Outer sind Schweine
In einer Welt der weitgehenden Anonymität wie der Blogosphäre ist der Griff zu Google ziemlich normal, um herauszufinden, wer denn dieser neue Kommentator oder Blogger ist – also: Wo hat er schon mal was geschrieben. Mimik, Gestik, Tonfall, all die üblichen nonverbalen Kommunikationsstrategien fehlen im Netz, also behilft man sich mit einer Art Textanalyse, um mehr über den anderen zu erfahren. Das machen viele, damit muss man wohl auch leben, wenn man im Netz schreibt. Desto mehr man schreibt, desto mehr Spuren hinterlässt man, und der meist selbstgewählte Abstand zwischen Internetfigur und realem Mensch schwindet.
Insofern ist es nur logisch, diesen Abstand zu pflegen. Dafür gibt es viele Strategien, die Ãœblichste: Nur gewisse Aspekte der eigenen Person nach draussen tragen. Don Alphonso schreibt so gut wie nie darüber, dass es eine Frau gibt, die seit langen Jahren einen Grossteil seiner Gefühlsregungen in Anspruch nimmt, auch nicht über seine eigentliche Arbeit. Damit ist die Figur, die bei Rebellmarkt schreibt, nur in einigen unwichtigen Randbereichen “ich”. Und selbst dann wird noch vieles verfälscht; Geschichten liegen länger auf Halde, bis sie Wochen nach dem tatsächlichen Ereignis publiziert werden, Namen und Orte werden verändert, und zwar so, dass das Ergebnis mich und meine Welt abbildet – aber nicht als Reportage aus meinem Dasein, sondern als Wahrscheinlichkeitscluster, der den Lesern eine hoffentlich zutreffende Ahnung von gewissen Aspekten meines Lebens vermittelt. Dennoch ist es kein Widerspruch zu etwas, das man mit Authentizität umschreiben kann – ich kann das, was Don Alphonso sagt, unterschreiben, jawoll, ich sehe das auch so, aber ich würde es vielleicht persönlich doch noch anders formulieren.
Ich nehme mir diese literarischen Freiheiten heraus, weil ich nicht glaube, dass eine Lebensreportage zutreffender sein könnte, und weil, brutal gesagt, manches die Leser nichts angeht. Beim Lesen arbeitet der Kopf und erfindet sich sowieso seine Urteile und Ansichten über mich und meine Persönlichkeit; eine gewisse Vielschichtigkeit entsteht von selbst. Missverständnisse natürlich auch, aber kaum mehr als im richtigen Leben. Bisweilen ist das doof, manchmal lustig. Das Blog wird somit eine Art Empfangszimmer: Es ist immer sauber aufgeräumt, es liegen keine benutzten Unterhosen rum, die Möbel sind vielleicht etwas aufdringlich und der Gastgeber steht so pikiert am Kamin und trinkt Tee, wie er es dahinter in seinem Kämmerchen im Schlafrock nie tun würde.
Es gibt viele gute Gründe, das zu tun. Bei jedem. Sei es wegen der Arbeit, wegen der Gefahr, dass der Falsche es mitbekommt, weil man ein Experiment macht, weil man Sachen ausprobieren will, für die in der Realität der Mut fehlt. Das ist für mich der Grund, warum ich viele Blogs nur als Literatur wahrnehme, was auch im Gegensatz zu den journalistischen Fiktionen über die Realität ihre Qualität ausmacht.
Es gab dennoch viele Versuche, diesen an sich fiktiven “Don Alphonso” zu outen – an sich lächerlich, denn aus meinem realen Namen habe ich seit dem Erscheinen meines ersten Buches keinen Hehl mehr gemacht. Schon davor habe ich mich als “Don Alphonso” bei diversen gründertreffen angemeldet, ohne dass es jemand gestört hätte. Wenn das Outing dennoch versucht oder angedroht wurde – in letzter Zeit auch von einigen Bloggern, deren Real Life Betätigung plötzlich in der Blogosphäre doch eine Rolle spielte – kam es immer mit einer pseudoaufklärerischen Begründung daher: Pseudonyme seien feige, man müsse wissen, wer sich hinter diesem und jenem Posting verberge. Das Ziel, den anderen damit persönlich zu schädigen oder blosszustellen, war offensichtlich. Darin unterscheiden sich die werten Bloggerkollegen nicht von meinen werten Journalistenkollegen, die schon mal versuchen, über Proskiptionslisten an angebliche Informanten viele Pseudonmye ausfzudecken, um das dann für eine möglichst heisse, geile, superneue und wahnsinnig informative Story auszuschlachten.
Das Raten über Pseudonyme und ihr Leben ist ein Hobby, so alt wie die Pseudonyme selbst. Wer ein Pseudonym und die Fiktionalisierung nutzt, befindet sich damit in allerbester Gesellschaft, angefangen bei Boccaccio und Aretino über Diderot bishin zu B.Traven. Ist Boccaccio selbst eine Figur im Decamerone? Wer ist der Autor von Hic et Hec oder den indiskreten Schatzkästlein? War B.Traven selbst Revolutionär im Urwald? Hat Aretino wirklich Huren belauscht, oder sind das die Gespräche von Edelleuten? Es gibt eine Art Grauzone, wenn man – privat – zusammensitzt und über Blogger und ihre Pseudonyme redet, Mutmassungen anstellt, sich ein Bild vom anderen macht. Nur hat das nicht das Mindeste mit der Schnüffelei zu tun, die bei den hier verlinkten Beiträgen, inzwischen gelöschten Artikeln von “Sebas” zu finden waren. Ein vergleichbarer Fall ist mir in meiner langen Zeit als weithin bekanntes Pseudonym nicht untergekommen. Die Gegenseite der Pseudonymautoren, in deren Tradition sich “Sebas” stellt, ist historisch verknüpft (keine Gleichsetzung!) mit Inquisition, Geheimpolizei, Diktatur, Gestapo. Die in ihren Berichten alle der Auffassung waren, richtig und angemessen gehandelt zu haben, indem sie die anderen in die Öffentlichkeit gezerrt und verdammt haben.
In der Blogosphäre geht es, soll es denn persönlich sein, nicht ohne diese fiktionalen Abstände. Die zu bewahren, wenn es offensichtlich gewünscht wird, ist wichtig – schlieslich, wer weiss schon, ob so ein Arschloch, mit Verlaub, beim nächsten Bloggertreffen neben einem steht und das private Gespräch mit privatem Inhalt dann in seinem Blog mit den dazugehörigen Namen veröffentlicht? Es gibt auch im halböffentlichen Raum der Blogosphäre sowas wie eine Privatsphäre – die vielleicht sogar weiter zu fassen ist als im normalen Leben.
Sorry, the comment form is closed at this time.
True.
Es gibt schon ne ganze Menge Leute die mich
kennen & meine blog, aber bis jetzt hat noch keiner
in der ßfftl. auf mich gezeigt.
Ich hoffe dieser Respekt gegenüber den oben
beschriebenen Feinheiten der Blogosühäre
weiter anhält.
– Grussregierung.
ätze niemals einen Hacker Blogs! Buch Blog » Outer sind Schweine Blogs! Buch Blog » Outer sind Schweine war einer der Bestandteile von DotComTod ni […]
Ich widerspreche Ihrer Botschaft nicht. Ich respektiere die Anonymität der Blog-Welt ohne Einschränkung. Das ist für mich eine Grundvoraussetzung, mich in ihr zu bewegen.
Ich stehe auf einer Bühne mit meinem Blog. Ich will ein bisschen unterhaltsam sein. Und manchmal ergibt es sich, dass man Kollegen oder Zuschauer trifft. Dann wische ich mir die Schminke aus dem Gesicht und gehe aus meiner Rolle. Realen Menschen begegne ich in meiner realen Identität. Ich bescheiße niemanden.
Wenn ich jetzt aber mal in Don-Alphonso-Tonalität umschalten darf: Wenn jemand in meinem realen Leben versucht, mich zu ficken, dann ficke ich zurück. In meinem Blog schreibe ich dann vielleicht mal darüber. Ist ja nichts ungewöhnliches.
Es war halt ein Mitglied dieser Blogosphäre, das es versucht hat. Das allein macht wahrscheinlich den Unterschied.
gegen welche outer schreibt den diese kunstfigur Â?don alphonsoÂ? hier?
gegen herrn sebas, der offenbar versucht einen wust von lügen, falschen fährten und betrug auseinanderzuklamüsern oder gegen leute wie sich selbst, die in verschiedenen internet-foren einen wust von lügen, falschen quartalsberichten und betrug auseinanderklamüser(te)n? gegen journalisten die das gerede von politikern, die diskepanz zwischen worten und taten aufdecken/outen? gegen journalisten die archive durchstöbern und täter, täuscher und falschspieler nennen?
ehrichgesagt verstehe ich diese position überhaupt nicht und sie widerspricht dem bild das ich von Â?don alphonsoÂ? habe.
Â?outer sind schweineÂ? ist IMHO genau so eine unsinnige pauschalisierung, wie es völlig unnötig ist hier die nazi/gestapo keule rauszuholen. insgesammt einer der überflüssigsten beiträge die ich hier jemals las, der auch noch nach stark nach zurücktreten riecht.
andererseits muss die diskussion ja mal ein bisschen angeheizt werden. diese sache ist ja viel zu wichtig um sie mal langsam im sande verlaufen zu lassen.
Ich finde das Ding da oben – ganz ehrlich, aber auch nur hier, weil die Offenheit gefordert wird – affig, noch nicht mal provokativ, sondern eher ein peinlicher Ausrutscher, der selbst für eine Kunstfigur grenzwertig wäre.
Ich persönlich finde Leute affig und feige, “meine meinung”, die noch nicht mal ihre echte Email angeben. Riecht nicht gut, sowas, und ist eher verzichtbar – nur zur Information, bei der Kommentareingabe steht hier neben Email “erforderlich” – diese Offenheit wird hier tatsächlich gefordert. Die Fuegners werden hier augenblicklich gelöscht; das hat hier nichts verloren.
DCT, mit Verlaub, hat sich nicht mit Bloggern beschäftigt, sondern mit Wirtschaft, sprich einer Realität, die so etwas wie “Wahrheit” für sich explizit in Anspruch genommen hat. Sprich: Lügen oder Fiktionalität in der Wirtschaft heissen oft “Subventionsbetrug”, “Bilanzfälschung”, oder, wenn in PMs gelogen wird, zumindest “Täuschung”. In der Wirtschaftsberichterstattung gibt es gute Gründe, solche Massstäbe anzulegen. Aber bei Blogs? Hallo?
Ich schreibe gegen Outing. Wer nicht will, dass sein Privatkram, ob ehrlich oder falsch, real oder fiktionnal, von anderen veröffentlicht wird, den soll man lassen. Es ist ziemlich schwer, für sich selbst die Grenze zu definieren und auszugestalten; die Stralker, Nachforscher und Schnüffler, die man täglich als Google-Referrers entdeckt, machen das Leben auch nicht einfacher. Und das obige ist sehr bewusst so formuliert, dass die genannte Keule doppelt gesichert aussen vor bleibt.
