Unsortiertes über Fehler und Lügen.
Fehler passieren. Sei es, weil man getäuscht wird, weil man sich täuschen lässt, oder weil man sich täuscht. Fehler sind meist eher hybrider Natur, irgendwann stehen sie im Raum, und dann muss sie einer wegmachen. Das ist beim Bloggen nicht anders als im Jornalismus. Und es gibt natürlich auch die Fälle, die Unwahrheiten einfach stehen lassen – hier ein Ausbilder in Leipzig und der Mitarbeiter einer führenden deutschen Zeitung.
Ich halte das – relativ gesehen – immer noch für lässliche Sünden. Beruflich habe ich mit einem Fall einer im süddeutschen Raum tätigen Zeitung zu tun, in dem ein führender Aufklärer einen Artikel vorgelegt hat, der einen – meines Erachtens – jenseits vieler Gesetze agierenden Unternehmer als Vorbild in einem positiven Kontext darstellt, der ein paar tausend Leute sehr, sehr teuer kommen kann. Das sind die Fälle, in denen man wirklich aktiv werden sollte -das muss nicht unbedingt das Bloggen sein, da gibt es andere Mittel und Wege, solche Herrschaften auf eine normale Tätigkeit zu reduzieren, mit normalen Folgen. Wenn ein Lastwagenfahrer besoffen einen Unfall baut, ist er fällig, und wenn ein Journalist sich nicht nur einlullen lässt, sondern aus Zweckmässigkeit juristische Entscheidungen erfindet.
Ich glaube nicht, dass die kleine Schlamperei im Internet – Nerd mit Geek verwechseln – die Vorstufe zum fast schon kriminellen Gefälligkeitsjournalismus oder Kaufinhalt ist. Es gibt Leute, die etwas lügen, weil sie andere hassen und ihre Geschäftsinteressen geschädigt sehen, es gibt welche, die als Journalist und Blogger gleichzeitig ihre persönlichen Probleme so lange umlügen, bis sie ein Verfahren, oder auch nicht, am Hals haben.
Aber es wäre schon ganz praktisch, wenn man nicht wegen jedem unkorrigierten Fehler einen Weltuntergang ausrufen würde, wenn es weitaus grössere Probleme gibt – die an der Blogosphäre meistens unerkannt vorbeilaufen. Oder glaubt hier einer wirklich, dass ein paar Fälle von Schleichwerbung und ein paar Abzock-Call-Ins die einzige Methode sind, um mit Medien die Rendite zu steigern?
Genauer hinschauen, was wann wo mit welchem Hintergrund geschieht, wäre ein gangbarer Weg. Oder an einem besseren Medienbetrieb arbeiten. Dauerempörung wegen jeder Petitesse ist mittelfristig nichts, was die Kritik an den Medien und damit die Medien selbst weiterbringt.
Im Übrigen finde ich, dass die Debatte über Blogs vs. Journalismus weitergehen muss, bis zum Ableben des einen oder anderen Teilnehmers.
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Sehr schönes “ceterum censeo Carthaginem esse delendam” im letzten Absatz. Mal schauen welche Seite die Rolle von Carthago übernehmen wird.
Kompliment. Der Satz ist so dermaßen richtig, dass er selbst dann noch stimmt, wenn man “Medien” durch “Werber”, “Adical”, “studiVZ” oder “Lobo” ersetzt.
Sag mal, kriegst Du auch noch bei anderen Themen blöde Sprüche über die Tastatur, oder legst Du es gezielt darauf an, einzig und allein als mediokres Mietmaul der Berliner Kaufbloggerei in Erscheinung zu treten?
Hmm..
Auch bei Dir habe ich das Gefühl dass ich vermehrt Antworten als Artikel lese. Ich finde es ja gut dass das schlechte im Blogwesen beleuchtet werden soll, aber langsam wünsche ich mir mehr.
Es geht doch um Blogs? Gibt es nur negatives?
@AVISION: Lesenswertes aus anderen Blogs stellt Herr Alphonso gern des öfteren bei den Rebellen ohne Markt vor.
Tja Monika, m. E. habt ihr PR-Fuzzis keine Existenzberechtigung, solange ihr das, was ihr macht, so macht, wie ihr es macht.
Ist das ein allgemein bekannter Fall, auf den Du, Don, da oben anspielst? Ich kann mir momentan jedenfalls keinen Reim darauf machen, was gemeint sein könnte. Obwohl mir lobende Berichte über Unternehmer, die das eigentlich nicht verdient hätten, natürlich auch schon untergekommen sind.
Ich frage mich ja, ob die Dauerempörung wegen jeder Petitesse nicht letztlich sogar systemstabilisierend wirkt. Eben weil dabei vor lauter Klein-Klein oft genug versäumt wird, die wirklich großen Sauereien entsprechend ihrer Bedeutung anzuprangern. Es ist eine systemimmanente Form der Soft-Kritik an den Medien, die den übergreifenden Verblödungszusammenhang schon gar nicht mehr thematisiert. Klar, denn dann müsste man nach ein bisschen Nachdenken ja auch einräumen, dass die eigene Tätigkeit (etwa: Betrachtungen über eine große deutsche Tageszeitung anzustellen), auch irgendwie aufmerksamkeitsparasitär ist. Ohne die geballte Schwärze des Springerschen Verdummungsorgans als Kontrasthintergrund wäre es ja weitaus mühsamer, sich als der weiße Ritter und Rächer der Entnervten ins Bild zu setzen. Ich sage nicht, dass es verkehrt wäre, sich mit den ganzen Fehlleistungen der größten europäischen Kaufzeitung kritisch auseinanderzusetzen oder den Anruf-Abzock-Formaten Unlauterkeiten nachzuweisen. Aber auf Dauer fragt man sich halt irgendwann bei der Lektüre der entsprechenden Beiträge nur noch, ok, die Welt ist schlecht, so phuquing what?
Die naheliegendere Einsicht, dass man die Glotze auch auslassen kann und die ganzen Käseblätter gar nicht lesen muss ohne dass Einbußen an der Lebensqualität zu befürchten wären, die kommt mir in der ganzen proto-institutionellen Medienkritik irgendwie zu kurz. Aber ok, mit so einer simplen Schlussfolgerung erzielt halt man weder Klicks, Auflage oder Einschaltquoten.