Wollen wir wetten?

Ich behaupte, dass gerade in Berlin und im Ruhrgebiet die üblichen Verdächtigen des Web2.0 zusammensitzen und brainstormen. Wie sie die neuen, bescheuerten Slogans des Regionenmarketings für ihre eigenen Zwecke ge- bis missbrauchen können. Auf der einen Seite die bösen, teuren Agenturen, und die inkompetenten Stadtfürsten, auf der anderen – und richtigen – Seite unsere strahlenden, jungen, schlagartig gar nicht mehr gierigen Startupper, denen in letzter zeit ein wenig die Puste ausgeht. Weil Videos hochladen, eine Community gründen und Google Maps dazukleben, das kann jeder. Und diese Chance, sich an die Spitze der communitydriven, webbasierten Demokratienutzer zu stellen und auf der Basis ihr eigenes, dann sicher auch in den Medien gehypedes Ding zu machen, diese Chance werden sie sich nicht entgehen lassen.

Oh, und nachdem in den jeweiligen leitenden Regionalblättern auch ein paar leitende Freunde und Agenturgenossen sitzen und schreiben, wird es natürlich auch genauso verwurstet: Der Untergrund im netz setzt seine Stimme gegen die Top Down Entscheidungen und wird selbst kreativ, selbst wenn es nur die Dauerkommentatoren der üblichen Business Blogs sind, die auch etwas vom Ruhm abwollen. Der Claim: Wir machen userbasiert das für lau, was die anderen mit 10 Millionen Aufwand nicht hinbekommen. Man kennt sich, man hat zusammen nette Videos gedreht, da kann man auch mal solche Dinger drehen. Die, die es machen, können damit rechnen, mal wieder auf ein paar Konferenzen eingeladen zu werden und etwas über Netzkultur zu erzählen, statt über die mauen Umsätze ihrer Klitschen und vergeigte Altprojekte.

Vielleicht sogar zusammen mit einem Stadtvermarktungsbeauftragten einer Behörde, dem sie ihre Lösung dann bei der nächsten Runde verticken. Oder zumindest einen Zuschuss für ihren eigenen Kongress abgreifen. Awareness sowieso. So läuft das nun mal in der Kulturpolitik. Wenn´s im Kapitalismus nicht läuft, sucht man halt staatliche Stellen an Unterstützer. Weil es ist ja Web2.0, da geht das alles, von der Demokratie bis zur Werbung für die chinesischen Mörder.

Ich wäre wirklich überrascht, wenn es nicht so kommen würde.