Das Schlusswort
für dieses Jahr spricht Andrea Diener.
Als wir das Buch gemacht haben, war neben Andrea und vielen anderen guten Leuten auch jetzt.de, die Jugendcommunity der Süddeutschen Zeitung dabei. Ich würde jetzt.de heute sicher nicht mehr anfragen. Heute ist dort wieder so ein Stück pauschalisierendes Geflenne zu lesen, über das böse, böse Internet und seine bissigen Blogger – und nein, um mich geht es dabei nicht. Das Übliche: Anonyme, sich zusammenrottende Schmierfinken, die nicht nachdenken, und einfach unpualifiziert Jagd auf Andersdenkende machen.
Ich denke, das ist momentan eines der Lieblingsthemen der Zeitungen, da wird die Tür wieder zugeschlagen, die man vor einem Jahr gar nicht weit genug aufreissen wollte, anknurren gegen den Bedeutungsverlust im Netz, Suche nach dem Schuldigen, obwohl 2007 eigentlich gezeigt haben sollte, wo die wahren Probleme liegen: Der Aufstieg der Massencommunities, die vom Datenmissbrauch ihrer Nutzer leben, kalt agierenden Verlagsmanagern, die ihr Geschäftsmodell ändern und damit Journalisten überflüssig machen, die, wie die Süddeutsche exemplarisch vorgeführt hat, mit Clickstreckentrash, 10 Gründe warum und wieso und Nachrichten, die man überall bekommt, selbst den besten Grund für die eigene Bedeutungslosigkeit liefern.
Manchmal wüsste ich gerne, ob de Nager der späten Kreidezeit auch von den Dinosauriern für ihren Niedergang verantwortlich gemacht wurden. Und falls ja, ob es ihnen nicht einfach egal war.
Sorry, the comment form is closed at this time.
Etwas OT, aber jetzt, wo ich es gerade dort sehe: Braucht ein rein privates Blog eigentlich ein Impressum (so juristisch gesehen)? Ich frage das, weil ich selbst gerade darüber nachdenke. Es sollte zwar nur im ganz ganz kleinen Rahmen sein, aber am Ende weiß man ja nie, wer alles mitliest.
Und wenn man schon eigenen Webspace besitzt: Welche Vor- order Nachteile hat eigentlich ein, mit dem eigenen Webspace und der eigener Domain, aufgesetztes WordPress gegenüber z.B. einem Blogger-Account? Wie gesagt: Etwas oder ziemlich OT, sorry dafür. Aber diese beiden Fragen wollte ich schon immer mal loswerden.
So, und nun allen noch ein frohes neues Jahr. Ich persönlich boykottiere dieses Jahr mal wieder die aufgesetzten Sylvester-Feierlichkeiten…
Können wir 2008 nicht dieses “old economy holzprint Journalismus findet sich durch das Internetz bedroht und artikuliert das im Holzmedium, während Internetz-Möchtegernjournalisten das anprangern, weil die Elektrizität nur ihnen allein gehört”, nicht mal langsam sein lassen? Das Thema ist töter als tot.
Wenn ich schon nicht weiss, welche unmassgebliche und veraltete Information mich via “Bild” oder “RTL” nicht erreicht, so verwundern mich immer wieder Kolumnen über scheinbar wichtige Kolumnisten, die mal wieder den Internet-Teufel an die Wand malen. Who cares?
Ist die CD nun besser als Vinyl. oder doch besser live?
@Harm
“Ist die CD nun besser als Vinyl. oder doch besser live?”
Wenn man nicht wer weiß, wie groß der eigene Blickwinkel ist, ist das dann tatsächlich sch….egal.
“Heute ist dort wieder so ein Stück pauschalisierendes Geflenne zu lesen, über das böse, böse Internet und seine bissigen Blogger”
Das kann doch nur logisch sein. Alles was neu ist wird erstmal angezweifelt und angefechtet. meistens mit extrem wenig Verständnis und ohne wenigstens einmal drüber nachzudenken was man eigentlich tut und sagt.
außerdem sind wir nicht bissig, wir sind nur anders und sehen auf die dinge von schräg links oben als gerade drauf. Das verschafft uns Bloggern eine andere Sicht auf die dinge, aber natürlich sehen wir auch nicht alles. Denn auch durch den Umstand das wir eben die dinge von schräg links oben sehen sehen wir manche dinge auch nicht so klar wie die, die gerade draufschauen.
