Tobias Rüther, der FAZ-Mann ohne Fakten
Irgendwann, als sie den grässlichen Stil und die ungehobelten Sitten nicht mehr ertragen konnte, mauerte Lady Astor eine Fensterfront ihres Anwesens auf Rhode Island einfach zu – um die geschmacklosen Häuser ihrer neuen Nachbarn, der Vanderbilts und Don Alphonsos und wie sie alle heißen, nicht länger ansehen zu müssen. […] aber so schnell lassen sich Institutionen nicht unterkriegen: Das hat Lady Astor als amerikanische Institution des neunzehnten Jahrhunderts vorgemacht, als sie schließlich den Architekten der Vanderbilts anheuerte, um ihr Wohnzimmer renovieren zu lassen, nur schöner.
Jaja, die FAZ. Die Kulturzeitung. Kann es mal wieder nicht lassen, sich die Allgemeinbildung raushängen zu lassen. Dabei hätte Tobias Rüther vielleicht erst mal zeigen sollen, dass er etwas Ahnung vom Thema hat – was er schreibt, ist schlichtweg falsch.
1. Lady Astor hatte nie ein Haus auf Rhode Island. Was nicht überrascht, denn Rhode Island gehört zu Amerika, während die bekannte Lady Nancy Astor die Gattin eines Mitglieds des britischen Astor-Clans und Parlamentsabgeordnete war.
2. Es gibt auf Rhode Island ein Anwesen der amerikanischen Astors, die mit dem englischen Zweig zertritten war: Beechwood. Darin wohnte dann allerdings die berühmte “Mrs. Caroline Astor“, die Grand Dame der New Yorker Gesellschaft. Mrs. und Lady Astor sind zwei völlig unterschiedliche historische Personen.
3. Gekauft haben die Astors das Haus 1881, und sogleich einen Restaurationsauftrag an Richard Morris Hunt erteilt. Für das gesamte Haus, nicht nur für ein Zimmer.
4. Besagter Richard Morris Hunt baute erst über 10 Jahre später praktisch daneben das berühmte Vanderbilt-Schloss The Breakers und ab 1888 das ebenfalls den Vanderbilts gehörende Marble House.
5. Von 1877 bis 1881 hatte Hunt allerdings tatsächlich schon für die Vanderbilts ein palastartiges Gebäude errichtet – allerdings in New York an der 5th Avenue, die man von Rhode Island aus nicht sieht.
6. Schon in der Zwischenzeit, genauer 1883, hatte sich Mrs. Astor mit den Vanderbilts arrangiert.
Fassen wir den Kern des Blösdsinns des FAZ-Schreibers also nochmal nach einer kleinen Recherche zusammen:
Mrs. Astor beschäftigte 1881 für die Renovierung ihres kompletten Anwesens Beechwood den Architekten, der Jahre später in der Nähe die Paläste der Vanderbilts errichtete, mit denen die Astors inzwischen durchaus gut umgehen konnten.
An den Behauptungen, die der Möchtegernkulturkenner Tobias Rüther aufstellt, ist nichts Wahres dran. Es ist ein Hoax, eine Lüge, vielleicht eine Legende, oder eine Erfindung ohne jede Kenntnis der Fakten, Gesabber ohne Recherche, ein Gerücht, das er sich zurechtbiegt, um sich zu erheben – und damit auf die etwas zu volle Klappe fällt.
Denn wo schreibt er das? In einem Beitrag der FAZ, der sich mit der Konkurrenz von Bloggern und Journalisten auseinandersetzt und behauptet:
Die Front gibt es also gar nicht, die sich Blogger wie Knüwer oder Don Alphonso herbeiwünschen, um in etablierten Journalisten Feinde zu sehen, Besitzstandswahrer, Gegner von der „anderen Seite“ (Don Alphonso), von hinter der Mauer und dem Mond.
Doch. Es gibt die Front zwischen denen, die glauben, sie könnten ihre Leser unbemerkt verarschen, und denen, die sich mit dem peinlichen Schlendrian von Grosskotzen nicht abfinden. Wenn Rüther nur einen Funken Anstand hat, steht morgen auf der Seite eine Entschuldigung für sein Versagen.
dito bei Rebellmarkt
Sorry, the comment form is closed at this time.
treffer versenkt.
nicht wirklich besser ist das ulbricht zitat am ende des textes
Mir fällt gerade auf, dass man das Freiligrath-Zitat so und so deuten könnte – ich möchte es lieber so gedeutet haben. ;-)
Ad Astra
Unter Namen wie Mengo, Stilo und Jonatan wird hier und beim Rebellmarkt gerade ein wenig mit teils C+P-Kommentaren gespammt. Ich würde das lassen, sonst werde ich ungemütlich.
Fakten, Fakten, Fakten! Wozu Fakten, wenn man auf eine Pointe rauswill. Schon der Titel des dahingeschluderten Textes ist arg bemüht schenkelklopfend: “Der stille Don”, hach, wie originell. “Die” Mrs. Astor ist heute nicht mehr eine Grand Dame in New York, sondern ein schwuler Blogger in Miami und Herr Rüther lehnt gekonkt an seiner Mauer, wünschend es wär ne Schallmauer, damit er das Gelächter nicht hören muss.
[…] FAZ.NET (”FAZ”, 12.01.08), Tobias Rüther: Internet: Die Front gibt es nicht – Reaktion von Don Alphonso in der Blogbar: Tobias Rüther, der FAZ-Mann ohne Fakten […]
(…) Dieser Punkt geht klar an Don Alphonso. (…)
Immer da, wo ich zufällig Fachahnung oder -insights habe, fällt mir das ebenfalls auf: Dass im Journalismus schlecht recherchiert wird bis null Dunst.