Es gibt Texte, die können sich nur in der Sicherheit der Anonymität entwickeln; wenn jemand dann eine Schmutzkampagne dagegen fährt, ist das Ding eben weg, mundtot, kaputt. Und nein, ich finde nicht, dass man einfach nur daneben stehen sollte und zugucken, wie es im Sande verläuft. IDass ich da inzwischen *etwas* sensibel bin, liegt an einigen Faktoren: Versuchte Abmahnungen und Prozessdrohungen (auch in diesem Blog hier, btw), das Angebot meiner ladungsfäghigen Adresse durch die Suma AG, Typen, die Privatgespräche belauschen, die sie nichts angehen, kurz, da gibt es vieles, was irgendwo bei “gezielter Indiskretion” beginnt und zwischen den Polen “Verletzung der Privatsphäre” und “Prozess” mit einem Versuch des gezielten Abschusses endet. Weil das ein Blog ist, schreibe ich über meine persönlichen Erfahrungen mit dem Thema – und nicht über das, was ich an Erlebnissen von anderen mitbekommen habe.
Ich will mir meine fiktionalen Freiräume erhalten. ohne Angst haben zu müssen, dass jemand deshalb Amok läuft und mich in der ßffentlichkeit als Psychopath oder Fall für den Nervenarzt darstellt. Ich würde gern weiterhin mit Bloggern Kontakt aufnehmen, ohne, wie man es ab und zu merkt, 10 Emails wechseln zu müssen, bis der anderen Seite klar ist, dass ich kein Stalker bin. Ich will mich mit manchen Bloggern treffen, ohne am nächsten Tag lesen zu müssen, dass der Don eigentlich privat dies und jenes sagt. Ich würde gerne wissen, dass zwischen privat und öffentlich getrennt wird, ich will, dass meine privaten Emails privat bleiben, und dass es da draussen keinen gibt, der in Berlin seine Kumpels losschickt um zu schauen, ob das, was ich schreibe, belegbar ist. Bin ich eigentlich der einzige, der sowas als krank empfindet?
Bloggen ist sicher eine Bühne, aber das heisst nicht, dass alles und jeder durch die Garerobe dahinter ziehen soll und in der Wäsche schnüffeln – selbst wenn das manche andere, von der schauspielerin verschmähte Möchtegern-Lover toll finden. Es ist ja nicht so, dass, wenn jeder jetzt brav die Klappe hält, die Problematik vom Tisch ist. Ganz im Gegenteil. Der Fall macht manchen Leuten Angst.
@ Sebas: Ficken? Wohl eher nicht.
Wenn Outer Schweine sind, warum ist dann affig und feige, wenn ich mir meine fiktionalen Freiräume erhalten möchte?
krank? ja, so in etwa, in jeglicher hinsicht.
ficken? ja, so ist das, im leben, wie im bloggen.
schweigen? nein, vielleicht nicht. aber tief durchatmen ganz sicher. und dann noch ein bißchen abwarten. und dann?
@ meine_meinung: Weil wir Dir hier die Publizität hier nur unter der Voraussetzung gewähren, dass wir Dich kontaktieren können. Zu unserem und Deinem Schutz, denn wenn Du über die Stränge schlägst und wir deshalb rechtlich ein Problem bekommen, bleibt es an uns hängen. Dieses Blog ist relativ offen, um eine einfache Kommunikation zu erlauben; die Regeln gelten dennoch – auch für Dich.
Das könntest Du in Deinem eigenen Blog natürlich anders handhaben, wenn Dein Hoster damit leben kann. Abgesehen davon machen sich “Ich komm mal rein und gebe anonym meine Senf ab”-Typen relativ schnell trollverdächtig.
Herr Alphonso, Sie haben es nicht verstanden. Ich habe mich nicht irgendwo hingedrängt, um zu schnüffeln. Sie kam von der Bühne zu mir. Erst nach Wochen mehr oder minder vertrauensvoller Kommunikation kamen Zweifel. Und wenn schon der erste begründet ist, halte ich es nicht für unnormal auch weiteren nachzugehen, um der Wahrheit nahe zu kommen. Nicht habe mir kein Opfer gesucht, sondern mich gegen eine Täterin zur Wehr gesetzt. Das ist im Klang jetzt theatralischer als ich es mir wünsche, aber vielleicht endlich mal verständlich.
ich geh mal davon aus, daß ich jetzt nicht gemeint bin. (aber ohne den ‘senf’ hätte ich mich doch sehr gewundert.) :-(
Und dann? Hoffen, dass der Nächste, der sowas plant, über die oben gestellten Fragen ein klein wenig nachdenkt, bevor er auf den “Abschicken”-Knopf drückt. Und bitte, ich will das nicht auf den besagten Fall allein bezogen wissen.
Manche Blogs lassen sich ausserhalb der Anonymität gar nicht so schreiben, wie sie geschrieben, und nicht selten auch gerne gelesen werden. Zuletzt haben einige dieser Erzählblogs dichtgemacht, weil es (ganz oder halb) ungewollte Mitleser aus dem RL gab. Man kann ja durchaus einen Nickname, eine Internet-Persönlichkeit attackieren, aber man sollte doch die Grenze zum ganzen Menschen dahinter wahren, und diesem alle wichtigen Dinge der Menschenwürde zusprechen, v.a. auch den Respekt der Umgangsform. Gerade auf so einer Grundlage kann man sich hervorragend streiten oder in die Kritik geraten, insofern man das überhaupt möchte. Distanzen wahren, Signale der Abgrenzung annehmen können, das ist auch eine Form des besseren Umgangs. Wenn ich lese, dass hier irgendwer irgendwem für irgednwas körperliche Gewalt androht, dann steigt mir der Ekel ins Gemüt.
Sebas: Mir kommen die Tränen, denn, wie wir alle wissen, kann man sich einer Frau im Netz nicht entziehen. Ich sehe das richtig vor mir:
Grosses, barockes Theater. In der hinteren Ecke des Zuschauerraums, zusammengesackt an der Wand, Frauenblogger Sebas imstaubverschmietrten weissen Anzug, über ihm die drohende Marie in ihrer virtuellen, nicht real manifestierenden Pracht, voller Begierde und Gefahr – doch da! Sebas schwingt sich, laut kreischend und elegant in vier Krach machenden Schwüngen hinauf in die Loge und brüllt sie Wahrheit in das Zuschauerrund! Grosse Ovationen! Unter manchen jetzt geschwenkten Zylindern mancher Zuschauer werdengewisse Hornansätze sichtbar!
Name des Schauspiels: Der nicht wirklich gehörnte Frauenblogger, eine Tragikommödie in vier Akten und einer lustvollen Premierenparty an der Blogbar.
Und selbst wenn es berechtigt gewesen wäre: Es gibt einen evidenten Unterschied zwischen einem Hinweis und einer Schmutzkampagne. Wer sagt eigentlich, dass “Sebas” mit seinen angeblich ehrlichen, lyrischen Beschreibungen, die nur auf seinen Empfindungen basieren, nur einen Hauch realer als Marie ist? Wie ehrlich pflegen fünfteilige, auf das Publikumsinteresse ausgerichtete Kampagnen zu sein, wenn sie von einem Gehörnten/betrogenen/Hintergangenen inszeniert werden? Ich frag ja nur. Allgemein. Muss auch keiner auf sich beziehen. Oder was antworten. Die Frage bleibt die obige: Warum nicht Fiktion einfach als Fiktion akzeptieren. Wer das so gut schreiben kann, bringt sich entweder doch ziemlich ein – dann ist es gut. Oder er/sie ist eine gute Autorin – dann ist es auch gut.
Für jede weitergehende Interaktion hat jeder selbstständig die Verantwortung für sich.
Ha! Ich frag ja nur. Der berühmte Satz, mit dem auch die BILD-Zeitung große Schlagzeilen rechtfertigt. Nichts für ungut, ich habe etwas getan, was – von mir zugegebenermaßen in ihrer Intensität unerwartete – Reaktionen zeitigte. Nun ist es so, Sie nehmen darauf Bezug. Und statt durch die Hintertür zu verschwinden, wollte ich mich gern einer Debatte darüber stellen. Ich dachte, das war auch ein Interesse ihres Beitrags. Hätte man ja drüber reden könen.
Ich denke, in Sachen gegenseitiger Charakterisierung sind wir seit gestern quit. Nun hätte man sich durchaus ernsthaft und (selbst)kritisch über Motive und Mittel in dieser Sache auseinandersetzen können. Das war ja aber offensichtlich doch nicht der Sinn.
Das aber doch noch: Ich akzeptiere Fiktion so lange, wie sie ein Agreement auf Gegenseitigkeit ist. Wenn sie mir in meinem Leben ohne mein Wissen als Realität verkauft werden soll, um daraus einen eigenen Vorteil zu ziehen oder sich über mich lustig zu machen, werde ich unleidlich.
Da sind wohl zwei verwirrte junge Leute schicksalshaft aufeinander getroffen. Beide mit ein wenig Sehnsucht nach “Glamour” im allzu normalen Leben. Eigentlich für was Höheres geschaffen, langt es nur dazu, in den eigenen blogs von der eigenen ausserordendlichen Begabung und aussergewöhnlichen Orten und Momenten zu fabulieren. Für mich: Beides Opfer der Gesellschaft. Die Aufregung darüber ist ziemlich unangebracht. Sowas wird nie zu vermeiden sein. Blogger sind halt immer ein wenig Selbstdarsteller. Die Empörung ist aber nur zu erklären, da solche “blogs von schönen und erfolgreichen Menschen”, die grosses Kino versprechen, eine grosse Leserschaft anziehen. Wenn man die Frauenromane, Soap-Operas, Männermagazine, Frauenzeitschriften und Yellow-Press so sieht, kein Wunder. Gefühl langt nicht, es muss das “grosse” Gefühl sein.
Solche Leute steuern zwangsläufig auch im dicksten Nebel aufeinander zu, da das Verlangen nach dem makellosen Leben wie ein Magnet diese Leute anzieht. Eine öffentliche Erniedrigung muss für solche Leute so ähnlich sein, wie für einen fundamentalistischen jungen Muslim ein uneheliches Kind seiner Schwester.
In Fact, Sebas, geht es mir gar nicht so sehr um den Einzelfall oder um die Debatte mit einer Hauptfigur, als vielmehr um das, was sich in dieser Geschichte andeutet – etwa, dass manche das Ausschnüffeln der Privatsphäre in der Blogosphäre als Investigativen Journalismus beurteilen. Dass Privates – und auch Fiktion kann privat sein – auf solche Art in die ßffentlichkeit gezerrt wird, unter dem Applaus gewisser Peergroups. Dass es überhaupt sowas wie “Agreenments” gibt. Wir wissen ja beide, wie das so ohne Agreements läuft, Sebas – der eine redet privat mit jemandem, und ein Dritter belauscht und schreibt das dann in seinem Blog.
Man kann natürlich auch noch über die machart solcher Kampagnen reden. Aber der Kern der Fragestellung ist die Akzeptanz der Fiktionalität zur Schaffung eines Freiraums, der nicht zu sehr mit dem eigenen Ich kollidiert. Und die Folgen, die dann das gezielte Ausspähen hat. Und da fällt ein Durchgeknallter in Reinform als Exemplum eben weitaus unangenehmer auf als alle Flunkereien, die man so tagein tagaus erlebt.
