Sehr geehrter Herr Riecke,

mit Erstaunen nehme ich zur Kenntnis, dass sie inzwischen bereit sind, die Daten krimineller – oder auch nur potentiell krimineller – Nutzer von StudiVZ quasi auf Zuruf den Strafverfolgungsbehörden zur Verfügung zu stellen. Spiegel Online lassen Sie wissen:

Riecke: Wir stehen da zwischen den Fronten. Auf der einen Seite der Datenschutz, auf der anderen Seite die Ermittler. Das Telemediengesetz verbietet uns, ohne Zustimmung der Nutzer Nutzungsdaten zu speichern. So hat der BGH vorigen Herbst entschieden. Die Kripo- und LKA-Beamten verlangen aber genau diese Daten von uns, die wir laut Datenschützern nicht speichern dürfen. Deshalb haben wir die Nutzer der Speicherung der Nutzungsdaten zustimmen lassen.

SPIEGEL ONLINE: Konkret: Zu Ihnen kommt ein Staatsanwalt mit 30 Fotos aus StudiVZ-Profilen, die Leute anscheinend beim Kiffen zeigen. Er verlangt Klarnamen zu den Profilen und allen Kommentaren. Was machen Sie?

Riecke: Gott sei Dank dürfen wir bei Ermittlungsersuchen solche Daten nun herausgeben. Nutzungsdaten speichern wir bei allen Nutzern, die uns das erlaubt haben durch ihre Einwilligung.

(http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,537622,00.html) Desweiteren teilen Sie mit, dass viele Ihrer Mitarbeiter mit der Überwachung solcher Umtriebe beschäftigt sind. Und dann, wenn man Nazigruppen meldet, dergestalt mit einer mehrfach verwendeten Mail antworten:

Hallo *****,

herzlichen dank für Deine Meldung der “Ich bin ein Nazi” Gruppe.

Insbesondere bei einem so sensiblen Thema wie dem Umgang mit rechten Themen
sind wir natürlich darauf bedacht, sensibel und schnell zu reagieren und rechtsextreme, rassistische, faschistische oder den Nationalsozialismus verherrlichende Aussagen sofort aus dem StudiVZ zu löschen.
Obwohl sich in unserem Team niemand auch nur annähernd damit identifiziert und jeder von uns auch eine persönliche Meinung zu diesem Thema hat, sind wir jedoch zu der Überzeugung gekommen, Dieses Thema und ihre Mitglieder nicht gänzlich aus dem StudiVZ auszuschließen:
Hier ist eine entsprechende Diskussion wesentlich zielführender ist, als wenn wir das Thema unter den Tisch kehren.
Wenn es jedoch ausartet, Gesetzte oder unsere AGB bzw. der Verhaltenskodex
verletzt schreiten wir natürlich ein.

LG D**** [studiVZ Support]

Es isrt nicht mein Netzwerk, aber an Ihrer Stelle wäre es vielleicht gar nicht so doof, rechtzeitig dafür zu sorgen, dass solche Dinge frühzeitig bereinigt werden, statt sie wissentlich zu tolerieren, bis der Staatsanwalt kommt. Meinjanur.

Don Alphonso

P.S.: Ich würde es ja verstehen, wenn jetzt viele Leute ein neues Profil anlegen und der Datenspeichrung widersprechen. Oder sich gleich was anderes suchen; nicht weil sie Kriminelles im Schilde führen, sondern StudiVZ mitsamt dieser Abmahngeschichten irgendwie nicht mehr so toll finden.