Da lacht der Landser: StudiVZ und der Umgang mit Rechtsradikalen
Es bedurfte vor einem Jahr einiger öffentlicher Aufmerksamkeit durch dieses und anderer Blogs, um die Löschung einiger rechtsradikaler Gruppen bei StudiVZ in die Wege zu leiten, nachdem das Management dort mehrfach Meldungen ignoriert hatte.
Und heute?
Nun, offensichtlich treiben sich dort immer noch Leute herum, die die Wehrmacht toll finden, den zweiten Weltkrieg verharmlosen und die Schuld bei anderen sehen. Eine hübsche, aktuelle Zusammenstellung dieser Umtriebe findet sich bei Channelshift.
Und wie reagiert StudiVZ auf eine Wehrmacht Gruppe, in der Propagandabildmaterial der Nazis mit von den Mitgliedern geschriebenen Texten wie
8.10.1939: Getreu den Kapitulationsabmachungen verteilen deutsche Truppen
Lebensmittel an die hungernden Bewohner der polnischen Hauptstadt.Von Rotarmisten hingerichteter dt. Soldat
Michael Wittmann knackte während seiner Soldatenlaufbahn bei der “SS” 138 Panzer,
132 PAK`s und ca. 118 andere gepanzerte Fahrzeuge und Transporter. Im Sommer `44
erhielt er die Schwerter zum Ritterkreuz. Welch beachtliche Leistung……Berlin bleibt Deutsch und Wien wird wieder Deutsch…..Solche Pantherstellungen
wurden wirklich nur in Berlin `45 aufgebaut. Diese kleinen Festungen waren aufgrund
seiner Tarnung und der Durchschlagskraft dank der 75-mm-KwK 42 L/70 ein unangenehmer Gegner……Kamerad, Kamerad, alle Mädels müssen waren.
Kamerad, Kamerad, die Sturzkampfbomber starten.
Kamerad, Kamerad, es lautet der Befehl:
Rann an den Feind, rann an den Feind, Bomben auf Engeland…
verbreitet wird? Nun, mit offensichtlicher Milde, denn der (inzwischen zurückgetretene) Gründer schrieb an seine 180 Kamraden – von denen übrigens 150 keine Scheu haben, ihre Zugehörigkeit offen zu dokumentieren, über die Meldung der Gruppe bei StudiVZ:
****** ****** schrieb
am 17.11.2007 um 17:39 Uhr
Hab ne Nachricht vom Administrator bekommen. Ich rate euch manche Bilder zu
entfernen, sonst wird die Gruppe gelöscht. Ist mir sogar fast egal. Also seht zuSchönes WE
Mitglieder sind übrigens viele ohne Klarnamen, und mit, sagen wir mal, “zeittypischen” Bildern “ihrer” Person. Offensichtlich hat es bei StudiVZ auch keiner für nötig erachtet, sich derartige “Studenten” mal genauer anzuschauen – trotz der Meldung. Überhaupt ist Kriminalisieren solcher Umtriebe nicht erwünscht – finden die Mitglieder vermutlich auch, die fordern, man solle einfach mal das Positive der Armee sehen (man beachte die Deutschkenntnisse):
Weil wie ich schon mal erwähnt hatte war die Wehrmacht maßgebend für armeen der heutigen zeit!
Und ich wüsste nur zu gerne, was für StudiVZ massgebend ist. Das Verbreitungsverbot von NS-Propaganda kann es bei einigen der dort gelagerten Bildern – über 200 in weniger als 2 Monaten – wohl kaum sein. In den zwei Wochen seit der Meldung sind noch weitaus mehr dazugekommen. Übrigens auch Meldungen der Gruppe. Und ein Blogeintrag. Aber StudiVZ reagiert nicht. Obwohl sie es wissen.
Da lacht der Landser. Tolle Firma, die Holtzbrinck da hat.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Unfassbar. Offenbar ist man der Meinung, mit dem Holtzbrinck-Geld im Rücken kann man sich alles erlauben. o_O
Markige Stimme von unten aus dem Gulli: “De Förma Holtzbrönck erhölt of moinen Beföhl sofort das Oiserne Kroiz möt Bröllianten wegn Öhrung dös Angedönkens onsrer Höldn. Scharföhrer, mölden se mör Vollzog!”
Das sind bestimmt alles Neunzigjahrige im Seniorenstudium, die ihre Jugenderinnerungen austauschen.
Weil wie ich schon mal erwähnt hatte war die Wehrmacht maßgebend für armeen der heutigen zeit!-Den Sprachduktus kennen wir,das sind die, die auf die Frage nach ihrer Nationalität “Jawohl!” antworten und die Hacken zusammenschlagen.
Mööönsch, versteht doch … die haben doch ne Menge Praktis rauswerfen müssen und kommen nun einfach nicht mehr hinterher mit dem Löschen. Jetzt habt doch mal Verständnis, also echt jetzt ey …
Und jetzt ernsthaft: Wen wundert das noch? Wenn es nur darum geht, mit PIs und Klicks und Mitgliederzahlen einem potentiellen Käufer vorzutäuschen, dass hier der Bär steppt, ist JEDER willkommen und gewünscht, der sich auf den Seiten von SVZ mit egal welchen Inhalten herumtreibt. Würde Holtzbrink damit ernsthaft Geld verdienen wollen, wären solche Auswüchse längst unterbunden.
Expandieren um jeden Preis, damit hoffentlich irgendjemand endlich zugreift und Holtzbrink den ersehnten Verkaufserlös bringt.
Und während Don Alphonso hier im braunen Sumpf wühlt, widmet sich “Kress – Der Mediendienst” angenehmen PR-Aufgaben: “Das studiVZ erorbert (sic) die reale Welt mit einem “Eleganz-Kalender”. Hierfür ließen sich je 12 Studentinnen und Studenten von dem Fotografen Max Seam halbnackt ablichten. (…) Das gute Stück gibt’s ab 1. Dezember 19,90 Euro auf http://www.studivz-(…).”