Dann will ich doch wenigstens klarstellen: Ich habe das nie als investigativen Journalismus verstanden, sondern als ganz privaten Weg, mich gegen etwas zur Wehr zu setzen, das unter falschen Annahmen Zugang zu meinem realen Leben fand. Die Akzeptanz der Fiktionalität gehört – ebenso wie die Wahl der Anonymität – zur Grundvoraussetzung des Bloggens. Das habe ich inzwischen ja hier und da betont. Beim Rezipieren eines Blogs geht es mir um gute Unterhaltung, nicht um Authentizität. Aber gut, ich hänge sehr an diesem Einzelfall, in dem das alles etwas anders war, um den soll es jedoch hier ja gar nicht gehen.
Der Begriff “Investigativer Journalismus” steht wörtlich und positiv gemeint in einem Kommentar, wie auch übrigens das hier, ich habe das Zitat Dir nicht zugeschrieben. Man sollte beim Lesen durchaus erkennen, dass ich genug von der Jauchegrube habe. Aber nein, die Akzeptanz kann ich beim besten Willen nicht erkennen. Nicht nach dieser Geschichte, und dem in den gelöschten Texten in Deinem Blog feststellbaren Ausspähen und Verfügbarmachen persönlicher Daten. Das ist nicht “etwas anders”. Das ist meines Erachtens “Das Letzte”, und nur deshalb nicht der worst case, weil der Irrsinn mit Methode so auftritt, dass man sich über Sanktionen und Gegenmassnahmen unterhalten kann. Es gibt immer noch sowas wie eine “informationelle Selbstbestimmung” in diesem Land.
Man kann solche Kampagnen sicher nicht ausschliessen, dazu gibt es zu viele Sickos mit Sexproblemen da draussen (muss keiner auf sich beziehen, allgemeine Aussage), aber man kann aufzeigen, wo die Probleme sind, wo sie entstehen, und eigentlich nur raten, sich die Leute vorher genau anzuschauen, wenn man denn die Gelegenheit hat, und die nicht von selbst kommen.
Ich habe keine persönlichen Daten verfügbar gemacht.
Ich kenne diesen Kommentar, wollte nur deutlich machen, dass das nicht meine Interpretation ist. Aber das gilt für vieles dieser Tage.
Das andere Zitat habe ich vor einigen Minuten auch entdeckt und gelöscht. Das ist eine widerliche Grenzüberschreitung und nichts, was sich auch nur im Geringsten mit meinen Intentionen deckt.
an dieser stelle fand sich ein laengerer absatz zur vermeintlichen gesellschaft der blogger, ihrem nicht existierenden verhaltenskodex und persoenlichen wertschaetzungen, deren dritte sich nicht zwangslaeufig und automatisch unterwerfen muessen, weswegen dieses ‘sich auf den schlips getreten fuehlen’ reichlich unpassend erscheint. der paragraph ist gestrichen worden, denn eigentlich kann man das alles mit einem wort zusammenfassen: kinderkacke.
Unser Exkanzler glaubte ja bekanntermaßen, dass nur zählt, was hinten rauskommt – in diesem Fall also jede Menge Verbitterung und Scherben. Ich denke aber wohl nicht als Einziger, dass hier auch die Frage nach den Motiven der einzelnen Parteien erlaubt sein muss.
Bitte also mal kurzer Reality Check:
Wer glaubt(e) nach dem ersten Wutschnauben im Ernst, dass da eine abgefeimte, männermordende “A.” sich nach jeder neuen “M.”-Vorstellung wie ein B-Movie-Vamp ins Fäustchen lachte? Dass hier jemand Macht genoss; quälen wollte; die volle Kontrolle hatte?
Nach allem, was wir inzwischen vorgeführt bekommen haben, ist da doch wohl eher einem intelligenten, aber letzten Endes hilflosen Menschen die Kontrolle über seine literarische Kreatur entglitten. Und wie Don Alphonso ja eingangs sehr anschaulich schilderte, wird der Herr/die Dame am Kamin gerne mit dem Menschen dahinter verwechselt.
(Klugerweise wird die Frau, um die es hier geht, das wohl mit einem professionellen Therapeuten klären; wir anderen sind da wohl nur ambitionierte Amateure mit zu viel, äh, Eigenkapital.)
Gegencheck:
Wenn sich einer schreibend als Loverboy inszeniert, ein nahezu programmatisches “Ob blond, ob braun …”-Leben (?) schildert und dann sein kleines Ego-Waterloo zur spektakulären Detektivarbeit umrubelt, in Telenovela-artige Häppchen zerlegt, mit billigen kleinen Cliffhangern und “Enthüllungen” arbeitet … Welches Motiv darf man da vermuten?
Außer Sadismus, verletzter Eitelkeit und Rachsucht will mir da nichts einfallen.
Wäre ich das Opfer einer solchen Outing-Aktion: Mich würde an jedem neuen Morgen die nackte Angst packen.
Was – wie gesagt – aus meiner Sicht Sinn und Zweck der ßbung war, denn alles andere hätte man privat klären können und sollen.
Lassen wir mal das ganze emotionale Dekor beiseite, muss man wohl sagen, dass A./M. Leute an der Nase herumgeführt hat; mag das nun Absicht oder Nebeneffekt gewesen sein (ich vermute wie gesagt eher Letzteres).
Aber ich kann mich beim besten Willen – soweit involviert und informiert – nicht erinnern, dass sie in all den Jahren jemandem Angst gemacht oder ihn dem Spott preisgegeben hat. Im Gegenteil: Sie hat ja bekanntermaßen immer wieder den Stecker gezogen, während in ihren Einträgen mancher Dann-doch-nicht-Lover eine hübsche Gastrolle genießen durfte. Sagen wir: gewürdigt; wenn auch auf etwas obskure Weise.
Ganz anders unser Frauenversteher/kenner/liebhaber Sebas; der hier wohl mehr von sich preisgegeben hat, als er selber je verstehen wird.
Aber was soll die ganze Diskutiererei?
Die Frau, um die es geht, sagt nichts, unser heißblütiger junger Outer markiert wortreich die verfolgte Unschuld und will offensichtlich nicht zugeben, dass er gleich zwei Alter Egos in die Scheiße geritten hat, und auch ansonsten ist die Lagerbildung wohl abgeschlossen.
Und mehr bleibt wohl nicht.
Oder, wie Wortschnittchen in den Kommentaren bei Sebas schrieb: “Morgen werden mit den Geschichten auch nur wieder Fische eingewickelt” …
mal sehen wann die erste Telenova multimedial eine Beziehungsgeschichte synchron über TV, Print und Blog begleitet. Ein erstes Prototyping ist hier schon zu bewundern.
Ganz anders unser Frauenversteher/kenner/liebhaber Sebas; der hier wohl mehr von sich preisgegeben hat, als er selber je verstehen wird.
Oh Gott…liebeskranke Irre, die anderer Leute Adresse ausspionieren und dann an deren Tür klopfen…sind das die Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, die Realität ohne Web nie kennengelernt haben? Wie alt mag Sebas wohl sein? Oh…er hat’s vor 10 Minuten gelöscht…Danke.
So wird aus der Betrügerin ein Opfer und aus dem, der wissen wollte, ob und wie er beschissen wurde, ein liebeskranker Irrer. Das ist ganz großes Tennis.
Sorry, es ist das eine, den Kontakt abzubrechen und darauf (gerne auch deutlich)in seinem Blog hinzuweisen und ein anderes bei dem-/derjenigen vor der Haustüre aufzukreuzen und dies (natürlich vollkommen uneigennützig…) in seinem Blog regelrecht auszuschlachten. Und schlachten ist wohl noch gelinde formuliert, wenn man sich die ein oder andere mittlerweile gelöschte ßußerung ansieht. Ein solches Verhalten ist in meinen Augen allerdings irre.
[…]Wer das bisserl Realitätskonstrukt dann zwangsoutet und rumerzählt, ist in der Regel aufmerksamkeitsgeil[…]
[…]um das dann für eine möglichst heisse, geile, superneue und wahnsinnig informative Story auszuschlachten.[…]
Zwei Zitate aus ihrer Feder.
Ich finde ja, man hätte das Thema zum Zeitpunkt dieses Eintrages hier besser auf sich beruhen lassen, statt es aufmerksamkeitsgeil weiter auszuschlachten und an die ßffentlichkeit zu zerren.
herr kay, hier geht es um das grosse ganze, das wohl der gesamten blogger-welt. da zählen ein paar bauernopfer oder schlachtungen nicht, da kann man auch mal ein paar offene rechnungen begleichen und ein wenig gürtellinig polemisieren, wenns der sache dient. hier wird auch für ihren literarischen freiraum gekämpft.
nur noch eine frage, don, mit literatur kennst du dich ja im gegenteil zu mir aus, ist maxim biller (in bezug auf esra) eigentlich eins dieser ominösen outer-schweine?
würde mich wirklich mal interessieren, nicht weil ich sebas mit biller vergleichen würde (verböte sich schon allein wegen des aussehens), sondern weil die thematik ganz ähnlich ist (privtleben an die öffentlichkeit zerren, outen, hörnung, literarischer freiraum).
Lieber ix, da oben ist genug inhaltlicher Freiraunm, um andere Aspekte aufzugreifen. Aber was kommt, von ix etwa? Dieses eine Thema. Und gürtellinige Andeutungen. Willkommen, in unserm Puff kriegt jeder,was er braucht, sagt Villon. Wer schlägt auch hier auf? Sebas. Wer laicht hier seine übliche Nörgelei ab? Dave Kay, wie immer. Hübsch. Wollen wir nicht mal über die Berechtigung von Fiktionalität reden? Wenn es allein um Sebas gegangebn wäre, hätte oben was mit “Stalking” gestanden.
Der Fall ist bei Esra sehr viel komplexer, weil die Handlung des Buches eben nicht “Esra” ist, sondern die langsame Selbstdekonstruktion des Erzählers, der an Esra leidet und sich in Wahmvorstellungen flieht – die wiederum machen die Reise nach Anatolien aus, die die eigentliche Handlung darstellt. Maxim Biller macht – meinee Erachtens durchaus überzeugend – klar, dass sein Buch weitestgehend fiktiv ist, dass die getrübte Wahrnehmung des Autors ein weiterer Filter ist, aber natürlich, wie jeder Autor, hat er auch Anleihen aus der Realität genommen. Niemand weiss, ob das, was im Buch über die Hauptpersonen – die tatsächlich in einigen Punkten den späteren Konfliktparteien ähnlich waren – steht, auch nur ansatzweise mit der Realität übereinstimmt. Zusätzlich war das Problem evident, dass niemand, der nicht Billers Privatleben kannte, wissen konnte, bei wem es sich um Esra hätte handeln können. Das wurde erst durch die Klage publik.
Das heisst, Biller und seine Romanfiguren sind in diesem selbstgewählten fiktionalen Raum, den man auch als Blogger braucht. Die Gerichte nun haben für Biller eine sehr enge Grenze gezogen, bei der der oben besprochene Fall absolut jenseits von Gut und Böse wäre. Und als ich Liquide geschrieben habe, musste ich auch jeden verdammten Namen dreimal googlen, jede Firma so konstruieren, dass es keiner auf sich beziehen konnte. Und der Biller-Prozess ist einer der Gründe, warum ich sehr vorsichtig in der Beschreibung meines Umfeldes in Büchern und Blogs bin.
Kurz – nein, Biller hat seine damalige Freundin nach meinem Wissen nicht geoutet. Er hat in der Fiktion für das Gerichtb nicht sauber genug darauf geachtet, dass keine Bezüge hergestellt werden können.
