Blogger – arriviert, geliebt und begehrt. Bäh.
Das hier ist eine öffentliche Absage an den Verlag Rommerskirchen.
Ganz ehrlich, das ganze Kongresstingeltangel, verbunden mit der fehlenden Kompetenz der Veranstalter, mal neue Stimmen aus der Blogosphäre zu finden, nervt. Inzwischen erheblich. Es werden immer die gleichen 10, 20 Hansel angesprochen, die immer angesprochen werden, und mittlerweile kann ich die Antworten auf die ahnungslosen Moderatoren vorher auf Tafeln schreiben und hochhalten, denn es ist immer das gleiche.
Kann man natürlich machen. Aber einserseits habe ich inzwischen bei diesen Shows den Eindruck, dass es nur darum geht zu zeigen, wie gut man die Blogger inzwischen gezähmt hat. Und Rommerskirchen kriecht nun schon seit Wochen auf einer breiten Schleimspur daher, erst mit der Bitte um einen ausgefüllten Fragebogen, jetzt mit Gesäusel für ihre Gespräche, und der Widerwille, den ich inzwischen bei solchen “Lasst uns doch auch mal mit so nem bekannten Blogger reden”-Einladungen habe, ist jetzt so stark, dass es raus muss. Klingt vielleicht nach Luxusproblem, und es gibt sicher Dutzende von Koofmichs, denen bei solchen Einladungen einer abgehen würde, aber in der Konsequenz ist das nichts anderes als der Versuch der Medien und Veranstalter, die Blogosphäre als Ganzes schubladenmässig wegzupacken. Da den vorlauten Vorzeigerebellen, da die aufrechten, aber öffentlich etwas maulfaulen Bildblogger, der vielleicht doch ganz gern auch Geld verdienen möchte, dann noch einen pleitengerosteten Kommerzdödel mit optischer Gaga-Blogcorporate-CI, fehlt eigentlich nur noch, dass alle auf dem Podium ihre Bücher in die Kamera halten.
Inzwischen ist das teilweise – bitte, nicht immer, aber in weiten Teilen tatsächlich – zu einer Art D-Promi-Schaulaufen verkommen, man sieht überall die gleichen Gesichter, man gibt sich die Klinke in die Hand, und was Neues kommt eh nicht dabei raus. Ich sage seit 4 Jahren, dass Medien an der Qualität was ändern müssen, die anwesenden Journalisten meinen, ich würde über ihre Gehaltserhöhung reden und die Verlagsmanager, dass man vielleicht so einen Blogger für 300 Tacken, um mal ein aktuelles Beispiel eines führenden Konzerns dieser Gagabranche zu erwähnen, ziehen könnte. Ich habe keinen Fernseher, ich weiss nicht, ob das Geschmonze da wirklich genauso ist, aber ich glaube, inzwischen geht das zu wie beim Interview von einem TV-Moderator mit fünf anderen Glotzdebilen. Es gibt in der Sache aber massenhaft Themen, die komplett ausgefiltert werden; wenn man sie anspricht, redet man gegen eine Wand:
Dass das hier draussen ein Kulturphänomen ist, beispielsweise. Auf den Podien habe ich bisher nur zwei Leute erlebt, die dazu was halbwegs Kluges geantwortet haben, beim Rest ist der Kulturbegriff entwickelt wie bei den iranischen Mullahs, und hat auch in etwa deren Horizont. Und so geht das immer in die gleichen Bahnen, und es soll dorthin auch gehen, denn so wird das ganze Geblogge da draussen berechenbar, man kann es verorten, es ist irgendwo aufgestellt und man hat den Pudding vermeintlich an die Wand genagelt. Und seinen Blogpromi auch mal da gehabt, den man vor ein paar Jahren noch doof fand, aber jetzt ist Web2.0 und wenn der auch noch kritisch ist, hat man den Metadiskurspflichtanteil auch noch abgekaspart.
Ich würde es gerne irgendwie höflicher sagen, aber
MACHT EUREN SCHEISS ALLEIN. Oder kauft Euch bei der bloggenden Resterampe der New Economy ein paar billige Pfeifen, oder lasst Euch mal was anderes einfallen, mit den vielen anderen spannenden Leuten, die es da draussen gibt.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Ist das ein Pamphlet? Kann man dies irgendwo unterschreiben.
300 Tacken am Tag sind doch nicht gar nicht so übel. Wenn man 20 Tage im Monat bloggt, kann man als Freier halbwegs über die Runden kommen.
;-)
Jaha, denkste – pro Monat. :-) Minus Abgeben oder wie erziehe ich Schreiber zum Steuerhinterziehen.
Am besten unauffällig in die Westen-Tasche stecken.
Für die Verlagsbranche gilt noch immer der Spruch “Im Westen nichts Neues”.
Ich finde Deine Kritik verständlich – zumindest einerseits. Schließlich bist Du sicherlich genervt von den vielen Anfragen. Andererseits gibt es sicherlich eine Menge Leute, die Dich/Euch gerne sehen würden – z.B. der kleine Redakteur, der bei Euerm Besuch die Hoffnung hat, dass sein Chefredakteur oder Verlagsleiter nach der Diskussion etwas verstanden hat.