Nachdem man in Berlin haufenweise Leute rausgesetzt hat (vorzugsweise solche, die auch mal 12 Stunden und länger arbeiten), fehlt die Manpower, um Fascho- und Wehrmachtsdreck aus StudiVZ rauszuhalten.
Denkbar ist auch, dass StudiVZ nach Möglichkeit jeden Nutzer halten möchte – der Konflikt mit den Usern wird gescheut. Jeder Anwender (bzw. dessen Daten) ist gut für den Unternehmenswert.
StudiVZ rechnet vermutlich zudem auf Rückendeckung durch die zuständigen Behörden. Würde man nämlich gegen StudiVZ vorgehen, wie man es gegen G8-Gegner gerne tut, dann befänden sich sich z.B. die Rechner als Beweismittel in den Asservatenkammern und die Geschäftführung in Unterschungshaft – wegen Verdacht auf die Unterstützung von Rechtsterrorismus …
Wie auch immer, ich glaube nicht, dass StudiVZ den notwendigen Aufwand betreiben will, um das Portal faschofrei zu halten.
[…] Tja, und an anderer Stelle, in der Blogbar, arbeitet sich Don Alphonso auf andere Weise an StudiVZ ab, und hat dazu wohl nicht im StudiVZ-Kalender (”Ihr persönliches Exemplar!”) geblättert und als Dank dafür einen Anzeigentext geschrieben, er schreibt nämlich über: “Da lacht der Landser: StudiVZ und der Umgang mit Rechtsradikalen”. […]
Die haben ein grundsätzliches Problem: Das ist keine Community. Es gibt keine gemeinsamen Interessen und keine Bindung an StudiVz. Leistung für lau und ohne Verpflichtung. Daher ist die Motivation, selber aktiv die Community sauber zu halten praktisch nicht da. Für die Zukunft bedeutet das, dass es auch keine Entwicklung gibt. Das Ding wird sich irgendmal überholt haben.
Beim Konkurrent Facebook und selbst bei Xing sieht es anders aus. Die können auf user bauen, die aktiv an der Weiterentwiclung teilnehmen.
Am Rande vielleicht interessant: eine US-Studie zeigt die Abhängigkeiten von ethnischer Zugehörigkeit und sozialer Schicht bei der Benutzung von Community Sites wie Facebook etc.
Wenn StudiVZ irgendwann nicht mehr der Platzhirsch sein wird, bin ich gespannt, wer sich dort dauerhaft einnisten wird und wohin dann die höheren Töchter/Söhne abwandern werden, denen dann endlich Gelegenheit gegeben wird, sich von der Plebs im VZ absetzen zu können.
[…] Inzwischen hat der Don über die obskuren Gruppen im StudiVZ berichtet – netterweise hat er auch auf meinen Text verlinkt. Doch beim StudiVZ hat das auch nach mehreren Stunden noch keiner gemerkt, denn die Wehrmachtsgruppe marschiert fröhlich weiter. Wollen wir wetten, wann sie endlich gelöscht wird? […]
Ooops, jetzt erst haben sie die Gruppe offensichtlich gelöscht. Tja. *Etwas* spät. Und die Verursacher sind immer noch dabei. Tjaja.
Liebe StudiVZ-Mitarbeiter, Ihr habt jetzt exakt Zeit bis Montag morgen, den braunen Dreck zu kicken. Falls Ihr das nicht schafft, schaue ich nochmal rein. Und dann brennt die Luft.
madscientist: Gibt’s ja schon länger, erstaunlicherweise noch nicht im Portfolio von HBV: http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/402883
Dr. Dean: Ich empfehle zum Realitätsabgleich die Jobangebote von StudiVZ
Strappato, es gibt durchaus welche, die das versuchen. Ein paar hundert sogar. Nur: StudiVZ verfolgt eine Strategie der Tolerierung dieser Leute. Und zwar explizit.
Ob da bei Holzbrinck nicht doch Absicht dahintersteckt? Sicher sind einige der Führenden im WK 2 in irgendwelchen rechten Paukboden-vereinigungen und schauen sich Diaschauen aus Stalingrad und El Alamein an. Danach gehts dann zackig rund beim braunen Bier.
Ich habe gerade einen von denen gelöscht – die unsägliche debatte wie drüben bei Channelshift vom Kleinreden von original NS-Propaganda wird es hier nicht geben.
Und was Holtzbrinck angeht, oder besser StudiVZ – da hätte ich bis gestern auch gesagt, dass es Fehler sind. Vermeidbare Fehler, dumme Fehler, und ein Haufen Ignoranz, aber Fehler. Inzwischen habe ich aber noch Sachen bekommen, die zweifelsfrei belegen, dass man die Leute trotz der Verstösse weiterhin im StudiVZ haben will. Gelöscht wird nur, wenn es in der Blogbar steht, und die Party gefährden könnte.
Mir persönlich stoßen unechte und kommerzielle Profile/Gruppen im StudiVZ übelst auf. Ich habe bis heute ca. 40 Meldungen gemacht, welche ich beim bloßen rumsurfen gefunden habe. Mir sind Profile von Nicht-Studenten relativ egal aber Schleichwerbung und rechtsradikale Extremprofile sind einfach nicht akzeptabel.
Ergebnis: Keine einzige Gruppe oder Profil wurden gelöscht.
Einfach unglaublich wie die Jungs Ihren Job – nicht machen.
warten wir mal ab, wie’s weiter geht damit – bis einer auf die Idee kommt, das V mit nem K zu ersetzen }:->
*SCNR*
cu, w0lf.
Tja, aber Hauptsache, die Staatsanwaltschaft (in Aachen) ermittelt wegen Volksverhetzung gegen das Erwerbslosenforum…
Kotzwelt, das.