Nur weil nicht alle sachbezogenen Zitterwolf-Kommentare in einem Thread über Trolle gelöscht wurden, heisst das nicht, dass Beiträge von Zitterwolf und Fügner hier erwünscht sind. Ganz im Gegenteil.
über berechtigung von fiktionalität reden? klar.
nur habe ich das gefühl dass du gar keine ehrliche, sachliche diskussion darüber gewollt hast. du hast das thema ja schon ein paar mal bei dir im blog aufgebracht. jetzt hast du es mit heftigen angriffen auf sebas aufgesext, emotionalisiert. du reitest auf der sebas/a./m.-welle und beschwerst dich das die geister die du gerufen hast sich zu wort melden und deine schöne diskussion verhageln und kaputtsenfen.
zum thema habe ich nicht viel zu sagen, meine welt dreht sich um anderes als fiktionale freiräume, aber ich kann mir ausser vielleicht herrn scheuermann keinen vorstellen der was dagegen hat. finden alle prima. lesen alle gerne, solange es einigermassen geschrieben ist. scheissegal ob der autor ziegenhirte vorgibt zu sein, aber in echt programmierer ist.
genauso kann ich mir aber wenige vorstellen, die sich im echten leben gerne anfiktionalisieren lassen, weil das so ähnlich wie verarschen ist. finden alle scheisse, auch wenns gut gemacht wird. ausser dir, wenn ich deinen ausspruch mit dem Â?Wer keine Lügen mag, kann auch keine Frauen mögenÂ? richtig verstanden habe.
über anstand könnte man noch reden. wie man private enttäuschungen verarbeitet, ob und was man davon öffentlich machen sollte ohne grenzen zu überschreiten, was man aus seinem privaten umfeld ausplaudert. und wenn jemand zu weit gegangen ist, wie man dann damit öffentlich umgeht ohne selbst in den ruch einer inszenierung zu kommen. nur fällt es mir schwer den bogen vom thema Â?anstandÂ? zu den Â?fiktionalen freiräumenÂ? zu schlagen.
und das mit Â?diesem einen themaÂ? und villons puff, das raff ich auch nicht. ich habe durchaus mehrere themen oben angedeutet. aber die ignoriere ich jetzt auch einfach mal und halte die schnauze, damit die diskussion über fiktionale freiräume hier jetzt richtig abgehen kann. sachlich und ergebnisorientiert.
endlich angekommen
Zum anderen habe ich am vergangenen Donnerstag begonnen, ein bisschen was zu dem Marie-Fall (oder sollte ich Sebas-Fall sagen? Ich wei es wirklich nicht) zu sammeln. Erstaunt, dass diese Sammlung dann massiv in den Backlinks einer der groen Seiten auft…
@ ix: gegen Gefühle kann ich nichts tun. Ich hätte auch nach andere Beispiele bringen können, ich habe auch nichts gegen den Weg, den die Debatte genommen hat, nur ist mir das Argumentieren mit einem Stalker irgendwann zu doof geworden, weil da einfach nichts Neues mehr kam. Er hat seine Meinung, ich meine. Die geht dahin, dass ich die dargestellte “Nachforschungen” für vollkommen unerträglich finde, genauso wie das Schweigen oder stille Akzeptieren dieses Vorgangs. Wenn das kein Stalking ist, was ist es denn dann? Und wieso wird das auch noch von Sebas Kumpels beklatscht und gefeiert? Daran ist nichts “aufzusexen”. Da ist genug Sprengkraft drin. Da lief die komplette Reaktion aus dem Ruder, und das einfach ad Acta zu legem, ist ähnlich hilfreich und nachhaltig wie eine Pressemitteilung nach einem Reaktorunfall mit einer putzigen Kernschmelze.
Das “Problem” entstand, weil jemand mit der Fiktionalisierung nicht klar kommt. mMeine These ist nun, dass die Fiktionalisierung nicht zwangsweise was mit Verarschung zu tun haben muss, sondern eine Mischung aus Selbstschutz und Stil ist. Kleines anderes Beispiel: Im Blog-Buch steht real Erlebtes neben Erfunderem. Ich fand manche Texte super authentisch, bis die Verfasser dann gesagt haben, ne, das sei gar nicht ihnen passiert, das hätten sie sich aus der und jener Erfahrung zusammengeklaubt, weil es im Endeffekt dann eben so wie in der Geschichte ist. Wo ist das Problem?
Ich schreibe in meinem Blog, dass man weiter kommt, wenn man es als Literatur auffasst – trotzdem wird es gelesen. In gewisser Weise “verarsche” ich damit die Leute, aber ich wage eben auch zu behaupten, dass auch die vorderhand unliterarischen Realititätskonstrukte anderer Blogger nur wenig mit der Realität zu tun haben. Allein schon, weil einem von der potentiellen Wahrheit immer nur ein kleiner Teil eingeschenkt wird. Andere spielen mit dem Medium, probieren was aus, manche wollen Verehrerbriefe, andere wundern sich über den Irrsinn, der aus dem Netz schwappt, aber:
Es braucht immer zwei dafür. Einen, der die Fiktion macht, und einen, der darauf reinfällt. Die Leute hier sind in der Regel volljährig. Die müssen eigenverantwortlich handeln. Und wenn nur jeder 100., der in der Realität mal getäuscht wurde und, bayerisch gesagt “am ausgschtrecktn Arm verhungert is”, eine Ausforschungs-Aktion und Veröffentlichzung folgen lassen würde – dann gäbe es auf meinem Blog weder Kommentar nich Email-Kontakt, und schon gar keine Begegnungen im echten Leben.
Diese gesamte Diskussion ist müßig, und zwar aus genau einem Grund: Don Alphonso redet und urteilt über ein Spiel, bei dem er nicht mitgespielt hat. Vielmehr: Ein Spiel, bei dem ihm nicht mitgespielt worden ist.
Ich kenne die Protagonisten dieses Spiels sehr gut, sehr sehr gut. Und ich stelle die gewagte These auf: Wäre das, was Sebas und vielen vielen anderen widerfahren ist, zufällig Don Alphonso widerfahren, dann hätte er daraus eine Story gemacht, die aus mindestens 22 Teilen bestanden hätte. Eine Story, für die er sich am Schluss mindestens 1200 DCT-Punkte gewünscht hätte.
Er durfte aber nicht mitspielen, weil er nicht in das Beuteschema der betreffenden Person passte, denn die Person hat sich ausschließlich gut aussehende, eloquente und musisch interessierte Personen gesucht. Deshalb kann er hier natürlich seine Meinung sagen, aber diese Meinung beruht bedauernswerter Weise auf einem nahezu völligen Fehlen der Faktenlage. On the other hand: Das ist ja sein Markenzeichen, für das wir ihn oft genug auch sehr mögen.
Herr Alphonso, damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich lese manche Ihrer Texte sehr gerne. Die Texte, in denen Sie beschreiben und mit Ihrer Sprache fantastische Bilder zeichnen. Ich weiß, dass Sie am Besten sind, wenn sie eine gleichsam nihilistisch und poetische Ader erwischen. Wenn Sie allerdings von nur geringer Sachkenntnis befeuert wilde Vergleiche (und seien sie historisch) ziehen, dann sind sie mir unsympathisch. Sehr.
die faktenlage, um die es hier geht, hat doch herr sebas selbst geschaffen. ausspionieren einer anderen person mit hilfe von finanzdatenbanken etc. sowie die öffentliche kundgabe hierüber, um die betreffende person vorzuführen.
was ist an dieser faktenlage so mißverständlich, als dass nicht (auch) ein negatives urteil darüber gefällt werden dürfte? was bedarf es also dieses (wahrscheinlich substanzlosen) herumorakelns? die faktenlage ist sowas von glasklar.
Das ist doch Quark. Hier hat sich doch nicht irgendein Irrer ein Opfer gesucht und es ausspieoniert. Jemand ist betrogen worden und hat alle Mittel die ihm zur Verfügung standen genutzt um den Betrug aufzudecken. Da der Betrug in einem definierten Raum (Blogosphäre in der es ja so wie es aussieht noch mehr Opfer gibt) begonnen hat wurde er dann auch da veröffentlicht. Veröffentliucht wurde er in einer Tagebuchform mit der jeder nachvollziehen konnte wie der Betrug aufgedeckt wurde. Das ist vielleicht Geschmackssache aber es geht nicht um ein schuldloses Opfer und einen geisteskranken Täter.
@ marten: ich kann nur davor warnen, Don Alphonso in einer Relation zum Menschen dahinter zu sehen. Ich habe ein nicht ganz ruhiges (Sexual-)leben ausserhalb des Blogs, und es gibt gute Gründe, warum ich seit über 3 Jahren diesen und einige andere Themenkreise radikal ausschliesse. Weil ich da dutrchaus Fehler gemacht habe – nicht jemanden zu outen, aber mit der Begeisterung über das Wesen einer bestimmten Person falsche Schlüsse zu erzeugen. Du wirst es hoffentlich verstehen, wenn jetzt keine Beispiele a la “Karla hatte jede Woche Mens vorgespielt, da hab ich aber auch nicht drüber geschrieben” ausbleiben.
Ich kenne die Protagonisten gar nicht, sie wurden mir nicht vorgestellt. Aber das spielt keine Rolle, solange sich jemand verifizierbar mit dem Ausforchen der Privatsphäre eines anderen brüstet. Stell Dir mal vor, ich kenne Dein Blog. Und merke, dass Du zwischen 11 und 12 einen langen Artikel schreibst, über mich. Ich kriege raus wo Du arbeitest, rufe Deinen Boss an, verweise auf den beitrag – und der wird sich freuen, wenn Du das in der arbeitszeit schreibst, und dann noch vor 3 Monaten geschrieben hast, dass in Deiner Firma die Kommunikation von oben nach unten eine Art Abflussrohr für grosse Geschäfte ist. Solche Aktionen kann doch beim besten Willen niemand, in keinem fall für gut heissen.
Historische Vergleiche sind da oben nicht. Ich habe sehr präzise abseits davon formuliert.
@ joerg: betrogen? War da eine 0190er im Spiel? Hat sie eine sexuelle Hörigkeit erzeugt? Hat er sie in sein testament aufgenommen? Oder war da nur jemand scharf auf eine andere Person, die ihn, wie das in jeder guten Oper passiert, wovon die Literatur zum Gutteil lebt, was jeden Abend in jeder Disco zig mal geschieht, einfach an der Nase herumgeführt hat?
Er hat die Mittel der Blogosphäre genutzt, um den Menschen hinter einer Fiktion gezielt vorzuführen, und nebenbei demonstriert, wie man sowas macht. Gewissermassen als “Do and google it yourself”. Sollte jemand die Idee haben, sowas mal angesichts neuerer gesetz beim Falschen zu probieren, ist der vielleicht Anne. Dann – knallhart gesagt – frisst der Betreffende Outer mehr Scheisse, als er sich vorstellen kann. Dann macht der ihn zum Ultramaxim, und zeigt seine anwaltskostengebleichten Knochen mit den Möglichkeiten meines Blogs im begrenzten Raum der Blogosphäre.
Man kann es sich raussuchen. Gentlemen's Agreement und, wenn man Pech hat, ein “good loser” sein. Oder den Sebas machen und danach gebillert werden.
