Über die Leichtigkeit des ehrlichen und fairen Geschäfts
Buzz meets Blogosphere! Kommt und greift Handies ab, oder Laptops, schreibt darüber, oder wohnt für braune Brause in Berlin und macht son büschen Werbung dafür, schliesslich müssen die Karten des WM-Sponsors irgendwohin, wenn man damit schon nicht mal mehr einen Politiker kaufen darf, für einen Blogger reicht es allemal!
Darf ich ehrlich sein? Es ist nicht der Umstand, dass es passiert, sondern diese billige Ramschmentalität. Bloggen im Ausverkauf, jetzt noch billiger, es findet sich immer einer, der es für noch weniger tut. Vielleicht muss man sich Würde leisten können, vielleicht muss man Chancen ergreifen, kann alles sein, was weiss denn ich über die Lage derer, die bei sowas für eine Handvoll was auch immer mitmachen, aber meiner bescheidenen Meinung nach verschleudern sich im Moment ein paar Leute, die aufgrund ihrer Position eigentlich eine Chance auf einen fairen, offenen Deal hätten haben können.
Die Süddeutsche Zeitung, genauer gesagt, ihr Jugendableger jetzt.de, hat das nach einigen Wirrungen der Mama kapiert und bietet einfach etwas an, was schon seit ein paar Jahrhunderten in der Literatur prima funktioniert: Ein Stipendium. Fünf Blogger bekommen monatlich 300 Euro zuerst mal für einen Zeitraum von 3 Monaten für das Bloggen, wie sie wollen. Nicht über die SZ, eine fettmachende Brause, ein Handie, das nach 2 Jahren auf den Müll wandert, sondern einfach über das, was sie schon immer geblogt haben. Ohne Verpflichtungen. Eventuell, wenn der Traffic steigt, auch mehr als 300 Euro.
Und was will jetzt.de dafür haben? Einen Button auf der Website. Und Rechte. Die FAQs bleiben beim notorischen Thema Urheberrecht leider im Ungewissen, da wird man also erheblich nacharbeiten müssen. Ich habe nachgefragt und erfahren, dass jetzt.de das nichtexklusive Nutzungsrecht haben will. Sprich: Sie bringen das Blog auch auf jetzt.de und drucken vielleicht den ein oder anderen Beitrag auf der wöchentlich erscheinenden jetzt-Seite in der SZ ab, wie es bei der jetzt.de-Community auch schon üblich und zumeist gewollt ist. Darüberhinaus kann man über seine Texte oder Bilder frei verfügen. Das Ziel der Aktion ist es, die – nach Meinung von Jetzt.de oder deren User – besten deutschen Blogs zu fördern und bekannter zu machen. Was bei 100.000 registrierten Nutzern abzüglich einiger Zilliarden Trollaccounts und Karteileichen immer noch einiges an Besuchern bringen dürfte. Umgekehrt kann jetzt.de den eigenen Nutzern ein paar gute Beispiele präsentieren, wie Bloggen aussehen kann.
Insofern sehe ich da jetzt keinen Haken, bei einer idee, die ich sehr bloggerecht finde. Mitmachen kann jeder deutsche Blogger – ausdrücklich jeder, nicht nur bei jetzt.de – der zwischen 15 und 35 Jahre alt ist. Wer einen Haken zu erkennen meint, kann ihn gerne unten nachkommentieren
Disclosure: jetzt.de hat einige Texte zum Buch beigesteuert, das der Anlass für dieses Blog ist. Ich kenne auch den Leiter von Jetzt.de persönlich. Was mich aber, wie oben ersichtlich, nicht davon abhält, gegen die Mama des Süddeutschen Verlages und ihre Aktionen lautstark vorzugehen, wenn ich sie für daneben halte.
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Schöne Idee, nur stolpere ich über “junge Blogger (unter 35 Jahren)”. Aber was sag ich, die Kinderausgabe muß ja jugendbewegt sein.
