26.9.2005 | 9:34 von DonAlphonso

Comment Spam aus bekannter rechter Ecke

Egal, wo ich momentan die Kommentare lese – sehr oft finde ich Ein-Satz-Postings, meist provokativ, eines gewissen Kewil. Mit Vorliebe bei Blogs, bei denen man sich nicht registrieren muss. Ein Typ, der hinter seinem Namen auf sein Fakten-Fiktionen-Myblog-Blog verlinkt. Nachdem dessen Freund Stefan Herre dazu aufgerufen hatte, “linke Blogs” zu spammen.

Kein guter Stil, sowas.

25.9.2005 | 18:46 von Andreas

The more things change, the more they stay the same

Als Ende der 90er die Weblogs begannen Fuß zu fassen wurden sie belächelt. Irgendwann zwischen 2002 und 2004 wurden sie dann langsam salonfähig und seither kämpft eine kleine Gruppe nimmermüder Erklärbären für deren Wichtigkeit und verteidigt bei jeder Gelegenheit deren Status. Eine Bereicherung für den Journalismus seien die Weblogs und eine wichtige neue Stimme im Wust der Medien. Mehr dazu zu sagen hieße Eulen nach Athen tragen, denn dieses Weblog ist exakt der Beweis für diese These.

Inzwischen schreiben wir 2005 und eine neue Welle schwappt durch das Web: Podcasts. Podcasting ist ganz simpel Amateur-Radio, das per Internet (RSS) verteilt wird. Wie bei allen neuen Themen ist viel unnötiger Hype dabei und wie bei allen Dingen im Web (eben auch: Weblogs) findet sich viel Schrott, aber auch ein paar sehr nett gemachte Sendungen. Eine Bereicherung für den frustrierten Radiohörer. Die Reichweiten (d.h. das böse Wort Quote) sind dank des Mediums deutlich größer, als es sich das durchschnittliche Weblog erträumt, andererseits ist die Einstiegsschwelle bezüglich der technischen Voraussetzungen erheblich höher. Ein anderes Medium eben.

Und genau wie beim Erstarken der Weblogs hört man allerorts die Unken schreien, wenn es um Podcasts geht. Unter den Nörglern auch etliche Weblog-Schreiber, die es eigentlich besser wissen müssten, waren sie doch vor gar nicht so langer Zeit selbst noch in der Position des Pioniers. Aber so muss es wohl sein, es ändert sich nichts und der Schüler der in die zweite Klasse kommt ist in der Hackordnung aufgerückt und haut mit Freude den dummen Erstklässler. Es vergeht noch viel Zeit bis zum Abitur.

23.9.2005 | 1:43 von DonAlphonso

Blogs, Medien und Wahlen

Wie manche vielleicht wissen, betrachte ich Deutschland beruflich von aussen. Meine politischen Artikel erscheinen so gut wie nie in Deutschland. Obwohl ich Deutscher bin, muss ich Deutschland als Ausländer erleben, um den Lesern in anderen Staaten und Kontinenten zu erklären, was hierzulande abgeht.

Es gibt eine – denke ich – Feststellung nach dem überraschenden Wahlen: Die Medien in Deutschland sind nicht mehr kampangnenfähig. Was die Bild schon vor drei Jahren im Kampf gegen Rot-Grün erleben musste, hat diesmal die gesamte “bessere” Presselandschaft von Stern und FAZ über Spiegel und Focus bishin zur Zeit, den Wirtschaftsgazetten und all den Nachplapperern in der Lokalpresse erleben müssen. Im Prinzip ist das nicht erstaunlich; wenn schon die Leser der Bild vor drei Jahren nicht auf die Kampagne reingefallen sind, warum sollten es dann die Leser des auf neoliberale Linie gebrachten Spiegels tun? Und wenn alle Journalisten die merkel im Duell besser fanden – die Leute draussen sehen das anders und lassen sich nicht bequatschen.