Wenn man mit Worten um sich schmeißt – bei mir in der Regel nicht so glatt geschliffen wie die des Herrn Alphonso – dann sollte man öfter mal ein paar Sekunden länger darüber nachdenken.
Sphä|re [f. 11] 1 Kugel, Himmelskugel 2 Kreis, Gesichtskreis, Wirkungskreis, Bereich, Machtbereich [
Ergo ist die Blogospäre wohl der Wirkungskreis oder Machtbereich der Blogs.
Die Privat- oder Intimsphäre sowohl von Sebas als auch Marie/Anne ist hingegen ein davon getrennter Wirkungskreis.
Soweit stimmen Sie mir sicher zu, Herr Alphonso. Auch Sie wollen diese Sphären ja für sich selbst von einander getrennt belassen wissen, oder zumindest über das Ausmaß der “ßberlappungen” bestimmen.
Wenn ich auch, ob des Löschens von Postings, nicht sämtliche Teile der Geschichte lesen konnte, so ist doch selbst mir klar geworden, dass Marie/Anne diejenige war, die diese Trennung nicht beherzigt, sondern die Virtualität der Blogosphäre – oder Sie mögen es Fiktionalität oder literarische Freiheit nennen – in das RL, in die Intimsphäre
[der Erlebnis- und Gefühlsbereich, den der Einzelne als so privat empfindet, dass er ihn gegen die Umwelt abschließt; umfasst vor allem den Bereich des Sexuellen, z. T. auch den des Religiös-Weltanschaulichen] des Herrn Sebas getragen hat, wobei sie ihn aber glauben gemacht hat, es handele sich eben nicht um Fiktion, sondern Wahrheit. SIE hat also die Sphärengrenzen überschritten, bzw. die Sphären miteinander verbunden oder vermischt.
Inquisition, Geheimpolizei, Diktatur, Gestapo. Die in ihren Berichten alle der Auffassung waren, richtig und angemessen gehandelt zu haben, indem sie die anderen in die ßffentlichkeit gezerrt und verdammt haben.
Meine Geschichtskenntnisse sind nicht die allerbesten, aber die Genannten haben wohl kaum “Täter” in die ßffentlichkeit [wobei sich allein über diesen Begriff vortrefflich diskutieren und philosophieren ließe] gezerrt, sondern vielmehr im Geheimen Opfer hingerichtet.
Auch wenn sie durch den expliziten Ausschluss der Gleichsetzung versuchen, Ihren Vergleich abzuschwächen, so ist dieser doch ebenso geschmacklos wie ein Vergleich von Abtreibung und Euthanasie.
Ansonsten kann ich nur sagen, dass insbesondere Dave-Kay und Marten deutlich ausgedrückt haben, was ich beim Lesen des “Artikels” gedacht und empfunden habe.
Offensichtlich hapert es da nicht nur am Schliff der Worte, sondern auch an der Fähigkeit, den obigen Text beim fraglichen Punkt zu verstehen und nicht entstellend zu zitieren. Vom historischen Kenntnissen ganz zu schweigen – ich kann nur raten, sich mal mit den Tätigkeiten uind Strategien besagter Institutionen auseinander zu setzen, und der Abfolge von diskretem Ausforschen und Apell an die Sensationsgier der eigenen Mitläufer durch öffentliche Demonstration der eigenen Allmacht. Lies mal ein gutes Buch zum Thema, dann können wir darüber gerne weiterreden. Es geht um die Frage, wie gegen Autoren mit Pseudonym vorgegangen wurde und wird. Wenn Du da keine Bezüge erkennen kannst – tja, ist halt so.
Zu allem anderen: In England sagt man “It takes two to Tango”, in Bayern “Alein kann man nicht streiten”. Da haben zwei Leute ein Spiel getrieben. Zwei. Nicht eine. Wenn Du das private Ausforschen und anschliessende Veröffentlichen als normale Praxis ansiehst, tu mir den Gefallen und geh nie wieder auf eines meiner Blogs. Ich lasse deine Privatspäre in Ruhe, Du dann ganz sicher auch meine. ßndern wir das, müssen wir nur noch darüber reden, wo so ein Verhalten ok ist und wo nicht. Das ist wie Folter: Ein bisschen geht nicht. Es gibt auch nicht ein bisschen blossstellen. Oder einm wenig stalken. Oder ein klein bisschen beim Arbeitgeber anrufen. Ihr könnt die Methode Sebas akzeptieren – dann wird das eine lustige Zeit. Aber bitte nicht in meiner Sphäre.
Falls doch, kommen harte Zeiten – aber zum Glück nicht für den, der die Dotcomtod-Rechtsabteilung hinter sich hat.
ach was Ella, der Dave-Kay nörgelt hier nur rum..
Ich versuche trotzdem noch etwas dazu beizutragen.
Sicher, der Herr Sebas hat sich nicht fein verhalten, ich ekele mich ebenfalls vor dieser Verhaltensweise, aber trotzdem muss man ihm zugestehen, dass er NICHT derjenige war, der Grenzen zuerst überschritten hat.
Herr Alphonso, ich denke, sie wissen oben ganz genau, in welche Richtung ich hier genörgelt habe.
Es ging bei meiner Geschichte damals um eine sehr ähnliche Motivation, nämlich nicht darum, jemanden bloß zu stellen, nicht die Zerstörung der Fiktion, ihrer Untergrabung, oder um ivestegative Arbeit. Nein, es ging ausschließlich darum, dass jemand seine Fiktion genutzt hatte, um aus seiner Anonymität heraus, jemand anderen mit Schmutz zu bewerfen.
Es nutzt also jemand seine Fiktion um anderen in irgendeiner Form zu schaden. Hätte Herr Sebas gesagt, Marie ist Fiktion und in einem kurzen Text erklärt, wie er darauf kommt, hätte ich ihm zugenickt, allein die Form und Ausmaße, die das annahm misbillige ich.
Werter Herr Alphonso – ich bleibe doch lieber beim Sie, Sie wissen schon, der Distanz wegen und plumpe Vertrautheit ist nicht mein Art. Man hat es weiter oben schon einmal versucht, Ihnen zu erläutern, doch offensichtlich sind Sie hier derjenige, der etwas nicht verstanden hat.
Die meisten Blogger, die unter einem Pseudonym schreiben, wollen ihre Anonymität bewahren oder nur kontrolliert in kleinem Kreise aufgeben. Würde jemand die reale Person dahinter ausfindig machen, in ihrem Privatleben “recherchieren” und dies im Blog bekannt machen, dieser Person gar auflauern, dann ist dies selbstverständlich Stalking. Ein solches Verhalten habe ich in meinem Kommentar keineswegs gut geheißen oder gar vermittelt, dies zu praktizieren – vermochten Sie den Text in diesem Punkt nicht zu verstehen? Insofern brauchen Sie sich um die Anonymität Ihres “Ich” hinter Don Alphonso wahrlich keine Sorgen machen – ich hege nicht das geringste Interesse an dieser Person und ihrer Privatsphäre.
Doch haben Sie schon einmal von einem Stalking-Fall gehört, in dem die ausspionierte Person Kontakt zu ihrem Stalker aufgenommen hat, den Kontakt suchte und aufrecht erhalten wollte?
Es scheint also eher, dass Sie von etwas anderem geschrieben haben, etwas, das die meisten Blogger ähnlich sehen. Doch leider haben Sie dazu ein Beispiel heran gezogen haben, dass nicht passte, weil Sie es ganz offensichtlich nicht verstanden haben.
Angesichts meiner bisherigen Beobachtungen, dass Sie in der Regel auf Ihrer Meinung beharren und Kommentare mit anderen Meinungen lediglich polemisieren – oder versuchen, Rechtschreibfehler zu finden – glaube ich aber auch kaum, dass Sie es jetzt verstehen werden oder wollen.
Gern zitiere ich sie noch einmal vollständig:
Die Gegenseite der Pseudonymautoren, in deren Tradition sich Â?SebasÂ? stellt, ist historisch verknüpft (keine Gleichsetzung!) mit Inquisition, Geheimpolizei, Diktatur, Gestapo. Die in ihren Berichten alle der Auffassung waren, richtig und angemessen gehandelt zu haben, indem sie die anderen in die ßffentlichkeit gezerrt und verdammt haben.
Das macht Ihren Vergleich, nein verzeihen Sie, die Verknüpfung jedoch wahrlich nicht geschmackvoller.
"Outer sind Schweine" oder Pageranking contra Anonymitt
Mit dem folgenden Eintrag wird bei Don Alphonso eine lnger Folge von Kommentaren und Eintrgen gestartet, die ich erst mal unter “Sptpubertr” einsortiert und berlesen haben wollte. Offensichtlich war der Ausgangspunkt bei einem Blogger und einer Blogg…
@ella
soll hier mit bunten linien ein timetable gemalt werden? oder hilft vielleicht eine powerpoint-präsentation? anne-marie hat einen fehler begangen, den niemand bestreitet, nicht mal sie selbst. aber hat sie herrn sebas hinterherspioniert? hat sie darüber in aller öffentlichkeit berichtet und (das ist hier in dieser debatte der entscheindende punkt und möglichweiser ist hier der besagte timetable hilfreich) noch damit weitergemacht nachdem (!) die andere seite sich ergeben hatte, alles eingeräumt hatte und um verzeihung bat? wer wollte mit weiteren teilen der story die spannung hochhalten? wer hat eine finanzdatenbank bemüht?
@girl
Nein, sie hat Herrn Sebas vermutlich nicht hinterherspioniert – vermute ich mal so, aber wer weiß das schon? Sie hat ihn nur ganz offensichtlich von hinten bis vorn belogen – und wie es bei ihm anklang war er wohl auch nicht der einzige.
Ja, Anonymität und literarische Fiktion in der Blogosphäre. Doch sie hat offenbar die Fiktion in die Realität getragen, die Anonymität des Internet ausgenutzt, um jemand anderem zu belügen – und damit ganz offensichtlich auf verletzt.
Ich bin in letzter Zeit wahrlich nicht diejenige gewesen, die Lobeshymnen auf Herrn Sebas angestimmt hat – ja, Herr Sebas, Sie dürfen dieser Tage hier auch mal schmunzeln. Aber hat mal irgendjemand danach gefragt wie innig das ganze zwischen den beiden war, wie jemand verletzt wurde und wieviel Gefühl darin steckte oder auch nicht? Ich sage nicht, dass das so war. Nur, hat danach mal jemand gefragt?
ßber die Form, das lässt sich immer streiten – wie gesagt, ich konnte nur die Teile 1-3 lesen. Was in weiteren Teilen stand, das weiß ich nicht.
