Das neue Sozialhilfeniveau für Profiblogger
Ich finde Micropayment-Ideen wie Kachingle und Flattr prima. Weil sie tatsächlich erlauben, so etwas wie eine schnelle Entlohnung für Leistung im Netz zu liefern, wenn jemand gern Geld für seine Tätigkeit haben möchte. Darauf würde ich eher verzichten wollen, aber warum nicht? Wenn jemand etwas Gutes tut und davon profitieren möchte, warum nicht. Und ich finde es wirklich besser und angemessener, als Werbebanner, SEO-Gedöns und Bitte-retweetet-mich-Unsinn. Eone Leistung, eine Entlohnung, das ist fein.
Auf der anderen Seite zeigen diese Dienste aber, wo letztlich der Schuh immer noch drückt: Bei der Unfähigkeit, das Bloggen anderweitig zu kommerzialisieren. Es gab in den letzten 5 Jahren schon genug Versuche, das auf anderen Wegen zu erreichen – die grossen Töne, die da gespuckt wurden, sind allesamt verhallt, und das nicht, weil die Betreffenden mit Geld zählen beschäftigt sind. Was bei den meisten so lala geht, sind irgendwelche Mischkalkulationen, bei denen alles genommen wird, was sich am Wegesrand als Einnahmen findet, aber das ist weit entfernt von sicherem Verdienst und einem ruhigen Dasein. (Was macht, btw, eigentlich buzzriders so?)
Jetzt sind also wieder die kleinen Bezahldienste zur Kommerzialisierung im Gespräch – und auch das ist etwas, das schon ein paaer Mal im Sinne von “freiwilliges Abo” probiert wurde, mit wenig Erfolg. Centbeträge, bei denen man hofft, dass sie sich summieren, was natürlich schon gehen kann, wenn die Leserschaft engagiert und begeistert ist – dazu muss sie noch nicht mal unbedingt gross sein. Nur – will man so ewig weitermachen? Ich muss mir diese Frage nicht stellen, aber ich stelle es mir enorm stressig vor, dauernd Erwartungshaltungen nachzukommen, nicht weil man sich dafür entscheidet, sondern weil es sonst für dieses Format keine Alternative gibt. Wie gesagt: Ich wünsche mir, dass solche Dienste dazu führen, dass es wirklich eine sinnvolle Entlohnung für Qualität gibt, aber ich glaube nicht, dass es sich trägt.
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Einmal mehr, mit dem Bloggen ist es wie mit den Zeitungen: Qualität wird bezahlt! Wer gut ist, wer anders ist, wer neu ist, kann sich über Blogs für Zeitungen, Hörfunk- und Print-Medienangebote, Unternehmen etc. qualifizieren, das ist der einzige (!) Weg richtig gutes Geld mit dem Bloggen zu verdienen – vielleicht noch damit, indem man einen Verlag aufmacht und hübsche Produkte rund um sein Blog herum anbietet, die die Leute auch kaufen (!) mögen. Alles andere ist nett, aber bringt einfach kein Geld.
Daß Qualität wirklich bezahlt wird, sehe ich noch nicht. Daß sie bezahlt werden wird, ist eine nicht unberechtigte Hoffnung. Niemand mit Verstand wird freilich drauflos bloggen, weil es durch flattr Geld zu verdienen gibt.
“Mischkalkulationen, bei denen alles genommen wird, was sich am Wegesrand als Einnahmen findet” ist ein guter Weg für Blogger, die bislang ohne finanzielle Ambitionen einen guten Auftritt gepflegt haben. Ein paar Stunden weniger Lohnarbeit, die in eine noch höhere Qualität der Blogs investiert werden, sind eine feine Sache. Ein bißchen Tantieme, ein wenig passende Werbung, ein paar Taler aus Micropaiment, das ist allemal besser als sich für einen Hungerlohn von Zentralredaktionen zum Büttel machen zu lassen. 5 Jahre sind gar nichts. Warten wir noch einmal 10 Jahre ab – der Q-Journalismus spielt den Geduldigen nachhaltig in die Hände.
Ich glaube auch nicht, dass sich darüber nennenswerte Summen verdienen lassen. Wir werden so etwas erst einmal auch nicht bei uns (ruhrbarone) einbauen. Es gibt bislang kein Refinanzierungsmodell für die meisten Blogs und ich habe eigentlich auch keine Lust darüber nachzudenken. Es nimmt mir den Spaß beim schreiben.
Wir haben zwischendurch mal alles mögliche versucht – Tassen und T-Shirts von uns wollte auch keiner, Amazon? Lohnt nicht. Werbelinks auf einzelne Worte? Auch blöd.
Wir nehmen mit Werbung soviel ein, dass wir die Kosten (Server, Redesign etc.) bezahlen können. Schön wäre es, ab und zu mal zusammen essen gehen zu können. Da wir über 30 Leute sind, wird das schon ein teurer Spaß :-). Aber das werden wir in diesem Jahr schaffen. Zum zweiten Mal.
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Mircopayment, glaube ich nicht dran – zumindest nicht als Königsweg. Mischkalkulation scheint mir der einzig richtige Gedanke.
Für Einzel-Blogger (ohne journalistischen Anspruch) mit ambitionierten Geldverdienungsgedanken sähe die Mischkalkulation frei nach dem Lobo-Prinzip demach wie folgt aus: Bloggen (immer unter seinem richtigen Namen) – egal was, hauptsache sich als Blogger schimpfen, wenngleich man keine nennenswerte Leserschaft hat, aber das weiß ja keiner, alle möglichen social-web-tools einbinden: inkl. Sternchen, Like-Button, etc. (wegen Expertise), auf jeden Fall Twittern. Inkonventionelle Bücher schreiben, ergo Talkshowgast werden. Zudem als politischer Berater arbeiten, Zeitungsbeiträge veröffentlichen, für die Öffentlich Rechtlichen Beiträge machen, für Firmen hippe neue Gadgetgeräte testen (und darüber berichten), eine eigene Firma gründen (Sammelbewegung), sich als Werbemaskottchen verausgaben, Twitterkönig werden, Twitterpartys veranstalten. Das verdiente Geld sofort wieder reinvestieren, in die plattformübergreifende, allumspannende Ego-Marketing-Kampagne.