Wie findet ihr die Gruppe:
Heroinfreunde international:
http://www.studivz.net/group.php?ids=f1e0c729e8f3578f
jeden dienstag um 4:30 großes Herointreffen am Sielwalleck.
es wird gespritzt bis die venen brennen…
Achtung WICHTIG:
diesen Dienstag fällt aus wegen Todesfall
+SchorePeter(1989-2007) hats endgültig übertrieben. Er lebte und starb im Exzess. Nehmt euch ein Beispiel…
Wieso bin ich im Spamfilter?
Ich bin kein kommerzieller Blogger und poste keinen Spam!
Die Zeugen Jehovas gibt es auch:
http://www.studivz.net/group.php?ids=045134daf07d0471
(mit mehreren Gruppen)
Scientology hat das VZ auch entdeckt:
http://www.studivz.net/group.php?ids=49fe756c6e69841f
Und Die Gruppen Ich Blase gegen Taschengeld
http://www.studivz.net/group.php?ids=a1115c3e9c239bc7
Blasen gegen Taschengeld:
http://www.studivz.net/group.php?ids=913b26167bdffd9c
Blowjob gegen Taschengeld:
http://www.studivz.net/group.php?ids=30114a1d471ac0a8
Gangbang Silvester 07/08
http://www.studivz.net/group.php?ids=de184df441e0bfb8
gibt es auch noch.
Die Republikaner haben auch eine Gruppe.
http://www.studivz.net/group.php?ids=51eec365b3cd52f8
Hallo Benni,
Spam Karma hat wegen der vielen Links “gedacht”, es wäre Spam. Danke für den Hinweis.
@Thomas Mrazek… dieser Dienst passt doch zu den Medien über die er meist *berichtet* und steht bekanntlich selbst zum Verkauf … schwierige Nummer, die m. E. zeigt wie wichtig wirtschaftlich unabhängige Medien, Blogger und andere Engagierte sind, wenn es um Wesentliches geht.
ach ja, ich sollte vielleicht hinzufügen, dass ich mich wegen allen genannten Gruppen beschwert habe. Selbst die Heroingruppe “Heroinfreunde international”, wo eindeutig drinsteht:
jeden dienstag um 4:30 großes Herointreffen am Sielwalleck.
Achtung WICHTIG:
diesen Dienstag fällt aus wegen Todesfall
+SchorePeter(1989-2007) hats endgültig übertrieben. Er lebte und starb im Exzess. Nehmt euch ein Beispiel…
Wurde nicht gelöscht.
Immerhin ist Heroinbesitz, verkauf und nutzung Strafbar. Wenn im VZ zu treffen aufgerufen wird, wo Leute umkommen, dann ist das eigentlich schon ein Fall für die Staatsanwaltschaft…
Das allseits beliebte StudiVz wird zum Tummelplatz wür Nazis und ist noch immer ein Tummelplatz für Sexisten. Welch gemütlichen Ort Holtzbrink da liefert: Gruppen zwischen Nazi-Bildern und ekligen Pornos.
Sieht man die Sache mit diesen StudiVZ-Nazi-Gruppen mal mit etwas Abstand, bestätigt sich vor allem eins: Das Internet ist die eigentliche Heimstatt des gepflegten Vorurteils. Es ist voll von Foren, Gruppen etc., die sich – meist unter einem bestimmten Blickwinkel – gegenseitig wortreich bestätigen, dass die Welt da draußen eine Zumutung ist und eigentlich nach ganz anderen Prinzipien laufen müsste. Wär doch eigenartig, wenn ausgerechnet die Nazis da eine Ausnahme machen würden. Es gilt: Wo eine vorurteilsbelastete Weltsicht ist, ist auch eine passende Plattform dazu im Netz! Ist schon OK, von den Holtzis zu fordern, dass sie diese Nazi-Schweinereien löschen, nur löst es das dahinter-stehende, dem Internet eigentümliche “Struktur-Problem” nicht. Das löst nur “die Welt da draußen”, und auch das nur individuell. Von Saint-Éxupery stammt der schöne Satz: “Die Welt lehrt uns mehr als alle Bücher (oder das Netz, Anm. d. Verf.), weil sie uns Widerstand leistet.” Wer in dieser realen Welt bestehen will, wird, sofern er nicht mit einem ansehnlichen Erbe gesegnet ist, schon bei der Suche nach einer Arbeitsstelle oder sonstigen Geldquellen darauf stoßen, dass es da draußen vielschichtiger zugeht als im Western, wo es bekanntlich nur gut und böse gibt. Lasst doch so einen Jung-Nazi mal gegenüber einem zukünftigen Arbeitgeber mal seine Gesinnung bekennen, der wird schon sehen, wie rasch er gemobbt wird (das schöne ist doch, dass viele von denen gar nicht wissen, dass sie schon jetzt bei Bewerbungen im StudiVZ gecheckt und dann aussortiert werden). Das Leben ist der eigentliche Ort, an dem letztlich noch jede Ideologie zerschollen ist. Denn es fordert Kompromisse, und das ist auch gut so. Es ist unser eigentlicher Lehrmeister, wenn es darum geht, verhärteten Sichtweisen und vorurteilsbelastetem Pfahlbürgertum zu entgehen.
Sorry für den etwas guru-mäßigen Tonfall… ;-)
@Urs: Naja ich seh das mit der echten Welt nicht so optimistisch. Wenn die Nazis direkt aussortiert werden bei Bewerbungen, wird das bei allen die halbwegs an das glauben was sie zum Besten geben, den Glauben nur bestärken. Die bösen Ausländer sind schuld, dass er der Vorzeigedeutsche keinen Job bekommt. Punktum. Und wenn der Chef zu verstehen gibt, dass die Nichteinstellung an der Gesinnung liegt, dann ist er entweder selber irgendwie ein Ausländer der unsere Gesellschaft infiltriert hat oder feiges Sozialistenpack (aus Sicht des Bewerbers).
Ausserdem ham die in der aufgezwungenen Freizeit dann nur umso mehr Zeit in Internetgruppen ihren Schmarn zu verbreiten.