Da wo ich keine Ahnung habe, ahne ich es zumindest mittlerweile, dass ich das ebenfalls sauber hinterfragen muss, egal welches Blatt.
Die Konsequenz: Eigentlich braucht man Herrschafts-Blätter und Fäuleton dann gar nicht lesen. Zeitverschwendung. (Die ZEIT schreibt auch manchmal ein Zeug zusammen.) Blogs sind auch manchmal Zeitverschwendung, aber eben nur manchmal. Statistisch gesehen haben die Zeitungen bei mir somit verloren.
[…] Und in Rüthers Text ist es der erste Absatz, den man mit der berühmten Zigarettenschachtel zudecken hätte können. Da er bei seiner allegorischen Einführung den Fehler begeht, die ›Lady‹ mit der ›Mrs.‹ Astor zu velwechsern, hat Don Alphonso leichtes Spiel, seinen Beitrag nicht anhand der Argumentation, sondern anhand seiner schiefen Vergleiche zu verreißen. Zum Inhalt muss Don Alphonso gar nichts mehr sagen, der verreißt sich dann von selbst, das ist die ganz hohe Schule. […]
[…] Yep, nichts als Fakten gibt es hier und anderswo. Während andere…lassen wir das besser. Wenn man sich selbst fickt, dann zeigt das ja nur, dass man noch lebt bzw. es zumindest glaubt. […]
[…] Beim Don verlink ich lieber auf watt noch Interessanteres. Natürlich muß der etablierte Qualitätsjohurnalismus dazu watt sagen, und dat hat dann sonn Wicht vonne FAZ auch auf ne Art und Weise getan, die selbsterklärend iss – oder wie man auch sacht: da schießt sich jemand selbst ins Knie. Aber Don iss lieb und << klärt den guten Mann etwas auf >>. […]
Editiert. C+P-Spamkommentar gelöscht, wie weiter unten auch einen anderen von “Jörg Friedrich”. Don
Oh, der Don in der FAZ. Bist Du so gebildet, dass Du die Fehler sofort bemerkt hast, oder hast Du einen Grund gesucht hier auf Deine Existenz als FAZ-Objekt der Berichterstattung hinzuweisen?
Laufen jetzt alle Praktis der FAZ hier auf?
Wohl ein FAZSimile …
RatzFAZ runtergeschrieben …
Alles so dunkel hier – der Ausblick vom FAZMann …
Hasso, FAZ!
Trinkt mehr FAZbrause …
Ich glaube, ich leide an schwerer Neologistik …
FAZke :-)
Und welche Zeitung kann man dann jetzt noch lesen, wenn man nicht vorbestimmten Meinungen, egal ob politischer oder gesellschaftlicher, aufsitzen möchte.
Eigentlich sollen doch Zeitungen Nachrichten aus der Sicht des objektiven Beobachters publizieren.
Schön blöd, wenn ich jetzt die Blogger brauche um gerade objektiv informiert zu werden :-)
Ach, darf man nicht mehr auf Dinge hinweisen, welche die etablierte und arrivierte Journaille trotz ihres arroganten Überlegenheitsanspruch eben NICHT hinbekommt?
Ausserdem beschäftigt sich hier nicht “ein Blogger mit dem anderen”, sondern jemand, der bloggt mit einem nicht sehr guten Artikel eines Journalisten.
Was hätte denn ein “Blog-Journalist” machen müssen/dürfen/sollen? So wie die “normalen” Journalisten auch? Schlampige Texte runterreissen und sich dabei am Schreibtisch einen runterholen, weil man ja ein toller “Journalist” ist?
Ach, Jörg, du musst dich doch auch allmählich mal zwischen heute und morgen entscheiden. Bei Thomas Knüwer in den Kommentaren findet sich ein Hinweis auf den neuesten Bullshit, den die SZ jetzt wieder in Sachen Blogs vom Stapel gelassen hat. Einer schreibt’s wie’n Roboter vom anderen ab – dabei geht es doch nur endlich mal um eine faire und sachlich kompetente Berichterstattung, die aber der Print einfach nicht hinkriegt. Weil er im Grunde mit Schaum vor dem Mund schreibt – und dabei noch seriös und gebildet auszusehen versucht. Was einfach nur albern aussieht. Bei der daraus folgenden wechselseitigen Polemik verliert in meinen Augen NUR der Journalismus.
Die Journalisten sind derzeit auf die Blogger fixiert wie der Bär auf den Honig, nicht umgekehrt. Sie denken wohl, sie könnten irgendwie irgendwas ‘gewinnen’. Dabei könnten sie nur IM NETZ noch einen Blumenpott gewinnen. Und da gibt’s nun mal Ureinwohner – und diese Indianer haben diesmal sogar Karabiner (oder Blogs), denk mal an.
Lädt der Deutsche JOURNALISTEN Verband explizit mal ein paar Blogger zu Anschauungszwecken ein, dann darf sich ein Jörges prompt hinstellen und sagen, Blogs wären – ätschbätsch! – gar nicht das Thema, und keiner lacht ihn aus. Beim nächstenmal laden sie dann wohl Elektriker ein und sagen, Strom wäre nicht das Thema …
Spam editiert. Don
Fakt ist doch, dass mit Hilfe des Internets (bzw. dessen intelligente Benutzung) es sehr vielen Lesern möglich ist, festzustellen, dass der Kaiser Qualitötsjournalist oft keine Kleider anhat.