Für Dich sind das viele Diskussionen – für den einzelnen Zuschauer ist es aber die erste Veranstaltung dieser Art.
Und dann ist da noch ein weiteres Dilemma: Ihr solltet Euch nicht vor den Karren spannen lassen, andererseits werden Diskussionen ohne Euch wirklich schlimm. Letzteres z.B. bemängelt ja zurecht häufiger der Herr Knüwer.
I woas a ned. Aber wenn Du mal in der Nähe von München auf dem Posium sitzt, würde ich mich über einen Hinweis freuen:-)
Vielleicht eine Kochsendung mit Bloggern, die in den Augen von anderen Bloggern prominent sind, in der man sich gegenseitig Preise verleiht und seine Frauen beim renovieren der eigenen Wohnung tauscht?
Du hast keinen Fernseher??
Ich meine ich habe zwei (riesengroße :)) aber komme auf Grund der immer seltener werdenden Qualität immer selten zum schauen.
früher lief noch ab und zu im Hintergrund bei mir NTV aber jetzt verkommem selbst die zu einer Art Kombi zwischen 9live und rtl2.
Aber daß man gar keinen hat?
Ich bin jetzt echt neugierig, was Deine Infoquellen sind zum Tagesgeschehen?
du hast irgendwo mal schon erwähnt aber das ist schon länger her…
Bei uns wird Fernseher nur für Kika eingeschaltet, so eine Sunde am Tag. Können Fernsehsender Infoquellen sein?
Was soll den der Chefredakteur oder Verlagsleiter bei einer solchen Runde für einen Erkenntnisgewinn haben? Wenn man sich so die Blogprojekte der Medien ansieht, scheint es, als würde alles getan, um das Thema möglichst tief zu hängen.
@strappato: na ja, für mich sind die Fernsehsender zumindest Ansatzpunkt dafür, weiter recherchieren zu wollen darüber im Netz.
Daß ich im Moment an einem Projekt arbeite, an dem ich selbst merke, wie andere voneinander abschreiben und ich das analog auf TV übertragen kann ist ne andere Sache aber genau deswegen muss ich nicht auf ein Medium komplett verzichten?
Du verstehst das nicht. Die wollen nicht mit neuen Leuten und auch nicht mit alten Leuten über neue Themen reden.
Es geht ums Gerede – nicht um Inhalte.
Ich finde jeden Tag neue spannende Blogs. Neue Sichtweisen. Es lebt und zwar gewaltig.
Ich stimme mit Jochen Hoff überein. Genau aus diesem Grund habe ich seit über 15 Jahren keinen Fernseher mehr.
Das Geblubber ohne Inhalte kündigte sich bereits zu jenen Zeiten an. Wenn ich heute ab und zu bei Bekannten und so mal etwas Fernsehen “genießen” darf, fühle ich mich stets aufs Neue in der Richtigkeit meiner damaligen Entscheidung bestätigt.
Quellen gibts genug im Internet: private wie kommerzielle – mit einem kleinen bißchen Ãœbung bekommt man leicht die Spreu vom Weizen getrennt.
Ich denke mehr denn je, Fernsehen verdummt. Es hält die Leute in Atem und lenkt sie davon ab, einmal selbstätig zu denken.
Und nun übertrage ich das auf die unteren Ligen: Podiumsdiskussionen, Möchtegernmessen, sogenannte Events, und wie das sonst noch alles genannt wird. Da läufts genauso, vielleicht nicht ganz so versiert, vielleicht etwas amateurhafter, aber grundsätzlich ähnlich, denke ich. Darstellung ist alles – Inhalt ist nichts.
Das “Nein, danke” von Don kann ich sehr gut nachvollziehen.
trifft den nagel auf’n kopf.
(… und den fernseher brauche ich im grunde nur, um irgendwo meine x-box anschließen zu können. ^^)
Das Vergnügen wäre unvollkommen ohne jene die darüber bloggen.
Ãœber Veranstaltungen? Pfff. Der grosse Sumpf der Missverständnisse – mir wäre es lieber, sie würden zuhören.
Der Klaus möchte keine Antwort, er möchte eine Rechnung. Bei Knüwer hat er den gleichen Wortlaut abgelaicht.
Gerade gesehen. Da kriegt der Klaus aber nur seinen Link gelöscht, der Klaus.
Sorry, ich wollte nur meine Blog-Statistik-Modul ausprobieren, das ich gerade in meinem Blog installiert hab. Zur Wiedergutmachung hier einen passenden Spruch:
Verleger haben gewöhnlich drei Augen. Eines das zum Autor schielt, ein zweites das ins Publikum blickt und ein drittes, das sogenannte Auge der Weisheit. Dieses ist allerdings blind.
Auf solchen Podien sitzen eh nur Leute, die das Bloggen für eine amateurbetriebene Schwundstufe ihres konsensgezuckerten Schmalspur-Journalismus halten – und dazu – wenn der Etat es denn hergibt – ein Alibi-Blogger, damit die Beteiligten hinterher auch was zu lachen haben …
Es geht vor allem um Verantwortung. Es soll etwas Neues gemacht werden und niemand will die Verantwortung dafür tragen, falls es in die Hose geht. Da hat man halt lieber einen A-Blogger als einen bloggenden Prekarisieeten oder sowas auf dem Podium.
Gruß
Alex