin to support the redundancy two bald bloggers there.
Was in etwa auch meinen Erfahrungen (zugegeben bis vor der erfolgreichen Einführung des meines Erachtens weder sinnvollen noch schätzenswerten VW-Schlämmerwerbeblogs, das deren Werbepartner wiederum anders sehen) entspricht. Wenn ich mit Vertretern von Firmen sprach, merkte ich in letzter Zeit immer diese Ratlosigkeit, wie man “es” anpacken sollte. Selbst bei BMW, die in diesem Bereich weit vor den unter Bloggern bekannteren Opeltests vielleicht die aktivste Firma Deutschlands sind, sprechen gewöhnlich gut informierte Kreise von einer neuen PR, die ihre endgültige Form noch nicht gefunden hat und vielleicht auch nie finden wird. Es wurde sehr viel ausprobiert, wenig hatte überhaupt irgendetwas, das man als Erfolg verkaufen konnte, und wirkliche Ãœberflieger hat es bisher nicht gegeben, vom Zufallstreffer “Group Tekkan” mal abgesehen – andere gingen mit solchen Ideen dagegen baden und tendieren inzwischen eher zum Community-Marketing.
Ob das, was jetzt statt dessen kommt besser ist – keine Ahnung. Miserabel bezahlte Beiträge oder Geldverlosung unter Blogger, die auf ein kommerzielles Blog verlinken, gehen trotz ihrer 9live-Masche tatsächlich mehr auf die reale Funktionalität der Blogosphäre als Netzwerk ein, als die alten Edelman-Ansätze mit Fakeblogs und verschenkten Laptops, die zwangsweise auffallen mussten. Aber auch diese kleinen Ansätze haben bislang keine Erfolge gebracht. Ich habe das Gefühl, dass mit dem Auftaucher dieser windigen, kleinen Klitschen aus dem Thema inzwischen einfach die Luft raus ist. Die spielen in einer Liga, in die Edelman nie hinabsteigen wird, weil es sich nicht lohnt, und sie werden das, was vom Ruf des Komplexes Blog-PR noch da ist, zuverlässig soweit ruinieren, dass es auch für Marken uninteressant wird.
Abgesehen davon: Das Thema ist seit rund zwei Jahren “heiss”. Nach allem, was ich weiss, sucht sich PR nach drei Jahren neue Schlagworte, und wäre ich einer von denen, würde ich Blogs als allererstes über die Reling meines absaufenden Geschäftsmodelles kippen. Weil es einfach nicht funktioniert hat. Und Second Life auf dem Cover einer schlechten Wochenpostille ist.
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über dem second-life-cover bin ich im kiosk fast lachend zusammengerbrochen…
hoch aktuell und brisant eben, da geht noch was, das flippige internet und crazy tüpen mit abgefahrenen ideen eben…
Mit etwas Glück ist Second Life der Riss in der Aussenhülle der Blogosphäre, durch das alle PRler abgesaugt werden in eine Parallelwelt, wo sie verdammt sind, sich gegenseitig Werbeplakate ins Gesicht zu halten, während um sie herum wertloses Geld mit Onlineprostitution verdient wird.
Schöne Vorstellung.
war da nicht was mit ganz wichtigen meetings abgehalten in second life?
es muss sie ja noch nicht mal absaugen, nur eben lange genug ablenken, bis es third life oder so was als neuen hype gibt. nur immer rechtzeitig einen honeypot hinstellen und dann hat man seine ruhe…
wahrlich eine schöne vorstellung
Wobei Frau Kunze das ja geschickt formuliert hat:
Ist so eine Kampagne nicht immer eine Gemeinschaftsarbeit der Werbeagentur und der PR-Agentur?
Don, nur um es zu erwähnen (auch wenn ich es heute schon zig mal gesagt habe): Ich habe mit dem Schlämmer-Blog nichts am Hut. Und nur weil bei den Blogpiloten werben, lasse ich mir nicht vorschreiben, was ich darüber schreibe … Ich habe nicht einmal eine Ahnung wer für die Anzeigen auf blogpiloten.de zuständig ist.
Thomas, ich kann nicht umhin festzuhalten, dass die Blogpiloten definitiv Werbepartner sind. Alles andere wäre unwahr. Und es ist nicht so, dass da Tausende werben, sondern eben genau dieser eine Anbieter. Ich habe keine Ahnung, inwieweit es Dich beeinflusst, aber dass ich die Tatsache deshalb unterschlage, sehe ich auch nicht ein. Ich denke, die Leute können sich selbst ein Bild davon machen. Ich mache aber auch keinen hehl daraus, dass ich bei diesem Banner schon sehr genau überlegen würde, was ich daneben hinschreiben würde – und es klänge sicher anders als das, was bei den Blogpiloten steht.
Nein, ich verlange ja nicht, dass Du unterschlagen sollst, dass dort Werbung für Schlämmer läuft. Kann schließlich jeder sehen.
Nur will ich auch klar stellen, dass ich mich nicht positiv über etwas äußere, nur weil da ein Banner davon klebt. Ich habe mich zum Thema geäußert, weil es zum Thema der Blogpiloten passte, nicht weil dort ein Banner von denen läuft. Ich sag auch nicht, dass Google Supi, Supi, Supi ist, weil dort deren Adsense laufen. Ich bin dort “nur” Schreiber und werde weder von den Machern noch Werbenden dazu angehalten irgendwas über irgendwen positives oder negatives zu schreiben.
Das habe ich auch nicht gesagt. Nichtsdestotrotz, würde ich da schreiben, würde es mich schon interessieren, wer da warum unter welchen Bedingungen des Banner geschaltet hat. Allein schon, weilo es vielleicht einiges über die Hintergründe des Schlämmerteils erklärt – Budget, Marketing etc.
Zur Relevanz von Second Life stand ja kürzlich was lustiges in Spreeblick (Vergleich der Userzahlen).