Eigentlich bin ich ja gerne Optimist, aber bei Verbohrtheit hört mein Optimismus leider auf.
Abseits vom Thema mal noch:
Derweil ich momentan mit Spam von denen zugepflastert werde: Es gibt neue Konkurrenz zum Studivz. Wenn das erfolgreich wird bestätigt das wie die “Social-Community-Geilheit” den Blick trübt. Da muss man nämlich zusätzlich zur AGB auch noch das “Werbeeinverständnis” bestätigen.
Auszug:[quote]Meine Angaben innerhalb des Projektes dürfen…verarbeitet und genutzt werden (Telefonmarketing, SMS Werbung, E-Mail-Werbung und schriftliche Werbung)[/quote]
Natürlich kann man da opt-out nutzen (per schriftlichem Brief), aber wer tut das schon.
Naja ich hoffe das floppt, bisher waren die Einladungen recht eindeutig SPAM und niemand aus meiner Bekanntschaft. Ich setz hier keinen Link zu dem Verein, wen’s interessiert der suche nach Nachbarschaft24.
Ar sehe gerade, vergesst den letzten Teil, die wollen auch noch monatlich Knete. Ist eindeutig eine neue Abzockseite, nur dass sie zusätzlich auch noch die Daten abgreifen. Die Originalseite von der sie kopieren begnügt sich mit den Daten (und Werbeeinverständnis für potentiellen Mehrwert wie Gutscheine usw.). Anyway sehr strange das für mich. Wenn ich wissen will wer mein Nachbar is, klingel ich da einfach mal.
@thaniell
Doch, thaniell, gerade was den “akademischen Rechtsradikalismus” im StudiVZ anlangt, glaube ich, dass der ein Strohfeuer ist, das für die Realität (fast) keine Bedeutung hat. Das sind halt irgendwelche Burschenschafter-Schwarze-Karte-Gesocks-Typen, für die das irgendwie zur Spät-Pubertät gehört, ein wenig zu philosophieren über die Autobahnen, Eva Herman und den Fürer (bitte den Rechtschreibfehler zu entschuldigen, nur dass hier nicht das Nazometer anschlägt). Du solltest genau solche Studis mal sehen, wenn der BWL-Prof zufällig in der SPD ist: SO klein mit Hut. Wenns um ihre Karriere geht, blicken die genau, dass sie sich dem Wertesystem unseres Landes, das im Wesentlichen durch die 68er geprägt wurde (und das ist gut so!), sowie der political correctnes einzufügen haben. Ist der entscheidende Unterschied zur Weimarer Republik, wo eben auch die meisten Leute an den Schalthebeln der Macht der Meinung waren, dass ein autoritärer Staat besser wäre als die Demokratie. Der einzige Ort in unserem Land, wo sich Rechtsradikalismus wirklich auch im RealLife und dort sogar flächendeckend durchsetzt, ist auf dem Land in Ostdeutschland. Das ist wirklich schlimm für die Leute die da wohnen, insbesondere die Ausländer. Andererseits hat das dort hockende abgehängte HartzIV-Proletariat nunmal praktisch keinen Einfluss auf die Geschicke unseres Landes. Und Verbindungslinien zu dem braunen Studi-Gesocks im VZ dürften von Ausnahmen abgesehen auch kaum bestehen. Ich will hier gar nix verharmlosen oder so, und ich finds auch gut, dass das StudiVZ gezwungen wird, so Gruppen zu löschen. Ich glaube nur, dass man die Leute, die in so Gruppen sind, auch nicht falsch einschätzen sollte. Ich wage mal die These. Im realen Leben sind das die allergrößten Anpasser, die im Netz nur kompensieren.
Bei SchülerVZ sind sie übrigens ähnlich nachsichtig drauf, wenn es um das Löschen geht:
http://www.ksta.de/html/artikel/1195816863549.shtml
@donalphonso: Ich beobachte mit Sorge (einer Mutter),dass hier eine Plattform mit rechtsradikalen Gruppen unterwegs ist. In unserer Schule würde sich bei einigen Eltern der Magen umdrehen, wenn sie das wüssten. Wie heißen besagte Gruppen, die du erwähnst im SchülerVZ?? Was kann ich tun und wie kann ich helfen?
Screenshot machen, Gruppe melden und wenn das SchülerVZ nicht reagiert, wegen (Beihilfe zur) Verbreitung verfassungsfeindlicher und/oder jugendgefährdender Inhalte anzeigen. Das ist die einzige Sprache, die Holtzbrinck zu verstehen scheint.
Eine Frechheit. Man ist immer wieder erstaunt was man da lesen muss. Das Internet ist halt wirklich ein Spiegelbild unserer Gesellschaft
[…] Hygiene. Eine öffentliche Plattform ist automatisch auch eine öffentliche Plattform andersdenkender. Die Möglichkeit, beliebig viele Gruppen mit freiem Namen anzulegen wird rege genutzt. Gruppen wie „Männer, die tanzen können, sind toll!“ (23.000 Mitglieder) und „Elite-Allergiker – 5 Allergien minimum!“ (2.200 Mitglieder) sind lustig bis hilfreich, doch tummeln sich auch einige Extreme im StudiVZ, wie auf der Blogbar und Channelshift zu lesen ist. Die Gruppen können zwar von den Benutzern an StudiVZ gemeldet werden, allerdings werden trotz des Wissen um deren Inhalt und dem Verbot in der AGB weiter geduldet. Es ist vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Staatsanwaltschaft mit diesem Thema beschäftigt. Bis dahin verdient StudiVZ mit jedem Mausklick. Die Moderatoren wollen den Spaß der Nutzer nur ungern einschränken und ziehen mit Gruppen wie „Dicke Kinder sind schwerer zu kidnappen“ (59.000 Mitglieder) die Grenzen des guten Geschmacks und rechtlich zulässigem sehr weit. […]
@Urs:
Ok zum Großteil gebe ich dir Recht was die Akademiker-Rechten angeht, mal von ein paar die Regel bestätigenden Ausnahmen abgesehen.