Wir sollten uns auf einem gemeinsamen nenner wiederfinden, das sagen zumindest alle.
meine prognose:
Es wird 2008 (noch) nicht passieren, das die “normalen” Medien in irgendeiner Art uns anders sehende vollkommen akzeptieren werden.
Wir werden zwar eine Annäherung finden, aber der gemeinsame nenner, ich bin sehr vorsichtig aber ich glaube den werden wir so schnell nicht erreichen.
Aber: Bloggen wird 08 vermehrt wahrgenommen in den “normalen” medien, deswegen glaube ich weiterhin an einen kleinen Boom in bloggersdorf.
Woran ich das merke??
Mein Vater kam neulich zu mir und fragte mich: was ist denn ein Blog? Und was ist dann Bloggen?
(Er ist 50 und hat mit Internet unde PC so wenig am hut wie Paris Hilton mit Ihrem Gehirn)
alles gute für 2008 blogbar!!
Alexander Stritt
“Es wird 2008 (noch) nicht passieren, das die “normalen” Medien in irgendeiner Art uns anders sehende vollkommen akzeptieren werden.
Wir werden zwar eine Annäherung finden, aber der gemeinsame nenner, ich bin sehr vorsichtig aber ich glaube den werden wir so schnell nicht erreichen.
Aber: Bloggen wird 08 vermehrt wahrgenommen in den “normalen” medien, deswegen glaube ich weiterhin an einen kleinen Boom in bloggersdorf.”
Dazu müsste sich aber anderes, fähigeres, aufrichtigeres Personal in Bloggersdorf materialisieren.
@ miro:
Wer ist denn schon fähig??
Wer bestimmt das??
Schwierig schwierig….
ich denke man kann das nicht durch einzelne Weblogs/personen definieren, die masse entscheidet.
da bin ich mir fast sicher..
Alexander Stritt
Waren es damals für das Buch nicht Nutzer von jetzt.de, die den Beitrag geleistet haben? Für sie ist doch jetzt.de nur die Plattform, auf der sie Texte veröffentlichen. Man muss doch unterscheiden zwischen den Usern und dem, was die Redaktion von sich gibt. Das Portal ist m. W. seit 2001 am Start und damals – als viele noch gar nicht wussten, was ein Blog überhaupt ist – gab es dort eine Menge guter Beiträge. Leute wie blindtexter, der, wenn ich mich richtig erinnere, einen Beitrag für das Buch geleistet hat, hat mit dem ganzen anderen Kram doch genau so wenig zu tun wie jemand der WordPress nutzt, für das verantwortlich gemacht werden kann, was meinetwegen wordpress.org oder .de von sich geben.
Nein, das lief damals Hand in Hand mit der Leitung von jetzt.de. Sprich, ich bin zu Jetzt.de gegangen, und die haben dann gute Leute angesprochen. Die meisten sind ja inzwischen selbst Blogger.
Was mich an Jetzt.de – wie der Süddeutschen generell – inzwischen nervt, ist das Zetrümmern von Chancen. Ich könnte hier sehr viel über die Hintergründe von der Graffschan Abkotzerei erzählen, und was seinen Boss dazu bringt, das abzunicken. Und der Boie ist wie der Gehlen mit seinem “Die Regeln des Webs” inzwischen ein Teil des Problems: SZ und jetzt wollen mitspielen. Aber von oben nach unten. Sie geben die Grundgedanken vor, wie es sein sollte, und was nicht so ist, wird abgewatscht. Dabei haben beide zusammen nicht den geringsten Anlass, das Maul aufzureissen: Jatzt.de hat sich in die bedeutungslosigkeit geschrieben, und andere Dinge wie die Blogstipendien plus Lesung waren ein Schlag ins Wasser. Sie gieren nach Aufmerksamkeit, aber sind pikiert, wenn man ihnen und ihren Klickstrecken mal die Meinung geigt. Sie küren die besten Blogs – und sind inzwischen auch an der Spitze nicht besser als Myblog.
Man müsste bescheuert sein, das heutige Jetzt.de mit diesen Beteiligten in ein Buch aufzunehmen. Ich kann verstehen, dass sie Blogs nicht mögen. Aber dann hätten sie die Sache von 2003 an anders spielen müssen. Und da kann keiner sagen, dass man ihnen das nicht mehrfach gesagt hätte.
