Schleichwerbung. Und so.
Disclosure: Ich kann nichts für das deutsche Wettbewerbsrecht und andere Wunderlichkeiten, die die unten erwähnten Folgen haben können.
Aber: Nachdem ich letzte Woche wieder so einiges an, nun, nennen wir es mal nicht deklarierte Werbung in Blogs gesehen habe, und ausserdem bei einem Bekannten wegen einer Sache, die ich selbst als nichtig betrachten würde – eine Auffassungsfrage bei der Anbieterkennzeichnung – eine Anzeige eingetrudelt ist, ein dringender Hinweis.
Blogs sind keine rechtsfreien Räume. Nur weil hier das eine oder andere als akzeptabel durchgeht, gibt es immer noch Gesetze, die so etwas regeln. Dummerweise ist gerade das Wettbewerbsrecht für Laien sehr undurchsichtig und mit Regelungen ausgestattet, die schon bei kleinen Unachtsamkeiten Abmahnungen und Anzeigen Tür und Tor öffen. Und es kann höllisch unangenehm sein, wenn man mit sowas erwischt wird. *hüstel* Man sollte mit Schleichwerbung vielleicht auch nicht gerade öffentlich rumprotzen *hüstel*. Hilfreich ist folgende Formel:
Sobald man für irgendwelche Äusserungen in Bild, Ton oder Schrift Geld oder einen geldwerten Vorteil (!) erhält, unbedingt klar dazu schreiben, dass man dafür bezahlt wird. Jedes Mal. Immer. Am besten irgendwie räumlich von den normalen Inhalten trennen oder absetzen. Und im Zweifelsfall auch mal mit dem Steuerberater reden. Agenturen zahlen gerne “Aufwandsentschädigungen”, aber die sind nur in wenigen Ausnahmefällen steuerfrei, und mit dem Begriff kommt man im Finanzamt nicht weit. Und dann hängt man auch mit einem Impressumsproblem mit drin. Schleichwerben, Geld kassieren und verschweigen ist alles andere als klug.
Keine Namensnennung hier. Aber wer in dem Geschäft drinnen ist, sollte entsprechende Hinweise anbringen. Auch nachträglich. Dieser Ratschlag ist kostenlos und der Hoffnung geschuldet, dass manche vielleicht lieber dazulernen, statt vielleicht mal Anzeigen zu bekommen für Zeug, das man irgendwann gemacht hat, und dessen Beweise blöderweise immer noch im Blog stehen. Im Blog versendet sich sowas dummerweise nicht, da ist das Internet wirklich im Nachteil gegenüber allen anderen Medien. Also aufpassen. Noch mehr Rechtsprobleme müssen echt nicht sein.
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Auch die Impressums-Pflicht ist nicht zu verachten. Ich habe da gerade wieder einen Fall mitbekommen. Die Rechtsprechung soll da wohl recht schwamming sein. Daher gilt: Im Zweilfelsfall immer ein Impressum angeben. Auch wenn man denkt, dass die eigene Website als private Seite durchgeht.
Ja, vielleicht ist die Rechtssprechung da “etwas” schwammig … :)
Interessiert es aber einen Staatsanwalt, wenn ich auf meinem Blog kein gültiges Impressum angegeben habe? Nein!
Schalte ich hingegen Werbung (in welcher Form auch immer) kann mich ein Mitbewerber berechtigt abmahnen, wenn ich kein oder ein falsches Impressum angegeben habe. Die Wahrscheinlichkeit, dass man bei einer möglichen Gerichtsverhandlung doch zahlen muss, ist in diesem Falle relativ hoch.
Habe ich in einem rein privaten Blog (ohne Gewinnerzielungsabsicht, ohne Werbung, ohne AdSense usw. usf.) kein Impressum, so können Abmahnungen dazu im Grunde ansatzlos in “Ablage P” entsorgt werden. Zumal es für einen gewerblichen Abmahner den potentiellen Gewinn schmälern würde, wenn man eine ladungsfähige Adresse für die Zustellung der Abmahnung erst recherchieren muss.
Von daher, abmahnen kann jeder jeden. Es gibt keinen Schutz vor Abmahnungen. Es gibt nur grundlose Abmahnungen, die man in die Tonne treten kann und Abmahnungen, auf die man reagieren muss, weil sie durchaus berechtigt sein können. Denn Abmahnungen sind immer nur ein Verhandlungsangebot. Ist man sicher, dass die Forderung in der Abmahnung Unfug sind, kann man sie ignorieren. Wenn nicht, sollte man etwas tun.