Also ja, bei den meisten Akademikern magst du recht haben und die Karriere drückt das dann zumindest auf einen unterschwelligen Konservatismus zurück. Aber bei Schülern, was ja auch Haupt- und Realschule hüben wie drüben einschließt, gibt es glaube ich einerseits schon einige “Suffüberzeugte” und einige die sich in der “Trotz”-Phase so ein bisschen rechts einsortieren. Bei denen kann ich mir schon vorstellen, dass sie bei durchgehender “Unterdrückung” sich gerade deswegen bestätigt fühlen und mit den restlichen Unterdrückten näher zusammenrücken. Sowohl im echten als auch im virtuellen Leben. Und StudiVZ ist ja nicht und war eigentlich auch nie reine Studentensache, zudem betrifft die Diskussion ja auch SchülerVZ und alles ähnliche.
Nicht dass ich es grundsätzlich schlecht fände, wenn grenzwertige Gruppen gemeldet, nicht gerne gesehen und im Zweifelsfall gelöscht werden. Aber ich bin mir nicht sicher inwiefern man damit erfolgreich gegen den Sumpf vorgeht oder dem ein oder anderen vielleicht sogar hineinhilft. Würde das wirklich konsequent direkt zeitnah bei Erstellung der Gruppe die richtigen treffen, wäre die Chance ja noch ganz gut dass zumindest nur solche getroffen werden die unabhängig von der Community schon stark rechts orientiert sind. Aber das kann man von den überforderten Holzis ja schon mal gar nicht erwarten (ist zudem ja auch nicht zwangsweise immer direkt am Gruppennamen abzusehen). Naja so oder so, der Hauptschaden entsteht denke ich in der realen Welt und kann auch nur dort (evtl. in Kombination mit der virtuellen Welt) durch Druck im Karriereleben kombiniert mit sinnvoller Überzeugungsarbeit (insofern noch nicht Hopfen und Schmalz verloren ist) wieder korrigiert werden.
thaniell, der angesprochene Aspekt des „Gefühls der Unterdrückung“ könnte sich doch auch auf Grund des „Karrieredrucks“ einstellen, oder?
Im Übrigen bezweifele ich, dass sich die Mehrheit der StudiVZ-Nutzer darüber im Klaren ist, dass sie sich in der Öffentlichkeit bewegen.
ich hingegen glaube eher, das es der mehrheit egal ist, wenn die oeffentlichkeit uebr ihren nazi- oder porno-fetisch bescheid weiss, oder die frequenz ihres alkoholkonsums. weil die offenbar denken, da kann man sich heute ruhig zu bekennen. und vermutlich haben sie nichtmal besonders unrecht.
vielleicht sind sich nicht alle studivz-user über die offenlegung ihrer daten im klaren – aber zumindest der teil der community, der “tatsächlich” studiert und ein gewisses maß an intelligenz aufweisen kann, ist sich der freigabe der persönlichkeit in der medialen welt bewusst.
kriemhild, das bezweifele ich – aus eigener Erfahrung mit meinen Kommilitonen.
robert b.,ich kann dir das gegenteil versichern…aus der erfahrung mit meinen kommilitonen. da wurden zunächst die wildesten gruppen (geprägt von gewissen anzüglichkeiten)gewählt,doch nach kurzer zeit besann man/frau sich und ist nun nur noch mitglied in “unverfänglichen” gruppen – auch die bilder,die das ausschweifende partyleben dokumentierten,sind verschwunden…der künftige arbeitgeber soll ja nicht durch die kurzfristige zugehörigkeit zu deutschlands popkultureller spaßgesellschaft abgeschreckt werden.
ah ja! ;)
Ok dann schieb ich auch noch ein paar Studis dazu, hier mal ein Überblick über den Stand bevor man in gemeinsamer Runde mal darüber geredet hat:
Bei einem weiß ich dass er von selbst wußte inwiefern er sich preisgibt und wie weit genau er da gehen will, ein weiterer zumindest so grob (auf den Gedanken dass quasi jeder nen Account im SVZ haben kann war er noch nicht gekommen), eine war gänzlich überrascht von dem Gedanken dass da ja auch jemand der sie nicht schon vorher kannte nach ihr suchen könnte, an böse Menschen wie Personaler gar nicht zu denken,
2 hatten darüber gänzlich keinen Gedanken verloren. Macht bei denen, bei denen ich sicher weiß inwiefern sie sich von selbst was dabei dachten … naja vielleicht um die 50:50 (die überraschte Dame war abgebrochene Studentin, zählt also vielleicht nicht).
Ist immer noch nicht repräsentativ das Ganze, aber imho gibt es durchaus Studenten die sich über sowas einfach rein gar keine Gedanken machen, weil es “eben nicht ihr Metier ist”. Das Gebiet überlassen sie einfach kategorisch den Computerfritzen und solange es alle machen (und kein offensichtlicher Schade/Kosten entstehen) kann es ja nicht so schlimm sein. Und die sind nicht grundlegend “dumm”, das ist eher eine Einstellungssache, nicht mein Fachgebiet und so. Gut viele von denen werden vermutlich nach und nach von ihren Bekannten zumindest mal grundlegend aufgeklärt, soweit sie welche haben die sich damit beschäftigen, aber auch das wirkt sich nur begrenzt aus glaub ich. Und soweit ich das beobachten konnte als ich noch im SVZ registriert war (und da war ich dort recht bewandert) stieg die Rate der privaten/gesäuberten Profile im Schnitt nicht sonderlich an. Ich habe aber keinen Überblick wie das jetzt ist. Und klar es gibt auch welche die säubern, aber gerade bei den Bildern ist das ja auch schwierig, weil jeder andere einen verlinken kann.
