Ich tendiere bekanntlich dazu, vom Journalismus als Basis eines gesicherten Lebens abzuraten, und propagiere statt dessen Wirtschaftszweige mit solider Basis und ordentlichen Unternehmen wie der Baubranche. Gebaut wird immer, Journalismus dagegen…

ist überflüssig. Meint man bei Sat.1 und schmeisst deshalb im grossen Stil die Teile der Belegschaft raus, die dort neben der üblichen Bespassung für das härtere Geschäft mit den Nachrichten zuständig sind. Man will jetzt mit mehr Boulevard und ein paar wiederholten Serien Geld einsparen, um die gewünschte Umsatzrendite zu erzielen. Falls Journalisten Zweifel hatten, dass sie aus wirtschaftlicher Sicht etwas anderes als Kostenfaktoren sind – dürften die mit dem heutigen Tag ausgeräumt sein. Und die Art der Verabschiedung ist auch nicht gerade die feine Englische. Das ist mehr als nur eine Stellenstreichung. Da wird der kommerzielle Journalismus als solcher zur Disposition gestellt. Was Medienkonzerne wie Holtzbrinck, Springer und Burda durch Zukäufe im Internet und Reduzierung der Printinvestitionen halbwegs organisch versuchen, wird hier brutal und rücksichtslos auf die Schnelle durchgezogen.

Und damit haben wir ein schönes Beispiel dafür, was die Zukunft bringen wird. Nicht heute, nicht morgen, aber in ein paar Jahren. Denn heute kamen auch die neuen Zahlen der Auflagenmesser der IVW, und da gibt es neben der üblichen, rückläufigen Auflagenentwicklung eine Zahl, die besonders ins Auge sticht: 17% Auflagenverlust bei den Jugendmedien innerhalb eines Jahres. Und das bei der Zielgruppe, die in spätestens 10 Jahren auch andere Printprodukte kaufen soll. Wenn die schon nicht mal mehr zu Bravo greifen, und sich alles aus dem Netz von Promiseiten, Tauschbörsen und Foren holen, wie will man die wieder einfangen?

Eine wichtige, möglicherweise lebensentscheidende Frage, die man sich glücklicherweise nicht stellen muss, wenn man auf dem Bau arbeitet. Wer dennoch in den Journalismus geht, ist gut beraten, sich auf den Sat.1-Stil einzustellen. Denn was die Finanzinvestoren dort vormachen, wird sicher in anderen Medienhäusern bald nachgemacht. Liebe Journalisten, wie wäre es denn vielleicht mit einem eigenen Blog? Dann hat man wenigstens eine publizistische Heimat, aus der sie einen nicht feuern können.