Der FAZ-Artikel ist ein leuchtendes Beispiel dafür. Urban legend nachplappern, ohne mal nachzusehen, dann auch noch mit den falschen Protagonisten, schiefe Vergleiche, verwirrende Argumentation und zum Schluss noch ein Ulbricht-Zitat, dessen Wahrheitsgehalt auch ohne Googlen geläufig sein sollte.
Also was soll das alles?
Was ist denn nun die eigentliche Aussage?
@avantgarde: und wieder ein Treffer! Die Glosse zitiert eine urban legend, die zu googeln und auf Fakten zu prüfen ist sowas von daneben und zeigt eben den Unterschied zwischen Blog und Journalismus. Denn es ging ja nicht um die “legend”. Wie wärs denn mit “Abermals krähte der Hahn” (es gab keinen Hahn in Gethsemane). Das ist Talibanismus. Sondern worum gehts? Darum dass der Autor sagte, die grossen Zeitungsverlage übernehmen was die blogs machen und renovieren damit ihre Zimmer und Häuser.Und da das in der FAZ steht hätte Alphonso wenn seine Eitelkeit ihn nicht blind machen würd mal aufmerken sollen scheint mir. Wenn next week die Meldung kommt, dass Blumencron SPIEGEL Chef wird, dann wird innerhalb eines Monats die Bloggersezene professionalisiert und bei G&J implantiert. Just wait and see.
Quatsch, auch in einer “Glosse” sollte man keinen Unsinn erzählen, und ein “Kulturjournalist” schon gar nicht.
Jemand der behauptet, ein Vergleich wäre so schief wie der gleichnamige Turm von Misa, macht sich auch nur lächerlich, auch wenn es nicht um Pisa geht.
Und wie ernst die FAZ Feedback nimmt, kann man daran ablesen, was mit einem sehr höflichen Kommentar passiert, der heute Vormittag abgeschickt wurde.
Ach, den findest du nicht? Nun ja, vielleicht hat das Internet auch gerade zu bei der FAZ. Ist ja Samstag.
@Stilo: Könntest Du bitte die Bedeutung des Wortes »Taliban« nachschlagen und Dich dann dafür entscheiden, es im Zusammenhang mit dieser Glosse einfach wegzulassen? TIA.
Als ich in den 70ern das Handwerk des Journalismus lernte, sagte meine Ausbilderin Carola Stern: Regel 1: “Nie, nie niemals polemisch werden!” Regel 2: “Wenn du polemisch wirst. muss alles stimmen, belegbar sein und die Kommas richtig gesetzt.” Der FAZ-Artikel zum stillen Don verletzt mindestens 3 Regeln…
@Hal
Regel Nummer 4 ist dann wohl: Prüfe, wem du vor den Koffer sch***
Ist dann etwas leichtsinnig, einem “Kulturfanatiker” wie Don, der auch noch jahrelang Ostküstenjournalist war, mit ungecheckten Urban Legends zu kommen.
Sehr leichtsinnig.
@FABER:LAssen wir beiseite, dass bei Carola Stern Entscheidendes eben auch nicht stimmte. Aber es ist gar keine Polemik, es ist eine Glosse, ein ironisches Stück, kein Leitartikel.Die Glosse zitiert eine “URBAN LEGEND”, eine Fiktion – die ganze Einfühlung in Lady Astor ist doch komplette Fiktion. Es ist kein Vergleich sondern eine literarische Anleihe und wie Tucholsky zur Aufmöbelung seiner Ironie Thomas Mann “Geheimrat” nennt so hier Lady. Alles andere ist doch eindeutig: das Haus war in New York nicht auf dem island??? Oh weh, meint ihr das ernst?
Ad Taliban:das Wort habe ich bewusst gebraucht. Die Taliban hassen und bekämpfen den mehrfachen Schriftsinn – wie alle anderen Fundamentalisten auch. Texte sind immer eins-zu-eins. Und so hat der Student Don Alphonso hier eben auch verfahren, verfährt er ohnehin bei anderen Texten auch. Und noch was: ich bin nicht die FAZ. Ich lesen das hier, weil ich was zur Psychologie der blogs machen will.KEINER von Euch , aus Joerg, hat nach den Inhalten des Kommentars gefragt. Ihr seid Pawlowsche-Leser, Egomanten, deren Welt keine Abgründe des Zweifels kennt,, weil über jeden ein Link die Brücke baut.
@Stilo: Lies Regel 2. Mehrmals. Und verstehe sie ;-)
@avantgarde: wenn du diesen kommentar ernst meinst, bist du selber don alphonso. um zu googlen muss man also ostküstenkenner sein? sick.
Ahhh so, die Aussage ist, dass die Zeitungen die besseren Blogs machen werden.
“Glosse
Wie der Kommentar ist die Glosse eine meinungsäußernde journalistische Darstellungsform. Obwohl sie oft als leicht lesbarer Text daherkommt, muß ihr Autor eine große Sachkenntnis über den zu glossierenden Gegenstand besitzen und über ein sehr gutes Ausdrucksvermögen verfügen. Denn in erster Linie unterscheidet sich die Glosse vom Kommentar nicht im Thema, sondern in ihrer sprachlichen Form. Hier wird polemisch oder satirisch eine (meist) aktuelle Nachricht des Tages aufs Korn genommen. Die Glosse zeichnet sich durch Eleganz in der Formulierung, eine schlagende Beweisführung und überraschende Pointen aus. Eines der beliebtesten Stilmittel von Glossenschreibern ist die Ironie, die freilich auch zur Quelle von Mißverständnissen werden kann.”
http://www.uni-essen.de/literaturwissenschaft-aktiv/Vorlesungen/washeisst/Glosse.htm
Klar darf man bei einer Glosse auch mal die Realität verbiegen, wenn es der Pointe dient. Dann sollte der Schreiber genau wissen, wo er den Kunstgriff ansetzt. Nur: Soviel verbiegen auf einem Haufen zeugt von Ahnungslosigkeit, Ignoranz oder beidem.