Hm, ist es denn überhaupt so, dass ein StudiVZ-Profil für den Arbeitgeber so ganz anders aussehen müsste als für die Kommilitonen?
In beiden Fällen geht es doch darum, das Bild einer sozial integrierten, attraktiven Persönlichkeit zu entwerfen. Wer viele Freunde hat und dies durch Freundes-Liste und Partyfotos dokumentieren kann, der wird sich doch auch in einen Betrieb gut reinfinden. Wer die diffizilen sozialen Codes so gut durchschaut hat, dass er einerseits Mitglied in Gruppen wie “Scheine kann man nachholen, Parties nicht” drinnen ist, andererseits aber trotzdem schnell durchstudiert, der ist vielleicht auch ein Arbeitnehmer, wie ihn sich die Wirtschaft wünscht.
Ich glaube, dass ist auch der Grund, warum sich die meisten Studis unbewusst keinen großen Kopf um das StudiVZ machen: Wer sich seinem ganzen Verhalten nach so verhält, wie sich die meisten der eigenen Alters-Kohorte verhalten, wer “so ist wie die anderen auch”, der braucht sich halt auch am wenigsten Gedanken zu machen, was wie ankommt.
Denn es machen ja alle so.
saufen und karriere schliessen sich nicht aus, das haben doch schon burschenschaften bewiesen.
Da stimme ich Mutant zu.
Man könnte es auch umgekehrt formulieren.
Diejenigen, die echt Angst vorm StudiVZ haben müssen, sind diejenigen, die keine Sauf- und Partyfotos vorweisen können. Denn deren Außenseitertum wird durch das StudiVZ nun endgültig verifizierbar. Kontaktanbahnung an der Uni läuft aber inzwischen meistens schon in einer ganz frühen Phase übers StudiVZ. Wenn Dein account so aussieht, dass Du “out” bist, hast Du schlechte Karten, ganz egal was Du suchst: Partner, WG oder Praktikumsplatz. Dasselbe gilt im Prinzip noch verschärft fürs SchülerVZ, wo das Mobbing von Außenseiter-Schülern durch entsprechende Gruppen-Gründungen etc. inzwischen eklatante Ausmaße angenommen haben soll.
in deutschland gilt freie meinungsäußerung, und wenn sie das in einer gruppe tun, sollen sie es doch machen. damit stören sie niemand und zwingen niemanden ihre meineung auf da ein gruppeneintritt freiwillig ist.
ich denke es sollte eine kommunikationsplattform für alle menschen sein, klingt jetzt blöd, aber ist auch eine form von diskriminierung..
Urs, du äußerst in #46 eine provokante These: Um „cool“ (für Studentinnen, Arbeitgeber, …) zu sein sollte man sich also vielleicht übertrieben „studentisch“ zeigen. Andererseits öffnet diese Offenheit dem Datenmissbrauch oder Stalkern Tür und Tor.
Abgesehen davon wette ich, dass noch niemand die Folgen untersucht hat, die sich ergeben, wenn wir keine Geheimnisse mehr voreinander haben.
@Lu: Kennst du das Grundgesetz? Da steht in Artikel 5:
Damit sind verfassungsfeindliche oder strafbare Aussagen nicht durch die Meinungsfreiheit gedeckt.
@Robert (48)
“Urs, du äußerst in #46 eine provokante These: Um „cool“ (für Studentinnen, Arbeitgeber, …) zu sein sollte man sich also vielleicht übertrieben „studentisch“ zeigen.”
Es hat vor allem damit zu tun, dass Du zeigst, dass Du den sozialen Code beherrscht, und mit social proof. Wer Parties feiert, ist integriert. Viele Freunde erhöhen nicht nur den Sozial-Status, sondern zeigen eben auch, dass Du mit einer Menge verschiedenen Leuten gut auskommst. Alles Dinge, die auch schon vor dem StudiVZ galten. Die Besonderheit ist in meinen Augen, dass der Übergang und die Zwischentöne von In- und Outsider-Status wesentlich weniger fluid als früher werden. Durch das StudiVZ als “studentisches Einwohnermeldeamt” wird Dein Status für jedermann unter Klarnamen abrufbar festgetuckert. Und mit Faken ist da nicht viel: Mit ein bißchen Übung sieht man rasch, wer die Klassenkameraden der Geschwister anschreibt, um die Freundeliste zu füllen, wer auf wirklichen Parties ist und wer nur Weihnachtsmarkt-Fotos mit drei Leuten vorzuweisen hat. Kritisch ist das StudiVZ vor allem für die Studis, die an genau dieser Peripherie des sich noch als sozial-integriert Darstellbaren leben.
Tja, die Gnade der späten Geburt, würd ich sagen… ;-)
Die ganze Sache wird immer unheimlicher. So langsam glaube ich, dass diese sozialen Netze Ursache und Problem gleichzeitig sind, sobald sie dermaßen vertreten sind, dass sie als repräsentativ gelten. Was sagt es denn aus, wenn z.B. jemand gar nicht dort vertreten ist?
Und könntest du für mich bitte diesen Satz erläutern, ich verstehe ihn nicht so ganz?
@Urs (49) “Wer Parties feiert, ist integriert.”
Ähm, wozu, wohin “integriert”?? In die Verdummungsschiene unserer selbst-anerzogenen Bloss-nicht-am-Nachdenken-stören-Medien oder in die Verar…ungsschiene der Wir-wissen-besser-als-Ihr-was-geht-Vertreter???
Es geht bis exakt zum 28. Lebensjahr vielleicht noch einher mit Abfeiern, Spass-Haben, Leben-Negieren und Blödsinn-Fördervereinen. Ab dann sollte eine Todmannschaltung wirksam werden, die einem selbst die durchschnittlich restlichen 60(!) Jahre Leben lebenswert machen. “Live young and die fast” war mal, ist aber nicht mehr hip.