@ella
“Aber hat mal irgendjemand danach gefragt wie innig das ganze zwischen den beiden war..” nein eben nicht. das ist privatsache, darüber wurde kaum eine bewertung abgegeben. “ich will das vorgefallene nicht bewerten, aber jetzt geht es zu weit..” ist nach meiner beobachtung die standardformulierung in so vielen blogs und kommentaren gewesen, die eine beendigung der fortsetzungsstory erbeten haben.
die annahme, im krieg und in der liebe sei alles erlaubt sollte doch wohl langsam als trugschluß erkannt worden sein. wieviele teile hätten’s denn noch gern?
wahrscheinlich, so ist aus den texten ja herauszulesen, ist herr sebas durch anne-marie mit einer menge gefälschter probleme befrachtet worden. er hat zeit investiert, versucht zu helfen, sich einen kopf gemacht und sich womöglich auf eine tatsächlich nicht bestehende beziehung zu einer fiktiven person eine menge eingebildet und erhofft. wie wiet hier seitens anne-marie absicht vorlag oder ob sie es einfach hat weiterlaufen lassen, vermag ich nicht zu beurteilen. muß ich auch nicht. will ich gar nicht. geht im einzelnen nur die zwei etwas an.
aber nach dem selbstouting die weitergehende beschreibung der recherchearbeiten kritisieren, muß ich sehr wohl. sonst lesen wir hier demnächst öfter etwas über schufa-einträge, gelöschte vorstrafen, die sich dennoch noch als vermerk im polizeicomputer finden und vielleicht sexuelle eskapaden während der klassenfahrt vor zehn jahren.
@ ella: Das Zitat muss und soll Menschennmit vergleichbaren Ansichten zum Thema “geschützte Privatsphäre” nicht gefallen, ganz im Gegenteil. Die dürfen gern daran rumkauen. Und mir Vorschläge machen, welche sonstigen Institutionen sich in der sache hervorgetan haben. Ich vermute mal, die Alternativen werden auch nicht gefallen. Weil man ja so gerne “gut” und “anständig” ist, wenn man jemandem beim Schnüffeln uns Nachstellen zuschaut. Geiler als Big Brother, gell? Oder was meinst Du? Du verstehst hoffentlich, dass ich beim im Internet üblichen Du bleibe, weil ich mit dem affigen Blogger-Sie ebensowenig anfangen kann wie mit einer Etepetete-Distanz, wenn ein paar Sätze weiter das Recht auf Privatsphäre mit ein wenig Psychogeschrubbel in Abrede gestellt wird. Und ich kenne jetzt zumuindest einen Fall, wo eine Person zu jemand Kontakt gesucht hat, der sich im Laufe der Angelegenheit zu einem verhalten hat hinreissen lassen, das ich als “Stalking” kenne. Kann durchaus mal passieren, dass man den Falschen anspricht – und dann fängt der an, abzudrehen. So wie die typen, von denen meine Freundin mir ab und zu erzählt – die man mit der Polizei von frauenhäusern entfernen lassen muss, weil sie vermuten, dass man dort ihre Frau versteckt. Wobei Stalking da noch das kleinere Problem ist. Gibt es also wohl.
Und mal ehrlich: So eine Story – schreibt die jemand, wenn er verletzt ist, oder jemand, der eine Story berechnend aufzieht? Ist das ein Unglücksrabe, einer, der nicht randurfte, oder einer, der die Mechansimen der Publicity kennt und sie gezielt gegen eine Person einsetzt, mit all dem Wissen, das er sich auf krumme Touren angeeignet hat? Und wie ehrlich ist ein Sebas, der vornerum telefoniert und hintenrum seine Schnüffelei laufen hat? Und ist das “Opfer” damit nicht vielleicht noch erheblich unehrlicher? Und wie ehrlich ist so jemand dann gegenüber seinen Lesern, wenn er sagt, dass er eigentlich helfen wollte, nachdem er sich über mehrere Teile als Opfer eines betruges selbststilisiert hat? Ich frag ja nur.
Und ich frage: Wenn das ok ist – was ist dann noch ok? A>b wann darf man sowas tun? Wenn ich behaupten kann, dass ich eigentlich nur helfen will, und mir der andere via Emails ein paar kleine Bären aufgebunden hat? Wenn ich das nur aufbausche und meine persönliche Verletztheit dazu garniere? Finde ich dann auich welche, die applaudieren, wenn hier dann ein Packen Emails veröffentlicht werden, wo die andere Seite ein paar Dinge zugibt, die sie offen nie sagen würde? Ist die Grenze die 1:1 Kommunikation, die Email, das Telefonat, 10 Telefonate, oder einfach nur meine Fähigkeit, das entsprechend sexy zu machen?
Und darauf will ich Antworten von denen, die das akzeptabel finden. Ich will wissen, wann Ihr das gerechtfertigt seht. Wann Ihr mit dabei seid. Wann Ihr die Story schreibt. und mit welchen Ausreden Ihr Euch aus der Affaire zieht, wenn manche das nicht gut finden. Wer Verständnis für das hat, was Sebas in diesem Fall akzeptabel schien, der muss auch wissen, wie weit er zu gehen bereit ist.
Weil ein bisschen outen geht nicht. Der Fall hat gezeigt, was daraus wird: Eine verdammte Kettenreaktion, als deren Höhepunkt Menschen wertlos erklärt werden. Und stundenlang, bei ein paar hundert Lesern, niemand findet, dass man dagegen was sagen muss. Man kann keine Bombe nur ein bisschen zünden. Also Freunde: Welche dieser Outing-Bomben haltet Ihr für vertretbar, leicht kritikwürdig, verständlich? raus damit. Und keine faulen Ausreden.
Mir scheint, das Hauptproblem hier ist, dass es nicht in der Sache so klare Gut-Böse-Schemata gibt. Oder gibt es jemanden, der – abgesehen von der Notbremse, vor der ich ebenfalls Respekt habe – Anne/Maries Verhalten richtig findet? Vielleicht mag das dem einen oder anderen den Blick auf das “politische” Problem dabei verstellen.
Ich jedenfalls teile die Auffassung, dass hier von Sebas eine Grenze überschritten wurde – selbst wenn ich ihn bis zu einem gewissen Grad zunächst verstehen kann. Das wurde ihm übrigens bereits in den Kommentaren schon zum ersten Teil seiner Serie von der einen oder anderen Bloggerin (meines Wissens zunächst alles Frauen, was immer das sagt) vorsichtig signalisiert, noch bevor Marie/Anne ihr eigenes Outing machte. Sage also niemand, es wäre völlig überraschend, dass er in die Kritik gerät.
Dass er dann weiter macht (und auch so merkwürdig anonymisiert weiter macht), als ihr eigener Kommentar schon online ist, hat mich erst überrascht und dann geärgert. Auch darauf haben ihn Blogger in den Kommentaren hingewiesen. Gut und richtig finde ich, dass er nach und nach immer wieder nahezu alle Einträge gelöscht hat. Komisch bleibt der Beigeschmack, dass jeder neue doch wieder ähnlich ist wie der vorher gelöschte.
So geht es nicht, denke ich. Jeder weiß, dass wir in manchen unserer Lieblingsthemen fast nie übereinstimmen – aber hier teile ich Don Alphonsos Position inhaltlich: Es ist eine grundsätzliche Frage an die Haltung. Ein bisschen geht hier so wenig, wie bei allen anderen Dingen, die die Würde betreffen. Eigene Verletzungen rechtfertigen nie das Entwürdigen anderer. Rache ist immer verwerflich. Und führt nie zu etwas Gutem. Sie nicht zu üben, ist eine Errungenschaft der Zivilisation. Ebenso wie Erbarmen, wie praschl an anderer Stelle so schön bemerkt hat.
Ganz großes Theater auf einer ganz kleinen Bühne. Bin ich eigentlich der einzige, der bei dieser Geschichte an Neil La Butes “Das Maß der Dinge” denken muss?
wirklich eine komische diskussion. aber vielleicht auch ein wenig betriebsblindheit der beteiligten.
das neue am bloggen ist doch, daß jeder kann. und keiner sitzt daneben und sagt, das geht aber so nicht. das ist eine komplett neue öffentlichkeitsform.
als ich mit meinem blog angefangen habe, dachte ich mir, eigentlich müßtest du die leute vorher fragen, ob du sie Â?verlinkenÂ? darfst, aber ich hatte das undeutliche gefühl, daß das als affig empfunden werden würde.
weil wer weiß, und keine ahnung, die ich nicht hatte, wo ich selbst vielleicht verlinkt sein könnte.
übertrieben, ich hab's mitgekriegt.
nicht übertrieben ist das recht aufs eigene bild, auf die eigene geschichte.
ich entscheide selbst, ob mein bild und/oder meine geschichte Â?im netz stehtÂ?.
das gehört nunmal zu den unveräußerlichen persönlichkeitsrechten. und das ist diesseits von fiktion und wirklichkeit. ein verstoß gegen persönlichkeitsrechte ist durch nichts zu rechtfertigen.
den rest regeln diverse gesetze.
Herr Alphonso,
Geiler als Big Brother, gell? Oder was meinst Du?
da kann ich nicht mitreden – eine meiner “Bildungslücken”.
Du verstehst hoffentlich, dass ich beim im Internet üblichen Du bleibe
Nein, aber da ich ganz offensichtlich nicht das geringste dagegen machen kann, sind diese Zeilen bereits reinste Energieverschwendung.
Zwischen Verletztheit und Berechnung besteht meines Erachtens nach kein Widerspruch – ganz im Gegenteil, wenn ich es recht bedenke, habe ich umso berechnender gehandelt je verletzter ich war.
Ich kenne Sebas exakte Motivation für die Story nicht, bin mir aber sicher, dass er die Mechanismen der Publicity durchaus kennt. Wenn er nicht gewollt hätte, dass andere Blogger von den Lügen erfahren, dann hätte er geschwiegen. Es ist also gar nicht in Abrede zu stellen, dass er Anne/Marie outen wollte. Ob das nun grad ein Mehrteiler sein musste, darüber lässt sich streiten.
Was das “Schnüffeln” und das Schweigen darüber angeht, tja, beides zusammen hätte wohl kaum das Herausfinden von Realitäten ermöglicht, wenn die betreffende Person offensichtlich nicht von den Lügen abrücken wollte. Mir liegt der Vergleich mit verdeckter Ermittlung auf der Tastatur, aber ich muss selbst eingestehen, dass der zuweit ginge – ßpfel und Birnen halt.
Wo meine Grenze wäre? Ab wann ich auch so handeln würde? Wenn-dann-hätte-wäre-könnte-Szenarien kann man immer nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit aufzeichnen.
Ich vermute, wenn ich Zweifel hätte, würde ich fragen, mein Gegenüber um die Wahrheit bitten. Wenn ich den Eindruck hätte, auch dann schamlos belogen zu werden, dann würde ich sicher auch nachforschen, wobei mein Einfallsreichtum sich in dieser Hinsicht jedoch auf Google beschränkt. Dann mein “Gegenüber” damit konfrontieren. Ob ich es dann veröffentlichen würde, hinge mit der Kaltschnäuzigkeit, mit der darauf reagiert und geleugnet würde und mit dem Grad meiner Verletztheit zusammen, mit dem Grad mit dem auch der Andere in meine Intimsphäre – und diese betrifft nicht nur Name und Beruf oder ähnliches, sondern auch Gefühle – eingedrungen wäre.
Ja, es wäre Rache dabei. Ja, Rache ist verwerflich und die Gutmenschen bedienen sich ihrer selbstverständlich nicht. Aber so ein Gutmensch bin ich nun mal nicht. Ich habe schon aus Rache gehandelt und kann nicht ausschließen, dass das nicht noch einmal geschieht.
Meine Grenze wäre dabei jedoch die Veröffentlichung des realen vollständigen Namens, der realen Telefonnummer oder Adresse, der Name des realen Arbeitgebers – und soweit ich die Teile der Geschichte gelesen habe, hat Herr Sebas das ja auch nicht getan.
Sie haben gefragt, Sie haben eine Antwort bekommen.