Gerade gefunden (ehrlich):
Wie der Kommentar ist die Glosse eine meinungsäußernde journalistische Darstellungsform. Obwohl sie oft als leicht lesbarer Text daherkommt, muß ihr Autor eine große Sachkenntnis über den zu glossierenden Gegenstand besitzen und über ein sehr gutes Ausdrucksvermögen verfügen. Denn in erster Linie unterscheidet sich die Glosse vom Kommentar nicht im Thema, sondern in ihrer sprachlichen Form. Hier wird polemisch oder satirisch eine (meist) aktuelle Nachricht des Tages aufs Korn genommen. Die Glosse zeichnet sich durch Eleganz in der Formulierung, eine schlagende Beweisführung und überraschende Pointen aus.
uni-essen.de/literaturwissenschaft-aktiv/Vorlesungen/
washeisst/Glosse.htm
BTW: War es eine Glosse???
Hey Avantgarde, ich surfe da, aus dem Weg!
Ich kann STILO nur zustimmen: “Die Glosse zitiert eine urban legend, die zu googeln und auf Fakten zu prüfen ist sowas von daneben…”
Das ist total daneben, Don! Übrigens nicht nur bei urban legends. Was fällt den Leuten ein, einfach so qualitätsjournalistische Erzeugnisse nachzuprüfen! Eine Frechheit ist das! Wenn das jeder machen würde?!
Und überhaupt Don, ist das eine Hundsgemeinheit von Dir. Woher hätte Tobias Rüther, denn wissen sollen, dass er einen gelernten Kulturhistoriker ans Bein pinkelt? Dafür hätte er ja recherchieren müssen, wer Du bist. Wie soll er das denn machen? Und wann?
@stilo
nein, bin ich nicht und muss man nicht.
In der Regel googlet man, weil man stutzig wird. Eben das, was der FAZ-Autor offenbar nicht wurde.
Das heißt übrigens nicht, dass man googlen musste. Man kann es auch so wissen. Die Links sind dann lediglich Belege.
@strappato
Great minds… :-)
“ein gelernter Kunsthistoriker” FJ Strauss: “Haben Sie ABitur?” Wie unsicher bist DU denn?
Eine Anekdote ist als Einführung in einen Artikel wohl durchaus ein legitimes Thema für einen Kommentar. (Musikjournalisten leiten auch genre mal mit Vergleichen ihre CD-Rezensionen ein.) Nur: Ich finde nirgends in der Einleitung den Hinweis, dass es eine Anekdote wäre. Also nicht direkt. Da steht nicht: “Eine Anekdote besagt, dass” oder “lässt eine Anekdote über die Lady verlauten” oder “sagt man gemeinhin über Lady Astor” etc. pp. Steht da nirgends.
Nun könnte man ja sagen ist egal, das ist Ironie, das ist “Urban Legend”, die kann der Leser vom Rest des Artikels als solche unterscheiden.
Kann er das denn wirklich? Man sollte zwar nie sein Publikum unterschätzen doch: Wenn ich Mühe habe Ironie im Netz deutlich zu machen, dann muss ich mir besondere Mühe damit im Print machen damit mans erkennt. Dass die Einleitung ironisch gemeint sein soll sehe ich als normaler Leser nicht sondern glaube einfach mal, dass das mit dem Haus und Lady Astor stimmt. Auch wenn ich die FAZ abonniert habe weil ich einer bestimmten Schicht zugehöre – alles kann ich nicht wissen und bekanntlich “muss das dann ja stimmen, weils in der Zeitung steht, die erfinden sowas doch nicht.” Doch nicht die FAZ, nein, die ist doch nicht Boulevard…
Wenn es mir als Autor nicht gelingt klarzumachen, dass meine Einleitung einer Anekdote zugrunde liegt – das ist ja durchaus legitim um den Leser “einzufangen”, langeweilige Anfängen gibts leider oft genug – dann sollte ich aber IMHO auch in der Lage sein zu sagen, dass ich halt ein nettes Schmankerl benutzt habe, was vermutlich nicht unbedingt auf der Wahrheit beruht. (Tucholsky oder Kisch konnten das übrigens, so lange sind die nun auch nicht tot…)
Ich fürchte allerdings der Autor des Kommentars dachte wirklich, er hätte hier richtige Fakten rausgegraben – was er aber nicht hat. Deswegen ist die Kritik auch durchaus legitim – vor allem wenn sich auf das hohe Pferd des “Qualitätsjournalismus” draufsetzt sollte man erwarten können, dass man damit etliche Hürden nehmen sollte.
Nun ja… Wie war das noch mit dem Wind, der weht wohin er will aber man hört sein Brausen wohl?
Ad Astra
per aspera ad acta!
Er hat die Urban Legend nicht nur weiterverbreitet, sondern auch noch verfälscht.
Ist schon fast wie bei Radio Eriwan.
eine urban legend verfälscht??????
Eine Urban Legend zeichnet sich in der Regel dadurch aus, dass sie wahr sein könnte, egal, mit welchen Personen man sie erzählt. Zumindest ist ihr fehlender Wahrheitsgehalt nicht offensichtlich.
Selbst Urban Legends zeichnen sich durch einen bestimmten Inhalt aus, den man nach Möglichkeit korrekt darstellen sollte. Also nicht das Nashorn im Farn, sondern die Spinne in der Yucca-Palme!
urban legend hat nix mit dem wahrheitsgehalt zu tun – der ist nie herauszufinden – sondern mit der art ihrer verbreitung und permanenten veränderung
Eine Urban Legend kann völlig wahr sein (bewiesen wahr), und trotzdem als urban legend begriffen werden.