Die fast realen Leute, die Du in W2-Netzwerken als fast reale Beziehungen definierst, sind genau die Leute, die Dich als allerersten am langen Arm verhungern lassen, wenn’s drauf ankommt.
Es ist eben alles nur “fast” und nicht echt. Es fehlt: Angucken, anpacken, riechen, schmecken, hören, Gehirn einschalten. Wir können uns zwar gewaltsam in dieser Beziehung entmenschlichen, aber wir können uns als Menschheit leider nur so zerstören, da wir sowas eben nie kennen gelernt haben und sowas nie wollten.
Wir bekommen halt das geboten, was unserer Unfertigkeit exakt entspricht. Der “Mensch” als Krone der Schöpfung??? Bullshit!
@Robert
Gern.
Ich meinte den Typ von Studi, der ein bißchen anders ist als die totalen Normalos, vielleicht etwas sensibler, einzelgängerischer, intelligenter, aber noch nicht so weit ein Freak, dass er ein totaler sozialer Honk ist. Der sich um Anschluss bemüht, der aber weiß, dass ihm das etwas schwerer fällt als den anderen.
Für den ist das StudiVZ ein echter Eiertanz. Denn er hat halt z. B. statt einer Unmenge Bekannter nur 1-2 Freunde, weiß aber, dass er im VZ mindestens 10-15 “Freunde” braucht, um nicht als randständig aufzufallen. Und er geht auch vielleicht nicht gern auf Parties, oder ist nicht eingeladen, und fragt sich, was er nun in die Fotoalben packen soll. Zumal auch auffällig werden dürfte, dass er in den Profilen der anderen Studis seines Semesters auf entsprechenden Partiefotos nur selten oder gar nicht verlinkt ist.
Nun könnte man natürlich sagen, dann soll er halt einfach nicht mitmachen und “zu sich stehen”. Nun, wer ein bißchen Ahnung vom Wesen des Außenseitertums hat, der weiß, dass es so einfach nicht ist. Ein weites Feld…
@porschekiller
Es ging mir weniger um den Unterschied “Spaß-Phase” (=Studium) versus “Arbeits-Leben” nach dem Studium, sondern um den Unterschied “integriert”/”nicht-integriert”.
Der typische “Normalo” ist nun mal so drauf, dass er das Studium noch als Party-Phase begreift, und hinterher beginnt “der Ernst des Lebens”. Der sieht das quasi als Natur-Gesetz, ohne da irgendwas groß zu hinterfragen.
@Urs
Obwohl ich mittlerweile am Tag zehn mal mehr über Rürup-Renten als über den letzten Jägermeister-Absturz schwafele, entgeht mir der Studenten-Alltag dank div. Mieter nicht.
Daher kann ich Deinen “Integrations”-Ansatz überhaupt nicht nachvollziehen, denn “meine” Studenten pfeifen auf Masse als Existenz-Unterschlupf in jungen Jahren. Mir scheint es weiter so, als wäre die überwiegende Mehrheit im VZ meilenweit davon entfernt, jemals mit dem Wort “Immatrikulation” auch nur entfernt in Berührung zu kommen.
P. S. @Robert
Kannst Du mit Literatur was anfangen? Ich hab da gerade was gefunden, da wird dieser “Typ” den ich meine viel besser beschrieben, als ich es je könnte.
Aus: Thomas Mann, Tonio Kröger:
“Er war berauscht von dem Feste, an dem er nicht teilgehabt, und müde vor Eifersucht. Wie früher, ganz wie früher war es gewesen! Mit erhitztem Gesicht hatte er an dunkler Stelle gestanden, in Schmerzen um euch, ihr Blonden, Lebendigen, Glücklichen, und war dann einsam hinweggegangen. (…) Er gedachte der wüsten Abenteuer der Sinne, der Nerven und des Gedankens, die er durchlebt, sah sich zerfressen von Ironie und Geist, verödet und gelähmt von Erkenntnis, halb aufgerieben von den Fiebern und Frösten des Schaffens (…) Um ihn war es still und dunkel. Aber von unten tönte gedämpft und wiegend des Lebens süßer, trivialer Dreitakt zu ihm herauf.”
Ich hab das Zitat mehr oder weniger wahllos herausgegriffen, im Grunde beschreibt die ganze Novelle genau den Typus, den ich meine.
@Don Und wie immer sorry for OT ;-)
@porschekiller
Es ist ja ohnehin schwierig, bei den Studis zu verallgemeinern, dafür ist die Gruppe viel zu groß und die jungen Leute dann doch zu verschieden.
Ich glaube auch, dass der Konformitätszwang, den so ein Ding wie das StudiVZ verstärkt und den man als Außenstehender leicht als so eine Art “Coolness-Diktatur” wahrnimmt, von vielen Studis so gar nicht gesehen wird. Und zwar selbst von denen nicht, die die Darstellung in so einem Verzeichnis persönlich mächtig unter Druck bringt, weil sie eben nur semi-cool sind.
Mein Eindruck ist: In dieser Generation wird der Zwang zur Selbst-Darstellung bereits als so selbstverständlich wahrgenommen, dass er kaum noch reflektiert wird. Da ist so ein Ding wie das StudiVZ schon fast so ein bißchen wie Wehrdienst: Man regt sich kaum drüber auf, weil es halt selbstverständlich ist und alle trifft, quasi wie ein Naturgesetz.
Zitat: ” Wer sich seinem ganzen Verhalten nach so verhält, wie sich die meisten der eigenen Alters-Kohorte verhalten, wer “so ist wie die anderen auch”, der braucht sich halt auch am wenigsten Gedanken zu machen, was wie ankommt.”
Ein Personaler könnte so jemanden als “Mittelmass, Durchschnitt, Mitläufer ohne eigenen Antrieb, Opportunist” klassifizieren – in gewissen Positionen/Situationen durchaus ein Negativ-Kriterium.
Nur mal so als Gedanke.