These: Blogs sind bis auf wenige Ausnahmen nicht besser und nicht relevanter als Foren.
Zweite These: Es wird niemals mehr relevante Blogs geben als es relevante Tageszeitungen gibt.
=> Viele Blogs, die sich für relevant halten, sind es nicht. Relevante Tageszeitungen gibt es auch nur wenige. Aber dort grassiert nicht diese unglaubliche Selbstüberschätzung.
Ich fürchte, Du hast noch nie mit Leuten wie Graff persönlich zu tun gehabt.
Also, ich denke, es hat die Nager nicht interessiert, was die Dinosaurier von ihnen denken.
Ich bin ab 2008 ein Nager, was die Zeitungen betrifft.
Eigentlich habe ich zu dem “Qualitätsjournalismus” in meinem blog schon genug gesagt, ich denke, ich werde 2008 das Geplärre der etablierten Medien einfach ignorieren.
Die nächsten Monate werden sich hoffentlich einige Medien wieder mehr auf ihre Stärken besinnen und sich nicht mit Streitereien an ihren Rändern verzetteln.
Eine Zeitung kann m. E. selbst knapp an der Insolvenz vorbeischlittern und trotzdem einen exzellenten Wirtschaftsteil publizieren, vielleicht kann sie dann auch sinnvolles über Blogs und Netze schreiben, ohne selbst gut bloggen und vernetzen zu müssen. Ist doch genug Kuchen für alle da….
Im Changemanagement gibt es eine Kurve, die darstellt durch welche Phasen Menschen bei Veränderungen gehen (zu sehen z.B. hier: http://www.umsetzungsberatung.de/veraenderungsstrategie/klimakurve.php.
In der Regel sind Menschen am Anfang immer gegen Veränderungen, weil sie Ihre Kompetenzen in Gefahr sehen. Ich glaube die Abgrenzung ist durch Angst motiviert Komeptenzen einzubüßen. Und ja ich glaube auch, dass die Zeitschrift dadurch Chancen einbüßt.
… Neben all dem anderen webzwonulligem Kohl und Pinkel aus Deutschlands verschnarchten Redaktionsstuben ist das schon ‘ne besonders krumme Wurst, dieser Artikel …
@ Rainer: In der kybernetischen Systemtheorie sieht man es ähnlich. Ein soziales System – in dem Fall also eine Zeitung – versucht immer die ‘Kontingenz’ (den Zusammenhalt seiner Art der Weltkonstruktion) aufrechtzuerhalten. Alle ‘Perturbationen’ (so ‘ne Art ‘Störungsstürme’ von außen, aus dem umgebenden gesellschaftlichen Bereich, in diesem speziellen Fall also aus der Blogosphäre) bedrohen diese Kontingenz, weil sie am Ende mit ihrer Wucht das ganze System falsifizieren und den Zusammenhalt der ‘Selbstgewissen’ im System auflösen können. Zunächst reagiert das System mit noch stärkerer Selbstvergewisserung (they rally ’round the flag). Zu große Unbeweglichkeit auf der anderen Seite (‘Ideologisierung’) bedroht auf Dauer das System durch ‘Sklerose’, es kriegt gewissermaßen die Gicht, obwohl es sich weiterhin an einen unausweichlichen Wandel ‘anpassen’ müsste. Aus dieser doppelten Gefährdung heraus verhalten sich Systeme aus ihrer ‘aufgeklärten Eigenvernunft’ zumeist kompromisslerisch, sie passen sich evolutionär an Neues an, niemals aber chaotisch oder ‘selbstauflösend’. Oder sie gehen unter.
Wenn wir beim Change-Management sind. Man darf nicht den Fehler machen, zu glauben, dass jüngere Leute leichter Veränderungen akzeptieren. Im Gegenteil. Gerade weil sie am Beginn ihrer Karriere sind. Der Einstieg ist geschafft, und auf einmal ändert sich alles. Die vorgegeben Karriereleiter bricht zusammen. Für mich ein Grund für die unerbitterliche Haltung von jungen Journalisten und Journalistik-Studenten gegenüber blogs und alternativen Publikationsformen.
