Angefangen beim Googleranking hängt im Internet momentan vieles an der Art und Beschaffenheit der Links, die auf eine Website verweisen. Dazu gehören auch die typischen Werkzeuge der Blogerfassung wie Technorati, Google Blogsearch, Deutscheblogcharts.de oder Blogscout. Sie besieren auf der theoretischen Annahme, dass verlinkt wird, weil die Verlinker den Inhalt der Verlinkten als richtig, wertvoll, wichtig, lesenswert oder zumindest fragwürdig halten. Linkfarmen und andere Versuche, sich bei Google nach oben zu spammen, sind dabei bislang noch nicht nach oben gekommen. Aber das ändert sich gerade.

Weil einige mehr oder weniger windige Figuren gerade merken, wie billig es ist, Blogger zum Verlinken für sie völlig irrelevanter Scheisse ist, solange sich da irgendwas herausholen lässt. Und da gab es in den letzten Wochen eine ganze Menge Geschichten in unterschiedlicher Verkleidung, beginnend mit diesem exemplarischen Fall, der alles an Widerlichkeit zu bieten hatte, was ich mir bislang vorstellen kann. Der gleiche Anbieter hat gerade einen “Superblog”-Wettbewerb im Programm, der für ein paar Euro Gewinnchancen ebenfalls auf Links aus ist. Bei den Kaufbloggern von Trigami sind derartige Links eher ein freiwillig geliefertes Zuckerl für die Bezahler, die Konferenz “Re:Publica” in Berlin erschleimte sich ihre Links zusammen mit Werbung für 20 Euro verbilligten Einlass. Jüngste Beispiele sind etwa ein Googlespammer, der Verlinkenden einen Link einer Uniwebsite verspricht, oder ein angeblicher Herr “von Stusinski” aus Leipzig, den man im Telefonbuch und auch sonst bei Google nicht findet (allerdings dann mit einem leicht anders geschriebenen Namen als Internetdienstleister unter der gleichen Adresse) und der gerade 250 Blogger sucht, die sein neues, in Samoa registriertes Blog verlinken – für jeden Link gibt es einen Euro, und die Gesamtsumme wird dann verlost. Ob da jemals Geld fliessen wird, weiss ich nicht, aber 26 Leute haben sich schon gefunden, die da kein Problem mit haben.

Dass der Erfolg solcher Methoden zeigt, wie gering Medienkompetenz unter Blogger tatsächlich ausgeprrägt ist – geschenkt. Mit ein paar hundert Euro scheint es also möglich zu sein, sich als halbwegs bekanntes Blog in die 100 meistverlinkten deutschen Blogs einzukaufen. Einfach, weil es da draussen genug Leute gibt, die für einen Rabatt, ein paar Euro oder auch nur die Chance auf einen Gewinn linken. Man kann über Blogcarnivals, die letztlich auch grosse Linkorgien sind und der gegenseitigen Stärkung gewisser Gruppen diesen, geteilter Meinung sein, aber das hat zumindest noch etwas mit der alten Idee des verlinkten Inhalts zu tun. Die neuen Ansätze – weitere Beispiele findet man mit etwas suchen – werfen die Frage auf, ob es dann überhaupt noch so etwas wie Linkrelevanz geben kann. Und ob man nicht andere Kriterien entwickeln muss, um die Bedeutung von Blogs festzulegen. Das Vorgehen an sich muss übrigens nicht mal schlecht sein – wenn sich andere in den einschlägigen Listen nach vorne schmieren, ist es gut möglich, dass sie auch mehr Probleme mit Abmahnungen und Schleichwerbern bekommen. Dennoch dürften mit diesen neuen Formen des Linkkaufs alle, die sich mit der Bewertung vin Links beschäftigen, vor neuen Problemen stehen. Und dann stellt sich eben erneut die Frage, ob es nicht irgendwo eine Art Liste, Pranger, wie auch immer für derartige Geschichten und ihre Teilnehmer geben sollte. Einfach, weil sie mittelfristig das Potenzial haben, Projekte und Firmen nach vorne zu spülen, die dann wiederum einen misarablen Ruf auf alle anderen zur Folge haben.