Hm, die Sache ist trotzdem unheimlich, schon fast ein Spiel mit dem Feuer. Leute, die das StudiVZ eigentlich nur als sporadische Kommunikationsplattform benutzen, das Profil Lücken aufweist und gar kein Interesse daran haben, sich selbst und ihr soziales Netz dort 1:1 zu modellieren, dürften ja vermutlich auch als Menschen gesehen werden, die den sozialen Code nicht kennen.
Insofern wäre es recht sinnvoll, sich selbst in solchen sozialen Netzen „eine andere Persönlichkeit“ zu geben, das ganze als Schauspiel zu betrachten, dann braucht man das nicht so ernst zu nehmen. Wer das ganze allerdings nur halbwegs ernst nimmt, so dass Rückschlüsse auf die wa(h)re Identität oder den Freundeskreis möglich sind, dürfte dann unter dem Druck des „Pimp my Profile“ stehen.
Habe vor einigen Tagen einen Brief vom Berliner Datenschutzbeauftragten bekommen, weil ich mich dort vor mehr als einem Jahr über StudiVZ beschwert habe. Die gröbsten Mängel seien abgestellt, man prüfe das Unternehmen aber noch immer, so die Behörde. Insbesondere bei den Mitgliederprofilen bzw. den Privacy-Einstellungen liegt wohl noch etwas im Argen.
@Robert
Hm, “unheimlich” wär mir dann doch ein zu großes Wort für das StudiVZ. Das wäre es, wenn wir irgendwann soweit sind, dass auch von jedem Erwachsenen erwartet wird, in solch ein Verzeichnis zu gehen. Und Du z. B. Probleme bei einem Job-Wechsel oder Krediten bekommst, wenn Du nicht in einem öffentlichen Verzeichnis im Netz Deine sozialen Beziehungen abbildest. Ich sage nicht, dass eine solche Entwicklung ausgeschlossen ist, aber soweit sind wir zum Glück noch lange nicht. Im Moment besteht dieser Darstellungs-Zwang nur in der Studi-Sphäre, dort allerdings ist er tatsächlich ganz handfest für solche Dinge wie Praktika, Mitarbeiterstelle am Lehrstuhl, Stipendien, WG-Zimmer und erster Job (mit-)entscheidend, und die karriere-orientierteren unter den Studis wissen oder ahnen das auch. Ob dieses System der Sozial-Kontrolle als so positiv empfunden wird, dass es von dieser Generation auch ins Erwachsenen-Alter mitgenommen wird, bleibt abzuwarten. Dass man sich dem durch eine “andere Persönlichkeit” im Netz entziehen kann, glaube ich allerdings nicht, da alle diese Systeme ja darauf basieren, dass Du Deinen Klarnamen angeben musst, wenn Du richtig mitmachen willst.
Es sei denn, dass der „wichtige Teil“ deiner Freunde auch am Maskenball teilnimmt.
“Es sei denn, dass der „wichtige Teil“ deiner Freunde auch am Maskenball teilnimmt.”
Hey Mann, ich bin in so Verzeichnissen doch eh nur mit Fake-account unterwegs. Das Schlimme ist, dass Deutschlands Schüler und Studenten da so ohne weiteres mitmachen. Wenn ich denke, wie viel stilles Leid, wieviel schlaflose Nächte schon allein das mobbing von Schülern, Lehrern, Referendaren im SchülerVZ ausgelöst haben muss. Aber die Leute nehmen diese Verzeichnisse als unvermeidliche Entwicklung widerspruchslos hin. Es macht mich traurig, in einer Gesellschaft zu leben, die dem so wenig entgegen zu setzen weiß und der offenbar überhaupt schon das Verständnis fehlt, wie massiv zwischenmenschliche Kontakte durch solche Verzeichnisse langfristig beeinflusst und gestört werden.
[…] Vor über zwei Wochen berichtete ich auf Channelshift über rechte Gruppen im StudiVZ – und bis heute trudeln neue Kommentare zum Thema ein. Die Aufmerksamkeit habe ich vor allem Don Alphonso zu verdanken, der auf meinen Bericht verwiesen hat (Nochmal danke!).Was also hat sich geändert – wie hat das StudiVZ reagiert? […]
Hallo,
gerade ne Email von studiVZ bekommen.
Die ändern wieder die AGB. Und wie.
6.
Ich willige ein, dass mir studiVZ Benachrichtigungen und Mitteilungenzusendet; diese
Nachrichten beinhalten Hinweise und Berichte für Nutzer des
studiVZ-Netzwerkes. Ich nehme zur Kenntnis, dass studiVZ hierzu meine
personenbezogenen Daten nach Maßgabe der von mir gewählten Einstellungen
nutzt; demnach erfolgt die Zusendung per E-Mail an die von mir für die Nutzung des
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Mobilfunk-Rufnummer sowie von Nachrichten mit werbendem Charakter über den
Nachrichtendienst von studiVZ oder einen von mir angegebenen
Instant-Messenger).
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http://www.studivz.net/l/policy/info/
Ich nehme zur Kenntnis, dass ich, falls der Erhalt von elektronischer Post mit
werbendem Charakter von mir nicht mehr erwünscht ist, die Zusendung ablehnen
und dem Erhalt der Nachrichten jederzeit widersprechen kann. Hierzu kann ich nach
dem erfolgreichen Einloggen in das studiVZ-Netzwerk in der Rubrik “Datenschutz” am Ende des Textes zur Einwilligung in die Verarbeitung personenbezogener Daten meine
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Verwendung meiner Daten” aufrufen und anpassen.
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Telefonmarketing ole.
Ich werde mir das nicht mehr lange anschaun. Ich persönlich werde mein Profil leerräumen. Aber der LockIn ist schon da. Will mein Netzwerk weiter nutzen.
[…] Da lacht der Landser: StudiVZ und der Umgang mit Rechtsradikalen […]
[…] StudiVZ geht nur halbherzig gegen rechte Gruppierungen innerhalb von Studi VZ vor […]
SIEG