Unkonventionelle – pardon.
Zuerst einmal müssten sich genügend Nutzer finden, die an solchen Micropayment-Diensten teilnehmen – und zwar außerhalb der Bloggerszene, denn sonst haben wir einen Circlefuck ohne Geldzufluss von außen und das wenige Geld wird lediglich hin und her geschoben.
Man muss sich auch mal überlegen, mit was für einer Ware hier gehandelt wird: Newscontent. Den gibt es in Hülle und Fülle, woran sich auch zukünftig nichts ändern wird. Die Ressource wird niemals knapp, denn es gibt zu jeder Zeit unzählige “Informanten”, die ohne daran gekoppelte Entlohnung berichtenswerte Dinge ins Netz schreiben. Und die Ansprüche des durchschnittlichen Lesers sind nicht besonders schwer zu befriedigen.
Eine wirkliche Zahlungsbereitschaft gibt es nur bei sehr wenigen Usern. Für jene müssten die Artikel aber hochinformativ, extrem relevant und dabei absolut einzigartig sein. Aus der Hand eines einzigen “Herstellers”, der sich bereits durch harte Arbeit einen Namen gemacht hat und bekannt dafür ist, dass er gleichbleibend hohe Qualität abliefert. Diese Anforderungen sind irre hoch und kaum ein Publisher kann diesen Output auf Dauer leisten.
Ich glaube abgesehen von wenigen Ausnahmen nicht daran, dass sich Systeme mit einem allein auf Freiwilligkeit und Großzügigkeit basierenden Entlohnungsschema im Internet finanziell tragen können.
Wirklich positiv anzumerken an der Idee ist, dass Content nicht mehr in erster Linie nach Werberelevanz monetarisiert werden kann, sondern nach Nutzwert für den Leser. Vielleicht wird es weiter in Richtung von Miniredaktionen gehen, die einen bestimmten Themenbereich intensiv beackern und dann die gesammelten Einnahmen aus verschiedenen Quellen so umverteilen, dass es bestenfalls für jeden dort Arbeitenden irgendwie reicht.
@spltny(7):
Was “hochinformativ” und “extrem relevant” ist, erschließt sich mir nicht wirklich. Journalismus liefert ja vielmehr längst Einheitsbrei, den kaum wer wirklich versteht, der nicht vermittelt wird und der gern öde (ab-)geschrieben ist. Damit läßt sich immer noch Geld verdienen, wo es noch einen Leserstamm gibt.
Richtig ist allerdings:
“Die[se] Anforderungen sind [irre] hoch und kaum ein Publisher kann diesen Output auf Dauer leisten.”
Das ist die Evolution, die Not tut. Es ist schlicht “Qualität”, die sich durchsetzen muß. Diese bleibt relativ – es ist keine übermenschliche Leistung, sich abzuheben. Wer wirklich gut ist, wird überleben.
Die Idee der Miniredaktionen einschließlich der fairen Verteilung der Einnahmen ist genau der Weg, den Autoren gehen sollten. Hier stehen bislang geschmiert funktionierende Langeweiler-Redaktionen gegen bloggende Ego-Shooter. Wem eine Organisationsform dazwischen gelingt, kann in absehbarer Zeit vorn sein. Nicht beim großen Geld, aber mit einem tragfähigen Modell hochwertiger Publizistik.
Ich glaube schon, dass Micropaiment ein Weg ist – nicht für den Profiblogger, der davon Essen-Wohnen-Leben muss aber für kleine Blogger. Kommen auch nur ein paar Cent zusammen, kann man davon den Webspace (mit)bezahlen. Es hilft also aus dem Bloggen kein teures Hobby werden zulassen.
Erwartet man von seinem Blog mehr, bleibt wohl nur die Mischfinanzierung
Jeder Blogger muss sich erstmal durch eine (manchmal jahrelange) Durststrecke bloggen, während der er gar kein Geld verdient. Kommen dann die ersten Cent zusammen, sollte man bloß nicht auf die Idee kommen, die Einnahmen auf die Tausende Stunden Vorarbeit umzurechnen. Dann kommen einem ja die Tränen. Bloggen ist und bleibt zunächst ein Hobby mit einer winzigen Option, irgendwann mal Geld damit zu verdienen – fest rechnen sollte man damit aber nicht.
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Das schreiben die anderen ……
+ + + Strategie für kostenlose Backlinks + + +
Klingt schöner als es ist, im Endeffekt hätte eine offen und ehrlich geführtes Blog innerhalb der zu puschenden Seite wohl einen besseren Effekt.
+ + + Facebook gibt Suchmaschinen Futter + + +
Nein, t…
Sehr schön dazu der Bergriff Betteln 2.0,den ich irgendwo laß. Besonders erheitert mich die Vorstellung, daß irgendwann das Finanzamt sowas überprüfen will.
[…] Es gibt zwar auch Kritik an Flattr (beispielsweise bei Don Alphonso in der Blogbar: gleich zwei Artikel zum Thema), aber dennoch habe ich jetzt den Flattr-Button einfach mal testweise eingebaut und bin gespannt, ob sich das (im wahrsten Sinne des Wortes) überhaupt lohnt. […]