Sie kann auch völlig falsch sein (bewiesen falsch), und sich trotzdem als urban legend halten.
Entscheidend ist, dass der jeweilige Verbreiter sie für wahr hält
na also, haste kapiert: es geht um die verbreitung und ständige transformation. So können Legends des Jahres 0 im Jahre 2009 wieder auftauchen. Und darum ist dein Hinweis eben einfach nur Gerede.
Nein. Im FAZ-Artikel fehlt der Hinweis, dass es sich um eine solche urban legend handelt. Die Story von der “Lady” Astor wird als Fakt erzählt.
Besonders der zweite Vergleich: “Das hat Lady Astor als amerikanische Institution des neunzehnten Jahrhunderts vorgemacht, als sie schließlich den Architekten der Vanderbilts anheuerte, um ihr Wohnzimmer renovieren zu lassen, nur schöner.”
Es fehlt jeglicher Hinweis, dass dies so einfach nicht stimmt.
“Lady” Astor war keine “amerikanische Institution” und selbst wenn es um Mrs Astor ginge, stimmt gar nichts.
zum wesen der urban legend gehört es, nicht zu sagen, dass es eine ist, sonst wäre es ja auch keine. du hast wirklich keine ahnung.
Hmm, hier kennen einige Journalisten den Unterschied zwischen Kommentar und Glosse nicht. Oder die FAZ kann nicht richtig einordnen. Online zumindest steht dort “Der Kommentar” drüber. Und nichts von “urban legend” drin. Köstlich. Noch jemand etwas Popcorn, bitte? Wie planfrei kann man sein?
Übrigens, zum Wesen von urban legends gehört es, ihnen nicht aufzusitzen, oder wenigstens zu zeigen, dass man sie verstanden hat. Probier es gar nicht erst, stilo. Sagt Dir der Begriff “peinlicher Versuch einer Ausrede” etwas?
[…] Wie es sich anhört, wenn Blogger, Journalisten und Journalistenversteher sich gegenseitig auf die Backen hauen, kann man hier lesen. Und alle streiten wer jetzt was nicht verstanden hat und sowieso, was ist den jetzt mit dem Qualitätjournalismus? Ja, der würde gern mitspielen, darf aber nicht, ist deshalb beleidigt und redet sich ein, dass doch alles gut ist. Köstlich sowas. Mehr Popkorn? Ich muss mal überlegen, wann ich die letzte Zeitung gelesen habe …. puh …. fällt mir gar nicht mehr ein. […]
Also, stilo mit seinen Verteidigungsversuchen und zugleich seinem schulmeisterlichen Abkanzel-Stil trägt nicht dazu bei, mehr Verständnis für Journalisten aufzubringen. Das klingt einfach zu “herbeigeklaubt”, als daß ich nun glauben könnte, der gute FAZ-Mann hätte tatsächlich gewußt, was er da treibt.
Laß es. stilo, husch husch zurück ins Körbchen zu deinem Johurnalistenfreund von der FAZ.
@Stilo
“urban legend hat nix mit dem wahrheitsgehalt zu tun – der ist nie herauszufinden – sondern mit der art ihrer verbreitung und permanenten veränderung”
Eine exakte Definition der heutigen Presselandschaft;-) Nie wurde ich eindeutiger in der kürzlich abgeschlossenen Abschaffung meiner ganzen Print-Abos so bestätigt wie heute.
PS: Journalismus gelernt zu haben und dann Journalismus zu *können* sind zwei grundverschiedene Paar Stiefel. Ist wie bei Handwerkern. Chirurgen sind auch nur Handwerker, nur mal so…
Aber es ist schon lustig: DJV und Jörges und FAZ heulen wegen anonymer Internetkommentare – und wenn es eng wird, läuft ein anonymes Spamschwein als Helfershelfer des überführten Journalisten auf.
Das lässt tief blicken.
Ich finde vor allem einen Übergang im Artikel der F.A.Z.-Autors völlig unlogisch: Lady Astor mauerte (seiner Legende nach) eine Fensterfront zu, um die geschmacklosen Häuser ihrer Nachbarn nicht länger ansehen zu müssen.
Dann schreibt er: “Das Internet dagegen lässt sich nicht zumauern.”
Das Internet ist eine Fensterfront? Oder will er damit ausdrücken, dass das Internet sich durch Zumauern nicht aussperren lässt?
Warum sagt er das dann nicht?
Wie jetzt, muss er seine verqueren Analogien auch noch verstehen? Also bitte.
Der wirklich ergreifenste Satz von Rüther ist der Schlusssatz, aber ohne Ulbricht-Assoziation: “Deswegen steigen die Investitionen der Verlage ins Internet ja auch so massiv. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.”
Wo die Investitionen der Verlage münden, macht ja grad die WAZ vor: Downturn statt erhofftem Hype und vielbeworbener “Erneuerung”. Die Mauer wird von technik-unfähigen, gelangweilten, in ihrer Ausbildung auf Guter-Text-Nur-Gegen-Geld getrimmten Hohlbirnen mit einer von tausenden Handwerksausbildungen errichtet.
Und bei der SZ auch das nur Mo-Fr, 8-19 Uhr, sonst geschlossen
Na ja, es könnte sein dass der Übergang vielleicht ein lustiges Wortspiel mit “Fenster” auf Englisch beinhalten sollte… Oder irgenwie was mit Firewall oder so. ;-)
Ad Astra
[…] Don Alphonso in der aktuellen FAZ-Debatte in den Kommentaren der Blogbar. […]
Gratulation. Auch wenn so ein FAZ-Pinscher natürlich kein echter Gegner ist.