Die deutsche Gesellschaft hat sich als ausgesprochen souverän erwiesen, sie hat nicht dem hysterischen Gekreische geglaubt. Interessanterweise spiegelt sich das auch in der Blogosphäre wieder, genauer, bei dem mit vielen Hoffnungen versehenen Wahlblog. Die meisten Autoren dort, egal ob rechts, links oder was auch immer, waren kleinkarierte Vollpfosten, Westentaschen-Dieckmanns, die, sorry could not resist, F-Klasse der Blogosphäre in Ausdruck, Überlegung und Achtung vor der Intelligenz der Leserschaft. Lieber die drei, vier guten Leute schreiben lassen und eventuell eine Unausgewogenheit riskieren, als irgendwelches Zeug, das beim heimischen Myblog oder Twoday auf 3 Leser am Tag käme – Blogger, Freundin und Oma. Die gewollte Subjktivität entlud sich meist in platter Propaganda. Darunter debattierten ab einem gewissen Zeitpunkt fast nur noch die immer gleichen 20 Deppen, die möglicherweise sogar dachten, damit etwas zur politischen Meinungsbildung beizutragen.

Die gleiche Bande hatte daneben auch noch dafür gesorgt, dass die Kommentare beim ungleich besseren, weil von wenigen guten Leuten geschriebenen Blog Lautgeben versaut wurden. Totale Rohrkrepierer in Text, Form und Breitenwirkung müssen die Blogs der Parteien gewesen sein – wann immer da auf mein Blog verlinkt wurde, war der Traffic minimal bis nicht vorhanden. Mehr als zur Abfütterung der eigenen Klientel und als Spielplatz der gegnerischen Trollhorden haben die nicht getaugt. Und ob die Horde der rechtslastigen Neoconnards oder linker Kader mehr erreicht hat als preaching to the converted, ist auch eine Frage, die ich mit einem klaren Nein beantworten möchte.

Ein Ergebnis in meinen Augen ist: Die bisher aktiven Politik-Blogs sind nicht kampagnenfähig, wenn sie es drauf anlegen. Noch nicht mal für sich selbst, wenn sie nicht schon a priori von Leuten geschrieben werden, die “es” können. Insofern sind Blogs just another piece of media scum. Inhaltlich so beschissen wie SPON, vom Ausdruck drunter.

Aber, und das ist das andere: Diese Blogs sind die Ausnahme. Zum Glück. Diese Blogs sind eine Ableitung der Medien und des PR-Betriebs. Aber die meisten Blogs existieren einfach so. Sie sind privat, und in dieser Privatheit politisch. Für mich waren diese Blogs ein ganz wunderbares Instrument, mir ein eigenes Bild von den Leuten zu machen, und dem, ws in ihnen vorgeht. Das kann man nicht statistisch erfassen, aber wer genau hingeschaut hat, konnte erkennen, dass unter Bloggern schlichtweg nicht die Stimmung für irgendeine klare politische Mehrheit da war. Da war sehr viel Zögern, Unwissen, Nachdenken, Unsicherheit. Keine absoluten Wahrheiten, kein Ja ohne ein aber.

So etwas hassen Medien, Demoskopen und Politiker gleichermassen, weil es sich nicht auf die dort gebräuchlichen simplen Formen und Schlagworte reduzieren lässt. Es ist – vielleicht – ein Zeichen für das Aufbrechen der deutschen Gesellschaft, für einen unverkrampften Individualismus, für eine Selbstständigkeit jenseits der Vorschriften.

Als Beobachter mit einem Chefredakteur im Rücken, der wissen will was da abgeht, ist das eine sehr seltsame Situation. Ich kann schlecht in New York anrufen und sagen, keine Ahnung, aber ganeu dieses Gefühl hat mich beschlichen, und genau dieses Gefühl war richtig. Die Gesamtheit der Blogs bringt genau das Unentschiedene, Schwebnde zum Ausdruck, washalb ich denke: Wenn es irgendeine Form von Publizität gegeben hat, die der Realität dieses Wahlkampfes gerecht wurde, dann waren das die Blogs.