Sicherlich könnte diese Diskussion bis in alle Ewigkeit weiter gehen, aber für mich ist hier der Schlußpunkt erreicht.
Puh! Jetzt schon Schluss mit dem fingerpointing? Kaum 50+ Kommentare später? Da geht doch noch was…
Irgendwie gefällt mir das Bild, dass ihr alle aufgeregt mit dem Finger auf die jeweils Anderen zeigt und rumbrüllt. In der Zwischenzeit haben sich die Betroffenen verzogen, die Scherben sind zwar nicht gekittet – sie liegen aber nicht mehr offen herum. Nur ihr – ihr steht immer noch aufgeregt da.
Worum es mal ging ist gar nicht mehr wichtig. Jetzt geht es um die, die es ausgesprochen haben und um die, die sich angesprochen fühlten. Das Thema M. und S. habt ihr schon lange abgehakt. Jetzt geht es ja nur noch um Personen, um Meinungen und ums Zuschlagen und Gewinnen.
Die Hölle, dass sind wohl doch die Anderen…
@ lennart – jaaa, gell, bloss keinen mehr draufsetzen, nicht noch nen Kommentar und ja nicht fingerpointen. Das üben wir nochmal. Solange braucht sich hier keiner Denkverbote anhören. Da oben stehen Fragen, und mich interessiert, warum manche das gutheissen.
Postings von Fügner sind hier, wie bereits erwähnt, explizit unerwünscht. Und wenn das nicht einsichtig ist, kommt es eben demnächst deutlicher. Per Einschreiben.
@Ella:
Rache – mir ist klar, dass ich auch hin und wieder von Rache motiviert handele, wer nicht. Aber das auch noch richtig oder gut oder nur akzeptabel zu finden, ist schon noch was anderes. Und hat nun so gar nichts mit Gutmenschentum oder so was zu tun.
Wobei: Wenn allein, dass ich mein Handeln nicht allein an der jeweiligen Nützlichkeit orientiere, sondern auch hin und wieder danach frage, ob das wirklich “gut” oder “richtig” ist; wenn also allein, dass ich hin und wieder nach Haltung und Moral frage, zunächst bei mir und dann auch bei anderen; wenn das allein schon dazu führt, dass der ausgelutschte Neoliberalen-Kampfbegriff vom Gutmenschen bemüht werden muss, dann will ich gerne einer sein und reihe ihn wie das alte Europa unter den lobenden Worten ein.
Was man aus Ellas Post lesen kann, ist doch klar, dass sie ihre eigenen Maßstäbe setzt: Kaltschnäuzigkeit, Grad der Verletzung, Grad des Eindringens in die Intimssphäre. Null Objektivität (jaja gefährlicher Begriff, aber ich komme ja noch zu Lennart). Demzufolge kann jeder alles ausspionieren und posten – hey, das hat mich echt verletzt, Du kaltschnäuziges Aas, lautet dann die Begründung. Alles geht, wer hat noch nicht, wer will noch mal…
Und jetzt das “fingerpointing”. Hier haben die Blogger zugeschlagen. Dem S. aufs Maul gegeben. Und das ordentlich. Warum? Weil es einen übergreifenden Grundkonsens gibt, dass man so nicht vorgeht. Weil offensichtlich eine Anzahl Blogger dieses Verhalten abstoßend finden, keinen Bock haben, irgendwann selber am Pranger zu stehen und als Hexe verbrannt zu werden. Und schon gar keinen Bock darauf haben, dass irgendwelche Psychos aus Rache vor deren Haustüren aufkreuzen. Deshalb “fingerpointing”. Als regulierende Instanz, damit das so schnell nicht nochmal passiert. Und deshalb muss auch weiterdiskutiert werden. Objektiv ist das auch nicht, aber es zeigt zumindest die Grenzen, die so eine anonyme Gemeinschaft sich in etwa setzten kann.
Dann ist da gestern was falsch angekommen. Sorry dann dafuer.
Ich stimmt mit Dir Don und Hokey ueberein: weder Trollen noch selbstgesetzte Anonymytaet enttarnen ist akzeptabel oder diskutierbar.
Mir ging vielmehr das “objektive” in der Diskussion verloren und es wurde (zu) start emotionalisert.
WILL hier eigentlich einer den anderen verstehen???
Ja, ich habe schon aus Rache gehandelt und kann das für die Zukunft nicht ausschließen. Habe ich das für gut, akzeptabel oder richtig gehalten? Nein, lediglich für menschlich. Gutmenschen sind für mich diejenigen, die so tun als käme das für sie niemals in Frage. Das glaube ich schlicht und einfach gar nicht. Es gibt durchaus Gründe, unter einem Pseudonym zu schreiben – auch ich nutze eines – doch ich möchte gar nicht wissen, was sich bei manchen dahinter abspielt. Und von wegen mit Steinen im Glashaus … da bin ich doch lieber gleich ehrlich diesbezüglich. Ein wunderschönes Ideal – keine Rachegefühle in der Welt – aber in meinen Augen absolut unrealistisch.
“Gut”, “richtig” – wer bestimmt das? Wir das nicht immer wieder in Gemeinschaften neu “ausgehandelt”? Es war einmal – und ist heute noch für einige – falsch und unmoralisch, als Frau allein auszugehen, Sex vor der Ehe zu haben, bestimmte Sexpraktiken auszuleben. Zumindest in Teilen sieht das heute anders aus.
Ein Teil dieser “Gemeinschaft” Blogosphäre hält es für falsch, was Herr Sebas getan hat. Ob das die Mehrheit ist, kann man kaum beurteilen – oder geht das danach wer am lautesten schreit? Fingerpointing zumindest verhindert eine Diskussion darüber.
Mit Objektivität in einer “moralischen” Diskussion tu ich mich allerdings schwer. Und mein letztes Posting war letztlich auch nur die Antwort auf Herrn Alphonsos Frage nach persönlichen Grenzen – nun, und diese sind natürlicherweise rein subjektiv … und emotional.
@ella
kam an. und was eben die von dir genannte “Â?gemeinschaftÂ? blogosphäre” von dieser vorgehensweise hält, versuchen manche hier herauszufinden. ich für meinen teil glaube, meinen standpunkt einigermaßen präzise deutlich gemacht zu haben. andere haben sich, nicht nur hier, über diesen standpunkt echauffiert, andere finden so ein bissl rache o.k., andere wiederrum wollen herrn sebas aufgrund seiner so tollen arbeit gleich den schlüssel zur stadt überreichen.
nur wo die grenzen nun sein sollen, da hatten und haben die meisten augenscheinlich mit ihrer definition so ihre probleme. und nochmal, wo darf denn die grenze sein? oder ist die dehnbar, wenn es auf der einen seite ach zu “menschlich” wird? butter bei die fische bitte!
ich will nur sehen, ob ich noch hilfe erwarten darf, sollte sich einer mal mich ausgucken.
(Luebue war auch ich, war nur durch falsche Voreinstellungen durcheinander geraten bei mir)
Ella: Wahrscheinlich habe ich dich missverstanden, kann sein. Einerseits. Aber ich denke nicht, dass es hier um eine moralische Frage geht – sondern eher um eine Frage der Haltung und der Politik, wenn du so willst.
Abgesehen vom konkreten Fall: Darf aus deiner Sicht Outing überhaupt sein? Ich denke, egal was passiert: Nein, das darf nicht sein. Das ist – ganz jenseits von Moral – eine Grenzüberschreitung. So wie Praunheim es nicht hätte machen dürfen, so wie die BZ es nicht bei Wowereit hätte androhen dürfen, so wie Sebas es nicht hätte androhen dürfen. Das ist meine Position.
Bei dem einen oder der anderen von den Bloggern, bei denen ich weiß, wer sie im richtigen Leben sind, frage ich sie, warum ihnen ihr Pseudonym wichtig ist. Das finde ich spannend, nicht immer verstehe ich es, aber ich respektiere es. Ich habe es zu respektieren. Mein Blogname ist kein Pseudonym bzw. inzwischen keines mehr, sondern klar und eindeutig mit meinem richtigen Namen verknüpft. Aber das ist meine Entscheidung.
Vielleicht bin ich spießig, vielleicht naiv – aber diese Form von unbedingter Achtung vor der Entscheidung der anderen ist für mich nicht diskutierbar. Anders liegt es beim Thema Rache und Erbarmen. Da tun mir diejenigen leid, die die Kulturtechniken, die wir Menschen entwickelt haben, um das eine unter Kontrolle und das andere zum Erblühen zu bringen, wieder abgelegt haben. Das halte ich persönlich für eine ethische Verrohung. Aber da habe ich als religiöser Fundamentalist auch leicht reden – und will nicht über Gebühr mit Steinen schmeißen.
Ich entferne mich vom “Fall Sebas”, weil ich die Details nicht kenne.
“Nie Outen” wäre für mich keine Einstellung. Wenn jemand mit seinem Pseudonym andere Leute schädigt bzw. vermutlich auch weiter schädigen wird, halte ich es für legitim, das Geschädigte damit an die ßffentlichkeit gehen und outen.
Es ist nur eine Frage des wie und wieviels.
Das Wahren von Pseudonymen ist eine edle Haltung, aber genauso wie anti-demokratischen Kräften zum Schutze der Demokratie bestimmte Grundrechte verweigert oder beschränkt werden, gibt es Punkte und Momente wo das Recht auf Pseudonym verwirkt wird.
Das muss nicht heißen, dass man mit einem Nuklearschlag antwortet und alles von Bankverbindung, Schufa-Auskunft bis hin zur Unterhosengröße outen soll und darf. Genau hier setzt die Ethik eines jeden an.
Was anderes als “fingerpointing” blieb uns ja, nachdem wir vor vollendeten Tatsachen standen, nicht mehr. Das war eben ein Aspekt dieses von Dir angesprochenen “Aushandelns” von Werten. Herr Sebas hat sich zu weit vorgewagt und peng, eins auf die Mütze gekriegt. In drei Jahren sieht es vielleicht wieder anders aus, wenn wir evtl. neu verhandeln. Debattiert wird aber trotz fingerpointing und zwar sachlich und ganz besonders hier. Wir stecken ja gerade mittendrin in der Debatte; verhindert wird sie folglich nicht.
Ich wäre da etwas vorsichtiger, dogfood. Und hab auch beim Thema antidemokratische Kräfte eine andere Haltung als du offenbar: Wenn die Freiheit es nicht aushält, den Feinden der Freiheit trotzdem die Freiheit zu lassen, ist es um sie nicht mehr gut bestellt.
Grundrechte kann niemand verwirken, weil wir dann genau in die unsägliche Debatte um ein bisschen Folter oder ein bisschen Outen oder ein bisschen Töten oder oder oder kommen.
Vielleicht ist es mit Spatzen auf Kanonen geschossen. Vielleicht aber entscheiden sich in solchen Debatten Fragen von Mob oder Lynchjustiz unter Bloggern?
Nein, nein, nein: Grundwerte kann ich nicht in jeder Situation neu verhandeln. Genau das führt zu wischiwaschi, das mir keine Orientierung gibt. Was anderes ist es, bewusst gegen Grundwerte zu entscheiden in einer Situation. Aber dann muss ich auch dazu stehen und nicht drum rum reden, finde ich…
Ich denke, es gibt hier zwei Diskussionen. Die eine ist die des willkürlichen Outings von Menschen, die unter Pseudonym wirken. Da habe ich nichts gelesen, dem ich widersprechen würde. Das Recht, ein Blog unter Pseudonym zu führen halte ich für fundamental und unantastbar. Ich schrieb an anderer Stelle schon einmal: Belledejour-Debatten fand ich immer schon furchtbar.