Auch hat die FAZ keine Skrupel,eine Presseinformation direkt vom Schreibtisch des
“Entrepeneurs” in den Wirtschaftsteil zu setzten.
Lichtenberg hat solchen unwürdigen Blödsinn schon früher treffend beschrieben:
“Es gibt eine gewisse Art von gekünsteltem Unsinn den der Halbköpfige leicht für tiefe Weisheit, ja wohl gar für ein Weben des Genies hält, erstimulierte Ausbrüche eines fundamentlosen Enthusisamus, ein fieberhaftes Haschen nach Orginalismus ohne Richtigkeit der Empfindungen, in welchem der Frankfurter Rezensent(seit Lichtenbergs Zeiten hat sich nichts geändert!Anmerkung durch Schreiber!) oder der Primaner aller Orten shakespearische Inspiration zu wittern glaubt, das Rauschen von Libanons ewiger Zeder, die donnerden Tritte des Würg-Engels, und den Klang der Posaune des letzten Tages hört. Es ist nichts.
Fünf gegen eins,
der Mann der es geschrieben hat ist ein Tropf,
der mehr scheinen will als er ist,
und damit ist seine arme Seele für den Ruhm der Nachwelt hin als hätte sie das Licht nie gesehen oder den Satz des Widerspruchs nie gedacht.”
Die Chance zur profunden Recherche war in Hülle und Fülle gegeben. Gelegenheit gibt es…
Ein echtes Halligalli für den Qualitätsjournalismus!
Dem Freund das Herz, dem Feind die Stirn!
Gruß
Ricci R.
Aus einem Kommentar von Friedhelm A. cigar-blog:
Karl-Kraus-Kommunikations-Kritik, here we go…
“Schon früh läutet Kraus eine Revolution in der Medienkritik ein. Beschränkte sich diese vor ihm zumeist auf Bildungsdünkel oder Entsetzen über die Verflachung der Sprache, so wirft Kraus sein satirisches Schlaglicht auf die politischen und ökonomischen Bedingungen der Wirklichkeitsproduktion. Und findet seinen Erzfeind nicht in den Pöbelblättern der Deutschnationalen, sondern im vorgeblich kleineren Übel, der liberalen, fortschrittlichen „Neuen Freien Presse“.
Den Schlüssel zur Heuchelei der interesselosen Meinungs- und Faktenfabrikation findet Kraus in den üppigen Inseratenteilen der Zeitungen. Sein Zeitgenosse, der Nationalökonom Karl Bücher definierte die moderne Zeitung als „Erwerbsunternehmen, das Annoncenraum als Ware verkauft, die nur durch einen redaktionellen Teil verkäuflich wird.“ Diese scharfsinnige Spitze mag heute nicht mehr stechen, so selbstverständlich ist die Verabsolutierung kapitalistischer Marktprinzipien geworden.”
Quelle der Zitate siehe Link
Und wenn du bei der FAZ schreibst, sag, es sei eine Glosse.
Pusselig ist es für die Banken, wenn sie bemerken dürfen, dass man ihnen plötzlich das Schleusenwärteramt abspenstig gemacht hat.
[…] aktuell hat sich dabei nun folgendes ereignet, was wieder für zündstoff und diskussionen sorgt. […]
Ganz ehrlich, die meisten Journalisten sind doch einfach nur neidisch. Jede Menge Leute kennen jetzt z.B. Stefan Niggemeier oder den Don und damit eine Person, deren Meinung sie gezielt suchen. Wer bitte googelt denn Tobias Rüther oder geht nur seinetwegen auf die FAZ-Seite? Niemand. Dito für die anderen Zeitungen.
Da wär ich auch angepisst, aber persönliche Angriffe werden denen wenig nützen, schließlich stehen immer die Leser hinter einem Blogger, die sich damit auch angegriffen fühlen. So gewinnt man keine Leser.
Andererseits ist eine Zeitung ja sehr gemütlich. Wenn einer Mist verzapft, denkt jeder nur “ach man, der Spiegel wird auch immer schlechter”, wenn aber ein Blogger Mist schreibt, fällts direkt auf ihn selber zurück.
Das ist wie bei der Geldanlage, entweder man hat Rendite oder Sicherheit, beides klappt nur selten.
Paranoid zu sein, heißt nicht, dass keiner hinter einem her ist. Ich sehe eine schnell und leicht schlampig geschriebene Glosse, in deren Verfertigungsprozess der Autor versucht hat, bloggistisch zu schreiben. Ist in die Hose gegangen.
Das aber als Beleg für den Krieg zwischen DEN Journalisten und DEN Bloggern zu nehmen, ist aber sowas von weit ab.
Ehrlich gesagt ist es mir inzwischen ziemlich latte, ob der Pöbeljörges oder sonstwer DIE Blogger angreift. Denn die Blogger, die sich angegriffen fühlen, arbeiten ja mehrheitlich, wenn auch in unterschiedlicher Berufsintensität, als Journalisten. Derweil bloggt das Bloggervölkchen fröhlich vor sich hin. Und das ist auch gut so.
Ich frage mich immer, wie jemand zu dem Irrglauben und der Selbstüberschätzung kommt, anzunehmen, er sei zu einem Thema besser informiert und könne die Tatsachen objektiver beschreiben als ‘alle anderen’. Denn: Das Internet, das sind ‘die anderen’ (und die Blogs ein Teil davon) und selbstverständlich wird es irgendwo irgendjemanden geben, der zu irgendeinem Steckenpferdspezialthema Vernünftigeres zu sagen hat als jemand, der sich verkürzt, aus zweiter Hand und deshalb oft schlecht in das Themenfeld eingelesen hat.