Abzüglich der oben aufgeführten Vollpfosten, die sich jetzt hoffentlich wieder in ihre Privatblogs, PR-Klitschen und Parteiorgane

VERPISSEN. wow. es hat gut getan, das zu sagen.

22.9.2005 | 15:24 von DonAlphonso

Präventives Katastrophenbloglutschen

Hier. Wenn man keinen vor Ort hat, klaut man eben aus den Blogs. Ich fange an, die Süddeutsche Zeitung so richtig Scheisse zu finden. Morgen gibt es dann sicher auch noch so einen Patalong in die gleiche Stossrichtung.

22.9.2005 | 3:39 von DonAlphonso

Ey Mann – Bloghoster wollen Deine Kohle

Als wir angefangen haben, uns Gedanken über das hier beworbene Buch zu machen, sagten Kai und ich beide, dass Bloghosting nicht wirklich ein Geschäft ist, mit dem man viel verdienen kann. Bloghosting ist eine mehr oder weniger engagiert betriebene Liebhaberei, und wer das nicht glaubt und sich irgendwann am Ende ein Millionengeschäft erträumt, wird böse erwachen.

Oder aber seine Nutzer erwachen böse – so geschehen beim jetzt 17 Monate alten Bloghoster Blogall. Blogall hätte man in den gloriosen zeiten der New Economy als Me2-Projekt bezeichnet – zu spät, um noch bei den Pionieren dabei zu sein und zu wenig durchdacht, um den Grossen der Szene wie Blogg.de und Twoday.net Paroli bieten zu können. Das zeigte sich schon beim ersten gebortstag, als man den Lesern die Torte quasi ins Gesicht pfefferte: Die hinter Blogall stehende Agentur Mediapride machte damit eigenen Angaben zu Folge Verlust und stellte den Nutzern drei Optionen in Aussicht: Blogall abschalten, Geld verlangen, oder über mehr Traffic höhere Werbeerlöse erzielen.

Geworden ist es die 2. Option. Knall auf Fall und mit nur 2 Wochen Vorankündigung werden die Nutzer aufgefordert, entweder 1,99 Euro im Monat zu zahlen und sich dadurch auch noch weitere Verbesserungen zu sichern – was bekanntlich jeder behauptet, auch wenn der Schmodder dann immer noch auf einem grottigen 386er aus dem Industriemüll liegt und täglich 6 Stunden rumspackt und Blogs verschluckt. Oder sie nehmen ihren Krempel und verpissen sich, denn zwei Wochen später wird alles gelöscht. Das nenne ich Customer Relationship Management wie in der übelsten New Economy.

Und nun zu etwas gaanz anderem als übelste New Economy und grottiger 386er: Statt zum Blogger kann man natürlich auch zum VC gehen, der dann hoffentlich irgendwann mit einem an die Börse geht. Genau das hat das Konglomerat aus 20six und Myblog gemacht und 18% an den Münchner VC U.C.A. verkauft – zur Erinnerung: Der Laden hat auch schon beim Börsengang von Ricardo gut verdient, und die Vorstandsetage von 20six sind ehemalige Ricardo-Gründen. Vielleicht sollte die U.C.A. ein wenig vorsichtiger mit ihren URLs sein, denn wenn man die anschaut, liest man “Mehrheitsbeteiligung_an_der_20six”. Damit dürfte dann wohl auch ein Hinweis gegeben sein, wer denn der mysteriöse Financier von 20six all die Jahre und während vieler Versuche, im Bloggeschäft in Deutschland eine wichtige Rolle zu spielen, gewesen ist. Das ganze wäre nur halb so wichtig, hätte sich die U.C.A. im Merkelrausch folgende Einlassungen verkniffen: Da wird dann dank der besseren wirtschaftlichen Lage über einen 20six-Börsengang im übernächsten Jahres nachgedacht. Dann, vermute ich mal, ist der Bloghype aber schon wieder vorbei. Zum Glück kassiert 20six aber schon heute von seinen Nutzern – also, zumindest versucht 20six das. Kleiner Tipp an dieser Stelle: Als Myblog/20six würde ich ja meinen Leuten etwas mehr auf die urheberrechtsverletzenden Finger schauen – Reuters mag es gar nicht, wenn ein halbes Dutzend Bilder einfach so geklaut wird, da geht schnell mal der Wert eines ganzen Portfolios flöten, und es ist auch nicht gut für die PR (Beteiligte wissen, was und wer gemeint ist)

