Alle Debatten rund um die Internetangbote des Web2.0 kranken ein wenig am Umstand, dass die Bedeutung in der realen Welt unklar ist. Ich rede seit 4 Jahren recht viel über Blogs, aber jenseits gewisser kleiner Gruppen sehe ich nur eine langsame Veränderung in der Wahrnehmung. Das ist nicht weiter schlimm, ein robustes Wachstum ist meines Erachtens meistens nachhaltiger als ein kurzer Hype, bei dem nach einem halben Jahr die Mehrheit der Nutzer weitergezogen ist – Second Life könnte da ein gutes Beispiel sein.

Aber wie schaut es nun tatsächlich mit der Nutzung aus? Ich war in Italien, um mir mit der Mille Miglia das bekannteste Oldtimerrrennen der Welt anzuschauen und darüber einen Beitrag mit Bildergalerie zu schreiben. Die MM ist dort ein Grossereignis, das angeblich von minimal 2 bis 3 Millionen Zuschauern gesehen wird; dieses Jahr waren es wegen des Jubiläums und des Wetters noch etwas mehr. Sehr, sehr konservativ geschätzt, hat jeder 10. dieser Besucher eine Kamera dabei. Am Start- und Zielort Brescia, wo die Deutschen und andere ausländische Rostlaubenfreunde in Horden einfallen, ist der Digiknipsenanteil bei angeblich 70.000 Besuchern praktisch 100%. Im es mal ganz konservativ zu berechnen: Bei der Mille Miglia sind vermutlich mindestens 50.000 ausländische und 200.000 italienische Bildaufnahmegeräte von der Profikamera bis zum Handy am Werk. 250.000 Leute machen Bilder.

Und jetzt schauen wir mal, wie viele davon bei der weltweit höchst beliebten Photoplattform Flickr ankommen. Selbst mit erweiterten Suchbegriffen wie 1000miglia und Millemiglia komme ich auf rund 25 Photographen mit insgesamt rund 350 Bildern, wobei ein einziger wohl praktisch seine ganze Arbeit hochgeladen und über die Hälfte der Bilder geliefert hat.

250.000 Knipser bei der Mille Miglia vs. 25 bei Flickr, das ist ein Anteil von 0,01%. Wenn jetzt noch die Zahl zu verdoppeln ist für die, die zu doof sind, ihre Bilder zu benennen, kommt man auf 0,02%. Aber es ist und bleibt sehr, sehr, sehr wenig. Man kann es natürlich auch positiv sehen und die restlichen 249.975 Photographen als Zukunftsmarkt begreifen. Aber ich fürchte, das ist eine Zukunft, die keiner von uns noch erleben wird.