Und wer jetzt sagt, der meckert bloß rum, weil er ein alter Sack ist, hat recht…
Hmja. So richtig doll finde ich das auch nicht. Es macht einen zum alten Sack. Selbst, wenn man 39 äh 35 1/10 ist. Andererseits steht in meinem Blog so oft irgendwelcher Schweinkram, das kann man keinen Teenis zumuten.
ausser den 99,995% der deutschen Schüler, die ab der dritten Klasse auf dem Schulhof Gewaltpornos tauschen
Ja, das ist richtig: es geht um nichtexklusive Nutzung. Wir wollen tatsächlich einen Deal anbieten, von dem es ich mich freut, dass Du ihn fair nennst. Die Blogger kriegen neue Leser und ein wenig Geld und wir kriegen die Möglichkeit, den Feed zu nutzen. Dass Du Don, mit deinen 35 1/2 dafür zu alt bist, ist schade. Aber: Wir würden uns auch nicht anmaßen, Dir ein Stipendium anbieten zu wollen.
Oh, man muss nehmen, was man kriegen kann (as long as it isn't Opel or Coke) ;-)
Nein, Spass beiseite, nehmt lieber welche, die es brauchen können. Starving Poets. Die haben sich sowas verdient.
der haken ist die altersbegrenzung. wozu das? warum nicht 14jährige? warum nicht 40jährige? warum nicht auch 73jährige zum beispiel?
oder ist jetzt.de etwa ein jugendmagazin?
Ja, ist es. Leider.
Und ewige 37-Jährige? ;-)
Interessante Idee, im mindesten, und tatsächlich Bloggerecht. Da bin ich mal gespannt.
komisch eigentlich, daß magazine nicht altern. als ich mich vor jahren da mal angemeldet habe, war ich auch noch unter 40. deshalb war ich jetzt irgendwie irritiert. ;-)
wirklich gute idee: msm und blogosphäre ergänzen sich, ergeben was neues. respekt jetzt-magazin!
[…] Die Bedingungen klingen fair: 300 Euro für erstmal drei Monate von Jetzt.de, man kann bloggen oder auch nicht bloggen was man möchte, hat keine Auto-Themenvorgaben und keine Brause-WG sondern Artikel aus dem Blog werden sozusagen zweitverwertet. Näheres dazu an der Blogbar. Soll ich mich da mal Just-for-Fun bewerben? Unter 39 bin ich ja noch und abgesehen davon würde es mich einfach mal reizen ob mein Blog für sowas interessant genug wäre. Gut, die 300 Euro reizen mich auch, zugegeben, aber ehrlich gesagt: Ich glaube kaum dass diese kleine bescheidene Blog da eine Chance hätte. Aber was solls, füllen wir einfach mal die drei Felder aus und gucken was im September passiert oder auch nicht. Aber der Deal an sich ist fair, interessant für Blogger und der richtige Weg wenn man mit der Szene zusammenarbeiten will. Oh, Thomas testet übrigens gerade ein Handy – auch da geht der Deal in Ordnung, da sind alle Details vorher offengelegt worden. Genau wie beim Jetzt.de-Projekt. […]
Blogstipendium von jetzt.de für’s Pottblog?
In letzter Zeit komme ich aus diversen Gründen (Technik! Krankenhausbesuche!) leider kaum zum bloggen (heutige Ausnahmen bestätigen die Regel).
Doch jetzt wo ich gerade an Mutterns gutem PC sitze, muß ich dann doch noch unbedingt bloggen…
Wo nun die Abstimmphase begonnen hat, würde ich mich ja nochmal über einen beobachtend-bewertenden Artikel an dieser Stelle freuen, zumal das System vielerorts kritisiert wird und auch ich mir keine rechte Meinung dazu bilden kann. Was bei blogbar.de zu solchen Themen geschrieben wurde, kann ich aber oftmals nachvollziehen und zustimmen – also, das wäre schön. Und viele Grüße.
das Tingeln ist bestiimt nicht schlecht vergütet, aber die bescheidenen Sozialismusartigen wären auch mit einem Zuverdienst gut bedient.Mit 50 Eu kann man eine Menge Spaß betreiben. Auf dem Rang mag das anders erscheinen, aber wenn die fetten Pötte auf viele verteilt werden, muß man aus wenig viel machen und das Strahlen muß von innen kommen.
Und jetzt ist ne gesponsorte Schülerzeitung, alles außer Praktigger wäre doch unpassend. Von Whuffie zu leben ist einfacher wenn man kapitalmobil ist. Da ich meine noch unterentwickelte chupze mit Moneten aufwiegen muß im Moment, werde ich mal umschauen nach cash for trash