Herr J. arbeitet bei einer Illustrierten namens Stern, und hat sich durch eine Kampagne gegen die rotgrüne Regierung nun nicht wirklich als extrem seriöser Schreiber bewiesen. Momentan wehrt es sich gegen den “Dreck von unten”, den (Edit: möglicherweise, siehe Nachtrag) auch zu repräsentieren dieses Blog die Ehre hat.

Ich finde die Äusserungen sehr spannend; weniger wegen der Erregung, und auch nicht wegen der Abgrenzung. Sondern weil ich denke, dass sie der Schlüssel zu den diversen zuletzt konstatierten Blogpleiten sind. Herr J. meint sicher nicht alle Blogs, denn der Stern verfügt selbst auch über diese Micromedien, und versucht sich im Moment an einer Motivation der Leser, um sie zu Nachrichtensammlern zu machen. Sein Problem ist also weniger die Software, die man beim Stern tatsächlich für integrierbar hält. Der Stern hat in der Vergangenheit durchaus auch Blogger angesprochen; so etwa auch den Autor dieser Zeilen über einen Vertreter des Mutterschiffs.

Wenn man das berücksichtigt, erhält seine Aussage eine Art Metaebene. Ich denke, J. plädiert vor allem für eine Beibehaltung vertikaler Portalstrukturen, die in sich selbst leben. So, wie eben die Blogs vom Handelsblatt und der TAZ, die zumeist dem Portal verpflichtet sind, und sonst nichts. Sie fügen sich nahtlos in die Struktur ein, und es ist eine Struktur, in der man als Blogger gegenüber dem normalen Beitrag keine entscheidenden Vorteile hat. Man dümpelt eben so mit, man hat die Leser, die die restliche Seite auch hat. Dafür bekommt man eine Nische, ein Thema und seinen kleinen Platz.

Insofern muss ein Herr J. geradezu das verabscheuen, was es sonst noch gibt. Während im Internet allerorten mit vertikalen Angeboten die Quote gemacht wird, sind “unten” die horizontal faktisch nicht organisierten Blogs, die nicht assimilierbar und kontrollierbar sind. Ein Katzenbild ist mehr als nur ein Katzenbild, es ist eine unbewusster Verweigerung der Themenvorgaben, die aus den vertikalen Medien kommen. Medien, die den Diskurs auch nicht mehr durch die Kraft ihrer Vertikalstrukturen und den dadurch möglichen Verstärkungseffekte bestimmen, bekommen schnell ein Problem mit der Deutungshoheit. Die Versuche von manchen Medien, das mittels Katzenbildcommunities abzufangen, sind bislang auch nicht wirklich geglückt – vielleicht, weil die monothematischen Ansätze eben nicht dem Leben entsprechen, das unendlich viel vielschichtiger sein kann als die klassische Ressorteinteilung der Vertikalportale. Ich denke, das ist der Paradigmenwechsel, den Herr J. einfach nicht nachvollziehen kann und will: Im grenzenlosen Internet sind Vertikalstrukturen nur mit grösstem Aufwand stabil zu erhalten. Weil es darunter eben genug, für die Medien nicht integrierbare Alternativen gibt.

Zu komplex? Kann sein. Hm. Vielleicht steht dem auflagensinkenden Stern der Herrn J. schon bis zum Hals steht, und er ahnt, dass ein gebloggter Nachschlag die Lage nicht wirklich verbessert.