„Die größte Eroberung, die der Journalismus in diesem Jahrhundert(das war das 19te) gemacht hat, das war die Reportage, das heißt, wir haben eines schönen Morgens erfahren, dass Monsieur X… weichgekochte Eier zum Frühstück isst und dass Madame Z… um drei Uhr ein grünes Kleid, um Mitternacht ein rosa Kleid trägt, diesen Liebhaber, jenen Kutscher hat.”
….als Nachschlag folgendes:
„Der Journalismus erniedrigt alles, deformiert alles, die Menschen und die Ideen.”
Octave Henri Marie Mirbeau (* 16. Februar 1848 in Trévières, Calvados; † 16. Februar 1917 in Paris)
Er muss es wissen, er war bei einer größten Journalisten-Schlammschlachten dabei, der Dreyfuss-Affaire im ausgehenden
19. Jahrhundert.
Leute, macht es doch nicht zu schlimm: Journalisten sind notwendigerweise IMMER Dilettanten. Das bringt ihr abwechslungsreicher Beruf so mit sich …
Es ist schon schwer eine Qualitätszeitung zu sein, wenn in der FAZ über “Krieg und Frieden” Jochen Hieber einen ganzen Absatz dem Umstand widmet, daß es nach seiner Meinung die geniale idee des Regisseurs gewesen sei, Pierre – entgegen der Vorlage (so Hieber) – eine Brille zu verpassen. Daß im Roman Pierre mit Brille vorgestellt wird und diese auch in allen bisherigen Verfilmungen trägt – wie peinlich.
Wegen der sonst nicht vorhandenen Aufwartung für die Herren Tintenverschütter:
Herr Christian Hiller von Gaertingen war bei der FAZ für die Visibilität der Rauchzeichen des schwäbischen Entrepeneurs zuständig.
Der Artikel steht auch online bei faz.net. Kann da mal jemand einen Kommentar schreiben? Bin gerade ein wenig in Eile (und zu faul)
Bei der FAZ kommentieren, damit diese damit angeben kann, dass sie DOCH Leserbindung im Internet-Zeitalter haben? Näää! :)
Die Kommentarfunktion wurde nach zwei Postings auf den “Schwäbischen Rauchzeichen” gestrichen.
Zusätzlich verlangt die FAZ jetzt auch noch
für reine Public Relation Geschichten eine Gebühr.
Es gibt GEGENBEISPIELE
http://www.ard.de/ratgeber/haus-garten/bauen-und-wohnen/gaspreise/-/id=312490/nid=312490/did=620824/vtybvx/
Ähm, warum, ja klar, warum nicht;-)
“Eine Möglichkeit: Haken Sie bei Ihrem Anbieter nach. Oft hat er auch einen weiteren Tarif zu bieten, der – je nach individuellem Bedarf – günstiger sein kann als der Standardtarif. Gerade jetzt, wo die Konkurrenz zunimmt, lassen die Versorger mit sich reden, um Kunden zu halten.”
(http://www.ard.de/ratgeber/haus-garten/bauen-und-wohnen/gaspreise/-/id=312490/nid=312490/did=620824/vtybvx/)
Diese Textpassage wurde vom Platzhirsch erst geändert bzw. hinzu gefügt, nachdem ein mir Bekannter sich gegenüber den ard-Webseiten-Betreibern enttäuscht gezeigt hatte, dass dieser Hinweis zu div. Abzockern, die mit “Wir-unterbieten-Alles”-Preisen prahlen, aber den Kunden vorenthalten, dass sie immer nur teure Standard-Tarife vergleichen, fehlt. Mit Mail-Bestätigung, dass sich da was am Text geändert hat.
Das “Ändern” dauerte zwar zwei Tage (=48 Stunden, was im INet einer halben Ewigkeit gleichkommt), aber sie haben letztendlich doch reagiert. Immerhin. Also macht mir die “Journalisten” nicht schlecht;-)
Erinnert sie an ihre Ziele, die sie hatten, *bevor* Irgendjemand sie auf Linie mit solch hehren Begriffen wie “Berufsethos” oder “Standesdünkel” vergiftet hatte…
Voraussetztung könnte ein Zitat von Adenauer sein:
“Machen sie sich erstmal unbeliebt, dann werden sie auch ernst genommen.”
Wegen der positiven Heranführung an die eventuell vorhandenen oder verschütteten Ziele.
Zusätzlich zum Thema Gefällikeiten&Journalismus eine Studie aus AMI-Land:
“Die klare Trennung zwischen Redaktion und Anzeigen ist ehernes Gesetz des Qualitätsjournalismus. Aber wird es in der Wirklichkeit auch beachtet? Die US-Ökonomen Jonathan Reuter (University of Oregon) und Eric Zitzewitz (Stanford University) haben dies in einer aufwändigen empirischen Studie untersucht.”
Quelle: finanzblog.kaywa.com
Also ich muß ein Naiviitätsgen besitzen, mir wäre es nicht eingefallen diese Aussagen nachzuprüfen, weil ich an den Astors so nicht interessiert bin.
Aber wenn ein Artikel der FAZ schon so schlecht recherchiert ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, das da noch viel mehr Leichen im Keller sind. Danke für diesen Enthüllungsjournalismus
Qualitätsjournalismus beim STERN:
Wer sich von der Qualität des Stern überzeugen möchte, sei mal auf diesen Artikel verwiesen:
http://www.stern.de/unterhaltung/tv/:6.Tag-Dschungelcamp-WG-Mehrfamilienhaus/608113.html
Dieser Artikel und vor allem die tägliche Fortführung (mittlerweile sind wir bei Folge 6) hat sämtliche Seriösität von Stern & Co etc. für mich untergraben.
