Qualitätsmedien am Abgrund der Social Networks
Vor zwei Wochen blamierten sich schon etliche Medien, als sie bei Facebook das gefälschte Profil von Bilawal Bhutto Zardari abgeschrieben und fĂĽr ihre qualitätsjournalistischen Beiträge verwendet haben. Ein paar deutsche Medien blamieren sich mit “Recherche” bei SchuelerVZ, die eher nach einer ganzen Reihe von Verstössen gegen Anstand, Moral, Pressecodex und Gesetze ausschaut.
Und dann verbreiten ihre hochwertigen Kollegen in Frankreich auch noch die Geschichte des Präsidenten von Facebook, der den als Witz gedachten Titel durch eine Aplikation und das Mobilisieren seiner Freunde für ein viertel Jahr erhält. Und ein Haufen französischer Medien fällt darauf rein und gibt dem Mann seine 15 Minuten Ruhm, weil sie glauben, er sei jetzt der politische Boss von 100 Millionen Mitgliedern weltweit. Weil sie nicht nachforschen, statt dessen abschreiben und den Blödsinn durch alle Kanäle reichen.
Faulheit, Dummheit, Unwissen und eine gehörige Portion Arroganz, das ist es, was man hier unterstellen möchte. Besonders, wenn die Medien erst mal die Hilfe der französischen Blogger brauchen, um zu kapieren, dass sie reingefallen sind.
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Wenn klassische Journalisten vom Internet abschreiben, wird’s lustig…
Blogbar.de beschreibt in einem treffenden Artikel, was passieren kann, wenn Qualitätsjournalisten das Internet als Informationsquelle nutzen und dabei jeden Eintrag für bare Münze nehmen. Ob dies nun bei SchülerVZ, dem “politi…
Der professionelle Qualitätsjournalismus, wie er leibt und lebt…
Was man beim simplen Abschreiben so alles falsch machen kann, zeigt auch ein schönes StĂĽck “Wissenschaftsjournalismus” aus den letzten Wochen, dokumentiert in der Wissenswerkstatt. Da haben seriöse Schreiberlinge sich mal wieder schön blamiert, weil sie einen humoristischen Beitrag mal so richtig ernst genommen haben. War ja schlieĂźlich noch kein 1.April in Deutschland. Tja, das Internet macht offenbar faul und dumm – zumindest so manchen in der Berufsgruppe der Journalisten.
Komisch, in dem Techcrunch Artikel steht:
ZDnet France spots the hoax, bloggers follow up quickly and the truth comes to light.
Der Hoax wurde demnach nicht Bloggern aufgedeckt, sondern von Facebook usern und, oh Schockschwerenot, der Presse in der Form von ZDnet. Die Blogger haben dann auch nur noch nachgeholfen, etwas mehr gegraben und es verbreitet.
Mal davon abgesehen, dieser Satz gilt doch auch fuer Millionen von Bloggern:
“Weil sie nicht nachforschen, statt dessen abschreiben und den Blödsinn durch alle Kanäle reichen.”
Eher sogar noch schlimmer und schneller wenn man sich den Unsinn ansieht der teilweise verbreitet wird und mit tausenden von “via” Links garniert ist.
Pardon, aber ZDnet selbst hat das wiederum auch hiervon:
http://ecosphere.wordpress.com/2008/01/02/facebook-president-foutaise-media/
Und das ist ja wohl eindeutig ein Blog. Oder?
Ich sollte dringend mal wieder mein Französisch aufbessern :-\
Zu den durchgereichten “via”-Links: Es ist immerhin ein groĂźer Unterschied, wenn Blogger zu einem Ursprungsartikel verlinken, den dann jeder lesen und sich seine Meinung bilden kann, oder ob eine Zeitung daraus eine eigene SoĂźe manscht, deren Validität fĂĽr den gemeinen Zeitungsleser nicht ĂĽberprĂĽfbar ist.
AuĂźerdem regelt sich das leicht durch Kommentare, Updates und neue, berichtigende Blogposts. Zeitungen verlieren dann meist kein Wort mehr drĂĽber oder verstecken die Korrekturen und Richtigstellungen in den Kleinanzeigen.
Bei den veröffentlichten Leserbriefen rollen sich mir dagegen regelmäßig die Zehennägel hoch. Suchen die eigentlich immer gezielt die Kommentare mit dem wenigsten Zusammenhang und der höchsten Inhaltsleere?
[…] Ich reg mich grade auf. In den letzten Tagen geisterte ja durch ein paar Blogs der Themenkomplex „Qualität und Journalismus im Internet“ um es mal einigermaßen verallgemeinert zu formulieren. U.a. Don Alphonso. Ich habe zugegeben anfangs gar nicht so intensiv auf das Thema geschaut. Aber dank der Artikel von Gestern z.B. hier und hier bei Niggemeier habe ich dann mal etwas mehr darüber gelesen und mir vor allem den Mitschnitt der Veranstaltung auf die sich die gerade verlinkten Herren beziehen angeschaut. […]
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