21.9.2005 | 9:43 von dogfood

Nun auch die FR mit Blogs

Es gab eine klitzekleine Bemerkung von Lutz Büge in den Kommentaren und heute morgen erspähte ich auf den Seiten der FR erstmals einen Link zu einem Blog der Frankfurter Rundschau.

Das FR|[blog] wird seit Anfang der Woche von vier Autoren geführt und mit Wolfgang Storz (Chefredakteur) und Stephan Hebel (stellvertr. Chefredakteur) hat man zwei redaktionelle Schwergewichte dabei und schickt nicht nur die Onlineabteilung als Vorhut. Lutz Büge ist in den letzten Wochen/Monaten als Redakteur in Sachen “Leserkommunikation” häufiger kommentierenderweise in Blogs zu Gange gewesen.

Es gab in den letzten Tagen einige Artikel und Blogeinträge zum Thema Zeitungsblogs. Gemäß der Knüwer’schen MaximeBlogs können für Journalisten ein wunderbares Entkrampfungsmittel sein: Man schreibt über andere Themen, in einem anderen Stil und wird für Gelungenes unmittelbar belohnt – das ist wie ein Stück Edelschokolade nach der Kantine” fehlt zwar den FR-Blogeinträgen noch die Lockerheit auch über Nichtrelevantes zu berichten (Knüwers Blogeintrag vom Wahltag in der Handelsblatt-Redaktion ist ein Paradebeispiel), aber immerhin: die Redakteure lesen die Kommentare und antworten. Bleibt nur zu hoffen, dass die Redakteure sich zu mehr Output bemühen als je einem Jubiläumseintrag zur Eröffnung der Blogs.

Ein Teil des Erfolges von Blogs liegt in der niedrigen Hemmschwelle etwas zu veröffentlichen. An dieser Schwelle beißen sich “Offline-Journalisten” immer wieder die Zähne aus und veröffentlichen lieber einmal zu wenig als zu häufig.

Technische Basis ist ein angepasstes WordPress 1.5.2.

18.9.2005 | 15:13 von DonAlphonso

Blogwahlparties

Im Reichshauptslum Berlin kommt es zum Crossover zwischen Spreepiratin und Spreeblick, bei der Futura Bold 7 zum Wahlabend mit mutmasslich vielen bekannten Gesichtern.

Und auch in Hamburg steigt bei Blogbar-Autorin Sannnie aka Elfengleich eine Bloggerpartie – bitte in den passenden Farben Essen mitbringen.

Livegeblogge interaktiv wird es wohl bei den altbekannten linken Radaublogs geben, also IT&W. Lumma. Lautgeben und in Donalphonsoschen Watschenwald Rebellmarkt.

16.9.2005 | 12:42 von DonAlphonso

Die CSU hat ausgeblogt

Irgendwie war das ja nach diesem Spektakel zu erwarten: Die CSU hat in ihrem Blog4Berlin die komplette Kommentarfunktion entfernt – das ist nun mal die herzhafte bayerische Art im Umgang mit Kritik. Zudem ist es wohl auch mit neuen beuträgen vorbei. Statt dessen verweist sie mit den Worten

In den letzten Stunden vor der Wahl bieten wir Ihnen einen besonderen Service an. Diskutieren Sie mit unseren Experten.

auf die doch schon etwas angegrauten CSU-Foren. Wo darin der “besondere Service” zu erkennen sein soll, scheint man nicht erklären zu wollen. Wäre es unverschämt annehmen zu wollen, dass die CSU und ihre Agentur Plan Net mit der Publizität von Weblogs nicht klargekommen sind?