Mit last.fm wurde gerade die nächste Communit verkauft, die zwar viele Millionen registrierte – was nicht zwingend aktive – Mitglieder hat, aber nicht wirklich das, was man ein Geschäftsmodell nennt. Wie schon StudiVZ, Flickr, Del.ici.ous, youtube… Viele Nutzer, die irgendwas machen, was kein Geld einbringt. Und obwohl Google, Yahoo und viele andere Medienunternehmen absolut keinen Peil haben, wie man spätr mal die mitunter enormen Kosten reinholen soll, wird weiter gekauft. Hier noch eine Partycommunity, dort ein Mütternetzwerk, eine Videoplattform vielleicht und was da sonst noch angeblich die Leute bindet.

Die Gründer solcher Startups machen im Prinzip folgendes: Sie fangen die User wieder ein, die den Medienkonzernen ins Internet entschlüpft sind, sammmeln sie in neuen Tätigkeiten an und führen sie dann über den Verkauf wieder den Medien zu. Für Gründer ist das ein tolles geschäft, solange die Medien die Sache nicht selbst in die Hand nehmen, was jetzt langsam in Deutschland geschieht. Wenn sogar das Schmarrnblatt meiner Heimat kapiert, dass der nachwuchs in einer Partycommunity das grosse Beilngrieser Resteficken organisiert und man was mit Bildergalerien tun muss, ist die Erkenntnis auch ganz unten angelangt. Ob es klappt, ist nochmal eine ganz andere Frage. Am Ende muss das alles irgendwie kapitslisiert werden, und da wird in den nächsten Jahren ganz allgemein das böse Erwachen kommen. Dann nämlich, wenn Werbetreibende, die bislang die einzige Refinanzierungsidee der Medien im Internet sind, mal erleben, wie unsagbar wenig Onlinewerbung einbringt. Dann haben die Medien vielleicht wieder den temporären Zugriff auf die Nutzer, aber garantiert weder die Bindung noch die Einnahmen, die in den guten, alten Zeiten des Abos, des Monopolrundfunks und der Sendergruppen üblich waren. Aber so sind Medien heutzutage gepolt: Was sie interessiert, ist absolut nicht mehr die Qualität eines Inhaltes, eines Textes oder einer Information. Alles was interessiert, ist die Zahl der Nutzer, die irgendwie bei einem ist. Den Halteeffekt soll dann die Community richten, und solange sich die selbst trägt, kann man mit minimalen Informationsangeboten kostengünstig sie so weitervermarkten wie bisher.

Und dann gibt es Vollidioten bei den Journalisten, die denken, dass Blogger das gefährliche Grauen aus dem Netz sind, das an ihren Infomonopolen knabbern. Blogger sind böse und unkontrollierbar. Ja, tun sie. Das begreifen Journalisten, weil es Ähnlichkeiten gibt, die sie überreissen. Aber es fehlt ihnen meist völlig am Verständnis dessen, was bei Myspace und Co. geschieht, also dort, wo ihre Firmen hingehen. Und deshalb sind Journalisten in der weiteren Entwiklung so scheissegal wie ihre Inhalte. Weil die Brötchengeber der Journalisten sich innerlich längst von ihnen als arrogante, nervende Kostenfaktoren vertschüsst haben. Wie auch von den Blogs, die eben keinerlei verwertbare Community mitbringen. Burda steigt eben nicht bei qualitativ hochwertigen Blogs ein, er kauft sich einen Teil der Trashkiste von Blog.de, und ich würde mich nicht wundern, wenn man bald Ähnliches von Myblog.de hören würde.

Und so werden erst die Journalisten auf die Schnauze fliegen, mit Ausnahme unserer staatlich alimentierten Gebührenverschwender und ihrer radelnden Marketingagenturen natürlich, dann die Blogger, die glauben, dass sich Qualität verkaufen lässt, und dann die Medienunternehmen mit ihren zusammengerafften Pseudosozialprojekten, wenn sie feststellen, dass die Industrie sich völlig zurecht irgendwann die Frage stellt, warum sie diese Mittelsleute finanzieren soll, wenn es im Internet nicht direktere Methoden wie den Bloggerstrich und andere nützliche Idioten der allerbilligsten Preisklassen giibt, mit denen man auch in den Communities der Medien räubern kann. Bis dahin werden die Medienkonzerne ihre ganze Kraft in den Versuch stecken, das, was sie verloren haben, wieder aus dem Netz zu fischen. Individuelle Blogs helfen da nicht weiter. Und deshalb werden sie bei den aktuellen Millionenspielen auch keinerlei Chancen haben, reich zu werden – sollten sie das überhaupt wollen.