Es gibt eben in allen Altersgruppen mehr ‘shaker’ als ‘mover’ …
*… we do the rattlesnake shake …*
;-)
Dass das böse Netz –
so gut funktioniert –
im Sinne der Spinne –
kann nicht nur an den Fliegen liegen –
die sich auf klebrigen Strängen sühlen –
bevor sie ausgesaugt und gut verdaut –
als Klebstoff dienen.
Passend zum Thema dieser etwas ältere Kommentar vom Medienjournalisten Joachim Huber, der mir allerdings ein wenig so vorkommt, als wolle man die Bloggemeinschaft provozieren, um Aufmerksamkeit zu generieren.
Klappt ja auch prima: Ich schreibe was über die bösen Blogger und ernte ein reiches Echo. Das kriegt man nicht hin, wenn man über die letzte Sitzung des Senats berichtet.
Link vergessen:
http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/Internet;art141,2444322
Who and where is Huber?
I couldn`t find him here and there.
Commotion, communication or companion?
@21: Nicht gefunden? Der Artikel ist von ihm. Und er ist mit Sicherheit nicht mein companion.
Warum immer ›nur‹ diese gegenseitige Beschimpfung? Die Natur kennt doch auch die mutualistische und symbiontische Beziehung. Aber nein, das kann nicht sein, professionalierte Etablierte und dilettantische Blogger haben sich gefälligst in Schutzengrabenstimmung zu begegnen, mit Sperrfreuer, Gasattaken und im Stacheldraht hängen Diskurskadavern.
Hab grad mal einen kleinen Remix aus einem Uralt-Essaybuch (»Praxis Internet«) zusammengeschüttelt. Vielleicht taugt das ja als Ermunterung, nicht dauernd mit den großen Wummen aufeinander zu balldern.
http://molochronik.antville.org/stories/1742563/
@Don: Ach so, Hand in Hand. Nee, das geht natürlich nicht mehr. Ich bin 2001 auch auf jetzt.de gestartet. Kurz nach der Einstellung des Magazins war das dort auch eine nette Community. Das ist lange vorbei, die meisten Leute sind da rausgewachsen und/oder haben sich, wie auch ich, mit einem eigenen Blog “selbständig gemacht”. Mit der Redaktion und deren Praktikentenschar ist kein Blumentopf zu gewinnen.
Naja, gegenüber dem unsäglichen Web 00- äh, Web 0.0-Text enthält dieser durchaus einige wahre Punkte.
Wobei es nach wie vor nicht um die Blogger geht. Aber Don, auch Du wirst es nicht gutheißen, wenn Journalisten nachts um 3 in den Foren ihres Verlags von besoffenen Neonazis angepöbelt werden, während sie mal 3 Tage offline und in Urlaub sind und dann nach wenigen Stunden weitergestänkert wird, weil keine Reaktion kommt. Und das Ganze am Schluß zur Kündigung führt, obwohl der Auslöser nachweislich mindestens ein Rad ab hat.
Da kann man sich natürlich drum streiten, ob ein Verlag, der gegen Nazis in seinen Foren nichts unternimmt und noch dazu auf die hört statt auf seine eigenen Leute, nicht fragwürdig ist. Aber das ist ein anderer Punkt. Tatsache ist, solche Spinner gab es immer, früher schrieben sie an die Verlagsleitung, heute schreiben sie einfach direkt unter die Artikel. Das kann witzig sein, solange es ein Blog ist und dann niemand abmahnt oder eben verleumdet wird. Bei manchen Verlagen ist es aber schon fast ein Krieg in den Foren. Wenn Dir hier einer ans Bein pinkelt, haust Du den Kommentar weg (“das ist unser Wohnzimmer”) und gut ist. Das dürfen die Redakteure aber nicht, da plärren dann alle “Zensur”. Und manche Verlage haben inzwischen Foren, die zur Jauchegrube mutiert sind. Was man aber so akzeptiert, denn jeder Pups im Forum bringt viele Leser und damit neue Hits. Je derber unter der Gürtellinie die redakteure angegangen werden, desto besser fürs Geschäft.
Also ist es eigentlich kein Wunder, wenn die Geschäftsführung Web 2.0 Klasse findet – die Schlammschacht in den Foren bringt viele Hits – und die Redakteure Scheiße.