Im Einzelfall, der hier immer wieder zur Sprache kommt, ging es nie um das willkürliche Outing einer Bloggerin. Es ging um das Outing einer Betrügerin, die unter anderem auch Bloggerin war und diese Bühne nutzte. Aber sie hat in realen Leben Schäden angerichtet (mehr, als ich “damals” ahnte, wie ich inzwischen weiß). Ihre Existent als Bloggerin war Zufall, wenn man so will. Und ihr Pseudonym eben nicht nur ein Pseudonym, sondern eine zweite Identität zum Vollzug des Betrugs.
Und damit das nicht gleich wieder missverstanden wird: Es geht mir hier gerade nicht darum, etwas zu verteidigen. Ich habe selbst kein endgültiges Urteil gefällt. Dieser Unterschied nur scheint mir nennenswert. Und in dieser Geschichte ist es wie in vielen anderen – die Fakten verselbstständigen sich und haben an einigen Stellen nichts mehr mit dem realen Geschehen zu tun.
@haltungsturner:
“Genau das führt zu wischiwaschi, das mir keine Orientierung gibt.”
That’s life. Es gibt nun mal auch Dinge jenseits von Schwarz und Weiß und ich bin froh wenn Menschen dies erkennen und daher angemessener in Situationen reagieren können.
Lautet die Konsequenz deiner Maxime nicht, dass der Schädiger weiter sein Untreiben tun kann? Wie willst du angemessen auf “Fehlverhalten” reagieren, so lange der Schaden zwar unterhalb des Justiziablen bleibt, aber nichtsdestotrotz üble Folgen zeitigen kann?
Der Unterschied zwischen “Lynchmob” und angemessenen Verhalten ist eine Entscheidung die jeder für sich ziehen muss. That’s life. Aber so zu tun, dass es bis zur Kategorie “Lynchmob” nun überhaupt keine Handlungsmöglichkeiten gibt, ist asoziales Verhalten und erst recht Zeichen ethische Verrohung.
Um wieder einen Tick näher zum “Fall Sebas” zu rücken: hätte es andere Möglichkeiten als Outing gegeben, um das Ziel zu erreichen, “Warnung vor der Person”? Vielleicht. Ich kenne, wie gesagt, den Fall nicht gut genug. Und dann hätten entsprechend diese Optionen gezogen werden sollen.
Aber der “Fall Sebas” ist nur eine Variante der OutingGeschichte. Eine andere Facette des Outings habe ich ja nun in Form der “Kelly M.” erleben dürfen. In der absoluten Form “No Outing” hätte ich den damaligen Eintrag nicht bringen dürfen.
PS: “Grundrechte” ist vielleicht ein von mir schlecht gewählter Begriff, aber abgestufte Sanktionen des Staats z.B. gegenüber Rechtsradikalen wie z.B. Verlust des Parteienprivilegs sind nix neues u.U. angemessen.
ich bitte die beteiligten nicht den zeitfaktor zu vergessen. das (selbst-)outing fand bereits statt. ob durch andeutungen online oder offline motiviert, vermag ich nicht zu sagen. jedoch ging es danach mit den enthüllungen noch weiter – und dies hat zutiefst beunruhigt.
oben wird von betrug gesprochen. ein harter vorwurf, der hoffentlich den fakten standhält. gab es neben, sicherlich zu vernachlässigen, telefonkosten weitere finanzielle einbußen? hat anne-marie ihr pseudonym und ihren blog tatsächlich eingesetzt, um sich zielgerichtet zu bereichern? das wäre allerdings ein interessanter “turn” der geschichte. nur weiß ich dann beim besten willen nicht, welchen zweck die fortgesetzten enthüllungsgeschichten erfüllen sollten… die rückzahlungsbereitschaft erhöhen? dann wären wir ja bei der von anne-marie angesprochenen erpressung, oder?
Nein, nein, Erpressung war nirgendwo im Spiel. Den Betrug gab es offensichtlich, ich war nicht sein Opfer. Man muss da auch in den juristischen und den “menschlichen” unterscheiden, es gab nach meinem Wissen beide. Ich war aber nur der “Entdecker”, wenn man so will. Und “Opfer” eines Lügengestrüpps, das nur größer wurde, als ich es lichten wollte.
Von zielgerichteter Bereicherung sprach ich indes nicht, die wollte ich auch nicht implizieren. Um die Telefonkosten tat es mir ebenfalls nie leid. Das war meine freie Entscheidung. Es wäre dumm, deswegen wütend zu sein. Daraus meine Motivation zu machen, gehört zur Legendenbildung der Besserwisser.
Aber das geht schon wieder sehr in die Details der Geschichte, und diesen Staub wollte ich jetzt gern belassen, wo er ist, nicht neu aufwirbeln. Alle weiteren Bewertungen (Zeitschiene, Weitermachen trotz Selbstouting etc.) sind die, von denen ich sprach – ich bin nicht endgültig entschieden.
Die Schranke zwischen Outing und Stillschweigen bewahren liegt für mich im Vorsatz und im Schädigungspotential des “Täters X”. Erst wenn diese Person wissentlich und systematisch andere Menschen ausbeutet, sei es materiell oder “rein psychologisch”, würde ich damit an die ßffentlichkeit treten. Andernfalls bliebe es meine Privatangelegenheit. Typische Vertreter dieser schädlichen Gattung wären destruktive Kulte aka “Psychosekten”, etwa die Scientology® ChurchÂ? – um nur ein Beispiel zu nennen -, die mit relativ aggressiven Methoden auf Beutefang gehen.
Ich erlebte vor Jahren einen ähnlichen Fall wie Sebas, wäre aber nie auf die Idee gekommen, ihn in die ßffentlichkeit zu tragen. Anders als Sebas traf ich mich wiederholt und unbefangen mit dieser Frau X – bis ich per Zufall dahinter kam, dass sie eine Art Doppelleben führte und ich unsere “Beziehung” damit schlagartig beendete. Nachdem ich die erste Wut und Enttäuschung überwunden hatte, warnte ich andere, mir vertraute Personen, die im Begriff waren, sich in ihren Bannkreis ziehen zu lassen.
Rückblickend würde ich nicht behaupten, dass diese Frau X irgendwie bösartig war, sondern dass sie lediglich in einer Traumwelt lebte, in der Wunsch, Lüge und Wirklichkeit nahe beisammen liegen. In diesem Sinne würde ich auch Nachsicht mit Anne/Marie üben und mir Rachegelüste verkneifen.
@ sebas: Jaja, immer nur weiter mit den Andeutungen und Schuldzuweisungen, und solange man eine Entschuldigung irgendwie zusammenbasteln kann – sie sei zufällig Bloggerin gewesen – und sich selbst als Opfer geben kann, ist das alles irgendwie zu rechtfertigen. Erst hochjazzen, und dann ist es nur Zufall. Textlich über Tage jemanden vorführen, bei Kritik den Beleidgten geben, und dann mit “Betrug” nachtreten. Jemanden mit allen Mitteln ausspionieren, damit angeben, und sich dann als Lichter eines Lügengestrüpps verkaufen. Du willst den Staub nicht aufwirbeln? Mach Dich aus demselben, dann kann man darüber reden. Auf meiner Liste der Blogosphärenentwicklungen stehst Du auf einer Stufe mit Fügner.
@ Jonathan: Die Geschichte ist so alt wie die Beziehung zwischen Mann und Frau, und wem es passiert, der findet es grausam, entsetzlich, unerhört. Ist aber nicht so. Und wenn da jeder den Sebas den Selbsgerechten machen würde, wären bald viele, gute Blogs zu.
@ dogfood: Ich denke, zwischen Kelly M. und Sebas gibt es erhebliche Unterschiede. Kelly M. war ein reinrassiges Fakeblog, um eine gewisse Zielgruppe öffentlich anzusprechen und für eine öffentliche Sache zu gewinnen. In Kelly M. war keine Privatperson, sondern eine Institution, und das Outing richtete sich nur gegen die öffentliche Weisse Rose und seine Vertreter, nicht aber gegen deren Privatleben. Marie war das Blog einer Frau, die sich einen Zweitcharakter zugelegt hat und damit mehr oder weniger privat über sich selbst experimentiert hat – und Sebas richtet sein Outing gezielt gegen diese Privatperson.
Gefakte PR-Blogs outen? Klar, warum nicht. Privatsphäre ausspionieren und veröffentlichen? Kommt nicht in Frage.
Ach Don. Da ich mir bei Dir ohnehin nur noch aussuchen kann, wie ich mich aktuell beschimpfen lasse – feige Sau, wenn ich schweige, ekliger Nachtreter, wenn ich Fragen beantworte -, kannst Du nun wahrlich nicht erwarten, dass ich Deinen Worten auch nur noch den Hauch von Relevanz zubillige. Aber wir wollen jetzt nicht von den Evolutionsstufen kommunikativer Kompetenz anfangen. Ist gut jetzt.
Da verwechselst Du was: Weder die feige Sau, noch der eklige Nachtreter sind Worte, die ich verwendet habe. Nachtreten – keine Frage. Du stellst nachträglich eine Tatsachenbehauptung vom “juristischen Betrug” auf, ergehst Dich in kurzen Anschuldigungen, legst nach, wohl wissend, dass Anne sich nicht mehr äussert – wenn das kein Nachtreten ist, was dann?
Verkneif Dir gefälligst Deine Unterstellungen – wenn Du im Fall Anne genauso bei den Tatsachen geblieben bist, kann ich mir ungefähr vorstellen, wie ehrlich und tatsachengenau das ist.
M/A
Da ich selbst sehr intensiv den Blog von Marie/Anne gelesen habe, und auch zumindest Mail-und Telefonkontakt hatte, interessieren mich die Ereignisse der letzten Wochen nat
[…] Eine großÂ?e Community? Meine Herren, es rappelt im Bloggerdörfchen…Don lßÂsst sich aus über Marie, die für lßÂngere Zeit vorgegeben hat, Anne zusein. Mag ja sein, aber es zieht mittlerweile weite Kreise in der doch zugegeben kleinen Deutschen Blogszene. Hier und hier wird auch schon über das Blogger-Outing geschrieben. (Und viel kommentiert.)Schaut eigentlich aus, als sind viele Blogger hier eine großÂ?e Community – warum also eigenstßÂndige Sites pflegen? […]
Also ich finde das das Blogen in sich einen geiles Medium ist, man kann seine Gedanken freien lauf lassen.
Und wenn jemand etwas hat was er nicht der ganzen Welt einfach so erzählen kann dann muss es doch Anonym gehen.
Dafür gibt es das Wort doch oder ?
Nur frag ich mich immer wieder wie.
Eigentlich geht es nicht. Punkt.
[…] Wie sagte doch kürzlich… « Apropos Immobilienblase […]
[…] In der Blogarena ist es ungeschriebenes Gesetz: Outing ist tabu. Oder, wie die Blogbar titelt: Outer sind Schweine. (Danke für den Link, ugugu). Höflich ausgedrückt: Outing verstösst gegen den Geist der Netiquette! […]