Und ja, das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Wer glaubt Schindluder betreiben zu können, nur weil er kein Impressum hat oder der Hoster im Ausland sitzt, der ist NICHT unangreifbar. Je extremer der Schindluder, desto eher.
@schwammige rechtsprechung: hauptsache, es gibt einen kleinen mann, den man die mängel der demokratie ausbaden lassen kann…
Obige Fälle waren quasi beweisträchtige Selbstentleibungen in aller Öffentlichkeit, wo man nur noch dasitzt und sich wundert.
Für mich ist es ein bisschen schwer zu verstehen, wie man mit einem Blog zwar Geld verdienen möchte, aber zugleich nicht die unternehmerischen Pflichten die dadurch entstehen wahrnehmen will…
Nur Schokolade geht halt nicht… es sei denn man ist ein größeres Unternehmen, das entsprechende Steuertricks nutzt.
sicherlich, nur sollen ab sofort pauschal alle privatpersonen, die sich mit ihrem hobby etwas dazuverdienen, wie zum beispiel briefmarkensammler, ein gewerbe anmelden?
Tobe, das ist ja nun nichts neues. Und dessen sollte man sich besonders bewusst sein, wenn es sich um Sponsoring handelt, da dort alle Ausgaben bei einer Prüfung des Unternehmens auffallen und es ein leichtes ist, dem nachzugehen.
Wurde mir mit 18 Jahren schon verklickert, als ich fürs Snowboarden nichts mehr selbst bezahlen musste…
und schwupps hätten wir einen grund, warum in deutschland immer weniger menschen den schritt in die selbstständigkeit wagen:
sie werden ja schon verklagt sobald sie auch nur in ansätzen selbstständig denken
womit ich eigentlich nur sagen will – bloß weil etwas “nichts neues” ist, heißt es nicht, dass es nicht wert ist, darüber nachzudenken, es durch etwas neues und zeitgemäße(re)s zu ersetzen.
Tobe, wenn es um die Vereinfachung der Steuergesetze gehen soll, hast du meine Stimme.
@ tobe
Ach, nun mach aber mal halblang:
“… einen grund, warum in deutschland immer weniger menschen den schritt in die selbstständigkeit wagen:
sie werden ja schon verklagt sobald sie auch nur in ansätzen selbstständig denken.”
Alles Quark. Für selbständig Denken wirst du nicht verklagt.
Für das Gegenteil, eben das Unterlassen von Denkprozessen und entsprechenden Handlungen, die mit der Selbständigkeit nun einmal einhergehen, bekommst du evtl. Schwierigkeiten.
Ich bin seit über 20 Jahren selbständig tätig. Ich kann das ganz Gejammer darüber, dass das in D soooo fürchterlich schwierig sei, nicht mehr hören.
Das ist die Verlogenheit Universalentschuldigung von Leuten, die es nicht auf die Reihe bekommen, die Konsequenzen aus ihren eigenen Entscheidungen zu ziehen.
Wer selbständig sein möchte, sollte sich als Mindedestform von gedanklicher Eigenleistung darüber im Klaren sein, dass er oder sie die Einnahmen versteuern muss.
Gott, wer allein dabei schon so tut, als würde er gefoltert, der soll es doch lieber bleiben lassen.
(btw.: Und ja: Auch als abhängig Beschäftigter muss du dein Einkommen versteuern. Nur nimmt dir den bürokratischen Vollzug des ganzen dein Arbeitgeber ab. Also: Wer möchte, dass andere etwas für einen erledigen, wo man sich selbst nicht drum kümmern mag, der hat zwei Möglichekeiten:
1. Er oder sie hört auf, anderen vormachen zu wollen, er oder sie würde gerne selbständig tätig sein.
2. Er oder sie ist bereit, das Geld dafür auszugeben und sich das, was man nicht selber machen möchte, als professionelle Dienstleistung einzukaufen.
Alles dazwischen ist turbopeinliches Gejammer.
Aufrichtiger Applaus, Gruschelnix!
auch von mir vollste zustimmung. und das obwohl mein zitat in völlig falschen kontext gesetzt wurde:
die rede war von an sich privaten bloggern.
und von werbung.
und wann blogger unternehmer sind.
und sich dadurch mit UWG rumschlagen dürfen.