Ein paar Zitate (es handelt sich wohlgemerkt um Berichterstattung!):
“Isabell besetzt das Dschungel-Bad, weil sie sich zwei Stunden am Tag schminkt. Dann spielt sie auch noch die beleidigte Zicke, weil DJ Tomekk sie an ihre Arbeitspflichten erinnert, “wo ist das Wasser?”. Dann entflammt auch noch der Streit zwischen Raucher und Nichtraucher, bundesdeutsche Realität tausende Meilen weiter Down Under.”
“Tragischer Held dieser Folge ist Eike Immel. Konkurrenzlos schön ist sein T-Shirt mit den Maden und Kakerlaken. Er genießt das Privileg eines echten Alpha-Männchens, dem selbst gestandene Frauen wie Barbara Herzsprung freiwillig das T-Shirt wäscht. Den Tunnel des Schreckens hat besiegt, obwohl er an seinem eigenen Ehrgeiz scheitert. “Eigentlich wollte ich zehn Sterne holen”, sagt der geschlagene Märtyrer. Es wurden vier Sterne. Vier heldenhaft erarbeitete Sterne. Vor Schreck und Ekel sind Eikes Augen wie Essteller geweitet. Im Dschungel sind alle gleich.”
“Nackt und schutzlos ihren Ängsten ausgeliefert
Und das ist das Tolle am Dschungelcamp: Alle sind gleich nackt und schutzlos ihren Ängsten ausgeliefert – völlig egal, ob ehemaliger Leistungssportler oder glucksender Nachwuchs-Singstar. Unter dem Laubdach der grünen Hölle sind alle gleich.”
Himmel hilf, besonders schön am Schluß die Einordnung in so einen philosophischen Kontext. Der Stern kann eben auch den einfachsten Begebenheiten noch eine Weisheit abgewinnen.
Der stern stellt sich eben keinen eheren Zweck vor, als den anonymen Gelüsten seiner Leser zu
entsprechen und sie gleichzeitig von ihren Süchten (laufende Serie) zu befreien.
Ich frage mich folgendes:
“Es ist nicht einfach zu unterscheiden, ob der zeitgenössische Journalismus das zynische Vorhaben ist, sich zu bereichern, indem man den Menschen herabwürdgt,
oder eine “kulturelle” Mission unheibar ungebildeter Hirne”
Nicolas Gomez Davila
Die Quelle der Qualität ist zwar versandet, denn auf dem Link fand ich diese zukunftsträchtigen Worte von Herrn Schirrmacher, jetzt ist dort nixen mehr:http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE649
Auszug des Links:
“Das Jahrzehnt des Qualitätjournalismus
“Jeder, der Augen hat zu sehen, wird erkennen, dass das nächste Jahrzehnt das Jahrzehnt des Qualitätjournalismus sein wird; er schafft die Bindungskräfte einer medial disparaten Gesellschaft. Schon heute merken wir – und ich glaube, ich spreche damit auch für Kollegen aus anderen Häusern – dass die Durchschlagskraft, die der einzelne Artikel entfaltet, trotz Medienkonkurrenz ungleich größer ist als noch in den achtziger und neunziger Jahren. Das hat damit zu tun, dass in einem kommunikativen Chaos die verlässlichen Stimmen besser durchdringen.
Die, die sich nicht anstecken lassen, die ihre Qualität, also: ihre Inhalte unverändert lassen, werden sein, was diese Gesellschaft dringender benötigt denn je: der geometrische Ort, an dem die Summe des Tages und der Zeit gezogen wird.
Wir fühlen uns gewappnet. Und dennoch gibt es in Deutschland, anders als in allen anderen Staaten Europas, eine Asymmetrie, die nicht nur uns, die allen Zeitungen zu denken gibt. Je stärker der öffentlich-rechtliche Rundfunk ins Internet ausgreift, desto bedrohter werden die Zeitungen. Die öffentlich-rechtlichen Systeme haben begonnen, im Internet zu veröffentlichen; und das mit einem Etat im Rücken, der dem Staatshaushalt eines baltischen Landes entspricht. Sie verfassen Rezensionen im Internet, Kommentare und Tagebücher. Noch ist es nicht soweit. Doch wenn diese gebührenfinanzierten Angebote weiter ausgebaut werden, sind die Zeitungen, die sich durch den Markt finanzieren, wirklich bedroht.”
Schuldige für die eigene Ahnunglosigkeit sind immer schnell parat.
Indiskretion vs. FAZ zum Nachschlag
Wunderbarer Beitrag! Habe euren Blog erst vor 2 Wochen entdeckt.Dazu passt noch die “FAZ-Frau ohne Fakten” oder “Die FAZ blubbert bildungspolitisch durchs Land.”
vgl.http://www.bildungswirt.de/2008/09/04/129
Get a life dude. Haste schon mal Loose Change Final Cut besprochen? Oder 9/11 Press for Truth? Stattdessen sowas, tse.
@2: Apropos Freiligrath. Karl Lagerfeld wurde von seinem Onkel in Münster geohrfeigt, weil er nicht wusste, wer Freiligrath war. Zumindest hat er das Gero von Boehm erzählt.
Tobias Rüther schreibt viel, ohne dabei viel nachzudenken. Manchmal tut er mir einfach nur leid. Wenig Ahnung etc.
Wie kann die FAZ das nur ertragen?!?