Lustigerweise gibt es da einen aus dem Trümmern seines Startups kommenden Werber, der die Blogs via Werbung von der Subkultur zur Kultur erheben will. Unabhängig davon, dass er das Besondere an Blogs, die soziale Dimension gegenüber den Kunden anpreist –

ist es schon lustig zu betrachten, dass dieser Typ nicht als Kulturideologe, aber als Privatmensch die Blogosphäre verlässt. Wie eine Reihe seiner Gefolgsleute, Freunde und Steigbügelhalter auch. Denn die Leute, über die man spricht, wenn man sich mit der aus den Blogs selbst kommenden Betrebungen zum kommerziellen Verwerten beschäftigt, finden sich mittlerweile fast alle als ein grosser Cluster bei Twitter. Und dort wird auch pseudo-intern tagsüber kommuniziert. Die kleine, private Veranstaltung, die Blogs einmal waren und was – meines Erachtens – immer noch Bestandteil des innersten Kerns der Bloggerei ist, ist ausgelagert. Sprich, das soziale Element im Netz läuft bei dieser Gruppe eben nicht mehr in den eigenen Blogs, die entweder zumehmend verwaisen oder nur noch die Auslage für die kommerziellen Interessen sind. Da ensteht gerade so eine Sphäre von Friends und Followern, da gibt es einen anderen Raum, aufgrund der Kürze der Texte völlig ungeeignet für alles, was man als Kultur bezeichnen könnte, aber da sind sie dann. Und machen so eine Art knappe Business Communication, was mich an das Geschnatter beim Finger Food erinnert.

Da ensteht also die neue Form der Privatsphäre der “Blogbusiness”spähre. Man ist sich im Grossen und Ganzen ohnehin einig, man kennt sich von hier und dort und macht eh alles zusammen, und das Geschäft von Person A kann schon lange nicht mehr so daneben sein, dass Person B dagegen etwas schreiben würde. Man hat zusammengefunden und hält da drinnen jetzt auch zusammen. Sehr lustig, das alles zu betrachten und zu begleiten. Eine nagelneue Welt, schwebend über den ungeliebten Untiefen der Subkultur, von der man weg will. Vielleicht, weil man ahnt, dass man als Werbegimpel vielleicht doch nicht allgemein als Heilsbringer betrachtet wird, sondern als Hanswurst. Das kann einem in einer Twittergruppe natürlich nicht passieren.

Ich fand Twitter erst grausam und würde es nie nutzen. Aber zugegeben, es funktioniert tatsächlich als Sozialtool für diejenigen, die aufgrund ihrer Aktivitäten umstritten sind und gleiche Interessen haben. Es ist deren eigene Ausgrenzung, das lustige Gatter für das eigene Umfeld, öffentlich, aber nicht offen, und nein, ich bin dafür wie andere kritische Blogger nicht verantwortlich, die machen das alles selber freiwillig und viel Vergnügen. Die Frage ist nur, warum solche Leute dann glauben, Blogs als Geschäft betreiben zu können, wenn die Seele oder was man dafür hält und die soziale Interaktion komplett ausgelagert ist. Ist das nicht angeblich das Besondere an Blogs, dass der Autor da mit seiner Persönlichkeit zu den Lesern spricht? Was bleibt dann noch in den Blogs? Texte wie im Journalismus für das Klickvieh und eine Sozialillusion, während der Veranstalter längst zu seinen Kumpels weiter gezogen ist. Irgendwo drüben, bei Twitter.